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Kapitel 384: Die Herberge

Kapitel 384: Die Herberge

Die Herberge am Meer war echt luxuriös im Vergleich zu den spartanischen Unterkünften, die Elara und Cedric vor der Expedition ertragen mussten. Die polierten Holzböden glänzten im warmen Licht der Laternen, und in der Luft lag ein leichter Duft von Salz und Lavendel. Draußen rauschten sanft die Wellen, deren Rhythmus einen beruhigenden Kontrast zum leisen Gemurmel der anderen Gäste bildete, die den Komfort der Herberge genossen.
Elara lehnte sich zufrieden in ihrem Stuhl am Fenster zurück und genoss die leichte Brise, die durch die leicht geöffneten Fensterläden wehte. Zum ersten Mal fühlte sich ihr Körper leichter an, die Aussicht auf ein sauberes Bad und ein weiches Bett hob ihre Stimmung nach dem anstrengenden Kampf. Die Erschöpfung lastete noch immer auf ihren Gliedern, aber es war eine angenehme Müdigkeit – die Art, die mit der Zufriedenheit einhergeht, sich die Ruhe verdient zu haben.
Cedric hingegen saß ihr schweigend gegenüber. Seine breiten Schultern waren leicht gebeugt, sein Blick auf den Tisch vor ihm geheftet. Sein Schwert lehnte an der Wand neben ihm und war seit ihrer Ankunft unberührt geblieben. Er sah … beunruhigt aus, und die Anspannung in seiner Haltung war unverkennbar.

Elara runzelte leicht die Stirn, als sie ihn beobachtete. Sie brauchte nicht zu fragen, was los war. Sie wusste es bereits.
Das Duell.

Die Erinnerung daran war noch frisch in ihrem Gedächtnis – wie Luca sich mit einer fast übermenschlichen Präzision und Leichtigkeit bewegt hatte, jeder seiner Schläge bewusst und vernichtend. Cedric war trotz all seiner Kraft und seines Trainings völlig unterlegen gewesen. Selbst sie, mit ihren begrenzten Kenntnissen im Schwertkampf, hatte das gesehen.

„Cedric“, sagte Elara sanft und brach das Schweigen. „Du kannst nicht weiter darüber nachgrübeln.“
Cedric hob leicht den Kopf, sah ihr kurz in die Augen und senkte dann wieder den Blick auf den Tisch. „Ich grüble nicht“, murmelte er, obwohl seine angespannte Stimme ihn verriet.

Elara neigte den Kopf und ihr Blick wurde sanfter. „Du bist ein schlechter Lügner.“
Cedric antwortete nicht auf Elaras Worte. Er konnte nicht. Er presste die Kiefer aufeinander und ballte die Fäuste auf dem Tisch, als wolle er sich festkrallen. Die Erinnerung an den Zweikampf spielte sich mit quälender Deutlichkeit vor seinem inneren Auge ab – der Moment, als Lucas Klinge an seinem Hals war, das spöttische Grinsen auf seinem Gesicht und die leise, herablassende Stimme, die in seinen Ohren hallte.
„Vergiss nicht, wo dein Platz ist.“

Dieser eine Satz, ausgesprochen mit solcher kalten Gewissheit, traf ihn tiefer als die Klinge es je hätte tun können. Es war nicht nur die Niederlage, die ihn schmerzte, sondern auch die Art, wie Luca ihn angesehen hatte – als wäre er etwas Unbedeutendes, ein bloßes Hindernis auf seinem Weg. Dieser Blick, scharf und durchdringend, fühlte sich an wie ein Urteil, das Cedric nicht widerlegen konnte, als würde es ihm sagen, dass er niemals gut genug sein würde.
Sein Körper hatte sich in Lucas Gegenwart geweigert, sich zu bewegen, und das war das Schlimmste daran. Für jemanden, der stolz auf seine Stärke, seine Disziplin und die Jahre unerbittlichen Trainings war, war es eine Demütigung, die er nicht abschütteln konnte.

„Mir geht es gut“, murmelte Cedric schließlich mit leiser, abgehackter Stimme, obwohl selbst ihm klar war, dass diese Worte hohl klangen.
Elara drängte ihn nicht weiter, aber ihr besorgter Blick blieb auf ihm haften.

Die Lebhaftigkeit der Szene wollte ihn nicht loslassen. Jedes Detail – das leise Summen der Klinge, als sie seine Haut streifte, das raubtierhafte Funkeln in Lucas pechschwarzen Augen und das Gewicht seines eigenen Versagens – hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt. Er spürte, wie eine Welle der Wut in seiner Brust aufstieg, heiß und verzehrend.
Aber unter der Wut war noch etwas anderes, etwas noch Beunruhigenderes.

Verlust.

Zum ersten Mal fühlte sich Cedric, als würde er in unbekannten Gewässern um sich schlagen. Er war immer von seinen Fähigkeiten überzeugt gewesen, immer sicher, seinen Platz als Ritteranwärter des Herzogtums Valoria zu haben. Doch Luca hatte diese Gewissheit mit erschreckender Leichtigkeit zerstört.

„Bin ich wirklich so schwach?“, fragte er sich, und die Frage nagte an ihm wie ein Parasit.
Und dann war da noch die Szene bei der Belohnungszeremonie früher am Tag.

Cedric hatte versucht, neben Elara aufrecht zu stehen, als sie ihren Anteil erhielten. Er hatte sich auf ihre Leistungen konzentrieren wollen, darauf, wie sie gemeinsam gekämpft und sich bewiesen hatten. Aber als Lucas Name aufgerufen wurde, brach alles zusammen.
Das schiere Gewicht von Lucas Beute – mehr Gold, mehr Materialien und mehr Anerkennung als jeder andere – war unbestreitbar. Das Gemurmel in der Menge trieb Cedric den Punkt nur noch tiefer in die Brust, jedes Flüstern wie ein Dolch, der sich in seinen Bauch bohrte.

„Er ist nur ein D-Rang …“

„Der Typ ist ein Schlächter …“

„Seine Beute ist größer als die der Rang-5-Kämpfer …“
Cedric presste die Kiefer so fest aufeinander, dass es wehtat, und seine Knöchel wurden weiß, als er die Goldtasche in seiner Hand umklammerte. Der Unterschied zwischen ihren Belohnungen fühlte sich wie eine eklatante Erinnerung an seine Unzulänglichkeit an.

Wie konnte er nicht die Verbitterung spüren, die bittere Wut darüber, so gründlich übertroffen worden zu sein? Doch damit vermischt war etwas, das er niemandem gestehen konnte, nicht einmal sich selbst – ein schwacher, nagender Neid.

„Wie macht er das nur?“, fragte sich Cedric bitter. „Was macht ihn so anders? So viel … besser?“

Jetzt, wo er Elara in der ruhigen Luxusatmosphäre des Gasthauses gegenüber saß, konnte Cedric diese Gefühle nicht abschütteln. Die sanften Wellen draußen konnten den Sturm in ihm kaum beruhigen. Er wollte den Tisch zerschlagen, schreien, irgendwas tun, um die Stimme in seinem Kopf zu übertönen, die ihm sagte, dass er nicht gut genug war.
Aber er tat es nicht. Stattdessen blieb er einfach zurück.
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Daraufhin seufzte Elara langsam und genervt, ihre Geduld schwand, als sie Cedric in seinem grüblerischen Schweigen beobachtete.
Sie war müde – nach dem Kampf und dem langen Tag, der darauf folgte, fühlte sie sich bis in die Knochen erschöpft. Sie hatte gedacht, dass die Gemütlichkeit der Herberge und die Aussicht auf ein warmes Bad ihnen beiden helfen würden, sich zu entspannen, aber Cedric hatte offensichtlich nicht vor, seine selbst auferlegte Misere so schnell loszulassen.

Und ganz ehrlich? Sie hatte einfach nicht die Energie, sich damit auseinanderzusetzen.
„Na gut“, murmelte sie leise und stand entschlossen von ihrem Platz auf. Wenn Cedric schmollen wollte, dann sollte er das tun. Sie würde ihren Abend nicht damit verbringen, einen erwachsenen Mann zu therapieren, der sich nicht aus seiner schlechten Laune befreien konnte.

Mit entschlossenen Schritten durchquerte Elara den Raum und ging zur Rezeption. Dahinter stand eine Rezeptionistin mittleren Alters mit gepflegtem Auftreten und einem einladenden Lächeln.
Die elegante Umgebung des Ocean’s Rest Inn mit seiner dunklen Mahagonitheke und der dezenten Einrichtung im maritimen Stil strahlte genau die Raffinesse aus, die Elara sich erhofft hatte, als sie sich für dieses Hotel entschieden hatte.

„Ich möchte ein Zimmer bezahlen“, sagte sie mit klarer Stimme, während sie ihren Geldbeutel mit Goldmünzen aus dem Gürtel zog. „Das beste, das Sie für zwei Personen haben.“
Die Rezeptionistin lächelte breit und neigte respektvoll den Kopf. „Natürlich, Lady Abenteurerin. Sie haben eine gute Wahl getroffen. Unsere Suite der Spitzenklasse verfügt über ein eigenes Bad, ein vom Küchenchef zubereitetes Essen, das auf Ihr Zimmer serviert wird, und Zugang zu unserem exklusiven Massageservice.“

„Perfekt“, antwortete Elara, deren Tonfall bei dem Gedanken an ein heißes Bad und hochwertiges Essen bereits weicher wurde. „Wie viel kostet das?“
Die Rezeptionistin nannte den Preis, und Elara zuckte nicht mit der Wimper, als sie die erforderlichen Münzen zählte. Ausnahmsweise einmal kamen ihr die Einnahmen aus der Expedition wie gut angelegtes Geld vor.
Als die Rezeptionistin ihr den Schlüssel gab, verspürte Elara ein Kribbeln der Vorfreude. Sie hatte von lokalen Abenteurern begeisterte Empfehlungen über das Ocean’s Rest Inn gehört – über seine luxuriösen Privatbäder, die Mahlzeiten, die einem Adligen würdig waren, und das Personal, das in Massagetechniken geschult war, die selbst bei den kampfversehrtesten Körpern Wunder wirken konnten.
Mit dem Schlüssel in der Hand drehte sie sich zu Cedric um, der immer noch dort saß, wo sie ihn zurückgelassen hatte. Seine Hände lagen gefaltet auf dem Tisch, sein Kopf war leicht gesenkt, während er gedankenverloren auf das polierte Holz vor sich starrte.

Elaras Augenbrauen zuckten, als ein Anflug von Verärgerung in ihr aufstieg. „Cedric“, sagte sie mit schärferer Stimme als zuvor, als sie sich ihm näherte.
Als er nicht antwortete, ließ sie den Schlüssel mit einem entschiedenen Klirren auf den Tisch fallen.

„Wir bleiben im besten Zimmer hier“, sagte sie mit fester Stimme und verschränkte die Arme. „Es hat ein Bad, Essen und Massagen. Du kannst schmollen, so viel du willst, nachdem du dich frisch gemacht und etwas gegessen hast. Verstanden?“
Cedric blinzelte und sah endlich zu ihr auf. In seinen Augen blitzte Überraschung über ihre Direktheit auf, aber er widersprach ihr nicht. Stattdessen nickte er langsam und sein Gesichtsausdruck wurde gerade so weich, dass er zeigte, dass er verstanden hatte.

„Gut“, sagte Elara und schnappte sich den Schlüssel vom Tisch. „Jetzt lass uns gehen. Ich habe nicht für Luxus bezahlt, um hier rumzustehen und auf dich zu warten.“
Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte sie sich um und ging mit festen, entschlossenen Schritten zur Treppe, die zu ihrem Zimmer führte. Hinter ihr seufzte Cedric und stand auf, um ihr wortlos zu folgen.

Vielleicht, dachte sie, würde dies der Neuanfang sein, den sie beide brauchten.

*******
Elara kam aus dem Bad und fühlte sich wie ein neuer Mensch. Das warme Wasser, das nach Lavendel duftete, hatte Wunder für ihre schmerzenden Muskeln und ihre angespannten Nerven gewirkt. Ihre Haut strahlte leicht, die Anspannung in ihren Schultern war fast verschwunden, als sie sich frische Kleidung anzog. Sie band ihr feuchtes Haar zu einem lockeren Zopf zusammen, ihre Bewegungen waren jetzt langsamer und entspannter.
Sie klopfte leise an Cedrics Tür und rief: „Cedric? Ich gehe zum Essen runter. Kommst du auch?“

Von der anderen Seite der Tür kam seine Stimme gedämpft, aber bestimmt. „Ich verzichte. Ich muss mich ausruhen.“

Elara zögerte einen Moment, bevor sie sich selbst zunickte. „In Ordnung“, sagte sie einfach. „Ruh dich gut aus.“
Sie drängte nicht weiter. Wenn Cedric Zeit für sich brauchte, würde sie ihn nicht zwingen, mitzukommen. Mit einem Achselzucken drehte sie sich um und machte sich auf den Weg zum Restaurant. Der Duft von gegrilltem Fisch, frischem Brot und würzigen Eintöpfen stieg die Treppe hinauf und kitzelte ihre Sinne, während sie hinunterging.
Der Restaurantbereich lag gleich hinter der Rezeption und war gemütlich und doch elegant eingerichtet, mit polierten Holztischen und sanft leuchtenden Laternen, die ein warmes Licht verbreiteten. Elara überlegte schon, was sie bestellen würde, als ihr Blick auf eine bekannte Gestalt an der Rezeption fiel.

„Luca?“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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