„Du elendes Biest!“ Ein durchdringender Schrei hallte aus den Tiefen der Dämonenburg und zerriss die unheimliche Stille, die nach Philipps grausamem Tod eingetreten war.
Ein goldener Dolch schoss wie ein Blitz hervor, sein dunkler Schimmer pulsierte vor unheilvoller Energie.
Kents Herz setzte bei dem plötzlichen Schrei einen Schlag aus. Er drehte sich um und richtete seinen scharfen Blick auf die Quelle der bösartigen Stimme.
Über der Dämonenburg schwebte, in Roben aus flirrenden Schatten und flackernden Flammen gehüllt, die Göttin der Zerstörung und des Todes höchstpersönlich. Ihre Augen brannten mit der Intensität tausender sterbender Sterne, ihr Gesicht war zu einer Maske ungezügelter Wut verzerrt.
„Glaubst du wirklich, du hast diesen Krieg gewonnen, indem du diesen Demon Lord, dieses Insekt, getötet hast?“, brüllte sie, und ihre Stimme erschütterte das Raumgefüge. „Solange ich innerhalb dieser Mauern existiere, wird die Dämonenrasse niemals untergehen! Du hast einen schweren Fehler begangen, indem du deine Krieger hierher geführt hast, Mensch. Und einen noch größeren, indem du es gewagt hast, Gift gegen meine Kinder einzusetzen. Jetzt werde ich dir zeigen, wie echtes Gift aussieht!“
Der goldene Dolch in ihrer Hand leuchtete mit einer grässlichen dunklen Aura auf, und im nächsten Moment ergoss sich ein pechschwarzer Nebel aus seiner Klinge. Er bewegte sich wie eine lebende Bestie und breitete sich in Wellen erstickenden Todes über das Schlachtfeld aus. Die Luft wurde dick von der Präsenz des Foltergiftes der Unterwelt – eines der zehn gefürchtetsten Gifte, die es gibt.
Die Menschen begannen zu würgen, ihre Lungen brannten, als würden Feuer und Eis in ihnen kämpfen. Schmerzensschreie ertönten auf dem Schlachtfeld, als Krieger auf die Knie fielen, sich die Kehlen umklammerten und ihre Körper heftig zuckten.
Kents Augen weiteten sich vor Entsetzen. Er kannte dieses Gift. Es tötete nicht einfach nur, es quälte seine Opfer und ließ sie den Schmerz des Todes tausendmal spüren, bevor ihr letzter Atemzug ihren Körper verließ.
Unterdessen brachen die Dämonen, ermutigt durch die Kraft ihrer Göttin, in Siegesrufe aus. Ihre Waffen glänzten im trüben Licht des Schlachtfeldes, als sie vorstürmten und mit neuer Kraft auf ihre geschwächten menschlichen Feinde einschlugen und einhackten.
Kent biss die Zähne zusammen. „Ich muss jetzt handeln, sonst ist diese Schlacht verloren!“
Ohne zu zögern zog er mehrere seltene Kräuter aus seinem Raumring, zerkleinerte sie in seiner Handfläche und entzündete sie mit seinen Nirvana-Flammen. Er hatte keine Zeit, ein Gegenmittel zuzubereiten – die einzige Möglichkeit, diesem Gift entgegenzuwirken, bestand darin, die Essenz dieser heiligen Kräuter mit göttlichem Feuer zu extrahieren.
Er umkreiste das Schlachtfeld, verbrannte die Kräuter mit großer Geschwindigkeit und versuchte mit aller Kraft, das dunkle Gift aufzuhalten.
Doch bevor er die Reinigung vollenden konnte, erfüllte ein bösartiges Gelächter das Schlachtfeld.
Die Verbotene Göttin spottete über Kents verzweifelte Bemühungen. „Lächerlich. Glaubst du wirklich, deine kleinen Tricks können meinem göttlichen Fluch etwas anhaben?“
Sie hob ihre Hände zum Himmel und sprach einen Zauberspruch in einer alten, ausgestorbenen Sprache:
„Nagastho viparinaman, sratim nasa yati!“
Sofort tauchten Tausende winziger Geisterschlangen aus dem Boden auf. Sie schlitterten mit unheimlicher Geschwindigkeit auf Kent zu, wickelten sich um seine Beine, Arme und seinen Oberkörper. Ihre Reißzähne, von einem unbekannten Gift tropfend, versenkten sich in sein Fleisch und injizierten ihm ein Gift, wie er es noch nie zuvor erlebt hatte.
Kent versuchte, sie abzuschütteln, aber für jede Schlange, die er zerquetschte, kamen zwei neue an ihre Stelle. Immer wenn eine Schlange starb, entstanden aus ihrem Blut neue. Innerhalb von Sekunden war sein ganzer Körper von einer sich windenden Masse gespenstischer Schlangen umhüllt, sodass kein Teil von ihm mehr zu sehen war.
Ein erstickter Schrei kam aus seinem Mund, als er zu Boden fiel, seine Glieder waren wie gelähmt von der schieren Kraft des Giftes. Seine Sicht verschwamm, sein Herzschlag verlangsamte sich und eine kalte Taubheit breitete sich in seinen Adern aus. Er konnte spüren, wie das Gift seine Seele zerfraß.
„KENT!“, schrie Madame Clark verzweifelt.
Ein erstickter Schluchzer entrang sich ihrer Kehle, als sie den regungslosen Körper ihres Sohnes sah.
Um sie herum versanken die Krieger in Verzweiflung, ihre Moral zerfiel wie Sandburgen vor einer Flutwelle.
Alle Frauen von Kent eilten mit Tränen über die Wangen zu ihm. Die Ältesten eilten herbei, um nach Kent zu sehen.
Die Verbotene Göttin stieß einen triumphierenden Lachschrei aus. „Tötet sie alle!“, befahl sie. „Lasst keinen einzigen Menschen lebendig das Schlachtfeld verlassen!“
Die Dämonenarmee stürmte vorwärts, ihre Blutlust neu entfacht. Die Abgrundgeister erhoben sich aus den Tiefen der Burg, und ihre ätherischen Klagelaute ließen selbst die tapfersten Krieger bis ins Mark erschauern.
Auf dem Schlachtfeld brach Wahnsinn aus.
Gerade als alle Hoffnung verloren schien, stieg eine Gestalt aus der Ewigen Musikalischen Halle herab, die am Ende des Schlachtfeldes schwebte. Seine zerbrechliche Gestalt war durch den dichten Rauch der Schlacht kaum zu erkennen.
Es war ein alter Mann. Dünn, verwelkt und in zerfetzte Roben gehüllt, sah er aus, als könnte ihn ein einziger Windstoß zu Staub zerstreuen. Doch trotz seiner Gebrechlichkeit strahlte er eine unbestreitbare Kraft aus. Seine bloße Anwesenheit strahlte eine Aura der Trotzigkeit gegenüber dem Tod selbst aus.
Der legendäre Lebensbeuger war angekommen.
Ein klagender Schrei hallte über das Schlachtfeld. Sparky, der uralte Drache, flog zu dem alten Mann, um ihm zu helfen, Tränen glitzerten in seinen leuchtenden Augen.
Der alte Mann tätschelte den Kopf des Drachen und flüsterte: „Keine Sorge, deinem Meister wird nichts passieren.“
Er stieg auf das Tier und schoss wie eine Komet vorwärts. Als er das Schlachtfeld betrat, hob er einfach seine Hände.
Sofort stießen Millionen von Dämonen schrille Schmerzensschreie aus. Sie krallten sich an ihrem eigenen Fleisch und ihre Körper zuckten unnatürlich. Einige ließen ihre Waffen fallen, andere fielen auf die Knie und krümmten sich vor Schmerzen. Die einst siegreiche Dämonenarmee war nun nichts weiter als ein Meer von leidenden Kreaturen.
Die Zuschauer, die durch Glaskugeln zuschauten, schnappten ungläubig nach Luft.
„Das … Das ist die Macht des Lebensbändigers! Er lebt noch … Die Legende ist wahr!“, rief ein niedrigerer Gott voller Ehrfurcht.
Der Gesichtsausdruck der Verbotenen Göttin verzerrte sich zu purer Wut. „Wie kannst du es wagen, dich einzumischen, alter Narr!“, kreischte sie und sammelte dunkle Energie in ihren Händen.
Doch bevor sie ihren Zorn entfesseln konnte, durchdrangen die ersten Sonnenstrahlen das Schlachtfeld.