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Da es Mist nichts ausmachte, dass wir von ihrer Mutter hörten, oder vielleicht weil sie wollte, dass wir etwas über sie erfuhren, beschloss Mary, während unseres Festmahls von ihr zu erzählen. Alle waren ehrlich gesagt ziemlich interessiert.
„Ich habe sie nur kurz kennengelernt, weniger als eine Woche, und ich weiß nicht besonders viel über sie …“, sagte Mary.
„Aber alle Eltern, die mir ihr Kind anvertrauen, hinterlassen immer einen Eindruck bei mir, jemand, dem ich nie vergeben werde, jemand, dem ich versprochen habe, seine Kinder zu beschützen …“
„Ich bewundere, wie hart du gearbeitet hast, um diese Kinder zu beschützen, sogar in dieser Stadt, die Dämonen so sehr verachtet“, sagte meine Mutter. „Ich bin erleichtert, dass wir dich aus diesem Ort herausholen konnten … Du hast das gut gemacht, all die Jahre.“
„Danke, Lady Faylen“, lächelte Mary. „Aber ohne die Hilfe vieler guter Menschen dort hätte ich das nicht geschafft. Nicht alle waren böse … Ich habe auch schöne Erinnerungen an gutherzige Menschen. Aber gut, kommen wir zurück zum Thema. Mists Mutter … Nun, ich habe sie an einem Freitagmorgen getroffen.“
„Sie war voller Blut, und eine Lanze steckte in ihrem Bauch“, erzählte Mary, während Mist zurückschreckte. „Sie war … wahrscheinlich eine Überlebende des Krieges, jemand, der aus der Schlacht geflohen war, die die Dämonenarmee auf den Kontinent der Menschen gebracht hatte … Sie hielt dich in ihren Armen, als du noch so klein und süß warst, na ja, das bist du ja immer noch …“
„Mutter …“, seufzte Mist und ballte die Fäuste. „Was ist danach passiert?“
„Wir haben es geschafft, sie mit Lucia und der Hilfe einiger Wachen, die Mitleid mit uns hatten, in die Stadt zu schmuggeln“, sagte Mary. „Dort haben wir unser Bestes getan, um ihre Wunde zu versorgen, und konnten gerade noch die Blutung stoppen … Doch die Verletzungen waren zu schwer, sie hätte in diesem Moment sterben müssen, aber sie war voller Willenskraft. Ich erinnere mich, wie sie sagte: ‚Ich werde meine Tochter niemals allein und hungrig zurücklassen.
Selbst wenn ich dafür Schmerzen ertragen muss, werde ich sie bis zu meinem letzten Atemzug ernähren.“ Sie widerstand ihren Schmerzen und stillte dich vier Tage lang mit ihrer Milch.“
Mist war wie gelähmt, als sie das hörte. Ihre Hände begannen zu zittern, und Tränen traten in ihre goldenen Augen, während Zack sie um die Schultern umarmte.
„Sie … Sie hat diese vier Jahre durchgehalten“, sagte Mary. „Sie erzählte mir, dass ihr Stamm sehr klein und arm war und dass sie sich zum Krieg gemeldet hatte, weil sie das Geld für ihre Familie brauchte. Sie wusste nicht, dass sie bis nach Gallatea gehen würden, das hatte ihr niemand gesagt …“
„Dieser Dämonenkönig … war echt ein Arschloch“, seufzte Nepheline. „Er hat wirklich geglaubt, dass es ihm irgendwie helfen würde, einen Haufen unschuldiger Menschen in den Krieg zu schicken … Tsk …“
„Nun, wir haben auch nicht anders gehandelt. Unsere Fraktionen haben ebenfalls viele Unschuldige in den Tod geschickt“, gab Faylen zu. „Niemand ist frei von diesen Sünden …“
„…“ Nepheline schwieg, nachdem sie das gehört hatte.
„Sie … sah dir sehr ähnlich, Mist, meine Liebe“, sagte Mary lächelnd. „Sie war zwar auch klein, aber sie hatte starke Arme, lange schwarze Fingernägel und ein paar schwarze Strähnen in ihrem weißen Haar. Ihre Augen waren schwarz, und sie sagte, dass du deine goldenen Augen von deinem Vater hattest, ihrem Mann, einem Jäger, der ein paar Monate vor ihrem Einmarsch in den Krieg gestorben war …“
„Dad …“, flüsterte Mist und begann leise zu weinen.
„Sie hat dich wirklich geliebt, und selbst inmitten der Schmerzen, die weder durch unsere schwache Magie noch durch unsere billigen Schmerzmittel oder Tränke gelindert werden konnten, hat sie dir immer ein Schlaflied gesungen, während sie dich in ihren Armen hielt …“ Mary lächelte schwach. „Sie sang das Schlaflied, das Mütter ihren Kindern in der Sprache ihres Stammes singen.
Ich konnte es nicht wirklich verstehen, aber ich spürte, dass es etwas damit zu tun hatte, dass die Sonne immer untergeht und jeden Abend und jeden Morgen wieder aufgeht. Wahrscheinlich ging es darum, weiterzumachen und Kummer und Trauer hinter sich zu lassen, denn jeden Tag dreht sich die Welt weiter und wartet nicht darauf, dass du trauerst und weinst, sondern dass du stärker wirst … und mit erhobenem Kopf weitergehst.“
Mist schien eine Melodie zu summen, eine Melodie, die sich in ihr Gedächtnis eingebrannt hatte und die sie in diesen vier Tagen gehört hatte, während Tränen aus ihren goldenen Augen flossen.
„Sie erzählte mir, dass ihr Stamm in der Nähe des Schwarzen Waldes südwestlich des Purpurflusses lebte“, sagte Mary. „Ich weiß nicht mehr, wo das ist, da ich solche Orte nie besucht habe, als ich auf dem Dämonen-Kontinent war … Aber das sind alle Hinweise, die ich habe.“
„Der Schwarze Verwelkte Wald, südwestlich des Purpurflusses …“, sagte Mist leise und versuchte, sich das zu merken.
„Und …“, Mary fing an zu weinen, als sie sich an diese Zeit erinnerte. „Am fünften Tag, als ich nach ihr sehen wollte, ob es ihr besser ging, fand ich sie lächelnd vor, wie sie dich umarmte, während ihr beide im Bett kuschelten.
Du hast so friedlich geschlafen, dass ich dich nicht wecken wollte.
Aber als die Stunden vergingen und ich kein Wort von ihr hörte und sie auch nicht die Augen öffnete … Ich berührte ihre Hand und sie fühlte sich sehr kalt an. Sie war friedlich gestorben, dich umarmt und mit … einem Lächeln.“
„Mama …“, Mist weinte weiter, je mehr sie hörte, desto mehr weinte sie.
„Mama … Schnief … MAMA!“ Sie konnte nicht anders, als laut zu weinen, während Zack sie umarmte und sie sich an seiner Brust ausweinen ließ.
„Es ist in Ordnung … lass alles raus.“ Zack weinte mit ihr und umarmte sie.
Die meisten von uns schwiegen, während ich, ohne es zu merken, auch anfing zu weinen. Aquarina tätschelte mir die Schultern und streichelte meinen Kopf.
„Es tut mir leid, dass ich euch nicht früher von ihr erzählt habe“, seufzte Mary. „Ich wollte euch einfach nicht weinen sehen, meine Lieben …“ Mary umarmte Mist, während Zack Mist sanft losließ, damit sie Mary umarmen konnte.
„Es ist okay …“, weinte Mist. „Ich wollte es wissen … Es macht mich gleichzeitig glücklich und traurig, dass sie friedlich gestorben ist …“
„Das Wichtigste für sie war, dass du weiterlebst und nach vorne schaust, ohne zurückzublicken“, sagte Mary. „Also lass uns genau das tun, okay? Langsam, Schritt für Schritt, lass uns weiter in eine bessere Zukunft gehen.“
„Nn…“, nickte Mist, während sie immer noch weinte. „Ich werde es für Mama tun…“
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