Broken und Freya suchten nach einem anderen Weg, um aus dem Dorf zu kommen, ohne Trison oder Optimus zu treffen, zwei Mitglieder der Ass-Gilde, die auch in der Stadt waren. Sie schlichen durch enge Gassen und kamen an einfachen Häusern vorbei, als plötzlich ein älterer Mann mit einem knorrigen Stock hinter ihnen auftauchte und ihnen mit mühsamen Schritten folgte.
„Hey, ihr beiden, wartet, wartet!“, rief der alte Mann mit stockender Stimme.
Broken blickte über seine Schulter, während Freya, ebenso vorsichtig, seinen Arm fester umklammerte. Die Sorge stand ihr ins Gesicht geschrieben, als der sich nähernde NPC versuchte, sie einzuholen. „Wartet … ihr beiden … bitte“, brachte der alte Mann zwischen zwei Atemzügen hervor.
„Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte Broken.
Der ältere Mann lächelte breit, seine Augen strahlten vor Freude. „Ich freue mich riesig, Spieler zu sehen, die die Göttin Akidia auch verehren. Ihr habt wirklich eure Herzen für die Großartigkeit der Göttin Akidia geöffnet und erkennt in ihr eine Figur, die höchste Verehrung verdient“, sagte er sanft, und sein Gesicht strahlte echte Fröhlichkeit aus.
„Hör mal, alter Mann, wir müssen wirklich …“, begann Freya, aber Broken hielt sie subtil mit einem festen, aber sanften Griff zurück.
„Gibt es etwas Bestimmtes, das du uns mitteilen möchtest? Wir haben es etwas eilig“, sagte Broken mit dringlicher Stimme.
Der ältere Mann nickte langsam. „Es gibt zwei Spieler, die beide vor Aggression und offensichtlicher Stärke strotzen und offenbar nach euch beiden Ausschau halten …“
Broken und Freya wurde mit beunruhigender Klarheit bewusst, dass sie tatsächlich verfolgt wurden. Die Worte des älteren Mannes zeichneten ein klares Bild.
„Sie suchen einen schwarzhaarigen Mann in Begleitung einer rothaarigen Bogenschützin“, fuhr er fort und ließ seinen Blick bedeutungsvoll auf Broken und Freya ruhen, was ihren Verdacht bestätigte.
„Aber keine Angst, ich kenne einen sicheren Weg aus diesem Dorf. Ich kann euch führen, denn einer derjenigen, die nach euch suchen, steht gerade am Haupttor und wartet auf die Kutsche, mit der ihr angekommen seid.“
Broken warf Freya einen fragenden Blick zu, die ihm diskret eine Nachricht schickte.
„Ich glaube, wir können diesem Mann vertrauen. Wenn er uns verrät, können wir ihn ausschalten.“
Broken konnte nicht anders, als überrascht die Augenbrauen hochzuziehen, als er ihre offene Nachricht hörte.
Die beiden folgten dem älteren Mann eilig durch die verwinkelten Gassen des Dorfes. Da der ältere Mann jedoch langsam ging, nahm Broken ihn auf den Rücken. Schließlich gelangten sie zu einem weniger bekannten Ausgang.
„Möge die Göttin Akidia euch immer beschützen und euch behüten.
Es wäre gut, wenn ihr euch eine Weile im nahe gelegenen Wald versteckt, bis sie das Dorf verlassen haben. Ich habe auch andere treue Anhänger der Göttin Akidia angewiesen, ihre Aufmerksamkeit abzulenken, sodass ihr vorerst in Sicherheit seid. Ich hoffe, wir sehen uns wieder unter dem Schutz der Göttin Akidia“, erklärte der Mann mit ernsthafter Besorgnis in der Stimme. Doch bevor er seine lange und bedachte Rede beenden konnte, hatten Broken und Freya sich bereits von ihm entfernt.
Als sie ihr Tempo beschleunigten, erhielt Broken eine Nachricht von Booba. Er hielt kurz inne, um die Nachricht zu lesen.
[Booba: Ich habe mein Bestes versucht, sie aufzuhalten, aber es scheint, als wüssten sie, wo du bist. Es waren Kingsley und Melliandra, Mitglieder der Ass-Gilde. Du solltest schnell einen anderen Weg finden, sonst könntest du in Schwierigkeiten geraten.
Sie sind auf dem Weg zu dir, möglicherweise mit weiteren Gildenmitgliedern. Ich bin auch auf dem Weg zu dir, um dir zu helfen, falls du in Schwierigkeiten gerätst.
[Broken: Danke für die Info. Ich melde mich bald wieder bei dir.
Er teilte den Inhalt von Boobas Nachricht mit Freya. Sie überflog den Text und ein schiefes Lächeln huschte über ihr Gesicht.
„Dein Freund Booba scheint ziemlich zuverlässig zu sein, was?“, bemerkte sie mit einem leisen Lachen. Broken seufzte leise. „Ich würde sagen, er ist eher ein Unruhestifter als eine Hilfe, aber ich kann nicht leugnen, dass er der einzige Freund in meiner Freundesliste im Spiel ist, schon bevor ich ein göttlicher Champion wurde.“
Er fügte hinzu: „Also, was sollen wir deiner Meinung nach tun?“
Freya nickte langsam und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe.
„Ich habe ein paar Ideen, aber ich würde gerne zuerst deine Meinung hören.“
„Ich bin mir nicht ganz sicher, was ihre Motive waren, aber ich bin einmal Elincia, ihrer Gildenmeisterin, begegnet.
Aus dem Nichts hat sie einen mächtigen Zauber auf mich gewirkt. Das ist meine eindrücklichste Begegnung mit der Ass-Gilde, und seitdem sind sie hinter mir her, jagen mich oder so – ich weiß wirklich nicht, was sie wollen.“
Freya nickte langsam. „Und jetzt stecken wir hier in diesem Schlamassel.“
Broken fuhr fort: „Sie gehören zu den mächtigsten Gilden in Immortal Legacy, und ich versuche, ihnen vorerst aus dem Weg zu gehen. Zumindest bis ich genug Kraft gesammelt habe, um mich ihnen direkt zu stellen.“
„Ich denke, das ist im Moment die klügste Entscheidung.“
„Aber hast du eine Ahnung, was sie von mir wollen? Warum jagen sie mich so unerbittlich?“
Freya schüttelte langsam den Kopf. „Gilden, egal ob klein oder groß, wollen immer die Oberhand haben und alles erobern, was sie sehen. Dazu rekrutieren sie gute Spieler, vernichten ihre Feinde, greifen an oder führen sogar Kriege gegeneinander. Außerdem schicken sie Spione zu rivalisierenden Gilden, um von innen Chaos zu stiften. So läuft das eben in Immortal Legacy.“
„Ich verstehe“, antwortete Broken. „Das klingt kompliziert, aber auch irgendwie faszinierend, was diese großen Gilden tun, um ihre Macht zu erhalten.“
„Es wird erwartet, dass das Königreich Dissidia bald in einen Bürgerkrieg stürzen wird.“
„Hat das mit Prinzessin Aloras Thronbesteigung zu tun?“
„Ja.“
„Ich habe sie schon einmal getroffen.“
Freya nickte mit einem wissenden Lächeln und neckte ihn: „Und was denkst du? Ist sie nicht wunderschön ohne Kleidung?“
Broken wurde ernst: „Sie ist in der Tat wunderschön. Ich muss der glücklichste Spieler in diesem Spiel sein!“
Freya kicherte leise: „War nur ein Scherz. Aber im Ernst, die Ass-Gilde ist eine der Fraktionen, die sie unterstützen. Ich glaube, sie sammeln gerade ihre Kräfte, um sich eine starke Position für den bevorstehenden Konflikt zu sichern.“
„Sie sind also Strategen in einem großen Plan“, überlegte Broken und begann, die Tragweite ihrer Beteiligung zu verstehen.
„Genau. Sie spielen ein langes Spiel und versuchen sicherzustellen, dass sie die Oberhand behalten, wenn das Königreich im Chaos versinkt.“
„Angesichts der aktuellen Lage sieht es so aus, als könnten wir nicht sofort nach Clario City weiterziehen“, sagte er und hielt inne, um über ihre Optionen nachzudenken. „Ich muss einen Weg finden, meine Werte schnell zu verbessern.“ Er wandte sich an Freya. „Hast du eine Idee, wie ich das anstellen könnte, Ms. Super-Assistentin?“
„Ich glaube, ich habe einen Plan“, antwortete sie und zeigte auf den dichten Wald, der sich bis zu den hoch aufragenden Bergen zu ihrer Rechten erstreckte. „Wenn wir in diese Richtung gehen, können wir uns in der Wildnis verstecken. Das ist vielleicht riskant, aber weitaus sicherer, als uns dem Duo Kingsley und Melliandra von der Ass-Gilde oder sogar Trison und Optimus zu stellen. In dieser Gegend könnten wir auch auf Geister, wilde Monster oder vielleicht sogar Raid-Bosse treffen.“
„Geister?“, überlegte Broken einen Moment. „Könnten wir dort vielleicht einen einzigartigen Geist finden?“
„Meister …“, mischte sich Polly, die plötzlich zwischen ihnen auftauchte, sofort ein. „An einem solchen Ort könntest du tatsächlich einen einzigartigen Geist finden. Aber sei gewarnt, die Monster, denen ihr begegnen werdet, werden wahrscheinlich auch sehr stark sein.“
Broken nickte begeistert. „Das klingt nach unserer besten Chance“, sagte er und hob die kleine Fuchskreatur hoch. „Polly, ist dieser Plan für dich in Ordnung?“
Broken nickte begeistert. „Das klingt nach unserer besten Chance“, sagte er und hob die kleine Fuchskreatur hoch. „Polly, ist dieser Plan okay für dich?“
Polly nickte entschlossen. „Ich schaffe das. Euch beide auf meinem Rücken zu tragen ist kein Problem,
Meister“, versicherte sie.
„Gut, danke, Polly.“
Mit einer schnellen Verwandlung vergrößerte Polly ihre Gestalt, ihre drei majestätischen Schwänze fächern sich weit aus,
als sie brüllte, um ihre Bereitschaft zu verkünden.
Broken sprang auf Pollys Rücken und streckte Freya seine Hand entgegen. „Sollen wir?“
„Kann ich diesmal vorne sitzen, Herr Prinz?“, fragte Freya neckisch mit einem verschmitzten Funkeln in den Augen.
„Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist …“, überlegte Broken und strich sich nachdenklich über das Kinn. „Vielleicht würde ich ja sagen, wenn du zwei Jahre jünger wärst, Frau Assistentin.“
„Ach, komm schon. Dir ist doch klar, dass es ein bisschen unhöflich ist, das Alter einer Frau zu erwähnen, oder? Vor allem, wenn ich gar nicht so viel älter bin als du, verwöhnter Sohn der Göttin Akidia!“ „Keine Sorge“, sagte Broken mit einem beruhigenden Lächeln. „Alter ist nur eine Zahl. Das ist für uns wirklich kein Problem.
Lass uns einen Schritt nach dem anderen machen“, scherzte er mit neckischer, aber beruhigender Stimme.
Freya lächelte zurück und sprang mit einer anmutigen Bewegung auf Polly hinter ihm.
„Bist du bereit für den Ritt deines Lebens?“
„Aber klar doch!“, antwortete Freya und lachte vor Aufregung.
Damit machten sie sich auf zu ihrem Abenteuer.
