„Das Material könnte man in mindestens einem Monat lernen“, murmelte Bea, sobald sie ihre Schicht beendet hatte.
Ihre Begegnung mit Zeno ging ihr noch durch den Kopf, und es wäre gelogen, wenn sie behauptet hätte, dass sie den Rest des Tages an nichts anderes gedacht hätte. Vielleicht hatte sie sogar die Bücher einiger Kunden vertauscht, aber das war ihr völlig egal. Eine kleine Überraschung konnte ja nicht schaden, oder?
Währenddessen hatte Zeno den ganzen Nachmittag in seinem Zimmer verbracht und war nicht einmal zum Mittagessen rausgegangen.
Der Stapel Bücher lag auf seinem Bett, und er warf das letzte Buch beiseite.
„Endlich“, murmelte er und streckte seine Fingerknöchel.
Er hatte alle acht Bücher gelesen, die Bea ihm empfohlen hatte. Manche würden vielleicht sagen, dass das unmöglich sei, aber Zeno hatte einen Weg gefunden, effizient zu lesen – besonders Lehrbücher.
Nachdem er einen Teil davon gelesen hatte, gelang es ihm, für jedes Kapitel Schlussfolgerungen zu ziehen.
Und nun hatte sich sein theoretisches Wissen über das Schauspielern drastisch erweitert.
[Schauspielern + 1. Schauspieltechniken auswendig gelernt]
[Schauspielern: A+]
[Ruhm-Anzeige: 8 %]
Er seufzte, lehnte sich gegen den Stuhl und massierte sich die Augen. Er hatte zwar einen übernatürlichen Verstand, aber sein Körper war immer noch menschlich, sodass ihm das schnelle Lesen ziemlich zusetzte.
In diesem Moment spürte er etwas Leichtes auf seinem Schoß. Er schaute nach unten und sah Maxie, der ganz entspannt dalag.
Zeno spottete: „Wirst du jetzt langsam warm mit mir?“
Maxie schnaubte, was Zeno zum Lachen brachte.
„Soll ich dann gehen?“
Maxie drehte sich zu Zeno um und warf ihm einen finsteren Blick zu, woraufhin er noch lauter lachte.
„Verstehst du mich eigentlich?“ murmelte er.
Maxie nahm wieder ihre entspannte Haltung ein und kuschelte sich sogar an Zenos Knie.
Er schüttelte den Kopf. „Du bist wohl doch nicht so dumm, wie ich gedacht habe. Du bist sogar schlauer als Jace.“
Sie schien sich über sein Kompliment zu freuen, denn sie leckte Zeno kurz.
In diesem Moment öffnete sich die Tür. Zeno dachte, es wäre Doha, aber stattdessen kam Eli herein.
Er sah etwas verlegen aus, als er die Tür weiter öffnete.
Dann räusperte er sich. „Es ist Zeit zu essen“, murmelte er. Er schien etwas sagen zu wollen, hielt sich aber zurück.
Zeno grinste amüsiert.
„Maxie, komm schon“, sagte Eli mit sanfterer Stimme, und der Mischlingshund zögerte nicht, von Zenos Schoß in Elis Arme zu springen.
Die drei gingen zu Dohas Wohnung, wo er wieder ein leckeres Essen zubereitet hatte.
Minji und Doha tauschten einen Blick, während sie Zeno und Eli beobachteten.
Als Doha das Essen auf den Tisch stellte, grinste er. „Also, ist zwischen euch alles klar, oder?“
Eli räusperte sich. „Was meinst du? Zwischen uns war immer alles klar.“
Minji und Doha lächelten erneut. „Klar, klar“, sagte Minji in neckendem Ton.
„Wie auch immer“, fuhr sie fort. „Ich bin froh, dass ihr euch wieder besser versteht. Wegen eures Streits konnte ich die letzten Tage kaum was essen.“
„Lügnerin“, murmelte Eli. „Du hast gut gegessen.“
Minji lächelte. „Du hast recht.“
Damit fingen alle vier an zu essen. Die Unterhaltung war locker, und obwohl sie nicht blutsverwandt waren, hatte Zeno das Gefühl, dass sie sich nah genug waren, um so eine Beziehung zu haben.
Ihm wurde klar, dass Zeno Han echt Glück hatte, solche Freunde zu haben.
„Also“, begann Eli. „Ich habe mich entschieden, mein Studium weiterzumachen.“
Minji ließ ihr Besteck fallen und drehte sich mit großen Augen zu Eli um. „Echt?“
„Diese Woche wird immer besser“, rief Doha. „Was ist passiert? Hat dein Vater dir Geld geschickt?“
Eli schüttelte den Kopf. „Nein, Zeno hat bezahlt“, sagte er unverblümt.
Zeno, der schon mit dem Essen beschäftigt war, spürte die Blicke seiner Freunde auf sich. Er versuchte immer noch, sich alle Schauspieltechniken zu merken, über die er vor einiger Zeit gelesen hatte.
Dann hob er den Kopf. „Was?“, fragte er.
„Du hast seine Unterrichtsgebühr bezahlt?“, fragte Minji.
Zeno nickte. „Ja“, murmelte er. „Ich hatte etwas Geld übrig, nachdem ich bei ‚Sing or Sync‘ gewonnen hatte, also habe ich beschlossen, ihm zu helfen.“
Doha lächelte breit. „Deshalb hast du also an dem Wettbewerb teilgenommen, was?“
Zeno presste die Lippen zusammen. „Natürlich nicht“, leugnete er.
Die drei schienen jedoch nicht überzeugt zu sein.
„Danke … noch mal“, murmelte Eli mit vollen Wangen.
Danach wurde die Stimmung am Tisch noch fröhlicher. Sie redeten nicht viel, aber es fühlte sich an, als würde die Sonne auf sie scheinen, obwohl es Nacht war.
„Hast du schon ein neues Projekt in Aussicht?“, fragte Minji.
Sie waren alle gespannt auf Zenos Antwort.
„Ja“, antwortete Zeno und überraschte sie. „Ich habe nächste Woche ein Vorsprechen.“
„Ist es ein Drama? Ein Film? Eine Miniserie?“, fragte Minji aufgeregt.
Eli schnalzte mit der Zunge. „Lass ihm etwas Zeit zum Antworten.“
„Es ist ein Drama“, antwortete Zeno. „Es ist für den SK-Kanal.“
Alle machten große Augen.
„SK Channel?“, riefen sie gleichzeitig.
Zeno hielt inne und hob die Augenbrauen. „Ja“, murmelte er. „Was ist daran so überraschend?“
„Das ist der Fernsehsender mit den höchsten Einschaltquoten im ganzen Land!“
„Es ist keine Primetime“, antwortete Zeno und erinnerte sich an die Details, die Bobby ihm erzählt hatte.
„Trotzdem, es ist der SK-Kanal!“, rief Eli.
„Welche Rolle strebst du diesmal an?“, fragte Eli.
„Die Hauptrolle“, sagte Zeno lässig und überraschte sie erneut.
Eli hob eine Augenbraue. „Die Hauptrolle? In einer Serie auf dem SK-Kanal?“
Zeno nickte.
„Das ist … findest du das nicht etwas zu früh?“, fragte Doha. Eine Hauptrolle in diesem Sender war den Schauspielern der königlichen Klasse vorbehalten. Selbst die Neulinge hatten es schwer, solche Rollen zu bekommen!
Zeno zuckte mit den Schultern. Er brauchte unbedingt eine Hauptrolle, um eine seiner laufenden Missionen abzuschließen.
„Das ist es“, sagte Zeno ohne zu zögern.
Er musste realistisch sein.
Ein guter Schauspieler zu sein, reichte nicht aus, um eine Hauptrolle in einer so großen Produktion zu bekommen. Es schien, als wolle Bobby nur, dass er es versuchte, um ein Gefühl dafür zu bekommen, aber Zeno merkte auch, dass er nicht viel erwartete.
Letztendlich war er in der Schauspielbranche noch ein Neuling. Er befand sich in einem kleinen Teich, während die anderen Schauspieler bereits im Ozean schwammen.
Aber Zeno wollte sich nicht mit weniger zufrieden geben.
Wie sollte er der beste Schauspieler werden und es allen zeigen, wenn er sich mit weniger zufrieden gab?
„Ich werde die Hauptrolle bekommen“, sagte Zeno entschlossen.
„Entweder das oder nichts.“
