Switch Mode

Kapitel 569: Deal

Kapitel 569: Deal

Draven rieb sich die Schläfe und schüttelte Lucavions Blutdurst ab. Aber auch wenn die Spannung im Raum nachließ, arbeitete sein Verstand schon auf Hochtouren. Er überlegte.

Kann er Aldric wirklich töten?

Diese Frage ging Draven nicht aus dem Kopf.

Und er wusste auch warum.

Er hatte Lucavions Akte schon gelesen.
Die Cloud Heavens Sect hatte sie ihm in die Hand gedrückt, als sie ihn zum ersten Mal wegen des Attentatsauftrags angesprochen hatte. Damals hatte er sie nur flüchtig überflogen – er dachte, es handele sich nur um eine weitere Rechnung, die beglichen werden musste. Ein abtrünniger Schwertkämpfer, der die falschen Leute verärgert hatte.

Aber jetzt? Jetzt tauchten die Details wieder klar in seinem Kopf auf.
Draven kniff die Augen leicht zusammen und trommelte mit den Fingern auf den Tisch. „Sag mir eins, Lucavion.“

Lucavion hob eine Augenbraue und wartete.

Draven beugte sich leicht vor. „Kannst du ihn wirklich töten?“

Lucavions Grinsen verschwand nicht, aber sein Gesichtsausdruck war jetzt eher amüsiert. „Du klingst skeptisch.“
Draven atmete durch die Nase aus. „Ich erinnere mich an deinen Namen.“ Seine grauen Augen wurden scharf. „Und ich erinnere mich an das, was ich über dich gelesen habe.“

Lucavion neigte den Kopf, ohne etwas zu sagen.

Draven fuhr fort. „Damals kam die Cloud Heavens Sect mit einer Bitte zu mir. Und in dieser Bitte war eine Akte.“ Seine Stimme wurde etwas leiser. „Eine, die dich beschrieb.“
Lucavion lachte leise und stützte sein Kinn auf seine Fingerknöchel. „Ach? Ich wusste gar nicht, dass ich so berühmt bin.“

Draven ignorierte die Bemerkung. Seine Stimme klang bedächtig. „Da stand, dass du Varen Drakov besiegt hast.“

Endlich blinzelte Lucavion.

Ein kleiner Ausdruck huschte über sein Gesicht – zu schnell, um ihn zu erkennen, aber Draven sah ihn.
„Du hast es also gelesen“, sagte Lucavion nachdenklich, seine Stimme immer noch ruhig.

Draven grinste, aber es erreichte nicht seine Augen. „Natürlich habe ich das. Varen Drakov. Das aufstrebende Wunderkind der Silberflammen-Sekte.“ Er atmete scharf aus. „Einer der sogenannten ‚aufstrebenden Drachen‘. Und im Finale des Vendor Martial Tournament hast du ihn besiegt.“
Lucavions Grinsen zuckte leicht, aber er sagte nichts.

Draven klopfte einmal auf den Tisch. „Da stand, du hättest überzeugend gewonnen.“

Es herrschte einen Moment lang Stille, bevor Lucavion schließlich seufzte und den Kopf neigte. „Nun ja … so überzeugend war es nicht.“
Draven schnaubte und schüttelte den Kopf. „Und das war nicht nur Varen Drakov.“ Er neigte den Kopf leicht und beobachtete Lucavions Reaktion. „Jeder wusste, wie du deine Gegner in diesem Turnier gedemütigt hast. Auch Lira Vaelan ist dieses Schicksal nicht entgangen.“

Lucavions Grinsen zuckte leicht.
Draven atmete scharf aus. „Du hast sie verschwinden lassen. Soweit ich weiß, zeigt sich Lira nicht einmal mehr in der Öffentlichkeit. Man munkelt, dass sie sich nach diesem Kampf zurückgezogen hat.“ Er neigte sein Glas leicht. „Gerüchten zufolge schämt sie sich zu sehr, um jemals wieder die Arena zu betreten.“
Lucavion lachte leise. „Ah … Lira.“ Er ließ den Namen wie eine alte Erinnerung über seine Zunge rollen, und sein Grinsen wurde leicht amüsiert.

Draven kniff die Augen zusammen. „Was, bist du stolz darauf?“

Lucavion atmete aus und legte sein Kinn auf seine Fingerknöchel. „Ich habe getan, was ich konnte.“
Draven schnalzte mit der Zunge. „Hmph. Ich bin nicht hier, um dich zu entschuldigen. Dazu bin ich auch nicht in der Lage.“ Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Aber das heißt nicht, dass ich dir nicht die wichtige Frage stelle.“

Lucavion neigte leicht den Kopf und wartete.

Dravens Blick wurde scharf.

„Vor nicht einmal einem Jahr warst du ein 4-Sterne-Erwachter.“
Seine Stimme war leise, kontrolliert, aber sie hatte etwas Schwerwiegendes. „Und jetzt behauptest du, du kannst einen 6-Sterne-Erwachten töten?“

Er ließ die Stille einen Moment lang wirken, damit die Worte sacken konnten.

Lucavions Grinsen verschwand nicht. Wenn überhaupt, wurde es noch schärfer, und seine schwarzen Augen glänzten unbeeindruckt.
„Das klingt nicht überzeugend“, meinte er nachdenklich und neigte den Kopf leicht, als wäre er wirklich neugierig.

Draven atmete durch die Nase aus und rieb sich die Kinnlade. „Nein“, gab er unverblümt zu. „Das tut es nicht.“

Lucavion lachte leise und stützte einen Ellbogen auf den Tisch. „Dann sag mir, Draven – welchen Rang hast du meiner Meinung nach gerade?“

Draven kniff die Augen zusammen.
Er musterte Lucavion aufmerksam, diesmal mit voller Konzentration.

Auf den ersten Blick wirkte der Mann nicht überwältigend mächtig. Er strahlte keine bedrückende Aura aus und ließ seine Mana nicht unbedacht versprühen wie ein arroganter Adliger, der mit seiner Stärke prahlen will. Wenn überhaupt, wirkte er kontrolliert und beherrscht.

Aber genau das war das Problem.
Draven selbst war ein 5-Sterne-Erwachter. Das war er schon seit Jahren, und er wusste, wie Macht funktionierte. Normalerweise konnte ein 5-Sterne-Erwachter den Rang eines anderen allein anhand seiner Manasignatur erkennen – daran, wie sie sich bewegte, an ihrer Dichte, ihrem Gewicht in der Luft.
Aber bei Lucavion?

Er konnte nichts sehen.

Nicht zu Beginn ihres Treffens.

Nicht einmal jetzt.

Es war, als würde er in eine Leere blicken.

Dravens Finger trommelten gegen das Holz. Das war nicht normal. Selbst wenn Lucavion sich im letzten Jahr verbessert hatte, würde das diese Abwesenheit nicht erklären.

Und vor allem –
Draven biss die Zähne zusammen, als ihm eine Erinnerung durch den Kopf schoss.

Dieser Moment vorhin, als Lucavion seine Blutgier entfesselt hatte.

In diesem einen schrecklichen Augenblick hatte er das Gefühl gehabt, als würde …

Als würde sein eigener Kopf rollen.

Draven hatte schon viele Killer gesehen. Er hatte gegen stärkere Männer gekämpft und sich mit Monstern in Menschengestalt angelegt, die Spaß am Töten hatten. Aber keiner von ihnen hatte ihm so den Atem verschlagen wie Lucavion.

Und jetzt saß dieser Mistkerl hier und fragte ihn, für wie wichtig er sich hielt?

Draven atmete langsam aus und krallte seine Finger um sein Glas.
„…Tch.“ Sein Grinsen kehrte zurück, aber es war von Anspannung geprägt. „Du Bastard.“

Lucavion lachte leise und stützte sein Kinn auf seine Hand. „Du erkennst es nicht, oder?“

Draven antwortete nicht.

Aber Lucavion wusste es bereits.

Sein Grinsen wurde breiter. „Also, Draven – was sagt dir das?“
Draven atmete scharf aus und rieb sich die Schläfe. „Das ist absurd.“

Lucavion lachte leise, sein Grinsen verschwand nicht. „Du kannst glauben, was du willst.“ Er neigte leicht den Kopf, seine schwarzen Augen glänzten unlesbar. „Aber wenn ich nicht die Fähigkeit hätte …“ Er ließ die Worte in der Luft hängen, bevor er geschmeidig fortfuhr: „… wäre ich nicht hierhergekommen.“
Dravens Finger erstarrten auf dem Holz.

Einen langen Moment lang starrte er Lucavion einfach nur an.

Er sah ihn wirklich an.

Und je länger er ihn musterte, desto weniger Sinn ergab das Ganze.

Lucavion war nicht normal – so viel war klar. Seine Selbstbeherrschung, seine Ausstrahlung, die mühelose Selbstsicherheit, mit der er sich gab.
Draven war in diesen Raum gegangen in dem Wissen, dass er einer der stärksten Männer in Varenthia war. Ein 5-Sterne-Erwachter. Und nur um sich selbst daran zu erinnern –

ein 5-Sterne-Erwachter war nicht durchschnittlich.

Das war mehr als nur ein weiterer Schritt nach oben in der Macht.

Es war eine Schwelle.
Der Punkt, an dem ein Einzelner aufhörte, nur ein starker Krieger zu sein, und zu einer Macht wurde. Die Art von Kämpfer, die es allein mit Dutzenden, sogar Hunderten von ausgebildeten Männern aufnehmen konnte. Die Art, die das Gleichgewicht auf einem Schlachtfeld kippen konnte.

Und Draven war einer von ihnen.

Einer der Stärksten in dieser Stadt.

Und doch …
Als er vorhin den Raum betreten hatte und zumindest eine Reaktion von Lucavion erwartet hatte, hatte der Mistkerl nicht einmal gezuckt.

Nicht einmal eine Regung.

Die meisten Leute, die vor jemandem von Dravens Kaliber standen, zeigten etwas. Ein Anflug von Unbehagen, einen Moment des Zögerns. Eine kleine, instinktive Veränderung, die signalisierte: Dieser Mann ist gefährlich.

Lucavion?

Nichts.
Es war keine Arroganz. Es war keine Überheblichkeit.

Es war Gewissheit.

Draven atmete durch die Nase aus und schüttelte den Kopf. „Tch.“

Lucavion lachte leise. „Stimmt was nicht?“

Draven warf ihm einen Blick zu. „Du erwartest wirklich, dass ich dir glaube, dass du in weniger als einem Jahr von einem 4-Sterne-Soldaten zu einem 6-Sterne-Soldaten aufgestiegen bist?“
Lucavions Grinsen wurde breiter. „Sag du es mir, Draven.“ Seine schwarzen Augen funkelten. „Was denkst du?“

Draven atmete tief aus und schüttelte den Kopf. „Wie auch immer.“

Dieser Typ …

Die Art, wie er sich gab, wie er sprach, wie er nicht einmal an ein Scheitern dachte – es war klar.

Lucavion war verrückt.

Und doch –
genau deshalb mochte Draven ihn.

„Du bist total verrückt“, murmelte Draven und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Wenn du wirklich glaubst, dass du es mit allen alleine aufnehmen kannst.“

Lucavion lachte leise, sein Grinsen war träge, fast amüsiert. „So verrückt bin ich nicht.“

Draven hob eine Augenbraue. „Ach? Das hättest du mir nicht weismachen können.“
Lucavion erwiderte seinen Blick, seine schwarzen Augen scharf und berechnend. „Aber angesichts eines gemeinsamen Feindes …“ Er ließ die Worte hängen, und ihre Bedeutung lastete schwer zwischen ihnen.

„Du weißt doch, was zu tun ist, oder?“

Dravens Grinsen kehrte zurück.

Er hatte schon nach einer Möglichkeit gesucht, mit dem Black Veil fertig zu werden.

Und jetzt?
Jetzt war eine Gelegenheit direkt in seine Bar gekommen, hatte sich ihm gegenüber gesetzt und bot sich ihm an.

Wie konnte er das etwa ungenutzt lassen?

Draven beugte sich vor, stützte die Arme auf den Tisch und grinste Lucavion an.

„Tch.“ Er atmete durch die Nase aus.

„Du bist wirklich ein Bastard“, murmelte er. „Aber ich mag deine Denkweise.“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

Comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Options

not work with dark mode
Reset