Die goldenen Säulen des Roten Seidenpalasts der Unsterblichen zitterten leicht, als ein lauter Knall durch den königlichen Thronsaal hallte.
Ein schwerer Jade-Weinkelch lag zerbrochen auf dem Marmorboden, der purpurrote Wein spritzte wie Blut.
Kaiser Kai saß auf seinem prächtigen Thron, sein Gesichtsausdruck war stürmisch. Seine Aura tobte wie ein Gewitter, und die vor ihm stehenden Hofbeamten senkten alle ängstlich den Kopf.
In der Mitte des Saals kniete ein Soldat, zerschlagen und verletzt, und zitterte unter dem Blick des Kaisers.
„Kent King hat es gewagt, was zu tun?“, donnerte Kaiser Kais Stimme und schickte Schockwellen durch den Raum.
Der verwundete Hauptmann schluckte schwer und verbeugte sich noch tiefer.
„Eure Majestät … als wir am Anwesen der Königsfamilie ankamen, um das Schwert zu holen, hat Kent King sich geweigert.“
„Und?“
„Er … er hat uns angegriffen.“
Entsetste Ausrufe erfüllten den Thronsaal.
Der Kaiser umklammerte die Armlehnen seines Throns, seine Knöchel wurden weiß.
„Er hat königliche Wachen angegriffen? Dieser Narr … glaubt er etwa, er steht über meiner Autorität?“
Der Hauptmann fuhr mit zitternder Stimme fort.
„Er hat auch eine Nachricht geschickt, Eure Majestät. Er sagte …“
Der ganze Raum verstummte und wartete auf seine nächsten Worte.
„Wenn der Kaiser das Schwert will, soll er es sich selbst holen. Sonst darf keine schmutzige Hand es berühren.“
In dem Moment, als diese Worte seinen Mund verließen, sank die Temperatur im Saal.
Alle erstarrten, aus Angst vor dem, was als Nächstes kommen würde.
Kais Gesicht verdunkelte sich, seine Mana strömte hervor und sandte eine Energiewelle durch die Luft.
Mehrere Beamte taumelten zurück und fielen beinahe zu Boden.
Der Kaiser stand auf, seine königliche Robe wehte im Druck seiner Mana.
„Ruft meine Generäle herbei! Ich will, dass dieser freche Bengel auf den Knien hierhergeschleppt wird!“
Sofort eilte ein Bote hinaus, seine Schritte hallten durch die riesigen Hallen.
Augenblicke später betrat der General der königlichen Armee, Duan Xian, den Thronsaal, seine silberne Rüstung glänzte im Licht der goldenen Kronleuchter.
Der erfahrene Krieger verbeugte sich tief.
„Eure Majestät, Ihr habt mich gerufen?“
„Duan Xian, mobilisiere die Elitetruppen“, befahl Kaiser Kai mit eiskalter Stimme. „Marschiert zum Anwesen der Königsfamilie. Bringt Kent King hierher, wenn es sein muss in Ketten. Ich will, dass er bei Einbruch der Nacht vor mir kniet.“
Duan Xians Augen weiteten sich leicht, aber er salutierte schnell.
„Zu Befehl, Eure Majestät.“
Gerade als der General sich umdrehen wollte, um zu gehen, unterbrach ihn eine leise, aber bestimmte Stimme.
„Warte.“
Alle Blicke richteten sich auf die neue Sprecherin – Prinzessin Chi Kai.
Die schöne Prinzessin trat vor, ihr Gesichtsausdruck unlesbar, als sie ihren Vater ansprach.
„Vater, wenn ich darf, lass mich diese Angelegenheit persönlich regeln.“
Die Hofbeamten warfen sich überraschte Blicke zu.
Sogar Kaiser Kai hob eine Augenbraue.
„Du?“, fragte er neugierig.
„Ja, Vater“, fuhr Chi Kai fort. „Die Leute von Red Silk City verachten Kent King schon wegen seiner Vergangenheit als Kaban King. Anstatt eine Armee zu schicken, lass mich persönlich die Elitetruppen anführen. Ich werde ihn gedemütigt und auf den Knien vor die ganze Stadt zurückbringen.“
Ihre Worte lösten ein Raunen unter den Beamten aus.
„Die Prinzessin soll sich persönlich darum kümmern?“
„Was hat sie vor?“
„Wenn sie Erfolg hat, könnte das eine demütigende Niederlage für Kent King werden.“
Der Kaiser beugte sich vor und musterte den Gesichtsausdruck seiner Tochter.
Dann lachte er leise.
„Interessant. Du möchtest ihn vor dem Volk auf die Knie zwingen? Öffentliche Demütigung statt brutaler Gewalt?“
Chi Kai neigte leicht den Kopf.
„Genau, Vater. Das wird allen zeigen, dass Kent King, egal wie mächtig er sich fühlt, immer noch unter der Macht des Kaisers steht.“
Kaiser Kai grinste, und seine Wut verwandelte sich in Belustigung.
„Sehr gut. Du wirst die Soldaten bei Tagesanbruch anführen. Enttäusche mich nicht.“
Chi Kai lächelte selbstbewusst.
„Das werde ich nicht.“
–
Am nächsten Morgen …
Bei Tagesanbruch herrschte in den Straßen von Red Silk City reges Treiben.
Hunderte von elitären königlichen Soldaten in prächtigen goldenen Rüstungen versammelten sich auf dem Hauptplatz. Speerkämpfer, Schwertmeister und Krieger der Zaubererklasse standen in perfekter Formation.
Die Einwohner der Stadt, neugierig auf den Tumult, versammelten sich an den Straßenrändern.
„Was ist los? Warum rückt die Armee aus?“
„Ist ein Krieg ausgebrochen?“
„Nein, sie sind auf dem Weg zum Anwesen der Königsfamilie! Sie wollen Kent King gefangen nehmen!“
Als sie den Namen Kent King hörten, strömten noch mehr Bürger auf die Straßen, um das Drama mitzuerleben.
An der Spitze der Formation ritt Prinzessin Chi Kai auf einem majestätischen weißen Geistpferd, dessen Mähne wie Seide floss.
Sie saß aufrecht und königlich, ihr goldbesticktes Gewand schimmerte in der Morgensonne.
Hinter ihr ritten Duan Xian und mehrere hochrangige Offiziere neben den Hauptstreitkräften her.
Sie hob die Hand und gab das Signal zum Aufbruch.
„Vorwärts!“
Die Straßen bebten unter den marschierenden Schritten von Hunderten von Soldaten, die sich auf den Weg zum Anwesen der Familie King machten.
Die Menschen folgten ihnen, begierig darauf, Kent Kings Sturz mitzuerleben.
„Heh, dieser Bastard Kent King wird endlich für seine Arroganz bezahlen.“
„Ich hoffe, sie schlagen ihn in aller Öffentlichkeit blutig.“
„Das geschieht ihm recht! Ein Mann wie er hätte niemals wiedergeboren werden dürfen!“
Die schiere Größe der Armee und die wachsende Menge der Zivilisten verwandelten den Zug in ein grandioses Spektakel.
Sogar Leute aus den Außenbezirken der Stadt schlossen sich an und bildeten eine unaufhaltsame Welle, die sich auf die Tore der Königsfamilie zubewegte.
Chi Kai, die immer noch an der Spitze stand, grinste vor sich hin.
„Kent King … mal sehen, wie lange dein Stolz noch anhält.“
–
Währenddessen saß Kent King im Innenhof des Anwesens der Königsfamilie und nippte lässig an seinem Tee.
Er hatte bereits die gewaltige Welle von Mana gespürt, die sich näherte.
Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.
„Also, endlich sind sie da. Das hat aber lange gedauert.“
In diesem Moment stürmte Daku King mit besorgter Miene in den Innenhof.
„Kent! Der Kaiser hat eine ganze Armee geschickt! Prinzessin Chi Kai führt sie an!“
Kent blieb ruhig.
„Ach so? Der Kaiser hat also seine kleine Prinzessin geschickt, anstatt selbst zu kommen? Wie enttäuschend.“
„Die Lage ist ernst!“, drängte Daku. „Die ganze Stadt marschiert mit ihnen. Wenn du dich widersetzt, machst du dir das gesamte Königreich der Roten Seide zum Feind.“
Kent stand auf und streckte träge seine Arme.
„Dann ist es wohl Zeit für ein bisschen morgendliche Unterhaltung. Lasst uns unsere ‚Gäste‘ willkommen heißen.“
Als er auf das Haupttor zuging, wirbelte eine kalte Brise um ihn herum.
Seine goldenen Augen funkelten vor unerschütterlicher Zuversicht.
Er hatte nicht die Absicht, vor irgendjemandem niederzuknien.
Und wenn die Prinzessin glaubte, sie könne ihn demütigen, würde sie eine böse Überraschung erleben.
–
Fortsetzung folgt … Danke!