Weit weg vom Chaos des Mount Meru, tief in der schattigen Abyssal Citadel, saß der Dämonenkönig Ravan auf seinem Thron aus Obsidian.
Er war riesig, eine monströse Verkörperung der Macht, umhüllt von einem wirbelnden Schleier aus Dunkelheit, der lebendig schien und Geheimnisse des Schreckens flüsterte. Seine vier Hörner waren bedrohlich nach hinten gebogen und umrahmten ein Gesicht, das ebenso grausam wie furchterregend war.
Seine Augen brannten wie geschmolzene Lava vor unerbittlicher Bosheit, und die Luft um ihn herum knisterte vor seiner unterdrückten Wut.
Der Saal war riesig und wurde von dem unheimlichen Schein der Höllenfeuerfackeln beleuchtet, die die geschwärzten Steinwände säumten. Die Ältesten und Generäle des Dämonenhofs knieten unterwürfig nieder, ihre Gesichter blass vor Angst. Vor dem Thron zitterte der Älteste der Dämonenkönige, als er die Nachricht überbrachte.
„Eure Majestät …“, zitterte die Stimme des Dämons, jedes Wort klang wie ein Stein, der über Glas gezogen wurde. „Der Prinz … Euer Sohn … er … er ist tot.“
Es wurde still im Saal, das Gewicht dieser Worte drückte den Raum in eine erstickende Stille.
Einen Moment lang rührte sich Ravan nicht. Sein brennender Blick bohrte sich in den zitternden Ältesten. Dann hallte seine tiefe, donnernde Stimme durch den Saal.
„Tot?“, wiederholte er, und in seiner Stimme schwangen Ungläubigkeit und Drohung mit. „Mein Sohn, der Dämonenprinz – getötet? Machst du Witze? Welcher Gott hat es gewagt, Hand an meinen Sohn zu legen?“
Der Älteste schluckte schwer, seine Klauen kratzten über den Steinboden, als er sich noch tiefer verbeugte. „Ein Mensch, Eure Majestät … aus den neun Reichen der Unterwelt.
Er … er hat den Prinzen während unseres Angriffs getötet, als wir das Ritual auf dem Berg Meru verhindern wollten.“
„Ein Mensch?“ Ravans Stimme schwoll an und hallte wie der Ausbruch eines Vulkans wider. Die Halle bebte unter dem Gewicht seiner Wut, und mehrere der knienden Dämonen brachen zusammen und krümmten sich vor Schmerzen.
„Wie kannst du es wagen, meine Intelligenz mit solchen Lügen zu beleidigen!“, brüllte Ravan und schlug mit seiner krallenbewehrten Hand auf die Armlehne seines Throns. Risse zogen sich wie Spinnweben über den Stein. „Kein Mensch könnte meinen Sohn besiegen – mein Blut, mein Stolz!“
Der Älteste fuhr hastig fort, seine Stimme brach. „Es ist die Wahrheit, Eure Majestät. Der Mensch … er ist anders als alle anderen. Er besitzt die Aura eines Halbgottes und die Kraft eines Tieres.
Er hat unsere Streitkräfte vernichtet und den Prinzen mit bloßen Händen zerfetzt …“
Ravans glühende Augen verengten sich, seine Wut verwandelte sich in etwas Kälteres, Schärferes. „Du willst mir sagen, dass mein Sohn, der die Kraft meiner Blutlinie in sich trug, von einem Sterblichen aus den unteren Reichen besiegt wurde? Und du – ihr alle – habt tatenlos zugesehen?“
„Eure Majestät, wir …“
„SCHWEIG!“, brüllte Ravan, sodass die Grundmauern der Zitadelle bebten. Die Worte des Ältesten erstickten in seiner Kehle, als er vor der bedrückenden Aura des Königs wie gelähmt zu Boden sank.
Ravan erhob sich von seinem Thron, seine hoch aufragende Gestalt warf einen Schatten, der den ganzen Raum zu verschlingen schien. Er begann, die Stufen des Podiums hinabzusteigen, wobei jeder Schritt wie Donner hallte. Die Dämonen zitterten, als er näher kam, und die Luft wurde mit jeder seiner Bewegungen kälter.
„Wer ist dieser Mensch?“, verlangte Ravan zu wissen, sein Blick wie Feuer auf den gesenkten Kopf des Ältesten gerichtet.
„Wir … wir kennen nur seinen Namen, Eure Majestät“, stammelte der Älteste. „Er heißt Kent.“
„Kent“, wiederholte Ravan, wobei der Name voller Verachtung über seine Lippen kam. Er blieb vor dem Ältesten stehen und streckte seine klauenartige Hand aus. Mit einem ruckartigen Ruck packte er den Dämon an der Kehle und hielt ihn wie eine Stoffpuppe in der Luft.
„Wo ist er jetzt?“
Der Älteste rang nach Luft und kratzte mit seinen Klauen vergeblich an Ravans eisernem Griff. „Er … er ist immer noch bei den sieben ewigen Weisen“, würgte er hervor.
Ravans Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. Er warf den Ältesten wie einen alten Lappen beiseite und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Rest des Hofes.
„Ein Mensch wagt es, sich mir zu widersetzen – das Blut meines Sohnes zu vergießen – und ihr glaubt, ich werde das ungestraft lassen?“
Die Dämonen zitterten unter seinem Blick, ihre Angst war greifbar.
„Ich werde die Neun Reiche dem Erdboden gleichmachen, wenn es sein muss“, knurrte Ravan. „Dieser Kent wird für seine Unverschämtheit bezahlen, und seine Schreie werden bis in alle Ewigkeit hallen. Sagt den Dämonenlegionen Bescheid. Bereitet die Abyssal-Armada vor. Tötet ihn nicht. Bringt ihn mir – lebendig.“
Einer der Generäle, mutiger als die anderen, trat vor. „Eure Majestät, wenn ich darf …“
Ravans Blick nagelte ihn an Ort und Stelle, aber er fuhr fort. „Dieser Mensch ist kein gewöhnlicher Mensch. Er hat den Prinzen getötet und unsere Streitkräfte in die Flucht geschlagen. Wenn wir ihn gefangen nehmen wollen, brauchen wir mehr als rohe Gewalt. Vielleicht … sollten wir die Abyssal-Geister herbeirufen.“
Der Vorschlag hing schwer in der Luft. Die Abgrundgeister waren Ravans beste Krieger – Monster von unvergleichlicher Stärke und Gerissenheit, die nur für die schlimmsten Fälle in Reserve gehalten wurden.
Ravans Blick wurde weicher und berechnender. „Die Geister … Ja … sie werden es tun. Rufe sie sofort herbei.“
Der General verbeugte sich tief. „Es wird geschehen, Eure Majestät.“
Ravan drehte sich um und ließ seinen Blick zu dem großen schwarzen Fenster schweifen, das den Blick auf den brodelnden Abgrund jenseits der Zitadelle freigab. Seine Wut brodelte unter der Oberfläche, gezügelt, aber nicht weniger gefährlich.
„Wie kann ein Sterblicher meine Blutlinie töten? Hier steckt definitiv ein Geheimnis dahinter! Hmm … wenn ich erst einmal die Seele des Sterblichen gequält habe, wird er alles ausspucken.“
—
Tief in der Zitadelle stand ein schwarzer Altar, dessen Oberfläche mit Runen aus Blut und Schatten verziert war. Die Dämonenältesten versammelten sich um ihn herum und sangen in einer kehligen, alten Sprache. Die Luft wurde schwer von dunkler Energie, und der Raum schien nach innen zu kollabieren, als ein Portal die Realität zerriss.
Erlebe mehr in My Virtual Library Empire
Aus dem Portal tauchten drei Gestalten auf, deren Umrisse von Dunkelheit verhüllt waren. Die Abyssal Ghosts waren furchterregend anzusehen – jede von ihnen eine einzigartige Monstrosität voller Macht und Bosheit.
Der Anführer der Ghosts, eine hoch aufragende Gestalt mit einem Körper aus Schatten und brennenden purpurroten Augen, trat vor. „Wer wagt es, uns zu rufen?“, dröhnte seine Stimme tief und hallend.
Der Älteste verbeugte sich tief. „Der Dämonenkaiser Ravan befiehlt Eure Anwesenheit. Es gibt einen Menschen – einen Sterblichen –, der den Dämonenprinzen getötet hat. Euer Auftrag ist es, ihn zu finden und lebendig in die Abgrundfestung zurückzubringen.“
Die Augen des Reavers leuchteten vor Interesse. „Ein Sterblicher hat den Prinzen getötet?“, sinnierte er. „Interessant. Sag deinem Kaiser, dass wir diesen Sterblichen finden werden … und ihn in die Knie zwingen werden.“
Als die Geister in den Schatten verschwanden, stand der Älteste auf, sein Herz pochte. Die Jagd auf Kent hatte begonnen …