Switch Mode

Kapitel 616: Junger Mann und eine Szene (4)

Kapitel 616: Junger Mann und eine Szene (4)

Der Junge blieb noch einen Moment still stehen, die Stille um ihn herum war so dick wie eine Gewitterwolke –

und dann bewegte er sich.

Ein verschwommener Fleck.

Ein Teil seines langen Mantels flog vorbei.

Ein Raunen ging durch die Menge, als er mit einer einzigen fließenden Bewegung durch die Luft schoss und in weniger als einem Herzschlag – war er da.

Direkt vor ihr.
Die kaiserlichen Wachen reagierten sofort – die Klingen halb gezogen, die Füße mit geübter Präzision in Bewegung –

„Zurück!“

Ihre Stimme war schärfer als jede Klinge.

Und sie erstarrten.

Die Menge wagte nicht einmal zu atmen.

Denn der schwarzäugige Junge hatte keine Waffe gezogen. Er hatte kein Mana beschworen. Er hatte nicht einmal den Hauch einer Absicht gezeigt.
Er stand vor Prinzessin Priscilla Lysandra, den Kopf leicht geneigt – nicht tief, nicht unterwürfig, sondern respektvoll.

Gemessen.

Ausgeglichen.

Die weiße Katze, die immer noch auf seiner Schulter saß, gab ein leises Knurren von sich, als würde sie gegen die plötzliche Bewegung protestieren, und kehrte dann zu ihrer faulen Stille zurück, den Schwanz um seinen Nacken geschlungen.

Und dann sprach er. Sanft. Ruhig.
Er behielt diese verdammte Gelassenheit bei.

„Verzeih mir“, sagte er mit leiser Stimme, sodass nur die Prinzessin und die ihr am nächsten stehenden Personen ihn hören konnten. „Aber ich muss dir eine Hommage erweisen.“

Priscillas rote Augen verengten sich, ihr eisiger Blick blieb unverändert.

„Ich habe vergessen zu atmen“, fuhr er fort, den Kopf immer noch leicht geneigt. „Und das ist meine Schuld.“
Seine Stimme wurde noch leiser, als würde er etwas furchtbar Ehrliches gestehen.

„Ich war zu sehr abgelenkt. Von der Schönheit.“

Es wurde still.

Völlig und vollkommen still.

Selphine spottete irgendwo im Hintergrund. „Das soll wohl ein Witz sein“, murmelte sie mit hochgezogenen Augenbrauen und ungläubigem Gesichtsausdruck. „Ausgerechnet er versucht so etwas?“
Aurelian blinzelte langsam. „Mutig“, sagte er, unsicher, ob er beeindruckt sein sollte oder sich stellvertretend gedemütigt fühlte.

Priscilla … blieb regungslos.

Ihr Blick, kalt und unerschütterlich, wich nicht von ihm.

Ihre blutroten Augen bohrten sich in ihn – in diese undurchdringlichen pechschwarzen Iris. Als wollten sie ihn durchdringen. Als wollten sie ihn herausfordern, sie zu brechen.
Aber er zuckte nicht.

Er schwankte nicht.

Er stand einfach da, gefasst in seiner Stille, und bot nichts weiter als das Nachhallen seiner Worte und das kleinste Anzeichen eines halb verschwundenen Lächelns, das noch an seinen Lippen hing.

Der Platz blieb wie erstarrt, ein empfindliches Gleichgewicht, das auf einer Messers Schneide stand.

Prinzessin Priscilla Lysandra zuckte nicht.
Ihre unfassbar tiefen, blutroten Augen fixierten den Jungen schweigend. Das schwache Flackern des Laternenlichts streifte ihre Gesichtszüge, aber nichts milderte ihren Ausdruck. Kalt. Wie aus Stein gemeißelt. Majestätisch bis zur Eiskälte.

„… Unverschämt“, sagte sie.

Das Wort fiel wie ein Messer in den Schnee. Keine erhobene Stimme. Keine donnernde Wut.

Aber die Wirkung trat sofort ein.
Einer der kaiserlichen Wachen trat mit halb gezogenem Schwert vor, dessen Klinge blitzte, als er sie direkt auf das Gesicht des Jungen richtete. „Knie nieder!“, knurrte er. „Du wagst es, …!“

Aber der Junge rührte sich nicht. Keine Spur von Angst. Nicht einmal Überraschung. Er sah sie alle nur mit seinen schwarzen Augen an, still und undurchschaubar.
Er neigte den Kopf leicht, als würde er etwas hören, das nur er hören konnte, und ließ die Stille anhalten, gerade so lange, bis das Unbehagen wuchs.

Dann … ein Atemzug.

Ruhig.
Gemessen.

Sein Blick huschte einmal zurück zur Prinzessin.

Und er sagte nichts.

Die Menge blieb verneigt, doch ein Murmeln ging durch sie hindurch wie nervöse Funken unter trockenen Blättern. Das war nicht nur Respektlosigkeit. Es grenzte an Absurdität. Ein einziges falsches Wort, ein einziger Herzschlag der falschen Trotzigkeit, und das Leben des Jungen hätte hier und jetzt durch königlichen Erlass beendet sein können.
Aber er stand da.

Und sie starrte ihn an.

Keiner von beiden bewegte sich.

Priscilla senkte weder die Wimpern noch schwankte ihr Blick. Ihr Gesichtsausdruck blieb unberührt von den Worten des Jungen – wenn überhaupt, war er jetzt noch kälter als zuvor, und ein Hauch von Verachtung spielte um ihre Lippen.
Es war nicht das Kompliment, das sie störte.

Es war die Berechnung.

Denn sie sah es in ihm – die Art, wie er seine Worte timte, den präzisen Rhythmus seiner Stimme, die theatralische Verbeugung, die nicht ganz unterwürfig war. Er wusste genau, was er tat. Jede Geste war genauestens einstudiert. Jedes Wort war darauf ausgelegt, genau dort zu landen, wo es die größte Wirkung erzielen würde.

Das war kein Flirt.

Das war eine Provokation.

Ein Test.

Ein stilles Messer zwischen behandschuhten Fingern.

Sie machte einen Schritt nach vorne.

Die Wachen zuckten zusammen.

Die Menge hielt wieder den Atem an.

Der schwarzäugige Junge blieb regungslos stehen.

Und dann, leise –

„Wer bist du?“, fragte sie mit tiefer, schneidender Stimme. „Welches Haus wagt es, einen Sohn mit solcher Dreistigkeit zu erziehen?“

Wieder Stille.
Und in dieser Stille kam Wind auf.

Die weiße Katze auf seiner Schulter zuckte mit einem Ohr.

Und der Junge bewegte sich endlich.

Er hob seinen Blick ein kleines bisschen mehr und sah ihr jetzt direkt in die Augen. Kein Grinsen. Keine Verbeugung.

Nur diese unlesbaren, bodenlosen schwarzen Augen.

„Du verstehst das falsch“, sagte er leise.

Eine Pause. Ihr Blick verengte sich.
„Ich bin nicht der Sohn eines Adelshauses“, fuhr er fort. „Ich bin nicht von meiner Abstammung geprägt. Ich bin von der Welt geprägt.“

Und die Ruhe in seiner Stimme –

war die Ruhe von jemandem, der schon einmal am Abgrund gestanden hatte.

„Du stehst vor mir in der Annahme, dass Namen allein über das Gewicht einer Person entscheiden.“

Seine Lippen verzogen sich erneut – kaum merklich. Keine Freude in dieser Bewegung. Nur etwas Schärferes. Kälteres.
„Da bin ich anderer Meinung.“

Die Menge regte sich – winzige Wellen der Unruhe breiteten sich aus wie Ringe in dunklem Wasser.

Die Prinzessin zuckte nicht mit der Wimper.

„Du sprichst, als wärst du frei“, sagte sie.

Er neigte den Kopf. „Bin ich das nicht?“

Priscillas Stimme wurde leiser.

„Niemand, der unter dem Himmel des Imperiums geboren wurde, ist wirklich frei.“
Zum ersten Mal veränderte sich sein Blick – nur ganz leicht. Der Schatten von etwas Dunklerem huschte darüber.

Dann –

„Ich verstehe“, murmelte er und senkte den Blick auf die Spitze des auf ihn gerichteten Schwertes. „Dann bin ich vielleicht … etwas ganz anderes.“

Die Klinge des Wachen zuckte, aber die Prinzessin hob eine Hand.

Er hielt inne.

Priscilla musterte den Jungen noch einen Moment lang. Dann –
„Deine Arroganz“, sagte Prinzessin Priscilla mit einer Stimme, die wie Glas und Stahl klang, „wird dir Feinde einbringen.“

Der schwarzäugige Junge verbeugte sich diesmal nicht. Keine theatralische Geste.

Er antwortete einfach:

„Das hat sie bereits.“

Er hob den Blick wieder, ruhig und klar, als sei die Wahrheit in diesem Eingeständnis nicht beschämend – sondern unvermeidlich.

„Mehr, als ich zählen kann.“
Eine Pause. Dann –

„Aber ich stehe immer noch hier.“

Die Worte fielen wie leise Donnerschläge.

Um sie herum war es so still, dass sogar die fernen Glocken des Festes im unteren Stadtteil gedämpft klangen. Der Wind wehte sanft über die Dächer, zerzauste seinen Mantel und strich über Priscillas silbernes Haar – aber nichts bewegte sich zwischen ihnen.

Die Stille haftete an ihnen wie die Schwerkraft.
Priscilla starrte ungerührt vor sich hin.

Dann, mit einer einzigen, zarten Bewegung ihrer Finger – kaum mehr als ein Zucken –

bewegte sich die Klinge.

Der Wachmann gehorchte.

Die kalte Stahlkante glitt mit erschreckender Anmut nach vorne und legte sich direkt an den Hals des Jungen. Sie schnitt nicht. Aber sie hätte es können. Der leichteste Druck. Ein Ausrutscher. Ein Befehl.
Der Junge holte nicht nach Luft. Seine Haltung wankte nicht.

Selbst die weiße Katze auf seiner Schulter blinzelte nur.

Priscillas Stimme wurde leiser – jetzt sanft und gefährlich, wie Schneefall vor einer Lawine.

„Dann sag mir“, sagte sie, „warum hast du es gewagt, im Namen der königlichen Familie zu sprechen?“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

Comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Options

not work with dark mode
Reset