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Kapitel 413: Das bin ich

Kapitel 413: Das bin ich

„Geduld, Junge“, murmelte Evangeline, wobei ihre Stimme ganz leicht zitterte, als würde ihre eigene Geduld langsam schwinden. Sie fasste sich jedoch schnell wieder und zwang sich zu einem sanften Lächeln. Ihre Augen funkelten vor Belustigung und Berechnung, während sie jede Regung und Veränderung in Aurelius‘ Gesichtsausdruck beobachtete.

Schließlich kannte sie diesen Blick nur zu gut.

Sie hatte ihn selbst schon einmal gehabt.

Zweifelnd.
Sie seufzte leise, fast wehmütig, als würde sie sich an ihre eigenen Erfahrungen erinnern, doch ihr Blick blieb scharf. „Alles zu seiner Zeit …“, wiederholte sie, und obwohl ihre Stimme sanft blieb, schwang eine gewisse Schärfe mit.

Nur sie wusste, wie lange sie darauf gewartet hatte …

Aurelius hielt trotz seiner nagenden Angst den Blick auf sie gerichtet und versuchte, ihre Absicht zu entschlüsseln.
Seine Gedanken kreisten, während er versuchte, ihr Versprechen einer Heilung mit dem schleichenden Unbehagen in Einklang zu bringen, das ihre Anwesenheit in ihm auslöste.

Aber Evangeline war keine Närrin. Sie durchschaute ihn. Sie hatte Jahre damit verbracht, andere in derselben Lage zu beobachten – schwankend zwischen Hoffnung und Misstrauen, klammernd an den verzweifelten Glauben, dass sie vielleicht, nur vielleicht, gerettet werden könnten.

Und doch gaben sie trotz ihres Zögerns immer nach.
Das lag in der Natur aller Menschen. Sie war da keine Ausnahme.

Denn letztendlich war das Versprechen der Erlösung viel zu verlockend, um ihm widerstehen zu können.

Evangeline lächelte breiter, als sie einen Schritt näher kam, ihre Bewegungen bewusst und langsam, wie ein Raubtier, das seine Beute umkreist. Ihre weißen Gewänder schienen im schwachen Licht mit einem ätherischen Schimmer zu leuchten und warfen sanfte Schatten auf die kalten Steinwände.
„Du erinnerst mich an jemanden“, sagte sie leise, ohne ihn aus den Augen zu lassen. „An jemanden, der genauso gezweifelt hat wie du. An jemanden, der am Ende nicht anders konnte, als nach der Erlösung zu suchen, nach der er sich so sehr gesehnt hatte.“

Aurelius‘ Herz pochte in seiner Brust, die Spannung im Raum wurde immer größer. Er wollte etwas sagen, Antworten verlangen, aber der Stoff würgte ihn immer noch, sodass nur gedämpfte Laute aus seinem Mund kamen.
Sein Verstand schrie ihn an, sich zu wehren, sich gegen ihre heimtückischen Worte zu wehren, aber gleichzeitig wurde sein Körper schwächer. Der Schmerz in seinen Knochen, der stechende Schmerz in seinem Kopf – alles war nur zu real. Und der Gedanke, dass sie das beenden könnte …
„Könnte sie das wirklich …?“

Evangeline neigte ihren Kopf leicht, als würde sie seine Gedanken lesen. „Oh ja, das kann ich“, sagte sie leise, fast als würde sie auf seine unausgesprochenen Gedanken antworten. „Ich weiß, was du fühlst. Die Qual, die Erschöpfung … die Übelkeit, die dich von innen zerfrisst. Das muss nicht so sein.“
Sie streckte die Hand aus und hielt sie nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht, aber sie berührte ihn noch nicht. Ihre Präsenz war überwältigend, und Aurelius spürte, wie seine Entschlossenheit mit jeder Sekunde schwächer wurde.

„Du musst nicht leiden, Aurelius“, flüsterte sie mit fast hypnotischer Stimme. „Ich kann dir Freiheit geben. Ich kann dir Frieden geben.“
Aurelius‘ Atem ging schneller, als ihre Worte tiefer in seinen Geist eindrangen. Das Versprechen, dass sein Leiden ein Ende haben würde, war so verlockend, so verlockend. Konnte er ihr wirklich vertrauen? Konnte sie ihn tatsächlich heilen?

Aber sein Instinkt schrie Nein.

Diese Frau, diese seltsame, ätherische Gestalt, die behauptete, Rheas Schwester zu sein … da war etwas nicht stimmt.

Etwas war seltsam an ihr.
Seine Gedanken waren durcheinander, sie schwirrten zwischen Hoffnung und Angst. Und gerade als er ihren Versprechungen nachgeben wollte, hallte erneut ein scharfer, vertrauter Laut durch den Raum.

EEEek—!

Die Tür quietschte, als sie geöffnet wurde, und zog die Aufmerksamkeit von Evangeline und Aurelius auf sich. Aurelius‘ Herz setzte einen Schlag aus, seine Gedanken rasten, er fragte sich, was er da tat, ob er sich verlor oder ob es vielleicht noch eine weitere Wendung geben würde.
Sein Blick schoss zu der Gestalt, die durch die Tür trat.

Es war Rhea.

Sie kam leise herein, ihre Bewegungen waren bedächtig und ohne Eile. Ihre sonst so lebhaften Augen waren kalt und emotionslos, ihr Gesicht zeigte keine Spur der Wärme, die Aurelius gewohnt war. Sie blickte zwischen ihm und Evangeline hin und her, ihr Gesichtsausdruck war unlesbar, eine Maske der Gleichgültigkeit.

Aurelius spürte, wie sich sein Magen zusammenzog.

Was war hier los?
Warum war Rhea so?

Evangeline hingegen schien von Rheas plötzlichem Erscheinen völlig unbeeindruckt zu sein. Wenn überhaupt, dann war es ein Blick der Anerkennung und des Verständnisses, der zwischen ihnen hin und her ging. Evangelines Lippen verzogen sich zu einem subtilen Lächeln, als sie einen Schritt von Aurelius zurücktrat, ihre Augen glänzten vor Vorfreude.
Rhea sprach endlich, ihre Stimme kühl und distanziert. „Es gibt einen Gast, der dich sehen möchte“, sagte sie und nickte leicht in Richtung Evangeline. „Der Gast, den du gesucht hast.“

Bei diesen Worten leuchteten Evangelines Augen auf, und eine Funken der Aufregung blitzte in ihr auf. Aurelius, immer noch gefesselt und geknebelt, beobachtete die Szene verwirrt, und sein Unbehagen wuchs.
Wer auch immer dieser „Gast“ war, er war offensichtlich wichtig für Evangeline.

„Ich bin bald zurück“, sagte Evangeline leise und wandte sich wieder Aurelius zu. Ihr Lächeln war süß, aber völlig unaufrichtig. „Keine Sorge. Wir sind noch nicht fertig.“ Ihre Worte klangen unheimlich endgültig, als würde sie ein Versprechen geben und nicht nur eine Zusicherung.
Aurelius schnürte sich die Kehle zu. Die Art, wie sie das sagte, als wäre er nichts weiter als eine Figur auf ihrem Schachbrett, ließ ihn erschauern.

Sie drehte sich wieder zu Rhea um und sprach in einem sachlichen Ton. „Wo ist der Gast?“, fragte sie.

Rhea, deren Gesicht immer noch unlesbar war, antwortete mit derselben monotonen Stimme: „In deinem offiziellen Büro.“

„Gut.“ Evangeline lächelte breiter und sah wieder zu Aurelius, wobei ihre Augen dunkel funkelten. „Pass auf unseren Freund hier auf, okay? Wir wollen doch nicht, dass er sich langweilt.“
In ihrem Tonfall lag fast etwas Spöttisches, als würde sie es genießen, mit Aurelius‘ Angst zu spielen. Damit schwebte sie zur Tür und hinterließ eine unheimliche Ruhe.

Die Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss.
Aurelius war allein, wieder einmal ausgeliefert der seltsamen, kalten Atmosphäre, die Rhea umgab. Sein Atem ging schneller, sein Verstand versuchte, alles zu verarbeiten, was gerade passiert war. „Was ist hier los?“ Wer war der Gast, den Evangeline suchte? Und warum benahm sich Rhea so … seltsam?
Er wandte seinen Blick zu ihr und hoffte, dass sie sich vielleicht – nur vielleicht – aus Evangeline’s Bann befreien würde. Aber als sich ihre Blicke trafen, sank sein Herz.

Das war nicht die Rhea, die er kannte.
Ihre Augen, die einst voller Feuer, Freundlichkeit und Entschlossenheit waren, waren jetzt stumpf und distanziert. Ihre Haltung war steif, ihr Gesichtsausdruck ausdruckslos. Sie stand da, nicht weit von ihm entfernt, und sah ihn an, ohne ihn wirklich zu sehen.

Es war, als wäre sie eine völlig andere Person.

Aurelius‘ intensiver Blick musste endlich ihre Aufmerksamkeit erregt haben, denn sie drehte langsam den Kopf und sah ihm in die Augen. Aber die Erkenntnis, auf die er gehofft hatte, war nicht da.
Es gab keine Wärme, keine Verbindung, nur eine hohle Leere.

Sein Herz pochte in seiner Brust.

Das war nicht Rhea.

Das war jemand anderes, der ihr Gesicht trug und mit ihrer Stimme sprach. Wie konnte sie so nah sein und sich doch so fern anfühlen?

„Was hat diese Frau ihr angetan?“
Oder … war sie schon immer so …

Und sie hat uns nur etwas vorgespielt …

Er spürte, wie eine wachsende Angst in ihm aufstieg. Die Spannung zwischen ihnen war erdrückend, eine unerträgliche Stille breitete sich aus, während sie dastanden und sich anstarrten. Seine Augen suchten nach einem Anzeichen der Rhea, die er kannte – der Freundin, die an seiner Seite gekämpft hatte, die gelacht, gestritten und zu ihm gehalten hatte.
Aber sie war weg.

Zumindest war die Person, die vor ihm stand, nicht die, die er kannte. Es war eine Hülle, eine Marionette. Etwas, das durch den Einfluss dieser Frau verdreht worden war.

Aber zum Glück kam sie gerade rechtzeitig. Sonst hätte er wahrscheinlich auch nachgegeben.
Rhea löste endlich ihren Blick von ihm, ihr Gesichtsausdruck war unlesbar, als sie sich abwandte, scheinbar unbeeindruckt von der Wucht seines Blickes. Sie stand schweigend da, als würde sie auf Befehle warten, ihre Präsenz wirkte eher wie die einer Wächterin als die einer Freundin.

Aurelius‘ Brust zog sich zusammen, sein Kopf schwirrte voller Fragen und Angst. Was hatte das mit ihr gemacht? Mit ihm?
Konnte er sie zurückholen? Und schlimmer noch – was hatte diese Frau mit ihm vor? Er konnte nicht einmal seinen Äther spüren, geschweige denn ihn nutzen.

Während die Sekunden in der erdrückenden Stille verstrichen, spürte Aurelius, wie seine Hoffnung immer mehr schwand. Er war gefangen, allein, und die einzige Person, die seine Verbündete hätte sein können, war nicht mehr sie selbst.

Aber während die erdrückende Stille anhielt, weigerte sich etwas in ihm, aufzugeben.
„…“

Unaufgefordert tauchten Erinnerungen auf: an Rhea, wie sie lächelte, ihr Lachen, das in den Tälern der Außenwelt widerhallte, ihre wilde Entschlossenheit in den heißen Momenten, ihre ruhige, beständige Präsenz, wenn er Schmerzen hatte. Die Zeit, die sie zusammen verbracht hatten, die Verbindung, die sie aufgebaut hatten. Auch wenn es nicht so lange gewesen war – das war nichts, was man so einfach auslöschen konnte.
„Sie ist noch da drin“, sagte er sich und klammerte sich an diese fragile Hoffnung wie an einen Rettungsanker. „Das muss sie einfach sein.“

Aurelius‘ Atem beruhigte sich, sein Blick wurde weicher und verwandelte sich von Angst in etwas Sanfteres, Entschlosseneres. Seine Augen folgten ihrer vertrauten Gestalt und suchten verzweifelt nach einem Zeichen der Freundin, die er kannte, nach einem Funken der Wiedererkennung, nach einem Hinweis darauf, dass sie noch immer gegen den Einfluss kämpfte, den diese Frau auf sie hatte.
Er musste daran glauben, dass dies nicht das Ende war.

Als würde sie auf seine stille Bitte reagieren, regte sich Rhea und löste ihren kalten, distanzierten Blick von ihm. Langsam, methodisch begann sie zu gehen, ihre Schritte leicht, aber entschlossen. Aurelius sah ihr nach, Verwirrung und Sorge wirbelten in seiner Brust, als sie sich zur Mitte des Raumes bewegte.
Aurelius‘ Blick huschte zurück zu Rhea, während er versuchte, zu begreifen, was gerade passierte. Ohne zu zögern näherte sie sich dem leblos wirkenden Körper, ihre Schritte unheimlich ruhig, als hätte sie das schon hundert Mal gemacht.

Dann blieb sie plötzlich stehen.

Rhea stand über der Gestalt, drehte leicht den Kopf und ihre Stimme durchdrang die angespannte Luft, leise und bedächtig.

„Das bin … ich.“

Ätherische Chroniken: Als Extra wiedergeboren

Ätherische Chroniken: Als Extra wiedergeboren

Score 10
Status: Ongoing Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Dreizehn Worte. "Der Autor hat beschlossen, diese Geschichte nicht weiterzuschreiben. Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten." Das ist alles, was nötig ist, um die Welt von "Aetheric Chronicles" – dem beliebtesten Fantasy-Webroman des Jahres – zu zerstören. Für Tausende von Lesern ist das ein schwerer Schlag. Für die mysteriöse maskierte Figur im letzten Kapitel ist es ein unvollendetes Schicksal. Aber für Alex, den leidenschaftlichsten Fan der Geschichte, ist es nichts weniger als Verrat. Dann kommt die Nachricht: "Wenn du wirklich wissen willst, wie die Geschichte weitergeht ..." Eine mysteriöse Nachricht. Und eine einfache Antwort. Mehr braucht es nicht, um Alex' Welt auf den Kopf zu stellen. Jetzt muss er herausfinden, dass manche Geschichten einfach nicht enden wollen, selbst wenn ihre Autoren sie aufgeben. Und manchmal müssen die leidenschaftlichsten Leser Teil der Geschichte werden, die sie so lieben. In einer Welt, in der Prophezeiungen scheitern, Charaktere rebellieren und Handlungsstränge sich entwirren, reicht es vielleicht nicht aus, der "stärkste Leser" zu sein. Was passiert schließlich, wenn eine unvollendete Geschichte beschließt, sich selbst zu schreiben? "Manche Geschichten suchen sich ihre Leser aus. Andere verschlingen sie." _____ ____ _ Warnung: Diese Geschichte enthält Beschreibungen von Gewalt, Blut und intensiven emotionalen Traumata. Es wird um Vorsicht gebeten. Alle Ereignisse und Figuren sind Produkte der Fantasie des Autors. _____ ____ _ Discord-Link -> https://discord.gg/ezVBxwCEPN Aetheric Chronicles: Reborn As An Extra ist ein beliebter Light Novel aus den Genres Abenteuer, Fantasy, Schulleben . Geschrieben von dem Autor Peace_in_Chaos . Lies den Roman Aetheric Chronicles: Reborn As An Extra kostenlos online.

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