Die Entdeckung, dass die Ringe mehr Fähigkeiten hatten als gedacht, war für Lin Mu eine Mischung aus Überraschung und Aufregung. Immerhin bedeutete das, dass Lin Mu in Zukunft viel mehr Möglichkeiten hatte, sich weiterzuentwickeln.
Und nach dem, was er bisher gesehen hatte, war keine der Fähigkeiten, die er durch den Ring bekommen hatte, schwach. Jede einzelne war stark und ermöglichte es einem, viel Kraft zu erlangen, sobald man sie beherrschte. Außerdem waren die Fähigkeiten ziemlich vielseitig einsetzbar, sodass man sie beliebig kombinieren konnte.
Der beste Beweis dafür war Lin Mus Kampf gegen den elften Prinzen.
Schließlich hatten beide die Ringe, wenn auch mit unterschiedlichen Kräften, aber ihre Ausgangsbasis war ähnlich.
Der einzige Grund, warum Lin Mu die Oberhand behielt, war, dass er seine Fähigkeiten diversifiziert und viel mehr gelernt hatte, als sich nur auf die Fähigkeiten des Rings zu verlassen. Selbst ohne die räumlichen Fähigkeiten des Rings verfügte Lin Mu immer noch über die Fäuste, die Felsen zum Einsturz bringen konnten, seine Schwertkunst, seine Waffen und die rohe Kraft seines Körpers.
Ganz zu schweigen von den Dao-Fähigkeiten, die er selbst entwickelt hatte.
All das waren Kräfte, die Lin Mu selbst gehörten, und selbst wenn der Ring weg wäre, hätte er sie immer noch.
Der Hauptunterschied zwischen ihm und dem elften Prinzen bestand darin, dass Lin Mu einfach viel Zeit hatte, sich nach dem Erhalt des Rings weiterzuentwickeln.
„Hätte ich den Ring damals nicht bekommen oder hätte der Prinz ihn vielleicht auch länger gehabt, wäre der Ausgang des Kampfes vielleicht anders ausgefallen“, dachte Lin Mu bei sich.
Das machte Lin Mu klar, dass er, wenn er diesen Vorteil auch in Zukunft behalten wollte, nicht nachlassen durfte.
„Der Ring hat mir noch nichts über andere Teile von sich verraten, aber das wird er bestimmt in Zukunft tun. Und was, wenn ihn jemand sofort findet und ich lange brauche, um dorthin zu gelangen? Dann hätte diese Person auch viel Zeit, sich weiterzuentwickeln“, überlegte Lin Mu.
Derzeit wusste er nur, dass es noch andere Teile des Rings gab, die noch nicht gefunden worden waren.
Selbst wenn jemand sie finden würde, könnte Lin Mu es mit ihnen aufnehmen, solange er sich weiterentwickelte. Vor allem jetzt, wo er zwei Ringe hatte.
„Die einzige Möglichkeit, mich zu überwältigen, wäre, wenn ihre Kultivierungsbasis einfach zu hoch wäre. Schließlich gibt es keine Garantie, dass der nächste Ring auch in einer Unsterblichenwelt sein wird … Was, wenn er von einem Himmlischen gefunden wird?“ Lin Mu war klar, dass die Ausgangsbedingungen für die anderen vielleicht viel besser waren als für ihn.
~huu~
Lin Mu atmete tief durch und schüttelte den Kopf.
„Ich muss einfach weiter wachsen und mich verbessern. Solange ich das tue, werde ich definitiv einen Weg finden, alle Hindernisse zu überwinden“, murmelte Lin Mu vor sich hin.
Xukong hörte seine Worte und war zufrieden mit Lin Mus Entschlossenheit.
Nachdem er damit fertig war, sah Lin Mu sich die anderen Dokumente an und fand viele interessante Informationen.
„Das sind … Briefe?“ Lin Mu fand einen Stapel Briefe, die zwischen dem elften Prinzen und den Mitgliedern der königlichen Familie der Heiligen Topas-Dynastie ausgetauscht worden waren.
Alle enthielten vertrauliche Informationen und waren mit den offiziellen Siegeln vieler Personen versehen, was darauf hindeutete, dass es sich um wichtige Dokumente handelte.
„Das sind mindestens dreihundert Briefe, der Prinz hat sie alle aufbewahrt, was …“, sagte Lin Mu etwas überrascht.
Er fing an, sie zu lesen, und erfuhr viel über den elften Prinzen selbst sowie über die Leute, die mit ihm und der königlichen Familie der Heiligen Topas-Dynastie zu tun hatten.
In den meisten Briefen war der Ton gegenüber dem elften Prinzen allerdings ziemlich hart oder beleidigend.
Sie schimpften mit ihm oder nannten ihn nutzlos, weil er trotz so vieler Ressourcen nicht in der Lage war, unsterblich zu werden.
Einige sagten, er sei verflucht, weil er mutierte Meridiane hatte. Niemand in der königlichen Familie der Heiligen Topas-Dynastie hatte solche Meridiane, er war der Erste.
Wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass der Kaiser der Heiligen Topas-Dynastie sie köpfen lassen würde, hätten die Leute schon längst gesagt, dass der elfte Prinz nicht zur königlichen Familie gehörte und von jemand anderem gezeugt worden war.
Es gab auch viele, die ihn schikanierten, darunter seine Geschwister und viele andere Adlige.
Trotz der Unterstützung seiner Mutter konnte der elfte Prinz nicht viel tun. Schließlich ging es seinen leiblichen Geschwistern, die von derselben Mutter geboren worden waren, völlig gut. Er war der Einzige mit den mutierten Meridianen.
Als Lin Mu weiterlas, merkte er, dass die Briefe immer härter wurden. Vor allem, als man herausfand, dass der elfte Prinz Pillentoxine in seinem Körper angesammelt hatte.
Er hatte seine Mutter und viele andere gebeten, ihm eine Entgiftungs-Pille zu geben, aber es war alles umsonst. Für sie war der elfte Prinz es nicht wert, ihm zu helfen, vor allem, weil er mutierte Meridiane hatte.
Selbst wenn er die Entgiftungs-Pillen genommen hätte, war nicht sicher, ob sie bei ihm richtig wirken würden.
Seine Mutter hätte ihm vielleicht irgendwie eine einzige Entgiftungs-Pille besorgen können, aber der elfte Prinz würde bestimmt mehr davon brauchen. Das war natürlich keine Option.
So steckte er in einem Teufelskreis der Mittelmäßigkeit fest.
Das ging hunderte von Jahren so weiter, und immer mehr Leute schauten auf ihn runter. Das war auch bei den einfachen Leuten so, die herausfanden, dass ihr elfter Prinz vielleicht nicht talentierter war als irgendein Bettler auf der Straße.
„Diese Briefe … wurden nur vom Prinzen aufbewahrt, weil sie alle schlecht über ihn redeten.“ Lin Mu wurde klar, warum der Prinz diese Briefe aufbewahrt hatte.
Sie waren eine Erinnerung.
„Sieht so aus, als hättest du auch kein einfaches Leben gehabt, Huangyu Shiyi …“, murmelte Lin Mu.
