In dem Moment, als Kent den Dämonenprinzen zerfetzte, erlebte der Berggipfel eine atemberaubende Verwandlung. Das Ritualfeuer loderte in goldenem Glanz und sandte strahlende Lichtstrahlen in den Nachthimmel. Die Luft selbst schien von göttlicher Energie zu summen, als goldene Blumen vom Himmel regneten und ihre Blütenblätter wie Segnungen aus einer anderen göttlichen Welt wirbelten.
Trommeln und Flöten hallten von oben wider, eine Melodie, die so jenseitig klang, dass sie das Schlachtfeld zum Schweigen brachte. Die verbliebenen Dämonen, die bereits in Panik flohen, stolperten und fielen, als das goldene Licht den Berg überflutete.
„Seht!“, rief der Weise Paras mit vor Emotion gebrochener Stimme. Er fiel auf die Knie und begann, sich in inniger Hingabe zu verbeugen. „Oh mächtiger Gott der Ordnung, zeige uns deine Güte und segne uns mit deiner göttlichen Gnade!“
Über dem rituellen Feuer erschien eine strahlende Gestalt, umhüllt von einer Aura, die so hell war, dass niemand sie direkt ansehen konnte. Der Gott der Ordnung, der siebte unter den alten Göttern, stand aufrecht und gelassen da, seine bloße Anwesenheit strahlte Autorität und Harmonie aus.
Die Dämonen schrien vor Angst und zerstreuten sich wie Blätter im Wind. Sie wussten, dass ihr Versagen, den Dämonenprinzen zu beschützen, den Zorn des Dämonenkaisers auf sich ziehen würde, aber das Erscheinen des Gottes der Ordnung besiegelte ihr Schicksal.
Einem Gott gegenüberzustehen bedeutete den sicheren Tod.
Die strahlende Gottheit überblickte mit ernster Miene den Berggipfel, bevor sein Blick auf den Weisen Paras fiel. Seine Stimme, ruhig und doch donnernd, hallte über den Gipfel.
„Paras“, sprach der Gott, „deine Hingabe und Ausdauer wurden belohnt. Durch die Durchführung dieses heiligen Rituals hast du das Gleichgewicht in der Welt unter meiner Herrschaft wiederhergestellt.“
Paras zitterte und drückte seine Stirn auf den Boden. „Oh großer Gott der Ordnung, deine Worte machen uns demütig. Danke für deine Gnade und deinen Segen.“
Der Gott streckte seine leuchtenden Hände aus, und aus dem strahlenden Licht erschien ein goldener Topf, der vor göttlicher Energie glänzte. Er reichte ihn Paras, der ihn ehrfürchtig entgegennahm.
„Dieser Topf enthält die Essenz und Lebensenergie der Yaga. Nutze ihn weise, denn er wird die Ordnung dieser Welt aufrechterhalten“, erklärte der Gott.
Paras verbeugte sich wiederholt, Tränen liefen ihm über das Gesicht. „Wir sind dir auf ewig dankbar, oh Göttlicher.“
Der Gott der Ordnung nickte einmal, bevor er sich wieder dem rituellen Feuer zuwandte. Mit einem Lichtblitz löste sich seine Gestalt auf und hinterließ nur noch den Nachhall seiner Anwesenheit.
Während die Weisen den erfolgreichen Abschluss des Rituals feierten, war Kent alles andere als ruhig. Seine goldene Löwenform, blutüberströmt, war ein Sturm aus Wut und Trauer. Er ignorierte die Schreie der fliehenden Dämonen und stürzte sich wie ein Löwe auf eine Herde Rehe in ihre Reihen, wobei seine Klauen ohne zu zögern Fleisch und Knochen zerfetzten.
Jabil und Ruby blieben auf dem Berggipfel stehen, ihre Gesichter spiegelten eine Mischung aus Ehrfurcht und Angst vor Kents unerbittlicher Wut wider.
Ignira stand am Rande des Schlachtfeldes und beobachtete das Geschehen mit widersprüchlichen Blicken. Ihr Instinkt, sich nicht in den Tod des Dämonenprinzen einzumischen, kämpfte mit einem unerklärlichen Drang, zu bleiben.
„Ich sollte jetzt gehen“, flüsterte sie vor sich hin und warf einen Blick auf die Weisen. „Wenn der Dämonenkaiser kommt, will ich nichts damit zu tun haben.“
Aber ihr Blick wanderte immer wieder zu Kent zurück, der die letzten Überreste der Dämonenhorde niedermähte. Seine Bewegungen waren ein verschwommener Ansturm von Geschwindigkeit und Wildheit, doch die Präzision seiner Schläge hatte fast etwas Poetisches.
Die Weisen teilten jedoch nicht ihre Faszination. Sie flüsterten untereinander, und ihre anfängliche Erleichterung wich Angst, als sie Kents Amoklauf beobachteten.
„Er ist vor Trauer wahnsinnig geworden“, murmelte einer der Weisen und klammerte sich an seine Robe. „Was, wenn er sich gegen uns wendet, sobald die Dämonen verschwunden sind?“
„Schau dir seine Gestalt an“, flüsterte ein anderer zitternd. „Er ist nicht mehr nur ein Mensch – er ist etwas ganz anderes geworden.“
Als würden sich ihre Ängste manifestieren, richtete Kent seine leuchtenden Augen auf einen älteren Dämon, der gestolpert und gefallen war. Mit einem kehligen Brüllen sprang er auf ihn zu und riss ihm mit seinen Klauen die Brust auf, als wäre sie aus Papier.
Die Weisen wichen zurück, aber bevor sie protestieren konnten, flammte das Ritualfeuer erneut auf und strahlte so hell, dass alle Anwesenden geblendet wurden.
Die blendende Helligkeit zwang alle, ihre Augen zu schützen. Als das Licht nachließ, tauchte eine Gestalt aus dem Feuer auf.
Ein Raunen ging durch die Menge, als sie die Anwesenheit erkannten. Die Göttin des Lebens, die Vierte unter den alten Göttern und ein Wesen, das seit Jahrhunderten nicht mehr in der Geisterwelt erschienen war.
Ihre strahlende Gestalt war in einen ätherischen Schein gehüllt, ihr wallendes Haar fiel wie Ströme aus Licht herab. In ihren Händen hielt sie einen riesigen goldenen Topf, doppelt so groß wie den, den Paras bekommen hatte.
Der Weise Paras, der sich gerade erst wieder gefasst hatte, fiel erneut auf die Knie, den Mund vor Schreck weit aufgerissen. „Oh, mächtige Göttin des Lebens! Du beehrst uns mit deiner Anwesenheit! Bitte segne unsere Seelen und gewähre uns deine göttliche Gabe!“
Aber die Göttin ignorierte seine Bitten. Ihr ruhiges Lächeln blieb unverändert, als sie ihren Blick von den Weisen abwandte und auf das Schlachtfeld richtete.
Der Topf mit der Yaga-Energie glänzte in ihren Händen und strahlte sogar heller als das Ritualfeuer.
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Der zweite Weise, Kumba, kniete immer noch da und schaute verwirrt zu, wie die Göttin vom Berggipfel davonschwebte. „Mächtige Göttin, wo gehst du hin?“, rief er. „Die Yaga-Energie ist für uns, oder?“
Aber ihre Aufmerksamkeit war woanders. Die Weisen folgten ihrem Blick und schnappten nach Luft, als sie ihr Ziel erkannten.
Kent, immer noch in seiner Löwenform, war gerade dabei, einen weiteren Dämonenältesten zu zerreißen. Seine Klauen rissen mit gnadenloser Effizienz das Fleisch des Ältesten auseinander, und seine glühenden Augen brannten vor Wut. Das Blut unzähliger Dämonen befleckte sein Fell, und der goldene Glanz seiner göttlichen Gestalt ließ ihn sowohl majestätisch als auch furchterregend erscheinen.
Die Göttin schwebte auf ihn zu, ihre ruhige Haltung unbeeindruckt vom Chaos um sie herum. Ihre strahlende Präsenz zog die Aufmerksamkeit aller auf dem Schlachtfeld auf sich, einschließlich Ignira, die ungläubig starrte.
„Geht sie … zu ihm?“, murmelte Ignira mit zitternder Stimme.
Die Göttin blieb ein paar Meter vor Kent stehen, der mitten in der Bewegung erstarrte, seine Klauen bereit, einen weiteren tödlichen Schlag zu führen. Für einen Moment sahen sich die beiden in die Augen – der zornige Beschützer und die ruhige Gottheit.
Ohne ein Wort hob die Göttin den riesigen goldenen Topf und schüttete ihn über Kents Kopf. Die Yaga-Energie strömte in einem leuchtenden Strom hervor und hüllte ihn in einen Kokon aus goldenem Licht.
Kent brüllte trotzig, und sein Schrei hallte über den Berggipfel. Doch als das Licht in ihn eindrang, begann seine Wut zu sinken. Seine Löwenmähne legte sich zurück, seine Krallen wurden stumpf und seine leuchtenden Augen wurden weicher. Langsam verschwand seine bestialische Gestalt und gab den Blick auf den Mann darunter frei.
Kent blinzelte, seine goldene Aura war nun gedämpft. Sein Geist, der zuvor von Trauer und Wut getrübt war, war plötzlich klar. Er wandte seinen Blick der Göttin zu, sein Atem ging schwer, aber gleichmäßig.
Ihr ruhiges Lächeln blieb unverändert, als sie die Hand ausstreckte und seine Wange berührte.
Ignira, die aus der Ferne zusah, spürte, wie ihr Herz einen Schlag aussetzte.
Zum ersten Mal sah sie Kents wahres Gesicht – gutaussehend, edel und voller stiller Kraft, die ihr Herz höher schlagen ließ.
„Wer … ist er?“, flüsterte sie, kaum hörbar.
Aber es war keine Zeit für Antworten. Die Göttin und Kent sahen sich weiterhin in die Augen, ihr stiller Austausch hatte eine Bedeutung, die keine Worte beschreiben konnten.
Das Schlachtfeld um sie herum verblasste zur Bedeutungslosigkeit, als das göttliche Licht sie beide umhüllte.