Am nächsten Tag.
Nach dem Unterricht verließ Adrian schnell die Akademie, machte ein paar Umwege und nutzte die geheime Basis, um sich in sein Alter Ego – Mr. Lucien – zu verwandeln. Entdecke Geschichten mit M V L
Dann machte er sich auf den Weg zu den Kutschen. Er nahm sich eine prächtige Kutsche und fuhr zur Valerian Hall, wo er sich mit Evangeline treffen wollte.
Zum Glück musste er diesmal den Wachleuten keine VIP-Karte zeigen, da sie das Tor professionell und respektvoll öffneten.
Aber sein Glück verließ ihn in dem Moment, als er die Mian-Halle betrat.
„Verdammt, verbringt sie ihre ganze Zeit hier?“, fluchte Adrian innerlich, als sein Blick auf eine vertraute Gestalt fiel – eine auffallend schöne, reife Frau, die am nächsten Tisch saß.
Neben ihr saß ein gutaussehender junger Mann, dessen Blick voller Bewunderung, nein, Hingabe war. Adrian wurde ganz mulmig bei diesem Anblick. Der junge Mann wirkte eher wie ein Haustier als wie ein Begleiter, und die Frau fütterte ihn mit einem Lächeln, das sowohl verspielt als auch raubtierhaft war, als würde sie mit ihrem Lieblingsspielzeug spielen.
Die Szene brachte Adrian dazu, sich umdrehen und gehen zu wollen, bevor sie ihn bemerkte, aber es war zu spät.
„Ich muss nur zum Meeting kommen, ohne dass sie mich sieht“, murmelte er leise und versuchte, unbemerkt zu bleiben. Er bewegte sich unauffällig und schlängelte sich zur ruhigeren Seite des Saals, aber es schien, als würde ihn sein Pech heute verfolgen.
Aus dem Nichts schnitt eine laute Stimme durch die Luft. „Du da! Bleib stehen!“
Adrian blieb stehen und kniff die Augen zusammen, als er sich nach dem Ursprung des Tumults umdrehte. Ein glatzköpfiger Mann mit einem dicken Schnurrbart und einem rundlichen Bauch kam auf ihn zu und zeigte mit einem anklagenden Finger auf ihn. Das Gesicht des Mannes war rot angelaufen, zweifellos vom Alkohol.
„Du! Du bist derjenige, der meine schöne Evangeline verzaubert hat!“, schrie der Mann, und seine Stimme hallte durch den Saal und zog sofort die Aufmerksamkeit auf sich. „Deshalb hat sie mich abgelehnt, nicht wahr?! Das ist alles deine Schuld!“
Adrians kalter Blick musterte den Mann kurz, bevor sein Verstand verarbeitete, was gerade passierte. Evangeline?
Er verband schnell die Punkte: Dieser fette Mann hatte Evangeline wahrscheinlich seine Liebe gestanden, war aber abblaffend zurückgewiesen worden. Aber er machte sich keine Sorgen um den Mann.
„Hat sie das gehört?“
Sein Herz sank, als ihm klar wurde, dass die Frau am Tisch es gehört haben musste. Genau diese Art von Aufmerksamkeit wollte er vermeiden.
Tatsächlich sah Adrian aus dem Augenwinkel eine Bewegung.
Die Frau – Nymera Goldleaf, die Schwarze Witwe – spielte nicht mehr mit ihrem „Welpen“.
Sie hatte den jungen Mann mit einer plötzlichen Kälte beiseite geschoben, ihr Gesichtsausdruck hatte sich von verspielt zu berechnend gewandelt. Ein verschmitztes und verführerisches Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie aufstand und auf ihn zuging. In ihren Augen blitzte Überraschung auf, gefolgt von deutlicher Belustigung und Interesse.
„Verdammt“, fluchte Adrian leise. Er musste sich schnell um die Sache kümmern, bevor Nymera die Situation noch verschlimmerte.
Er drehte sich wieder zu dem Glatzkopf um, seine Stimme ruhig, aber eiskalt. „Geh mir aus dem Weg.“
Aber der Mann ließ sich nicht beirren. Der kalte Ton machte ihn nur noch wütender. „Du glaubst, du kannst mich einfach abblitzen lassen? Du glaubst, du bist besser als ich? Häh?“
Der betrunkene Idiot taumelte näher heran, sein Gesicht wurde noch röter. Adrians Geduld war am Ende, vor allem, weil die Frau immer näher kam.
„Ich warne dich“, sagte Adrian mit gefährlich leiser Stimme, „tritt beiseite.“
Der Glatzkopf ignorierte die Warnung völlig und blähte nun seine Brust auf wie ein Pfau. „Sie hat mich wegen dir abgelehnt, nicht wahr?
Du hast sie mit deiner Magie verzaubert, oder? Du verdienst jemanden wie Evangeline nicht!“
Bevor Adrian antworten konnte, erreichte die Frau endlich die beiden. Ihr „Spielzeug“ blieb am Tisch zurück und beobachtete die Szene mit vor Eifersucht und Hass funkelnden Augen, weil sie ihre ganze Aufmerksamkeit Adrian schenkte.
„Na, na, wer hat denn da wieder mein Interesse geweckt“, schnurrte Nymera mit sanfter Stimme, die vor Belustigung triefte. Ihre Finger streiften leicht Adrians Schulter, während sie ihn umkreiste, die Situation einschätzte und sich dabei verführerisch gab. „Was führt dich heute hierher, Mr. Lucien? Ich dachte, du wärst viel zu beschäftigt, um uns mit deiner Anwesenheit zu beehren. Oder …
Hast du mich vermisst?“
Adrian warf ihr einen kalten Blick zu, sagte aber nichts. Seine Aufmerksamkeit galt weiterhin dem betrunkenen Mann, der nun sowohl ermutigt als auch bedroht schien durch die Nähe der neuen Gestalt zu Adrian.
Das Gesicht des Glatzkopfes lief noch röter, seine aufgeblähten Gesichtszüge zitterten vor Wut, als er erneut mit dem Finger auf Adrian zeigte. „Du! Du hältst dich für einen Casanova, was?
Erst klaust du mir die Schwarze Witwe und jetzt willst du mir auch noch meinen Engel Evangeline wegnehmen? Du Frauenheld!“
Adrians ohnehin schon dünne Geduld riss schnell. Er spürte die Blicke aller Anwesenden in der Valerian Hall auf sich, die Luft war voller Spannung, während die Leute die Szene beobachteten. Er ballte die Fäuste und überlegte, wie er diese Farce am schnellsten beenden konnte.
Gerade als seine Hand zu einer Bewegung ansetzte, schnitt die Stimme der Black Widow wie ein Messer durch die Luft. „Oh je, warum beschuldigst du meinen kleinen Schatz derart lächerlich?“, sagte sie, immer noch in verspieltem Ton, aber hinter ihrer Süße verbarg sich eine giftige Schärfe.
Sie trat näher an Adrian heran, ihre schlanken Finger streiften seinen Arm, die Bewegung langsam und bedächtig, während sie den Moment nutzte, um sowohl den Glatzkopf zu verspotten als auch Adrian zu verführen. „Nicht er hat irgendjemanden verzaubert, mein Lieber. Ich bin es, die sich in ihn verliebt hat.“
Ihre Augen funkelten boshaft, als sie Adrian von Kopf bis Fuß musterte. „Und vielleicht, nur vielleicht, hat sich auch diese Evangeline in ihn verliebt. Seht ihn euch an – süß und doch männlich, kalt und doch freundlich. Er wirkt schwach, aber er ist so stark. Und dann schaut euch euch an – Herr Glatzkopf mit dickem Bauch.“
Das Gesicht des Glatzkopfes verzog sich vor Wut, Adern traten an seiner Stirn hervor, während er die Beleidigung verarbeitete. Er biss die Zähne zusammen und Speichel spritzte aus seinem Mund, als er brüllte: „Du Hexe! Du hast den Verstand verloren, dass du dich auf die Seite dieses … dieses … Bastards stellst!“ Seine Hand schoss nach vorne, Flammen entzündeten sich in seiner Handfläche und warfen einen flackernden orangefarbenen Schein auf sein wütendes Gesicht. „Ich werde es euch beiden zeigen …“
Bevor er seinen Satz beenden konnte, seufzte Adrian und spürte, wie die Absurdität der Situation auf ihm lastete.
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