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Kapitel 461: Sie hat es nicht vergessen (2)

Kapitel 461: Sie hat es nicht vergessen (2)

Die Stille zwischen ihnen wurde immer länger.

Die Flotte fuhr ruhig weiter, die Jubelrufe und Feierlichkeiten der Ritter wurden immer leiser und waren bald nur noch als fernes Rauschen zu hören. Die Wellen schlugen sanft gegen den Rumpf, und das rhythmische Geräusch füllte den Raum zwischen Vater und Tochter.
Herzog Thaddeus blieb regungslos stehen und ließ Aeliana nicht aus den Augen. Sie stand mit geradem Rücken da, ihr Gesichtsausdruck war unlesbar, die Arme locker verschränkt, als hätte sie sich bereits auf das nächste Gespräch vorbereitet.

Aber es kam keines.

Es gab unzählige Dinge, die er sie fragen wollte.

„Bist du dir sicher?“

Er hatte es mit eigenen Augen gesehen – ihre Haut, die einst von Krankheit gezeichnet war, war jetzt makellos.
Ihre Haltung, einst zerbrechlich und vorsichtig, war jetzt fest. Die Krankheit, die sie jahrelang an ihre Gemächer gefesselt hatte, die kein Heiler, kein Magier, kein Gelehrter heilen konnte … War sie wirklich verschwunden?

Sein Instinkt sagte ihm Ja.

Aber ein Teil von ihm, tief und unerbittlich, weigerte sich, das so einfach zu glauben. Ein Teil von ihm, der zu viele Jahre damit verbracht hatte, ihren Verlust zu erwarten.
„Was ist mit dir passiert?“

Seine Tochter war verschwunden.

Verschluckt vom Abgrund, verloren in demselben Strudel, der so viele verschlungen hatte.

Verschluckt vom Abgrund, verloren in demselben Strudel, der so viele Leben verschlungen hatte. Er hatte akzeptiert – musste akzeptieren –, dass der Ozean sie genommen hatte. Dass sie, wie die anderen, ausgelöscht worden war.

Und doch war sie hier.
Sie stand vor ihm.

„Was war das für ein Ort?“

Er wusste jetzt genug, um zu verstehen, dass sie nicht in die Tiefen des Ozeans verschwunden war. Luca hatte etwas von einem „anderen Raum“ gesagt.

War es eine andere Welt? Eine andere Dimension? Etwas Unnatürliches, das sich dem menschlichen Verständnis entzieht?

Hatte sie dort gelitten?

Hatte sie gekämpft? Hatte sie sich gewehrt?

Hatte sie sich verändert?
Sie war nicht mehr dieselbe wie zuvor. So viel war klar.

Das Feuer in ihren Augen war nicht neu, aber jetzt hatte es Gewicht.

„Hat dir dieser Abenteurer geholfen?“

Thaddeus‘ Blick huschte zu dem jungen Mann, der mit verschränkten Armen daneben stand und dessen Gesichtsausdruck unlesbar war. Luca hatte so locker und unbekümmert gesprochen, aber hinter dieser Lockerheit verbarg sich etwas anderes. Etwas Tieferes.
Die Art, wie er in dieser Höhle stand, als gehöre er dorthin. Die Art, wie er seine Fragen mit sorgfältig gewählten Worten beantwortet hatte, ohne jemals zu viel oder zu wenig preiszugeben.

Die Art, wie Aeliana ihn nicht abgewiesen hatte.

Thaddeus hatte Jahre damit verbracht, Menschen zu lesen. Er wusste, wann jemand log. Er wusste, wann jemand ein Geheimnis hatte.

Und Luca hatte ein Geheimnis.
Aber was ihn am meisten beschäftigte, war die Frage:

„Wie hast du überlebt?“

Seine Tochter war immer willensstark gewesen, aber das hier ging über Willenskraft hinaus.

Das war unmöglich.

Und doch brachte er es nicht über sich, sie zu fragen.

Nicht hier.

Nicht jetzt.

Stattdessen tat er etwas, was er noch nie zuvor getan hatte.

Er sagte nichts.
Die Stille hielt an, ungebrochen zwischen ihnen, während sich der Ozean endlos um sie herum ausbreitete.

Und auch Aeliana brach sie nicht.

Sie stand einfach da, den Blick nach vorne gerichtet, ihre Hände leicht um ihre Arme geklammert.

Sie wusste es.

Sie wusste, dass er fragen wollte.

Aber sie sagte nichts.

Noch nicht.
Die Stille zog sich hin, das rhythmische Rauschen der Wellen füllte den Raum zwischen ihnen. Herzog Thaddeus stand neben seiner Tochter und ließ seinen Blick über den endlosen Horizont schweifen. Er war voller Fragen, voller Dinge, die er sie fragen wollte, aber wenn sie noch nicht bereit war, zu antworten, würde es nichts bringen, sie zu drängen.

Stattdessen atmete er leise aus und lenkte das Gespräch auf etwas Einfacheres.

„Hast du Hunger?“ Seine Stimme war ruhig und gelassen. „Soll ich dir was zu essen machen?“

Es war eine oberflächliche Frage, nichts Tiefgründiges, nichts Aufdringliches.

Aber während er sie stellte, wurde ihm klar:

Das hätte ich schon vor Jahren fragen sollen.
Er hatte Jahre damit verbracht, dafür zu sorgen, dass Aeliana die beste Versorgung bekam, dass sie alles hatte, was sie zum Leben brauchte, aber wann hatte er sie das letzte Mal einfach gefragt, ob sie etwas wollte?

Es war so eine einfache Sache. Zu einfach.

Und doch fühlte es sich jetzt seltsam an, als hätte er eine längst verpasste Gelegenheit verpasst.

Aeliana sah ihn nicht an, als sie antwortete.

„Ich habe keinen Appetit.“
Thaddeus schwieg einen Moment.

„… Ich verstehe.“

Doch bevor die Stille wieder länger werden konnte, fügte Aeliana hinzu: „Aber ich möchte ein Glas Everhollow Reserve.“

Thaddeus drehte ruckartig den Kopf zu ihr. Seine goldenen Augen verengten sich.

Everhollow Reserve.

Ein Wein aus den nördlichen Weinbergen, jahrzehntelang gereift, bekannt für seinen reichen, tiefen Geschmack. Teuer. Raffiniert.
Und etwas, das Aeliana noch nie trinken durfte.

„Nein.“ Seine Antwort kam automatisch, entschlossen, ohne zu zögern. Bleib auf dem Laufenden mit My Virtual Library Empire

Aeliana drehte sich endlich zu ihm um, ihr Gesichtsausdruck war ausdruckslos, aber ihre Augen waren scharf.

„Ich bin jetzt geheilt.“

In ihrem Tonfall lag keine Unsicherheit. Keine Frage. Nur eine Feststellung – unerschütterlich, unbestreitbar.

Aber Thaddeus gab nicht so leicht nach.
„Dir wurde das Trinken verboten, weil es dich weiter schwächen würde. Nur weil dein Körper jetzt gesund ist, heißt das nicht …“

„Das heißt nicht was?“, unterbrach Aeliana ihn und ihre Stimme wurde etwas lauter. Ihre bernsteinfarbenen Augen brannten jetzt mit etwas anderem – nicht nur Frustration, sondern etwas, das sich über Jahre hinweg aufgebaut hatte. „Das heißt nicht, dass ich meine eigenen Entscheidungen treffen kann?
Heißt das nicht, dass ich tun kann, was ich will? Vater, du machst das immer so.“

Die Spannung auf dem Deck wurde immer größer. Die Wellen schlugen immer noch sanft gegen den Rumpf, die Luft roch immer noch nach Salz und Stahl, aber die Stimmung zwischen ihnen hatte sich verändert – sie war angespannt.

Die goldenen Augen von Herzog Thaddeus verdunkelten sich, sein Blick bohrte sich in den von Aeliana mit einer Intensität, die schwächere Männer ins Wanken gebracht hätte.
Aber Aeliana wich nicht zurück.

Sie stand fest, ihre Haltung war starr, ihre bernsteinfarbenen Augen brannten mit derselben Trotzigkeit, die er einst für eine Krankheit gehalten hatte. Aber nein – es war nie die Krankheit gewesen, die sie zerbrechlich gemacht hatte. Es waren seine eigenen Erwartungen gewesen, seine eigenen Einschränkungen, die Mauern, die er um sie herum aufgebaut hatte.

Er hatte geglaubt, sie seien zu ihrem Schutz.

Jetzt stand sie vor ihm, unversehrt, und sie brach sie ein.
Sein Kiefer spannte sich an.

„Das machst du immer.“

Ihre Stimme klang klar und schnitt wie ein Messer durch die Luft zwischen ihnen. Es gab kein Zögern, keine Unterwürfigkeit – nur eine Herausforderung. Sie hielt sich nicht mehr zurück.

„Du entscheidest, was das Beste ist. Du schreibst mir vor, was ich tun darf und was nicht.“ Ihre Hände ballten sich an ihren Seiten, und zum ersten Mal, seit sie dieses Deck betreten hatte, schaute sie nicht an ihm vorbei.
Sie sah ihn an. Durch ihn hindurch. „Selbst jetzt, nach allem, nachdem ich …“ Sie hielt inne. Eine kurze Pause. Dann atmete sie scharf aus. „Du hast dich nicht verändert.“

Etwas in Thaddeus zerbrach.

„Und du etwa?“ Seine Stimme war leise, ruhig – zu ruhig. Eine gefährliche Ruhe, wie sie vor einem Sturm herrscht.

Aeliana zuckte nicht mit der Wimper.
„Ich bin nicht mehr dieselbe Person, die du weggesperrt hast, Vater.“ Ihre Worte waren kalt, ihr Tonfall schroff. „Ich bin nicht mehr dasselbe Mädchen, das um Erlaubnis bitten musste, um nach draußen gehen zu dürfen, das um das Recht betteln musste, frische Luft zu atmen, das Meer zu sehen.“ Sie hob leicht das Kinn, ihr Gesichtsausdruck war unlesbar, aber unnachgiebig. „Du kannst mich nicht mehr kontrollieren.“

Thaddeus holte scharf Luft, sein Atem war gemessen – zu gemessen.
Seine Finger krallten sich in seine Handflächen, das Leder seiner Handschuhe knarrte unter dem Druck.

„Du denkst, ich habe das alles getan, um dich zu kontrollieren?“ Seine Stimme senkte sich, in ihrem Klang brodelte ein Sturm. „Um dich zu unterdrücken?“

In Aelianas Augen blitzte etwas auf, das er nicht deuten konnte. Keine Angst. Keine Wut. Etwas Tieferes.

„Ich glaube …“

Doch dann hallte eine Stimme wider.
„Hör auf.“

Es war der junge Mann, der die ganze Zeit ruhig neben dem Deck gestanden hatte.

„Das war eine beeindruckende Show, aber alles hat seinen Platz, findest du nicht?“

———A/N———

Ich hoffe, euch hat Aelianas Entwicklung gefallen. Ich habe mir wirklich viele Gedanken über ihren Charakter gemacht, aber es ist etwas schwierig, sie zu schreiben.

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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