Ein rotes Feuer erfüllte den Schrein, während die vier Kessel loderten und ihre alten Inschriften im Feuer glühten.
Kent schwebte in der Luft und blickte auf das unverschlossene Gebäude unter ihm herab. Der Blutmond über ihm schien im Rhythmus seines Herzschlags zu pulsieren. Als er herabstieg, berührten seine Füße den glatten Stein des Vorhofs des Schreins.
Bis auf seinen Atem war alles um ihn herum totenstill.
Kent machte den ersten Schritt und streifte mit seiner Handfläche die schwachen Umrisse der massiven Schrein-Türen. Sie öffneten sich mit einem lauten Knarren und gaben den Blick auf einen schmalen, gewundenen Weg ins Innere des alten Gebäudes frei.
Hinter ihm näherten sich Gunji Zing und Aran Lam. Aran konnte trotz aller Anstrengungen keinen Schritt hinein machen.
Aber das war bei der schwarzen Dame Gunji nicht der Fall. Sobald Gunji die Schwelle überschritt, stieß eine mächtige Kraft sie heftig zurück. Sie fiel flach auf den Boden, als hätte ihr jemand gegen die Brust getreten.
Sie landete hart und rutschte über den steinernen Hof.
„Gunji! Bist du in Ordnung?“, fragte Aran besorgt, als er zu ihr eilte.
Sie hustete und rappelte sich auf, die Augen weit aufgerissen vor Frust und Unglauben. „Der Schrein hat mich getreten … aber dich nicht. Warum?“
Kent blickte mit ausdruckslosem Gesicht zurück. Er verstand es auch nicht, aber etwas zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Gunjis Stirn leuchtete schwach mit dunklen Linien, die ein Totenkopfmuster bildeten.
Kent starrte überrascht hin. Denn der alte Grizzac hatte erwähnt, dass seine Tochter ein Dämonenzeichen auf der Stirn hatte. Außerdem fand Kent jetzt, dass Gunji mehrere Ähnlichkeiten mit ihrem Vater Grizzac hatte.
„Die Welt ist so seltsam. Ausgerechnet Grizzacs Tochter taucht hier auf, als wäre es Schicksal.“ Kent murmelte vor sich hin, während er seinen Blick wieder auf das Innere des Schreins richtete.
Ohne ein Wort zu sagen, ging er weiter. Die Türen schlossen sich hinter ihm und schotteten die Außenwelt ab.
Eine erstickende Dunkelheit umhüllte Kent, als er tiefer vordrang. Seine Schritte hallten durch den steinernen Gang, jeder einzelne war bedächtig und wohlüberlegt.
Die Aura des Schreins lastete schwer auf ihm. Es gab kein Zurück mehr. Das Handbuch, das Grizzac hinterlassen hatte, beschrieb alle möglichen Gefahren im Inneren, aber nichts konnte ihn wirklich auf das vorbereiten, was ihn erwartete.
„Die Welt ist statisch … aber der Schüler muss vorwärtsgehen.“ Kent murmelte die Zeilen aus dem Handbuch, seine Stimme kaum lauter als das Flackern seiner Wegflamme.
Als er voranschritt, begannen schwache Gravuren an den Wänden schwach zu leuchten und den Weg zu erhellen. Jeder Schritt löste ein leises Summen aus, und der Schrein schien zum Leben zu erwachen. Kent hielt den Blick nach vorne gerichtet und ignorierte die geisterhaften Gestalten, die sich am Rande seines Blickfeldes bewegten.
Bald tauchte das erste Hindernis auf. Eine große Steinbrücke spannte sich über eine bodenlose Schlucht, aber ihre Oberfläche war zerbrochen und große Teile fehlten. Unter ihm wirbelte dichter Nebel und verdeckte die Tiefe des Abgrunds. Kent kniff die Augen zusammen und musterte die Brücke. Es gab keinen Weg daran vorbei.
Er setzte einen Fuß vor, der Stein unter ihm ächzte, hielt aber stand.
Mit langsamen, bedächtigen Schritten überquerte er die schmalen, noch intakten Teile. Auf halbem Weg hallte ein leises Knacken durch die Halle. Erlebe exklusive Abenteuer aus My Virtual Library Empire
Kent erstarrte. Die Brücke bebte unter ihm. Er biss die Zähne zusammen und beschwor eine dünne Schicht azurblauer Flammen um seine Füße, um den Stein zu stabilisieren. Die Hitze verstärkte die geschwächten Stellen, sodass er weitergehen konnte.
„Alles ist eine Illusion … aber betrachte es als Realität. Ein kurzer Atemzug, ein falscher Schritt und ein falscher Angriff und der Schüler muss einen weiteren Karma-Zyklus durchlaufen“, flüsterte er die Zeilen aus dem Handbuch und kroch langsam auf die andere Seite zu.
Als er die letzten Schritte erreichte, brachen die letzten Steine unter seinem Gewicht zusammen. Kents Augen weiteten sich, als er in die Tiefe stürzte.
Blitzschnell beschwor er den Phönixkessel und schleuderte ihn in die Luft. Der Kessel schwebte in der Luft und seine Basis dehnte sich aus, um ihn aufzufangen. Er landete darauf, atmete schwer, während er über die Lücke schwebte und auf festen Boden kam.
„Das war knapp.“
Sobald er herunterstieg, kehrte der Kessel an seine Seite zurück und schrumpfte wieder auf seine ursprüngliche Größe.
Der Weg vor ihm verzweigte sich in drei separate Tunnel, die alle in Schatten gehüllt waren. Kent erinnerte sich an die Warnung aus dem Handbuch: „Einer führt zur Erlösung, die anderen zur Verzweiflung. Aber ein wahrer Schüler kennt den Weg.“
Er schloss die Augen und atmete tief durch. „Vertraue deinen Instinkten. Für einen Schüler gibt es keine Abweichungen. Ein Schüler muss einen geraden Weg gehen.“ Grizzacs Worte aus dem Handbuch hallten in seinem Kopf wider.
Nach kurzem Zögern entschied sich Kent für den mittleren Weg. Während er ging, wurde der Tunnel enger und die Wände schienen sich zu verschieben. Am Rande seines Blickfeldes tanzten wirbelnde Formen.
Als er die Hand ausstreckte, um die Wand zu berühren, wich sie seiner Hand aus.
Plötzlich tauchte er in eine riesige Kammer auf, die von einem unheimlichen goldenen Schein erhellt wurde. In der Mitte stand ein hoch aufragender Steingolem mit Flügeln und einer Keule, dessen Augen wie geschmolzenes Feuer brannten. Die Kreatur erwachte mit einem Grollen zum Leben und trat mit einem Knirschen von Stein auf Stein vor.
Kent zögerte nicht. Mit einer schnellen Bewegung seines Handgelenks beschwor er Flammen in seinen Handflächen herbei. Der Golem hob seinen massiven Arm mit der Keule und schlug mit vernichtender Kraft zu. Kent rollte sich zur Seite und wich dem Schlag knapp aus, während der Stein unter dem Aufprall zerbrach.
„Der Schüler muss sich als würdiges Gefäß für die Erlösung beweisen.“
„Na gut, dann wollen wir mal sehen, wie widerstandsfähig du bist.“
Kent entfesselte einen Strom violetter Alchemieflammen, die den Arm des Golems umhüllten. Der Stein glühte rot und Risse bildeten sich auf seiner Oberfläche.
Der Golem brüllte und schlug wild um sich. Kent duckte sich unter dem Angriff weg und beschwor eine Barriere aus azurblauen Flammen, um den nächsten Schlag abzuwehren.
Der Kampf ging weiter, Kent wich aus und konterte mit Präzision.
Jeder Angriff nagte an dem Körper des Golems, bis Kent schließlich mit einem Ausbruch nirvanischer Flammen den Kern der Kreatur zerschmetterte. Der Golem zerfiel zu Staub und hinterließ nur ein leises Echo seines Brüllens.
Anstelle des Golems erschien ein bunter Bogen. Kent zögerte, da ihn der Bogen sehr anzog. Doch bald hielt ihn die Warnung aus dem Handbuch davon ab, den Bogen zu berühren.
„Das Verlangen ist die Klinge gegen die Erlösung. Man muss alle Klingen meiden, um Erlösung zu erlangen.“
Kent lehnte sich an die Wand der Kammer und holte tief Luft. Die Prüfungen des Schreins waren gnadenlos, aber er spürte, wie er mit jedem Schritt seinem Ziel näher kam.
Die nächste Herausforderung kam in Form von sich verschiebenden Sandflächen, die ihn zu verschlingen drohten.
„Der Weg zur Erlösung ist ein Gang über glühende Kohlen.“
Kent erinnerte sich an die Worte aus dem Handbuch und zauberte Flammen unter seine Füße, die mit jedem Schritt festen Boden bildeten. Als er weiterging, gab der Sand den Weg frei zu einer weiteren riesigen Kammer, in der vier Statuen um eine kreisförmige Plattform standen.
In der Mitte der Plattform leuchtete eine schwache Inschrift. Kent näherte sich vorsichtig und wischte den Sand beiseite, um sie zu lesen.
„Um das Herz des Schreins zu erwecken, muss Licht auf Schatten treffen.“
Er beschwor eine Kugel aus goldenem göttlichem Licht in einer Hand und eine dunkle Dämonenflamme in der anderen. Als er sie zusammenführte, begannen sich die Statuen zu verschieben und gaben eine spiralförmige Treppe frei, die zum Kern des Schreins führte.
Kent machte den ersten Schritt nach oben, den Blick auf den entfernten Gipfel gerichtet. Was auch immer dort oben lag, würde die Geheimnisse des Schreins enthüllen – und ihn möglicherweise zu den Antworten führen, die er suchte, und zu großen Schätzen.
Draußen beobachtete Gunji den Schrein aus der Ferne, aus dessen Innerem immer noch ein schwaches rotes Leuchten drang. Sie ballte die Fäuste, Frustration nagte an ihr. „Warum konnte ich nicht hineingehen? Nur weil ich ein Zwergendämon bin? Warum?“
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/// Frohe Weihnachten. Genießt den Tag und verschickt ein paar Weihnachtsgeschenke. Werdet ihr das tun? ///