Der Zauberkurs war nach einer weiteren Stunde vorbei. Die Stimmung war gemischt, ein bisschen erleichtert, aber auch noch frustriert. Trotz aller Bemühungen hatten nur etwa ein Viertel der Schüler die grundlegenden Zauberfertigkeiten gemeistert. Das zeigte mal wieder, wie schwierig die Kunst des Zauberns wirklich ist.
Professor Sibilus stand vorne im Raum und musterte die Klasse mit seinen schlangenartigen Augen. „Diejenigen von euch, die es geschafft haben, haben das gut gemacht. Ihr habt den ersten Schritt in die Welt der Verzauberung gemacht. Diejenigen, die es nicht geschafft haben, sollten sich nicht entmutigen lassen. Verzauberung ist eine Fähigkeit, die Geduld, Übung und Ausdauer erfordert. Bleibt dran, dann werdet ihr euch verbessern.“
„Und ich habe noch eine Ankündigung, die für euch alle nützlich sein könnte“, begann Kiri. „Ihr werdet euch dieses Semester wieder für Kurse anmelden, oder? Wenn ihr euch für Zauberei interessiert und eure Fähigkeiten verbessern möchtet, könnt ihr den Kurs „Einführung in die Zauberei“ belegen. Der Kurs ist praxisorientiert und wird von mir und Professor Sibilus gehalten. Denkt daran, dass die Teilnahme nicht verpflichtend ist. Ihr könnt frei entscheiden.“
Die Schüler nickten und überlegten bereits, ob sie sich für diesen Kurs anmelden sollten oder nicht.
„Damit ist der Unterricht beendet. Ihr könnt gehen.“ Professor Sibilus‘ Worte waren für viele eine Erleichterung, die begannen, ihre Sachen zusammenzusuchen und zur Tür zu gehen.
„Du meldest dich doch für diesen Kurs an, oder?“ Gerade als Adrian seinen Arbeitstisch aufgeräumt hatte und aufstand, hörte er Arias Stimme neben sich.
„Ja, aber woher weißt du das?“, fragte Adrian. War sein Gesichtsausdruck so verräterisch?
„Na ja, du warst total vertieft darin, und soweit ich dich kenne, machst du das nur, wenn dich das Thema wirklich interessiert“, antwortete Aria mit einem Lächeln.
„Sie hat mich also beobachtet …“, dachte Adrian und ging mit ihr zur Tür.
Bald war das Klassenzimmer leer, nur Professor Sibilus und Kiri waren noch da.
„Wie viele werden sich wohl bewerben, Sir Sibilus?“, fragte Kiri mit neugieriger, aber auch etwas niedergeschlagener Stimme. „Glaubst du, es wird genauso wie letztes Jahr?“
„Hm …“, brütete Sibilus nach. „Nun, zumindest haben wir bestätigt, dass sich einer einschreiben wird. Das ist doch schon mal ein Fortschritt, oder?“
„Meinst du den Schüler Adrian?“, fragte Kiri erneut. „Wir haben ihn beide beim Turnier gesehen, er ist ein Kämpfer. Wahrscheinlich macht er den Kurs als Hobby oder so.“
„Hmmm … Du weißt doch auch, dass er keine Affinität hat, oder? Ich glaube, er versucht, einen Beruf zu finden, der zu ihm passt, weil er wahrscheinlich weiß, dass er als Erwachter nicht weiterkommt.“ Professor Sibilus‘ schlangenähnliche Augen schienen sich nachdenklich zu verengen, während er über Kiris Worte nachdachte.
„Die fehlende Affinität zu den Elementen ist für Adrian als Erwachter natürlich ein Nachteil“, gab er mit leiser, bedächtiger Stimme zu.
„Aber heißt das nicht, dass er auch nicht höher als 2-Sterne-Zauberer aufsteigen kann? Schließlich muss man Elementarzauber beherrschen, um 3-Sterne-Zauberer zu werden“, entgegnete Kiri.
„Nun, das stimmt auch“, nickte Sibilus. „Seufz … Ehrlich gesagt, der Junge tut mir leid. Er hat so viel Potenzial, aber er wird durch seine mangelnde Affinität zu den Elementen eingeschränkt“, schloss Sibilus mit einem Anflug von echtem Bedauern in der Stimme. „Genau wie ich durch meine Vergangenheit eingeschränkt bin …“
Kiri ließ die Ohren hängen. „Das ist wirklich schade. Aber vielleicht kann er sich mit genügend Engagement in einem anderen Bereich einen Namen machen. Es kommt schließlich nicht nur auf die Affinität zu den Elementen an. Es gibt noch andere Wege und Innovationen, die er erkunden kann. Er sollte versuchen, sich von diesen Fesseln zu befreien.“
„Genau wie ich …“
Sibilus nickte nachdenklich. „In der Tat. Die Welt ist groß und es gibt viele Möglichkeiten, innovativ zu sein und sich zu profilieren. Hoffen wir, dass der Schüler Adrian seinen Weg findet.“
„Ja …“
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Gerade als Adrian aus der Badewanne stieg und sich anzog, klopfte es an seiner Tür.
(Pa… Ma?)
Noxy, der auf dem Bett lag, sah ihn mit seinen süßen Augen an.
„Oh, es ist Aria“, murmelte Adrian, als er Noxy hochhob. Überraschenderweise konnte Noxy erkennen, wer sie waren, auch wenn er sie nicht sehen konnte. Solange sie sich in einem bestimmten Umkreis befanden.
Adrian fragte sich, warum Aria ihn gerufen hatte, und öffnete die Tür. Dort stand Aria in ihrer Schuluniform. Sie sah wie immer gelassen und selbstbewusst aus.
„Hey, Aria“, sagte Adrian und hielt Noxy im Arm. „Komm rein?“
Aria schüttelte sanft den Kopf und lächelte leicht. „Lass uns lieber nach unten gehen. Die Kursanmeldungen wurden gerade ausgehängt.“
„Oh, okay“, antwortete Adrian mit einem Hauch von Neugier in der Stimme. Er setzte Noxy auf seine Schulter, wo sich das kleine Wesen zufrieden zusammenrollte.
Während sie den Flur entlanggingen und die Treppe hinunterstiegen, konnte Adrian nicht umhin, Aria verstohlene Blicke zuzuwerfen. Ihre ruhige Selbstsicherheit hatte etwas an sich, das seine Aufmerksamkeit immer wieder auf sie lenkte.
Im Gemeinschaftsraum der Akademie herrschte reges Treiben, da sich die Schüler um die Anschlagtafel versammelt hatten. Um sie herum summten Gespräche, voller Aufregung und Spekulationen über die neuen Kurse, die in diesem Semester angeboten wurden.
Aria und Adrian bahnten sich einen Weg durch die Menge und erreichten schließlich die Anschlagtafel. Die Liste der Kurse war umfangreich und umfasste ein breites Spektrum an Fächern, von Kampftraining über Kochkunst bis hin zu Zauberei.
„Da ist es“, sagte Aria und zeigte auf den Kurs „Einführung in die Verzauberungskunst“. „Unterrichtet von Professor Sibilus und Kiri.“
„Verstehe“, nickte Adrian und überflog die Details. „Na, dann haben wir schon einen Kurs. Suchen wir uns die anderen aus. Was nimmst du übrigens?“
„Hmm … mal sehen …“ Aria und Adrian schauten sich die Liste an und fanden oft Kurse wieder, die sie schon aus dem ersten Semester kannten, wie „Überlebensleitfaden“, „Monster 102“ und „Leitfaden für Bestienbändiger“. Es handelte sich zwar um verbesserte Versionen mit neuen Namen, aber die Dozenten waren noch dieselben.
„Ich denke, ich nehme diese beiden“, murmelte Adrian und zeigte auf „Leitfaden für Bestienbändiger“ und „Überlebensleitfaden“.
„Oh, ich verstehe. Ich hab auch meine Kurse ausgewählt“, sagte Aria und überflog die Kursliste, wobei ihre Augen schnell über die Optionen huschten. „Ich denke, ich nehme Monster 102, Schwertkampf für Anfänger und Leitfaden für Erwecker“, sagte sie mit fester und selbstbewusster Stimme.
„Gute Wahl. Ich wette, du hast Monster 102 ausgewählt, weil du Monster 101 schon belegt hast“, lachte Adrian.
„Stimmt. Was ich gelernt habe, hat mir schon oft geholfen“, nickte Aria. „Es ist schließlich gut, seine Feinde zu kennen.“
„Da hast du recht“, antwortete Adrian.
„Na, warum nimmst du diesen Kurs nicht auch?“, fragte Aria. „Er ist wirklich interessant, weißt du.“
„Haha, ich glaube, ich hab nicht genug Zeit für noch einen Kurs. Außerdem brauch ich ihn nicht, wenn ich dich hab, oder?“
„… Hmph, wie auch immer. Dann lass uns gehen und uns anmelden.“ Aria ließ sich von seinen Neckereien nicht aus der Ruhe bringen, zumindest nicht sonderlich.
„Okay, okay, lass uns gehen …“ Adrian lächelte und verspürte eine gewisse Freude, als sie ihre Kursauswahl abgeschlossen hatten. Die Aufregung vor dem neuen Semester war unter den Studenten spürbar, und Adrian konnte es kaum erwarten, zu sehen, wie sich die neuen Handlungsstränge und Ereignisse entwickeln würden …
