Im ganzen Klassenzimmer wurde es noch stiller, als alle, auch Atticus und Zoey, sich zu Isabella umdrehten, die ganz lässig zu dem schwarzen Tisch auf der Bühne ging.
Als sie dort ankam und ihren Blick durch die Klasse schweifen ließ, fiel Isabella sofort die Lücke zwischen Aislan und Eldric auf. Sie ignorierte sie komplett, als ginge sie nichts an.
Es gab wenig in der Akademie, vor allem auf dem Campus, von dem sie nichts wusste. Natürlich würde so ein Aufruhr viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Isabella begann sofort mit dem Unterricht, und alle Schüler hörten aufmerksam zu. Nach fünf Stunden beendete sie den Unterricht und verließ sofort das Klassenzimmer, ohne ein Wort zu sagen.
Sobald Isabella weg war, packte Atticus Zoey an der Hand und erschreckte das arme Mädchen zu Tode.
Bevor Zoey sich fragen konnte, was los war, nickte Atticus Kael zu und verließ mit Zoey im Schlepptau den Raum, während die anderen Schüler gedankenverloren auf die Tür starrten, durch die die beiden gerade verschwunden waren.
Atticus ging mit schnellen Schritten durch den Flur des Gebäudes und zog ein hübsches Mädchen mit lila Haaren hinter sich her.
Das hübsche Mädchen hielt sich mit der anderen Hand das Gesicht zu, als wollte sie eine leichte Röte verbergen, die ihr ins Gesicht stieg. Ihr Blick war auf Atticus‘ feste Hand gerichtet, die ihre hielt.
Atticus ging weiter durch den Flur, und nach ein paar Sekunden erreichten sie beide den Aufzug. Als sie eintraten und sahen, dass er leer war, drückte Atticus schnell den Notknopf, sodass der Aufzug plötzlich stehen blieb.
Als Atticus Zoey losließ, schlug ihr Herz nervös, und sie wandte ihren Blick von seinem intensiven Blick ab.
Sie zuckte unwillkürlich zusammen, als er sich ihr zuwandte, und machte instinktiv einen Schritt zurück, nur um festzustellen, dass Atticus ihre Bewegung mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen nachahmte.
Mit jedem Schritt, den er nach vorne machte, wich Zoey einen zurück, ihr Herz schlug vor Aufregung und Nervosität wie wild. Atticus hatte absolut recht gehabt, sie war unglaublich schüchtern.
Der Tanz ging weiter, bis Zoey sich gegen die Wand gedrückt fand und ihr Herz einen Schlag aussetzte, als ihr klar wurde, dass sie nirgendwo mehr zurückweichen konnte.
„Hey“, sagte Atticus mit sanfter, charmanter Stimme, die Zoey einen Schauer über den Rücken jagte, als er die Distanz zwischen ihnen verringerte.
Sie konnte die Wärme seines Atems auf ihrer Haut spüren und ihre Wangen wurden vor Verlegenheit rosa.
„Er ist zu nah“, dachte Zoey panisch und wandte ihren Blick ab, während sie sich bemühte, sich zu beruhigen.
„Er riecht wirklich gut“, schossen ihr zufällige Gedanken durch den Kopf, während ihre Gedanken weiter rasten.
Doch während sie diesen Wirbelwind der Gefühle durchlebte, erklang eine kleine, schelmische Stimme in ihrem Kopf: „Hehe.“
Zoey konnte nicht anders, als innerlich mit den Augen zu rollen, als Lumindra sie neckte, und versuchte, die ablenkenden Gedanken beiseite zu schieben, während sie sich auf den Moment konzentrierte.
Sie hatte schon genug um die Ohren; sie konnte sich wirklich nicht mit Lumindras Neckereien beschäftigen.
Als Atticus sah, dass Zoey in Gedanken versunken war und seine Begrüßung nicht beantwortete, beschloss er, ihre neu entdeckte Schwäche auszunutzen.
„Ich küsse dich, wenn du mich nicht ansiehst“, sagte Atticus. Er musste nicht mal eine Sekunde warten. Zoey drehte ihren Kopf sofort zu ihm und ihre Blicke trafen sich.
Atticus schaute Zoey mit einem tiefen Lächeln in ihre amethystfarbenen Augen und versuchte, sich nicht darin zu verlieren.
Zoey kämpfte unterdessen darum, ihre Fassung zu bewahren, ihr Herz schlug wie wild. Sie waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt! Sie konnte seinen Atem spüren.
Es war das erste Mal, dass Zoey einem Mann so lange so nahe kam, und dazu noch einem Mann, der ihr gefiel.
Als Atticus tief ausatmete, wurde sein Lächeln breiter. „Du bist perfekt“, sagte er und seine Worte lösten eine Welle von Gefühlen in Zoey aus.
Zoey brauchte einen Moment, um seine Worte zu verarbeiten, aber als sie es tat, überkam sie eine Welle der Hitze, die ihre Wangen in ein leuchtendes Rot tauchte.
Bevor sie ihre Gedanken sammeln konnte, beugte sich Atticus vor und schloss die verbleibende Distanz zwischen ihnen.
Ihre Lippen trafen sich zu einem sanften, zärtlichen Kuss.
Die ersten paar Sekunden waren unangenehm, unglaublich unangenehm.
Erstens war Zoey von dem Kuss so überrascht worden, dass sie vor Schreck die Augen weit aufriss und instinktiv versuchte, ihren Kopf nach hinten zu neigen, nur um festzustellen, dass sie keinen Platz dafür hatte – ihr Kopf war bereits gegen die Wand gedrückt.
Sie wusste nicht, wohin sie ihre Hände nehmen sollte, und entschied sich schließlich, sie an die Wand zu legen.
Der zweite Grund war, dass sie keine Ahnung hatte, wie man küsst! Schlimmer noch, keiner von beiden hatte eine Ahnung, wie man küsst!
Es war Atticus‘ erster Kuss mit einem Mädchen, und ehrlich gesagt improvisierte er einfach.
Aber es war gut, sehr gut sogar, dass Atticus‘ Wahrnehmung und Intelligenz nicht nur Show waren. Er hatte in Filmen und sogar im echten Leben auf der Erde schon viele Küsse gesehen.
Nachdem beide ein paar Sekunden lang versucht hatten, den Dreh rauszubekommen, verwandelte sich der unglaublich unbeholfene Kuss, bei dem sich nur zwei sehr steife Lippen berührten, plötzlich in etwas, um das viele sie beneidet hätten, wenn sie es gesehen hätten.
Und nach ein paar intensiven Sekunden trennten sie sich wieder. Aber diesmal war Zoey nicht die Einzige, die rot wurde. Überraschenderweise hatte auch Atticus einen intensiven Rotschuss im Gesicht.
„Ähm“, räusperte sich Atticus verlegen und drehte sich zu Zoey um, die immer noch eine Hand auf ihren Lippen hatte, als könne sie nicht glauben, was gerade passiert war.
Atticus bemerkte Zoey’s Schweigen und sagte nichts, um sie mit ihren Gedanken allein zu lassen.
Leise drückte er den Notknopf des Aufzugs, um ihn zu öffnen, und wählte dann die oberste Etage.
Der Aufzug setzte sich in Bewegung.
