Die Wolken zogen immer dichter und wurden mit jeder Sekunde dunkler. Klaus, der vor dem herannahenden Sturm winzig klein wirkte, stand mit hoch erhobenem Kopf da, sich völlig bewusst, dass er kurz vor einer Begegnung mit dem Tod stand.
Obwohl er nicht genau wusste, was oder wer ein Vorbild war, machten die Worte der Stimme deutlich, dass es sich um Wesen handelte, die selbst die Himmlischen fürchteten. Allein das erfüllte ihn mit der Entschlossenheit, diese Prüfung zu bestehen und stärker zu werden.
Um seine Mutter zu beschützen, wusste Klaus, dass er immer stärker werden musste. Diese Prüfung war nur ein weiterer Schritt auf diesem Weg. Wenn er versagte, würde sein Traum, seine Mutter zum glücklichsten Menschen der Welt zu machen, zerbrechen. Trotz der überwältigenden Widrigkeiten stand er aufrecht da, bereit, sich allem zu stellen, was ihm bevorstand, damit er nach Hause zurückkehren konnte.
Die Wolken wurden immer dichter, wirbelten schneller und verdunkelten sich. Blitze zuckten in ihnen und zogen scharfe Lichtstreifen über den Himmel. Die Luft wurde dick und schwer und drückte auf Klaus, der im Sturm stand.
Der Donner grollte und wurde mit jeder Sekunde lauter. Es fühlte sich an, als würde die Erde selbst beben. Der Wind frischte auf, heulte durch die Bäume und peitschte Klaus, aber er zuckte nicht mit der Wimper.
Die Wolken drehten und wirbelten, fast lebendig vor Wut. Sie schienen nach unten zu greifen, bereit, ihn zu zerquetschen. Die Dunkelheit breitete sich aus und verdeckte die Sonne, bis es sich anfühlte, als wäre die Nacht hereingebrochen.
Klaus konnte spüren, wie sich die Kraft in dem Sturm aufbaute, eine Kraft, die so stark war, dass sein Herz raste. Der Boden unter seinen Füßen begann zu beben, als hätte die Erde Angst vor dem, was kommen würde.
„Es kommt“, murmelte Klaus und machte sich bereit. Er umklammerte sein Schwert fester, seine Knöchel wurden weiß.
Plötzlich donnerte es laut und ein Blitz, nicht dicker als ein Finger, schoss vom Himmel herab. Er fiel mit erschreckender Geschwindigkeit direkt auf Klaus zu. Er grinste und schwang sein Schwert, sodass ein mächtiger Eisschlag den Blitz in der Luft traf.
Es gab eine Explosion, als das Eis zerbrach, aber auch der Blitz zerbrach.
Als er zerbrach, formte er sich jedoch zu kleinen Runen, die sich bewegten und Klaus‘ Körper durchdrangen. Sofort spürte er, wie sein Körper an Kraft gewann. Klaus war überrascht, als er spürte, wie seine Energie stieg, und sagte nichts, sondern machte sich stattdessen bereit für den nächsten Blitz. Der Himmel grollte erneut und die Wolken bewegten sich bedrohlich.
Der Himmel verdunkelte sich noch mehr, fast so, als wäre die Nacht hereingebrochen. Der Wind frischte auf, wirbelte Klaus herum und trug den Geruch von Tod und Zerstörung mit sich. Die Luft fühlte sich dick und schwer an, als würde es bald wieder blitzen.
Klaus umklammerte sein Schwert fester und starrte auf die wirbelnden Wolken über ihm. Er konnte spüren, wie sich die Energie aufbaute, die Spannung in der Luft wie eine gespannte Bogensehne, die jeden Moment schießen konnte.
Ein weiteres Donnern hallte über das Land, lauter und bedrohlicher. Die Wolken schienen vor Kraft zu pulsieren und wirbelten immer schneller. Klaus‘ Herz raste, aber er blieb ruhig und konzentrierte sich auf den bevorstehenden Kampf.
Ohne Vorwarnung schlug ein weiterer Blitz ein. Er war größer und heller als der erste und knisterte vor Energie. Klaus zögerte nicht. Er schwang sein Schwert erneut und schleuderte einen weiteren Eisbogen in den Himmel. Die beiden Kräfte prallten mit einem ohrenbetäubenden Knall aufeinander.
Das Eis zerbrach erneut und der Blitz zerteilte sich in Dutzende winziger Runen. Sie leuchteten mit einem seltsamen Licht, während sie Klaus‘ Körper umhüllten und ihm Wärme und Kraft gaben. Die Kraft war berauschend, aber Klaus wusste, dass er nicht nachlassen durfte.
Der Himmel über ihm grollte immer lauter, als wäre er von seinem Widerstand verärgert.
Die Wolken verdichteten sich, wurden fast pechschwarz und wirbelten heftig durcheinander. Klaus konnte spüren, wie sich die Wut des Sturms aufbaute, und er wusste, dass das Schlimmste noch bevorstand.
Ein weiterer Blitz schlug ein, schnell gefolgt von einem zweiten und einem dritten. Sie folgten in rascher Folge, jeder stärker als der vorherige. Klaus schwang sein Schwert immer wieder und traf den Blitz jedes Mal mit seinen Eisbögen.
„Scheiße“, fluchte Klaus mit angespannter Stimme, als er die vierte Blitzwelle zerschmetterte. Die Wolken über ihm lösten sich nicht auf, wie er gehofft hatte, sondern sammelten sich wieder, dunkler und bedrohlicher. Der Boden unter seinen Füßen begann zu beben, ein tiefes Grollen hallte durch seine Knochen.
Ein lauter Donnerschlag erschütterte den Himmel, und plötzlich tauchte ein riesiger Schlangenkopf aus reiner Blitze aus den Wolken auf.
„Was zum Teufel ist das für ein Scheiß?“, fragte Klaus und spürte eine Welle der Angst, ein tiefes Gefühl der tödlichen Gefahr, wie er es noch nie zuvor empfunden hatte. Der Schlangenkopf, der vor Energie knisterte, senkte sich langsam aus den Wolken, und mit ihm folgte der Rest seines riesigen Körpers. Die Kreatur war gewaltig – ihr 40 Meter langer Körper wand und schlängelte sich durch die Luft und strahlte einen furchterregenden Druck aus, der alles unter sich niederdrückte.
Klaus spürte das Gewicht dieses Drucks sofort. Sein Körper versteifte sich, seine Muskeln spannten sich an, als würde die Luft selbst versuchen, ihn zu zerquetschen. Die Kraft war so gewaltig, dass er das Gefühl hatte, seine Bewegungen seien blockiert, sodass er kaum atmen konnte, geschweige denn kämpfen.
„Bruch!“, schrie Klaus und steckte seine ganze Willenskraft in seinen Befehl. Er drückte gegen die unsichtbare Kraft, die ihn festhielt, und versuchte, sich von dem überwältigenden Druck zu befreien.
Hust! Klaus spuckte eine Mundvoll Blut aus, als er sich aus dem erdrückenden Griff befreite, der ihn festhielt. Seine Brust hob und senkte sich heftig, und er wischte sich das Blut mit dem Handrücken von den Lippen. „Es war also ein Willenskampf. Ich schätze, mein Wille ist noch nicht stark genug“, murmelte er, spürte die Schwäche, weigerte sich aber, sich davon unterkriegen zu lassen.
Er richtete sich auf und starrte auf die riesige Blitzschlange, die sich in den dunklen Wolken wand und deren elektrischer Körper vor gefährlicher Energie knisterte.
„Ich bin nur ein Kind. Warum sind die Himmlischen so grausam?“ Klaus umklammerte sein Schwert fester, seine Knöchel wurden weiß vor Anstrengung. Die Lage war verzweifelt, aber er durfte keine Angst zeigen. Nicht jetzt. Nicht, wenn der Tod ihm ins Gesicht starrte.
Plötzlich grollte der Himmel erneut, und der Klang hallte wie ein Todesglockenschlag. Aber diesmal war Klaus bereit. Er begann, seine Essenz in sein Schwert zu leiten, dessen Klinge in einem intensiven blauen Licht erstrahlte, während sie seine Kraft aufnahm. Die Luft um ihn herum vibrierte von der Energie, die er in die Waffe pumpte, und trotz der aussichtslosen Lage verspürte er einen Anflug von Entschlossenheit.
„Entweder du stirbst oder ich“, knurrte Klaus mit zusammengebissenen Zähnen und starrte die Blitzschlange an. Seine Augen brannten vor Entschlossenheit, als er dem riesigen Wesen gegenüberstand. Die Augen der Schlange leuchteten wie der Sturm über ihr und sie schien vor Vorfreude zu zischen, während sie sich tiefer herabsenkte und zum Schlag ansetzte.
Klaus stellte sich fest auf den Boden und bereitete sich auf den bevorstehenden Kampf vor. Die Luft war dick von Tsion, und der Sturm um ihn herum war ein Strudel aus Kraft und Gefahr. Er wusste, dass dies der Moment war, der über alles entscheiden würde.
Er hob sein Schwert, dessen blaues Leuchten immer intensiver wurde, bis es fast blendete.
Die Schlange rollte sich enger zusammen und machte sich bereit, ihre ganze Kraft zu entfesseln. Klaus spürte, wie der Druck zunahm und das Gewicht des Himmels erneut auf ihn drückte.
Aber er zuckte nicht zurück. Sein Herz pochte in seiner Brust, aber sein Geist war klar. Es gab keinen Platz für Angst, keinen Raum für Zweifel. Alles, was zählte, war das Überleben – sein eigenes und das seiner Mutter. Er durfte nicht verlieren.
Die Heavies grollten erneut, und die Schlange stürmte vorwärts, wobei sie Druckwellen und Blitze auf Klaus schleuderte.
Klaus biss die Zähne zusammen und hielt sein Schwert fest über seinen Kopf. Als die Schlange näher kam, begannen die Heavies noch heftiger zu zittern. Angesichts der furchterregenden Blitzschlange fühlte sich Klaus klein, so klein, dass seine Entschlossenheit zu wanken begann.
–
–
–
Ein paar Kilometer von der Tribulationswolke entfernt, auf dem Gipfel eines Berges, stand eine Frau und beobachtete das Geschehen. Ihr Gesichtsausdruck war schockiert und ungläubig.
„Wie ist das möglich? Er ist doch nur ein Erwachter. Warum muss er eine Tribulation durchstehen?“, murmelte sie und starrte Klaus an, der sein Schwert schwang und einen Blitz nach dem anderen zerstörte.
Sie war beeindruckt von seiner Fähigkeit, die Blitze abzuwehren, aber was sie wirklich verblüffte, war, dass die Person, die die Prüfung durchlief, nur ein Erwachter war.
„Heavs, warum passiert das?“, schrie die Frau erschrocken, als die Blitzschlange erschien.
Sie beobachtete Klaus, dessen Gesicht vor Angst verzerrt war, während er sein Schwert festhielt. Ihr Herz sank, als sie seinen verängstigten Gesichtsausdruck sah. Plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, als ihr etwas klar wurde. „Heavs!“, schrie sie.
Gerade als Klaus spürte, wie seine Entschlossenheit fast zerbrach, stieß er einen tierischen Schrei aus. Mit einer heftigen Schwung seines Schwertes entfesselte er einen mächtigen Eisbogen, der durch die Luft schnitt und frontal auf die Blitzpython traf.
Klaus‘ Eisbogen prallte gegen die Blitzpython, aber die Wucht des Aufpralls konnte sie kaum bremsen. Die Kreatur brüllte, ihre Blitze zuckten wild, und sie griff erneut an. Der Boden bebte bei jeder ihrer Bewegungen, sodass Klaus Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten.
Er biss die Zähne zusammen und wich einem weiteren Blitz aus, aber die Geschwindigkeit der Kreatur war überwältigend. Ihr massiger Körper schlängelte sich und schlug mit einer Heftigkeit zu, der Klaus nur schwer etwas entgegensetzen konnte. Jedes Mal, wenn er sein Schwert schwang, schien die Schlange seine Bewegungen vorauszuahnen, sodass er immer öfter daneben schlug.
Ein scharfer Schmerz durchzuckte Klaus, als ein Blitz seine Schulter traf. Er taumelte, Blut strömte aus der Wunde und seine Sicht verschwamm. Seine Kräfte schwanden und die intensive Hitze der Blitze machte ihm das Atmen schwer. Er fühlte, wie eine Welle der Erschöpfung und Verzweiflung über ihn hinwegrollte.
Er versuchte aufzustehen, aber der Schmerz war fast unerträglich. Sein Schwert fühlte sich schwer in seiner Hand an und er konnte es kaum noch halten.
Blut verschmierte seine Kleidung und tropfte aus seinen Wunden, sodass alles um ihn herum rot gefärbt war. Die Blitzschlange nutzte ihren Vorteil und schlug immer häufiger und heftiger zu.
„Verdammt, ich werde den Himmel zerschmettern und alles zerstören, was ihnen lieb ist“, fluchte Klaus laut, während er auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod balancierte. Aber seine Flüche hatten keine Macht über die Blitzschlange, er war am Verlieren.