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Kapitel 483: Mach einen Vater nicht wütend (2)

Kapitel 483: Mach einen Vater nicht wütend (2)

Ah.

Da ist es.

Diese Veränderung in der Luft, die langsam aufsteigende Wut, die sich in der ganzen Erscheinung des Herzogs breitmacht. Das war natürlich verständlich. Wenn Lucavion eine Tochter hätte – rein hypothetisch natürlich, allein der Gedanke war absurd –, würde er es wohl auch nicht gut finden, wenn sie ihm erzählte, dass sie in einer anderen Welt fast von wilden Kreaturen zerfleischt worden wäre.
Aber die Art, wie Thaddeus‘ Kiefer sich zusammenpresste, das schiere Gewicht seiner Wut, die direkt unter der Oberfläche brodelte … es war faszinierend.
Lucavion neigte leicht den Kopf, beobachtete ihn und schätzte ihn ein.

„Er mag sie. Sehr sogar. Trotz allem, trotz der Umstände.“

„Interessant.“

Thaddeus atmete tief aus und zwang sich, wieder ruhig zu werden, obwohl seine goldenen Augen immer noch vor unterdrückter Wut glühten. „Was ist dann passiert?“

Lucavion brummte. Das war eine Frage, nicht wahr?

Was war passiert?
Es war nichts Besonderes.

„Da ich bereits herausgefunden hatte, dass es diese kleine verschleierte Dame war, die mich vom Schiff aus beobachtet hatte“, sagte er beiläufig, „beschloss ich, mich um sie zu kümmern.“

Aeliana holte neben ihm scharf Luft und ihr ganzer Körper versteifte sich.

„Oh? Dachte sie etwa, er würde es damals nicht bemerken?“

„Süß.“
Herzog Thaddeus‘ Blick wurde noch schärfer, seine goldenen Iris verengten sich zu fast durchdringenden Schlitzen. „Du wusstest von Anfang an, wer sie war?“

Lucavion ließ ein kleines Grinsen um seine Lippen spielen. „Wer weiß?“
Aeliana drehte sich zu ihm um, ihr Gesichtsausdruck unlesbar – aber er konnte die Spannung spüren, die von ihr ausging, als ihr die Erkenntnis dämmerte.

Ah. Es muss unangenehm sein, gesehen zu werden, wenn man sich für versteckt hält. Aber nun ja, ich hatte das ja schon von Anfang an angedeutet. Kein Grund, sich aufzuregen, kleine Amber.

Er wandte seinen Blick wieder Thaddeus zu und beobachtete, wie der Herzog die Information verarbeitete.
„Es gibt nicht viele Damen, die sich mit einem Schleier bedecken“, fuhr Lucavion mit sanfter, bedächtiger Stimme fort. „Und noch weniger, die eine so einzigartige Ausstrahlung haben.“ Er ließ die Worte wirken, deren Gewicht zwischen ihnen in der Luft hing.

Thaddeus antwortete nicht sofort. Er überlegte, zweifellos wägte er die Bedeutung von Lucavions Worten ab.

Lucavion konnte fast die Gedanken hören, die durch den Kopf des Herzogs gingen.
„Dieser Junge ist zu scharfsinnig. Aber wie? Selbst wenn er irgendwie von Aelianas Krankheit weiß, wie kann er sie so leicht erkennen?“

Seltsam.

Nein – beunruhigend.

Herzog Thaddeus musterte den Jungen vor sich und kniff seine goldenen Augen leicht zusammen. Lucavion war vieles – scharfsinnig, berechnend, viel zu gelassen für jemanden mit seiner vermeintlichen Herkunft. Aber das hier …
Das war anders.

Die Tatsache, dass er Aeliana auf dem Schiff bemerkt hatte, die Art, wie er mit solcher Gewissheit über ihre Aura sprach – die meisten würden sie niemals spüren, geschweige denn so leicht identifizieren können. Und doch hatte Lucavion es getan. Mühelos. Lässig. Als wäre es das Natürlichste der Welt.

Das war das erste Problem.

Das zweite –

Er war aus dem Nichts aufgetaucht.
Ein junger Mann ohne bekannte Vergangenheit, ohne nennenswerte adelige Abstammung, der plötzlich mit unnatürlichen Talenten auftauchte und eine Macht ausübte, wie Thaddeus sie noch nie gesehen hatte. Ein Junge mit einer falschen Identität, der sich nahtlos in die Unterströmungen der Hauptstadt einfügte, als gehöre er dorthin.

Und dann –

Der Wirbel.
Die Anomalie, die das Ende hätte sein sollen. Die sie beide hätte verschlingen und aus der Existenz löschen sollen. Stattdessen war er mit Aeliana lebend zurückgekehrt.

Und dann war da noch die Kraft, die er eingesetzt hatte …

Dieses seltsame, geschwärzte Sternenlicht. In dem Moment, als es um Lucavions Körper flackerte, hatte das Mana in der Luft gezittert. Das war keine gewöhnliche Kraft.

Nein.
Es war etwas viel Älteres. Viel Tieferes.

Und irgendetwas daran –

Dieses Licht … diese Energie … dieses Gefühl –

„Warte.“

Der Gedanke traf ihn mit der Wucht eines Hammers.

„Sternenlicht.“

Die Finger des Herzogs zuckten an seiner Seite, seine Fassung geriet für einen kurzen Moment ins Wanken. Zuerst hatte er es abgetan, seine Gedanken waren zu sehr mit Aelianas Sicherheit beschäftigt.
Aber jetzt, wo er hier stand, den Jungen beobachtete und sich an den genauen Moment erinnerte, als das schwarze Licht aufgeflammt war …

Es kam ihm bekannt vor.

Allzu bekannt.

Dieses Gefühl – als stünde man unter einem von der Zeit unberührten Himmel und starrte in den Abgrund von etwas Unermesslichem, etwas Unendlichem.

„Diese Mana … Ich habe sie schon einmal gespürt.“

Eine Erinnerung tauchte auf, langsam und unwillkommen, und kämpfte sich aus den Tiefen seines Gedächtnisses nach oben.
Vor langer Zeit.

Auf einem anderen Schlachtfeld.

In einer anderen Zeit.

Bevor er Herzog geworden war. Bevor er sein Imperium der Kontrolle aufgebaut hatte.

In einer Nacht, in der der Himmel selbst zu zerbrechen schien – als eine Energie, die er noch nie zuvor erlebt hatte, in schwarzen Lichtstreifen über den Himmel zuckte, wie Sterne, die verglühten, bevor sie leuchten konnten.

„Nein …“

Seine Kehle schnürte sich zusammen.
„Das kann nicht sein.“

Und doch …

Er zwang seinen Blick zurück zu Lucavion, der so entspannt wie immer dastand und ihn mit diesem unveränderlichen Grinsen und dieser verdammten Geduld beobachtete.

Die goldenen Augen des Herzogs verdunkelten sich.

Lucavions Grinsen wurde ein wenig breiter, gerade genug, um die Spannung im Raum anzuheizen.
„Herr Herzog?“ Seine Stimme klang leicht, amüsiert. „Bist du in Gedanken versunken? Ist das nicht ein bisschen unhöflich?“

Thaddeus‘ goldene Augen fokussierten sich wieder und verengten sich mit einem unlesbaren Ausdruck. Einen langen Moment lang sah er Lucavion einfach nur an. Er musterte ihn.

Dann endlich –

„Wer bist du?“

Lucavion blinzelte.

Ah. Endlich.
Die Frage hatte schon eine Weile in der Luft gehangen, unausgesprochen, aber unvermeidlich. Es war eine natürliche Reaktion – natürlich würde der Herzog ihn jetzt befragen, nach all den kleinen Unstimmigkeiten, dem unnatürlichen Talent, den absurden Umständen.

Aber –

„Was meinst du damit?“ fragte Lucavion mit leichter Stimme, aber scharfem Blick.
Thaddeus hielt seinen Blick noch einen Moment lang fest, als würde er nach etwas suchen. Dann – ganz plötzlich – atmete er aus und sein Gesichtsausdruck versteifte sich.

„Nein, warte.“ Er schüttelte den Kopf, als würde er den Gedanken für später zurückstellen. „Mach einfach weiter. Was ist danach passiert? Du bist mit … Aeliana herumgelaufen. Und dann?“

Lucavion summte und zog die Pause ganz leicht in die Länge, bevor er antwortete.

„Und dann … nun ja, ich habe mit dem Kraken gekämpft.“

Stille.

Ein Moment verging.

Dann –

„Häh?“

Thaddeus‘ Stimme klang flach und ungläubig.

Lucavion lächelte. „Mit dem Kraken gekämpft.“

Ein weiterer Moment verging.

„… Lüg mich nicht an.“
„Ich lüge nicht.“ Lucavion neigte den Kopf, als wäre er leicht beleidigt. „Wenn du mir nicht glaubst, frag doch deine Tochter.“

Damit wandte er sich an Aeliana und erwartete eine widerwillige Bestätigung.
Doch stattdessen …

Sie starrte ihn wütend an.

Ah.

Was sollte diese Reaktion?

Der Herzog bemerkte die Veränderung sofort. Sein Blick huschte zwischen ihnen hin und her, scharf wie der eines Falken. „Ist das wahr?“

Aeliana presste die Kiefer aufeinander. Ihre Fäuste ballten sich an ihren Seiten.

Und dann, nach einem langen, langsamen Atemzug …

„… Ja.“
Ihre Stimme war leise. Beherrscht. Aber da war etwas in ihrer Art, wie sie es sagte, in der Art, wie ihre bernsteinfarbenen Augen brannten, als sie Lucavions Blick trafen.

„Aber …“

„Aber?“

„Warum verschweigst du, was du vorher getan hast?“

Lucavion hatte vieles erwartet.

Irritation. Eine murmelnde Bestätigung. Vielleicht sogar einen missgünstigen Blick in seine Richtung.
Aber das hier?

Das war etwas ganz anderes.

Aeliana starrte ihn an. Nicht nur ein einfacher Blick – nein, nein. Hinter ihren bernsteinfarbenen Augen lag etwas Scharfes, etwas Pointiertes, als würde sie ihn herausfordern, mehr zu sagen.

Und dann –

lächelte sie.

„Er hat tatsächlich mit dem Kraken gekämpft“, sagte sie sanft, ohne ihren Blick von ihm abzuwenden. „Aber vorher hat er mir etwas angetan.“
Lucavions Grinsen zuckte ganz leicht.

„… Ahaha… Wovon redest du?“ Er neigte den Kopf und tat so, als wäre er amüsiert, aber wer genau hinsah, konnte es erkennen – ein ganz leichtes Flackern der Unsicherheit in seinen Augen.

Aeliana sah es.

Und sie genoss es.

„Er hat mich vergiftet.“

Stille breitete sich im Raum aus.

Und dann –
Boom.

Ein immenser Druck erfüllte die Luft, schwer und erstickend. Er drückte auf die Wände, auf die Luft selbst und ließ die Temperatur sinken.

Lucavion spürte es sofort.

Sein Atem stockte.

Seine Lungen froren ein.

„Kurghk—!“

Die schiere Kraft dahinter – sie war erstickend, unnatürlich. Er hatte schon gegen mächtige Leute gekämpft. Er hatte sich dem Ritterkommandanten gestellt. Aber das hier –
Das war eine ganz andere Liga.

Die goldenen Augen von Herzog Thaddeus brannten vor Wut, sein Gesichtsausdruck war eiskalt.

„Du hast meine Tochter vergiftet?“

Die Worte waren leise, mit einem Hauch von etwas Urtümlichem, etwas Tödlichem.

Lucavion schnappte nach Luft, seine Kehle schnürte sich unter der Kraft des Herzogs zusammen. Er zwang sich, stehen zu bleiben, ruhig zu bleiben, aber jeder Atemzug fühlte sich an, als würde er ertrinken.

Verdammt.
Er kontrolliert die Luft um mich herum.

Thaddeus machte einen Schritt nach vorne, und das Gewicht seiner Präsenz wurde noch größer. Der Druck um Lucavions Lungen verstärkte sich, seine Sicht verschwamm an den Rändern.

Aber dann –

Ein Geräusch.

Leise, kaum wahrnehmbar.

Ein Kichern.

Lucavion strengte sich an, den Kopf zu drehen, und da –

Aeliana.
Grinsend.

Nicht aus Grausamkeit. Nicht aus Spott.

Nein.

Ihr Gesichtsausdruck hatte etwas fast Zufriedenes. Als würde sie das genießen.

Thaddeus bemerkte es auch. Seine goldenen Augen huschten zu seiner Tochter und verengten sich verwirrt.

Warum?

Warum sieht sie so aus?
Setze deine Saga in My Virtual Library Empire fort
Sie sollte wütend sein. Sie sollte eine Erklärung verlangen, Rache fordern.

Und doch –

es fühlte sich nicht so an, als würde sie Lucavion verurteilen.

Nein.

Es fühlte sich an, als würde sie mitspielen.

Zum ersten Mal seit Beginn des Gesprächs zögerte der Herzog.

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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