Maylock schaute sich aufmerksam auf dem Schlachtfeld um. Sein Blick huschte von einem Punkt zum anderen, um die Spieler zu finden, mit denen er Kontakt aufnehmen musste. Jedes Mal, wenn er jemanden entdeckte, zeigte er ihn Elowen, die dann eine telepathische Verbindung herstellte. Sie ahmte sogar seinen Tonfall perfekt nach.
„Hier ist Maylock.
Frag nicht, warum ich wie eine Frau klinge“, sagte Elowen und gab die Nachricht weiter. „Du, ja, du bist der Gildenmeister von Cute Baby. Ich kenne dich. Du bist gut darin, deine Gilde anzuführen, auch wenn ihr nur wenige seid. Ich brauche deine Hilfe.“
Auf dem Schlachtfeld erstarrte ein Schwertkämpfer vor Überraschung. „Maylock? Von der Ass-Gilde? Wie? Ja, was soll ich tun?“
„Deine Leute sollen sich auf den Crow Guardian konzentrieren“, fuhr Elowen mit Maylocks Stimme fort. „Haltet ihn beschäftigt, damit er eure Angriffe abwehrt. Das erschwert es dem Monster, seine Zauber zu wirken.“
„Eh, ja, Sir!“, antwortete der Mann mit aufgeregter Stimme. „Ah … und ich bin ein Fan von Ihnen, haha.“
„Konzentrier dich auf deine Aufgabe“, gab Elowen geschickt weiter und hielt ihn auf Kurs.
Elowen lächelte, nachdem sie eine weitere Verbindung hergestellt hatte. Bis jetzt hatte sie Dutzende von Spielern erreicht, und die Anstrengung begann ihr zuzusetzen.
„Hältst du noch durch, Elowen?“
„Ja, Lord Maylock, keine Sorge. Ich mache weiter, bis ich umfalle“, antwortete sie mit einem Grinsen. „Das nehme ich dir vielleicht sogar ab – bis du tatsächlich zusammenbrichst“, sagte Maylock beiläufig.
Elowen kicherte. „Aber woher kennst du so viele Leute auf dem Schlachtfeld? Du weißt sogar persönliche Details über sie. Du hast zum Beispiel eine Person gelobt, zu einer anderen eher direkt gesprochen und eine dritte sogar stärker unter Druck gesetzt. Wie machst du das?“
Maylock seufzte. „Du merkst es wahrscheinlich nicht, aber ich bin kein gesprächiger Typ. Ich beobachte lieber. Und ohne es zu wollen, habe ich am Ende zu viele Leute beobachtet – vor allem diejenigen, die auf den ersten Blick unbedeutend wirken.“
„Unbedeutend, aber in Situationen wie dieser nützlich, richtig?“
Die Schlacht tobte weiter, und immer mehr Monster fielen den unerbittlichen Angriffen der Spieler zum Opfer. Trotz der überwältigenden Stärke der drei Wächter waren ihre Bewegungen deutlich langsamer und weniger agil als zu Beginn des Kampfes. „Max, ist das ein gutes Zeichen?“, fragte Tora nervös. „Machen wir endlich Fortschritte?“
„Ich glaube schon, Tora … Ich hoffe wirklich, dass dieser große Krieg bald vorbei ist“, antwortete Max.
„Aber seit Maylock da ist, wird es besser.“
„Ja, Tora, aber wir haben kaum noch Leute und müssen mehr Schaden anrichten, um diesen Kampf zu beenden.“
Maylock verschränkte die Arme und sein Gesicht wurde immer angespannter, während die Schlacht weiter tobte. Er seufzte tief, bevor er in den Gildenkanal sprach.
„Goldrich, wie sieht es mit der Unterstützung durch die anderen Gilden aus? Können wir noch Verstärkung bekommen?“
„Die meisten sind schon da, aber es sieht so aus, als wären die Feinde, mit denen wir es zu tun haben, zu stark.“
„Das ist echt frustrierend“, murmelte Maylock. „Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Stadtmauern zusammenbrechen, und wenn das passiert, werden die Monster in die Stadt strömen.“
„Also … ist die Zerstörung unvermeidlich?“
Nur wenige Augenblicke später begannen Teile der Festung einzustürzen, und Monster strömten durch die durchbrochenen Mauern in Deadbay City.
„Max, ich glaube, die Stadtbewohner sind in Gefahr!“, rief Tora.
„Die meisten Ritter und Soldaten sind außerhalb der Festung im Einsatz! Die Menschen im Inneren brauchen sofort Hilfe!“, antwortete Max.
Die Luft war erfüllt von panischen Schreien, während Monster durch die Straßen rasten und alles zerstörten, was ihnen im Weg stand.
„Die Lage ist verzweifelt! Wir müssen sofort mehr Leute in die Festung bringen!“, rief Tora.
„Das ist vielleicht der beeindruckendste Krieg, den ich je gesehen habe, aber auch der verheerendste.“
Monster strömten in die Straßen von Deadbay City und zerstörten alles, was ihnen in den Weg kam. Die Stadtbewohner versteckten sich in ihren Häusern und waren in Panik. Einige, von Angst überwältigt, rannten ins Freie.
Plötzlich sprang jemand von oben auf die Straße, wo eine Horde Monster randalierte. Die Gestalt war kleiner als die meisten anderen, aber stämmig und kräftig – ein Zwerg, der einen riesigen Hammer schwang. Es war Fokil.
„Verpiss dich! Du störst mich bei der Arbeit!“, brüllte Fokil. Ohne zu zögern stürmte er vorwärts und schwang seinen Hammer mit enormer Wucht. Der Schlag schleuderte ein Monster durch die Luft.
Mit einem Grunzen sprang Fokil hoch und schlug erneut mit seinem Hammer zu, der die Kreatur beim Aufprall in Stücke zerschmetterte. Er drehte sich blitzschnell um und schleuderte den Hammer in einem weiten Bogen. Dieser schoss wie eine Rakete nach vorne und vernichtete ein weiteres Monster beim Aufprall.
Er hob seine rechte Hand und der massive Hammer flog mühelos zurück in seinen Griff. Fokil wischte sich die Stirn und blickte in Richtung Stadttor. „Ivana?“, murmelte er und kniff die Augen zusammen.
Richtung.
Auf dem Schlachtfeld kämpfte Ivana gegen den Gorilla-Wächter, während Kingsley sich mit den umliegenden Monstern beschäftigte. Ihre schnellen Bewegungen und kraftvollen Schläge hielten die riesige Kreatur in Schach und hinderten sie daran, effektiv zurückzuschlagen.
Doch in einem einzigen Augenblick wendete sich das Blatt. Der Gorilla-Wächter schaffte es, Ivana zu packen und sie aus der Luft zu reißen. Ihr Schild fiel klirrend zu Boden, als die riesige Hand der Bestie sie fest umklammerte. Der Wächter schlug sie wiederholt auf den Boden, sodass sie sich kaum noch befreien konnte.
Kingsley sah Ivana in Gefahr, verwandelte sich sofort in seine Pantherform und rannte mit unglaublicher Geschwindigkeit auf sie zu.
Doch bevor er sie erreichen konnte, sauste ein Hammer durch die Luft und traf den Gorilla-Wächter am Kopf. Der Aufprall brachte den Gorilla ins Straucheln und ließ ihn kurz das Gleichgewicht verlieren – doch das reichte nicht aus, um seinen Griff um Ivana zu lockern. Sie war immer noch gefangen, und die Lage blieb verzweifelt.
Aus der Ferne sprintete Fokil vorwärts. Er hob seine rechte Hand, und der Hammer flog zurück in seinen Griff.
„Wage es nicht, ihr wehzutun!“, brüllte Fokil und stürmte mit voller Geschwindigkeit vorwärts. Doch kurz bevor er Ivana erreichen konnte, schoss ein helles Projektil durch die Luft und schlug direkt in die Brust des Gorilla-Wächters ein. Der heftige Schlag ließ das riesige Tier zurücktaumeln und zwang es, seinen Griff um Ivana zu lockern, die zu Boden fiel.
Fokil eilte vorwärts und fing sie schnell auf.
„Wer war das?“, fragten alle und schauten sich nach der Quelle des Projektils um. Dann, wie auf ein Stichwort, richteten sie alle ihren Blick nach oben und suchten nach dem geheimnisvollen Retter am Himmel.
Tora zeigte erschrocken zum Himmel und rief: „Max, was ist das?“
Alle schnappten nach Luft, als eine riesige magische Formation erschien und den Himmel erhellte. Alle Augen waren in dieselbe Richtung gerichtet.
Ein scharfer Aufschrei hallte über das Schlachtfeld, als die Spitze eines kolossalen Speers langsam aus den Wolken auftauchte.
Ja, es war ein kolossaler Speer!
Max murmelte: „Ein riesiger Speer?! Könnte das weitere Verstärkung sein?“
Die Online-Zuschauer reagierten schnell und kommentierten wild: „Hey … schaut mal da drüben! Da reitet jemand
auf einem Pegasus?!“
„Was redest du da, bist du blöd?!“
„Nein, im Ernst! Zoom mal ran! Da reitet jemand auf einem Pegasus!“
Tora riss die Augen auf, als ihm dasselbe auffiel. „Max, siehst du das auch? Reitet da jemand auf einem fliegenden Pferd?“
Max nickte ungläubig. „Ja, Tora, ich sehe es … aber es ist kein Pegasus.“
Als die Kamera näher zoomte, wurde die Wahrheit klar. Es war kein Pegasus – es war ein weißer Fuchs mit vier Schwänzen und Flügeln, der anmutig am Himmel schwebte. Auf dem Rücken des majestätischen Wesens saß eine Gestalt, die einen riesigen Bogen schwang und nicht einen gewöhnlichen Pfeil, sondern einen Speer abschoss! Er benutzte einen Speer als
seinen Pfeil.
Währenddessen tauchte ein weiterer kolossaler Speer aus den Wolken auf, dessen Größe mit jeder Sekunde deutlicher wurde.
„Was ist das?!“
Doch dann rief jemand: „Es ist Broken! Es ist Broken! Broken ist da!“
