Eine Welle überwältigender Energie überrollte Kent und seine Freunde, als sie aus dem Raumportal traten. Für einen Moment war alles blendend hell und reines, rohes Mana wirbelte um sie herum wie ein Ozean aus Energie. Dann landeten sie sanft auf einer Fläche mit üppigem Grün.
Kent atmete tief ein. „Das … das ist die Welt der Unsterblichen.“
In dem Moment, als diese Worte seinen Lippen entrangen, atmete die Gruppe gemeinsam aus und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Szene vor ihnen.
Der Himmel war anders als alles, was sie in den Neun Reichen kannten – weit, endlos und sanft violett und goldfarben leuchtend. Die Luft war so dick von überlegener Mana, dass jeder Atemzug ihren Körper mit reiner Energie füllte.
Vor ihnen erstreckte sich ein schimmernder See, dessen Wasser in einem ätherischen Blau leuchtete und die Berge widerspiegelte, die wie göttliche Inseln am Himmel schwebten. Seltsame, mystische Pflanzen strahlten ein sanftes Leuchten aus, ihr Duft war berauschend und beruhigend.
Amelia schnappte nach Luft und presste ihre Hand auf ihre Brust. „Ich kann es spüren! Meine Kultivierung schreitet voran!“ Ihr Körper leuchtete kurz auf, ihre Aura stabilisierte sich auf einer höheren Ebene.
Maya, die Dame der Giftsekte, schloss die Augen und atmete tief ein. „Diese Mana … sie ist reiner als alles, was ich je gefühlt habe. Selbst die heiligsten Länder des Geisterreichs können sich damit nicht messen!“
Sophia aus der Chen-Familie streckte ihre Hände aus und staunte, als ein schwacher goldener Nebel um ihre Finger wirbelte. „Sogar meine spirituelle Energie verwandelt sich … es ist, als würde die Luft selbst meine Kultivierung nähren.“
Lana, die Dame aus Moonbrook, drehte sich im Kreis und starrte auf die schwebenden Inseln über ihr. „Ist das der Himmel selbst? Wie kann eine Welt wie diese überhaupt existieren?“
Der dicke Ben seufzte dramatisch und klopfte sich auf den Bauch. „Die Mana ist reichhaltig, die Luft ist göttlich … aber sag mir, wo sind die Menschen? Wenn es im Himmel Delikatessen gibt, die man sich nicht vorstellen kann, dann glaube ich wirklich, dass wir es geschafft haben!“
Kent lachte leise, erstarrte aber plötzlich. Ein scharfer Schmerz durchzuckte seinen Geist. Eine Flut unbekannter Erinnerungen überkam ihn.
Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen.
Nein.
Kabans Erinnerungen wühlten in Kents Gehirn.
Sie kamen wie eine unaufhaltsame Flutwelle auf ihn zu, und als Kent sich umsah, erkannte er den schimmernden blauen See. Dies war nicht irgendein Teil der Unsterblichenwelt. Dieser See gehörte einer mächtigen Familie.
Und in diesen Erinnerungen hatte Kaban hier etwas Unverzeihliches getan.
Sein Herz pochte. Er musste alle hier wegbringen.
„Wir müssen weg. Sofort“, sagte Kent mit dringlicher Stimme.
Jia Ron runzelte die Stirn. „Warum? Was ist los? Dieser Ort ist perfekt.“
„Wir haben keine Zeit! Vertrau mir einfach!“, schnauzte Kent.
Doch bevor sie sich bewegen konnten, bebte die Luft. Ein Windstoß wirbelte um sie herum, als ein riesiger, regenbogenfarbener Papagei vom Himmel herabstieg, dessen prächtige Federn wie Kristalle glänzten.
Auf seinem Rücken saß eine junge Frau in wallenden weißen Gewändern, die mit saphirblauen Lotusblumen bestickt waren. Ihre Schönheit war überirdisch, ihre Ausstrahlung beeindruckend.
Sie landete anmutig und musterte die Gruppe mit scharfen Augen. „Ihr da“, sagte sie mit autoritärer Stimme. „Wo kommt ihr her? Dieses Land gehört dem Clan des Azurblauen Sees. Das Betreten ohne Erlaubnis ist ein Verbrechen.“
Kents Gedanken rasten. Wenn sie herausfand, wer er war – oder besser gesagt, für wen sie ihn hielt –, würde die Situation sofort eskalieren.
Lily trat schnell vor und verbeugte sich höflich. „Entschuldige, Fee. Wir sind aus Versehen hier gelandet. Wir haben uns verlaufen. Wir wollten nichts Böses.“
Lanxia, die Tochter des Seemeisters, hob eine Augenbraue. „Verlaufen?
Machst du Witze?“ Sie musterte sie genau, bevor sie leicht nickte. „Vielleicht … Ich nehme an, das ist möglich. Allerdings solltet ihr sofort gehen. Mein Name ist Lanxia und mein Vater ist der Besitzer dieses Sees. Mein Vater sieht ungebetene Gäste nicht gerne.“
Kent atmete erleichtert auf. Vielleicht konnten sie ohne Drama entkommen –
Lanxias Blick wanderte zu ihm.
Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich augenblicklich.
Ihre Augen weiteten sich und ihr Körper zitterte vor Wut. „Du … DU!“ Sie zeigte mit zitterndem Finger auf Kent. „Kaban King!“
Die Luft wurde schwer, als ihr spiritueller Druck anstieg.
Kents Herz sank. „Warte, du irrst dich …“
„IRRST DU DICH?!“, brüllte sie. „Du wagst es, hier aufzutauchen, nach allem, was du mir angetan hast?“ Ihre Augen brannten vor Wut, ihr Griff um einen Jadestreifen wurde fester.
Bevor Kent sie aufhalten konnte, zerdrückte sie den Jadestreifen zwischen ihren Fingern und sendete ein starkes Signal aus.
„Ich habe meinen Vater informiert. Diesmal wirst du nicht entkommen!“
Kent fluchte. „Verdammt!“ Er wandte sich an seine Gruppe. „Wir müssen gehen, JETZT!“
Alle starrten mit verwirrten Blicken auf das sich abspielende Drama. Sie verstanden nicht, was vor sich ging.
Doch bevor sie sich bewegen konnten, hob Lanxia ihre Hand. Eine Welle von Wasserenergie brach aus ihrem Körper hervor und formte einen riesigen leuchtenden Lotus über ihrem Kopf. „Ich werde dich nicht entkommen lassen!“
In diesem Moment ertönte ein mächtiges Brüllen aus Kents speziellem Aufbewahrungsring, den ihm der Älteste Mahavir als Abschiedsgeschenk angefertigt hatte.
Ein goldener und roter Wirbel brach hervor, als Sparky, Kents Drachenbegleiter, in den Himmel schoss. Seine massive Gestalt winden sich, seine goldenen Schuppen reflektierten das Sonnenlicht, während er seine Reißzähne entblößte.
„HALT EUCH FEST!“, schrie Kent und sprang auf Sparkys Rücken.
Einer nach dem anderen sprangen seine Gefährten auf, während der Drache in den Himmel schoss und die Wasserbarrieren durchbrach, die Lanxia errichtet hatte.
Lanxia biss die Zähne zusammen. „So leicht entkommst du mir nicht!“ Sie zeigte mit den Fingern nach vorne, und ihr Papagei stieß einen schrillen Schrei aus, bevor er die Verfolgung aufnahm.
Aber der Papagei war auf Schönheit ausgelegt, nicht auf Geschwindigkeit.
Sparky überholte ihn mühelos und stieg höher in den Himmel.
Wütend sammelte Lanxia ihre spirituelle Energie und formte einen riesigen Wasserlotus voller tödlicher Kraft. „Ich werde dich nicht so einfach gehen lassen!“ Sie schleuderte ihn nach vorne.
BOOM!
Der Lotus explodierte an Sparkys Seite und sandte Wellen des Schmerzes durch den Körper des Drachen. Eine tiefe, gezackte Wunde erschien an seiner Schulter, dunkles Blut spritzte in den Himmel.
Kents Augen brannten vor Wut. Er drehte sich um, starrte Lanxia an und sein Gesichtsausdruck war finster und furchterregend.
„Das wirst du bereuen“, knurrte er. „Ich werde zurückkommen und dich holen.“
Lanxia, die immer noch auf ihrem Papagei stand, kniff die Augen zusammen. „Ich werde warten. Und nächstes Mal, Kaban-König … werde ich nicht daneben schießen. Du musst für das bezahlen, was du mir angetan hast!“
Kent ballte die Fäuste und zwang sich, ruhig zu bleiben. Sie waren vorerst entkommen, aber das war erst der Anfang.
Er war nicht mehr nur Kent Clark.
In der Welt der Unsterblichen war er Kaban King.
Und das … war ein Problem.
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Danke an alle 😉