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Kapitel 438: Leere

Kapitel 438: Leere

„Leere.“

Das Wort kam kaum hörbar über meine Lippen, aber es trug das Gewicht von allem, was mir gefehlt hatte.

Das Schlachtfeld, die sengende Hitze des kosmischen Strahls des Kraken, die geschmolzenen Narben, die er hinterlassen hatte – nichts davon spielte in diesem Moment eine Rolle.

Denn jetzt verstand ich.
Mein Griff um meinen Degen festigte sich, als die Erkenntnis in mir wuchs und sich mit unerschütterlicher Klarheit in meine Gedanken einschlich.

[Void Starfall Blade].

Die Technik, die mir mein Meister beigebracht hatte. Die Technik, die ich jahrelang perfektioniert hatte. Die Grundlage meiner Schwertkunst.

Und doch hatte ich sie nie in Frage gestellt.
„Meister“, hatte ich einmal gefragt und mich mitten im Training mit Schweißperlen auf der Stirn an Gerald gewandt. „Warum hast du dieser Technik diesen Namen gegeben?“

Damals war es nur eine beiläufige Frage gewesen. Neugier, nichts weiter.

Geralds Antwort war jedoch seltsam gewesen.

„Ich hatte einfach Lust dazu“, hatte er schlicht gesagt, in einem beiläufigen Tonfall, als wäre die Antwort offensichtlich.
Ich hatte die Stirn gerunzelt. „Du hattest Lust dazu?“

„Ja“, hatte Gerald genickt, den Blick in die Ferne gerichtet. „Auch wenn ich nicht weiß warum, in dem Moment, als ich meinen Kern geformt und verstanden hatte, wie man kultiviert, nahm eine Schwerttechnik in meinem Kopf Gestalt an. Und der Name der Technik kam einfach so.“

Das waren seine Worte.

Einer der stärksten Menschen der Welt.
Vielleicht das größte Genie, das diese Welt je gesehen hatte.

Starscourge Gerald.

Ein Mann, der seine eigene Kultivierung geschaffen hatte, der seinen eigenen Weg gegangen war, ohne Anleitung, ohne Abstammung, ohne das Privileg edlen Blutes. Ein Mann, der die Grundsätze der Macht selbst neu geschrieben hatte.

Und doch hatte sogar er gesagt, es sei einfach zu ihm gekommen.

„Dann bedeutet das …“

Mein Blick wanderte zurück zum Kraken.
Auf die Sternenenergie, die durch seine monströse Gestalt pulsierte. Auf die Art, wie sie mit mir, mit meinem Kern als Verschlinger der Sterne, in Resonanz stand.

Auf die Art, wie er sich regenerierte, endlos Energie verschlang und sich weigerte zu sterben.

Ich atmete langsam aus.

„Jetzt verstehe ich …“

Die Verbindung, die mir entgangen war. Das fehlende Teil.
Gerald hatte mir nie die fortgeschritteneren Techniken der [Void Starfall Blade] beigebracht. Ob er das tat, weil er glaubte, mein Körper wäre dazu nicht in der Lage, oder weil er es selbst nicht wusste, hatte ich nie herausgefunden.

Aber jetzt –

„Ich verstehe, warum du ihr diesen Namen gegeben hast, Meister.“

Ich drehte mein Handgelenk, mein Estoc summte vor Energie, aber diesmal zwang ich keine Sternenlicht-Energie hinein.
Diesmal ließ ich los.

Denn [Void Starfall Blade] war nicht nur eine Technik.

Es war ein Prinzip.

Ich hatte mich auf Sternenlicht verlassen.

„Aber sagt der Name meiner Kultivierungstechnik irgendetwas über Sternenlicht aus?“

Der Gedanke traf mich wie ein Messerstich in den Bauch.
Ich war immer davon ausgegangen – nein, ich hatte mich immer auf den Aspekt des Sternenlichts in meinen Fähigkeiten konzentriert. Ich hatte meine Kraft daraus geschöpft, meine Techniken darum herum geformt, sie zu etwas Tödlichem, etwas Unaufhaltsamem verfeinert.

Aber …

[Verschlinger der Sterne].

Das war mein Kern.

Das war mein Fundament.

Und nirgendwo in diesem Namen stand etwas über Sternenlicht.
Ich atmete scharf ein und richtete meinen Blick wieder auf die monströse Gestalt des Kraken. Die fremde Energie, die durch ihn floss, flackerte vor meinen Augen, pulsierte zwischen seinen grotesken Gliedmaßen und strömte durch sein sich regenerierendes Fleisch.

Nicht nur Sternenlicht.

Nicht nur Leere.

Sondern eine Mischung aus beidem.

Meine Gedanken taumelten zurück und suchten nach etwas – einer Erinnerung.

Die Vision.
Ich hatte sie schon unzählige Male gesehen.

Diese riesige, endlose Weite.

Der Kosmos, der sich unendlich ausdehnte, Sterne, die mit himmlischer Helligkeit brannten.

Und unter ihnen –

Dieser eine Stern.

Der schwarze Stern.

Derjenige, der mich gerufen hatte. Derjenige, der mich ausgewählt hatte. Derjenige, der die Quelle meines Innersten gewesen war.

Was hatte das bedeutet?
War [Verschlinger der Sterne] etwas so Einfaches wie Sternenlicht?

Oder –

„War es die Verschmelzung von Sternenlicht und Leere?“

Genau wie der Name meiner Schwerttechnik.

Genau wie die Kraft, die der Kraken gerade einsetzte.

Ich atmete aus, meine Lippen verzogen sich zu etwas, das fast wie ein Lachen aussah.

„Haha … Wie lustig ist das denn?“
Die ganze Zeit hatte ich gegen die Antwort angekämpft. Ich hatte nach etwas gesucht, das die ganze Zeit direkt vor mir gewesen war.

Jetzt konnte ich es spüren.

Der Durchbruch war nah.

Mein Innerstes zitterte, Energie strömte wie ein kaum zu bändigender Waldbrand durch meine Adern.

Der Kraken schrie, sein abgrundtiefer Schrei hallte durch die Höhle, seine Wunden verschlossen sich schneller, sein Körper passte sich an.
Er wartete auf mich.

Er forderte mich heraus, einen Schritt nach vorne zu machen.

Das zu akzeptieren, was ich abgelehnt hatte.

Das zu werden, was ich sein sollte.

Ich grinste, rollte meine Schultern, die Energie in meinem Innersten verschob sich – veränderte sich – erwachte.

„Na gut“, murmelte ich und machte einen Schritt nach vorne.

BOOM!

Ich schoss nach vorne, mein Körper verschwamm zu einer einzigen Bewegung.

Der Schmerz war egal. Die Schnitte an meinen Rippen, der eiserne Geschmack in meinem Mund, das Blut, das mir von den Fingern tropfte – nichts davon nahm ich mehr wahr. Das Einzige, was zählte, war der Nervenkitzel.

Der Rausch der Schlacht.

Das aufregende Gefühl, sich ins Unbekannte zu stürzen.

SWOOSH!
Die Gliedmaßen des Kraken kamen wie fallende Berge auf mich zu. Ein verschwommener Anblick aus groteskem Fleisch, dick und unnachgiebig, das mit monströser Kraft durch das Schlachtfeld schnitt.

Ich drehte mich und wich mit einem Schritt aus, der so leicht war, dass er die zerbrochenen Steine unter mir kaum bewegte.

SCHNITT.
Mein Degen zerschnitt die Luft, seine Klinge von einem pulsierenden Licht aus dem Nichts umgeben. Der Angriff riss eine der Tentakel der Bestie in einem einzigen flüssigen Bewegungsablauf ab.

Schlrkkk –

Regeneration.

Sofort.

Ein Knurren aus abgrundtiefer Energie zischte durch den Körper des Kraken, während er sich wieder zusammenfügte.
Ich lachte.

Nicht aus Spott. Nicht aus Frustration.

Sondern weil das – das – Spaß machte.

Ich hatte unzählige Schlachten geschlagen. Ich hatte unzählige Male am Abgrund zwischen Leben und Tod gestanden. Aber das hier – am Limit zu kämpfen, meine Grenzen zu überschreiten, etwas Neues zu entdecken – das war es, wofür ich lebte.
„Komm schon!“, grinste ich, mein Atem ging stoßweise, aber meine Energie stieg. „Ist das alles, was du drauf hast?“

Der Kraken kreischte, seine abgrundtiefe Gestalt verwandelte sich, verdrehte sich.

Eine Salve obsidianer Stacheln schoss aus seinem Körper und regnete mit tödlicher Präzision auf mich herab.

KLANG. KLANG. KLANG.
Ich schlängelte mich hindurch, mein Estoc tanzte und schlug die Projektile mitten in der Bewegung beiseite. Mein Körper bewegte sich instinktiv – nein, über den Instinkt hinaus. Es fühlte sich an, als hätte ich diese Angriffe schon hundert Mal gesehen, als wären meine Bewegungen nur eine natürliche Reaktion auf das, was ich bereits wusste, dass kommen würde.

Der Rhythmus des Kampfes war berauschend.

Die Schmerzen in meinem Körper fühlten sich nicht mehr wie eine Last an.

Sie waren Treibstoff.
Und dann –

veränderte sich etwas in mir.

Nicht nur meine Bewegungen. Nicht nur mein Schwert.

Mein Innerstes.

Ich konnte es spüren – das Zittern, das Ziehen, wie sich die Struktur meiner Energie veränderte, während ich weiterkämpfte.

Denn es ging nicht nur darum, den nächsten Schritt zu erreichen.

Es ging darum, einen Durchbruch zu erzielen.

„Als ich zuvor den vierten Stern erreicht hatte …“
hatte ich die drei Sterne verbunden, die ich bei jedem Durchbruch gebildet hatte.

Der erste Stern. Der zweite Stern. Der dritte Stern.

Jeder Schritt hatte einen neuen Stern geschaffen, der sich nach und nach bildete, während ich vorankam.

Aber dieses Mal –

dieses Mal war das nicht das, was ich brauchte.

Ich konnte es in meinem Innersten spüren.

Der nächste Schritt bestand nicht darin, einen weiteren Stern zu bilden.
Es ging nicht darum, die Verbindungen durch eine neue Verbindung zu stärken.

Es ging um etwas mehr.

„Den Raum krümmen, wie eine Leere.“

Die Erkenntnis traf mich mitten in der Bewegung, mein Degen glänzte, als ich eine weitere Tentakel durchschlug, mein Körper drehte sich der monströsen Vergeltung aus.

Es ging um die Anziehungskraft.

Nicht nach außen.

Nicht nach vorne.

Nach innen.
Die drei Sterne, die ich gebildet hatte – jeder ein Sprungbrett für mein Wachstum – waren bereits durch die Leere zwischen ihnen verbunden.

Und nun war der nächste Schritt …

sie zusammenzuziehen.

Nicht zu einem vierten Stern.

Sondern zu einem Zentrum.

Wie das Herz einer Galaxie.

Wie die Singularität, um die sich alles drehte.

Die Leere in meinem Kern zitterte.

Sie rief mich.
Sie forderte.

Ich grinste.

„Ah … so ist das also.“

Endlich verstand ich.

Und dann –

brach alles zusammen.

Die Welt um mich herum verschwamm – nein, sie faltete sich zusammen. Genieße mehr Inhalte aus My Virtual Library Empire

Die drei Sterne in meinem Innersten, die einst verstreut waren, wurden nach innen gezogen.

Nicht in die Zerstörung.

Nicht ins Chaos.

Sondern ins Gleichgewicht.

In die Leere.
BOOOOOOOOM!

Das Schlachtfeld explodierte in einer Welle abgrundtiefer Kraft, als mein Durchbruch ausgelöst wurde, meine Energie anschwoll und mein gesamtes Wesen sich veränderte.

Und zum ersten Mal –

betrat ich etwas völlig Neues.

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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