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Kapitel 335: Gerettet (2)

Kapitel 335: Gerettet (2)

Als Lucavion weg war, knarrte die schwere Eisentür hinter ihm und ließ Ilyana und die anderen Schüler sprachlos zurück. Das leise Echo seiner Schritte verhallte langsam in der bedrückenden Stille der unterirdischen Kammer und wurde nur noch von den flachen, unregelmäßigen Atemzügen der Menschen um sie herum übertönt.
Einen Moment lang sprach niemand. Die Luft war erfüllt von Ungläubigkeit, Verwirrung und der anhaltenden Kälte der Hoffnungslosigkeit. Ilyana sank auf den kalten Steinboden, ihre geschwächten Glieder zitterten, während ihre neu befreite Mana unsicher in ihr flatterte. Um sie herum regten sich die anderen Schüler, ihre hageren Gesichter waren eine Mischung aus Staunen und Vorsicht.
„Lady Vitaliara …“, flüsterte eine der Schülerinnen mit heiserer, kaum hörbarer Stimme. „Wie … wie kann sie hier sein?“

„Und wer ist er?“, murmelte eine andere, wobei ihre Worte wie Glas in der zerbrechlichen Stille zerbrachen. „Dieser junge Mann … wie kann jemand wie er …?“

Die Fragen verbreiteten sich, gedämpfte Stimmen hallten durch den Raum.
Jeder Schüler klammerte sich an seine Fesseln, an die Überreste seiner Ketten, als wolle er sich vergewissern, dass er wirklich befreit war. Sie sahen Ilyana fragend an, aber sie konnte nur auf die Stelle starren, an der Lucavion verschwunden war, während ihre eigenen Gedanken von denselben unmöglichen Zweifeln umwälzten.

„Wer ist dieser junge Mann?“ Die Frage hallte in ihrem Kopf wie eine Glocke, die in der Ferne läutet, und jeder Schlag hallte mit tieferer Unruhe nach.
Wie konnte jemand so jung behaupten, Vaelric getötet zu haben, den monströsen Anführer der Crimson Serpent Sect? Ein 4-Sterne-Krieger auf dem Höhepunkt seiner Karriere, der selbst unter den Stärksten der Region gefürchtet war. Ilyana schüttelte leicht den Kopf, unfähig, das, was sie gesehen hatte, mit dem in Einklang zu bringen, was sie wusste.

„Das ergibt keinen Sinn …“, murmelte sie leise. „Wie kann er – wie kann irgendjemand –?“
Ihre Mitstreiter drehten sich zu ihr um, ihre Blicke suchten verzweifelt nach einer Erklärung, die sie nicht hatte.

„Kann er uns wirklich retten?“, fragte eine Stimme, zitternd vor zögerlicher Hoffnung.

„Ist er wirklich allein? Die Ältesten … die Wachen … die Sekte hat immer noch ihre stärksten Kämpfer“, fügte ein anderer hinzu, seine Stimme zitterte vor Angst. „Selbst ein 5-Sterne-Meister hätte gegen sie zu kämpfen.“

Ilyana schluckte schwer, ihre Kehle war trocken.
Es war wahr – es gab Grenzen für das, was ein einzelner Mensch tun konnte. Selbst wenn Lucavion Vaelric getötet hatte, gab es immer noch die Ältesten, Vollstrecker und Krieger der Crimson Serpent Sect. Ihre vereinte Stärke war unvorstellbar, eine Macht, die bereits die Azure Blossom Sect in den Ruin getrieben hatte.

„Selbst wenn er stark ist … wie soll er es mit ihnen allen aufnehmen? Das ist unmöglich.“
Und doch – sie konnte die Realität, die sie gesehen hatte, nicht ignorieren.

Lady Vitaliara war bei ihm gewesen. Die himmlische Gestalt, die als Beschützerin ihrer Sekte verehrt wurde, hatte mit unerschütterlichem Vertrauen in die Fähigkeiten des jungen Mannes gesprochen. Da war etwas an ihm gewesen – etwas Unerklärliches, das sie selbst in ihrem geschwächten Zustand gespürt hatte. Eine Präsenz, die wie das schwache Leuchten seiner seltsamen, ätherischen Flamme nachhallte.
Lucavions ruhige Stimme hallte in ihrem Kopf wider. „Vaelrics Körper liegt mehrere Stockwerke über uns in Stücken.“

Ihr Herz pochte, Zweifel nagten an ihrer Entschlossenheit, während sich tief in ihr etwas Seltsames regte – ein Gedanke, den sie nicht auszusprechen wagte.

„Was, wenn?“

Was, wenn es wahr war?
Der Gedanke traf Ilyana wie ein Flüstern im Wind, so leise und doch unmöglich zu ignorieren. Ihre Brust zog sich zusammen, als er auftauchte, unwillkommen und zerbrechlich wie das erste Licht in einer ewigen Nacht. Sie presste ihre zitternden Hände zusammen und grub ihre Fingernägel in ihre Handflächen, als könnte der Schmerz sie vor der Flut der aufwallenden Emotionen bewahren.

Was, wenn er es wirklich ernst gemeint hatte?
Was, wenn er wirklich alle retten konnte?

Ihr Blick wanderte durch den Raum zu den anderen Jüngern, deren Gesichter eingefallen waren und deren Augen leer waren, aber dennoch schwach mit derselben unausgesprochenen Frage glänzten. Keiner von ihnen wagte es, laut zu hoffen, aber sie konnte es spüren – das Flackern der Sehnsucht, die sie alle zu unterdrücken versuchten. Es war einfacher, in Verzweiflung zu verharren, die grausame Wahrheit ihrer Existenz zu akzeptieren, denn Hoffnung war gefährlich.
Hoffnung war grausam.

„Wenn er gelogen hat“, dachte sie bitter, „wenn das alles nur ein Trick oder eine Illusion ist … werde ich wieder zusammenbrechen. Wir werden alle wieder zusammenbrechen.“

Ihre Hände öffneten sich, ihre Finger strichen über die zerfetzten Reste ihrer zerfetzten Robe. Tief in ihrem Inneren begann sich etwas zu regen – etwas Zerbrechliches, Unmögliches, das sich nach so vielen Jahren fast fremd anfühlte.
Was, wenn … er zurückkommt?

Der Gedanke war klein, nicht lauter als ein Flüstern. Es war gefährlich, daran zu glauben. Aber in diesem Moment merkte Ilyana, dass sie sich nicht davon abhalten konnte.

„Was, wenn er zurückkommt und wir gerettet sind?“

BOOM! BOOM! BOOM!

Die Wände bebten unter dem Gewicht jeder Explosion, Staub rieselte aus den Rissen in der Steindecke. Die Geräusche hallten durch die unterirdische Kammer wie das Donnern einer Kriegstrommel, tief und unerbittlich. Ilyanas Herz setzte bei jedem Grollen einen Schlag aus, die Nachhallwellen erschütterten ihre Rippen. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander, unfähig, mit dem Geschehen über ihr Schritt zu halten.

Er kämpft, dachte sie, während ihr Verstand verzweifelt versuchte, die Wahrheit zu begreifen.
Sonst ergab es keinen Sinn. Da musste jemand oben sein – er oder … vielleicht noch andere.

Für den Bruchteil einer Sekunde versuchte ein logischer Gedankengang, sich zu einem Ganzen zusammenzufügen. Was, wenn er nicht allein war? Das würde alles erklären – das Ausmaß der Zerstörung, die Zuversicht in seiner Stimme, als er sie verlassen hatte. Wenn er Verbündete hatte, andere, die stark genug waren, sich den Kriegern der Crimson Serpent Sect zu stellen, dann vielleicht … nur vielleicht …
Ein weiterer KNALL erschütterte den Raum heftig, und die Schüler schnappten gleichzeitig nach Luft, ihre weit aufgerissenen Augen starrten zur Decke, als würde sie gleich einstürzen. Es wurde still, jeder atmete flach und ängstlich. Dann, so plötzlich wie sie begonnen hatten, hörten die Explosionen auf.

Die Stille, die folgte, war noch schlimmer.
Ilyana stockte der Atem. Die Stille war ohrenbetäubend, drückend und unnatürlich, als wäre die Luft vor Erwartung erstarrt. Ihr Herz pochte wie eine Trommel in ihren Ohren.

„Ruhe!“, befahl sie scharf, ihre Stimme durchdrang die angespannte Stimmung. Ihr Tonfall war zwar sanft, aber er trug die Autorität ihrer Position in sich – das Gewicht ihres Namens, auch wenn sie weit von ihrem früheren Ruhm entfernt waren. „Beruhigt euch alle.“
Die Jünger verstummten, ihr unruhiges Flüstern verstummte augenblicklich. Trotz ihrer Angst richteten sie ihre Aufmerksamkeit auf sie, ihr Vertrauen in ihre Führung unerschütterlich. Ilyana richtete sich auf und zwang ihre zitternden Glieder zur Ruhe. Sie durfte keine Panik aufkommen lassen, nicht jetzt.

Er lebt, sagte sie sich. Er muss es sein.
Das Knarren der schweren Eisentür hallte von der anderen Seite der Kammer wider. Ilyanas Atem stockte, als die Jünger instinktiv zurückwichen, ihre hageren Gestalten gegen die Wände drückten und ihre Augen auf den Eingang geheftet waren. Die Scharniere ächzten, als die Tür aufschwang, und das schwache Licht der Fackeln von jenseits der Schwelle ergoss sich wie eine goldene Flut in die Dunkelheit.

Und dann – erschien er.
Lucavion betrat mit gemächlichen Schritten den Raum, sein dunkler Mantel wehte leicht hinter ihm her. Sein Degen hing locker an seiner Seite, und das schwache Leuchten der [Flamme der Tagundnachtgleiche] schimmerte noch immer an der Klinge. Ein breites Grinsen huschte über seine Lippen, als wäre das Chaos oben nichts weiter als eine kleine Unannehmlichkeit gewesen.
„Ah“, sagte er lässig, während seine dunklen Augen den Raum absuchten, „ihr seid alle noch da. Gut.“

Neben ihm trat Lady Vitaliara vor, ihre himmlische Gestalt strahlte in einem ätherischen Glanz, der heller schien als zuvor. Ihre goldenen Augen musterten die Kammer mit ruhiger Entschlossenheit, und ihr Schwanz zuckte einmal, ein Zeichen ruhiger Zuversicht.
Aber es waren die Gestalten hinter ihnen, die Ilyana den Atem raubten.

Zwei vertraute Silhouetten tauchten in der Tür auf – Gestalten, die sie längst für tot gehalten hatte. Ihre großen Augen fixierten sie, ihr Herz setzte einen Schlag aus.

„Sheila …?“ Das Wort entfuhr ihr in einem atemlosen Flüstern. „Manco …?“
Die beiden Gestalten traten vollständig ins Licht. Sheila, deren einst makellose Robe nun schmutzig und zerrissen war, hielt sich immer noch mit der Haltung einer treuen Dienerin. Manco, der schon immer der Stärkere von beiden gewesen war, hatte frische Schnitte an den Armen, stand aber aufrecht da, seine scharfen Augen voller unnachgiebiger Entschlossenheit.
„Junge Dame!“, rief Sheila mit vor Erleichterung brüchiger Stimme, als sie auf Ilyana zustürmte. Sie fiel vor ihr auf die Knie, Tränen liefen über ihr schmutzverschmiertes Gesicht. „Du bist in Sicherheit … Gott sei Dank, du bist in Sicherheit!“
Manco folgte dicht hinter ihr, senkte den Kopf und ballte die Fäuste. „Wir haben nie aufgehört, nach dir zu suchen, junge Dame“, sagte er mit rauer Stimme, die vor Emotionen bebte. „Wir haben versprochen, dich zu finden.“

Ilyana konnte sich nicht bewegen, konnte nicht sprechen. Der Anblick der beiden – lebendig, real – war zu viel für sie. Ihre Kehle schnürte sich zusammen, als eine überwältigende Welle der Emotionen in ihr hochstieg.
„Ihr … ihr lebt?“, flüsterte sie mit zitternder Stimme. „Wie? Wie seid ihr hierher gekommen?“

Lucavion, der immer noch grinste, neigte den Kopf, als amüsiert von ihrer Reaktion. „Das hast du mir zu verdanken“, sagte er lässig und wischte einen Staubfleck von seinem Mantel. „Sie waren in viel besserer Verfassung als die meisten anderen, also dachte ich, du würdest dich über ein Wiedersehen freuen.“
„Gedacht?“, schnaufte Vitaliara leise und kniff ihre goldenen Augen zusammen, während sie sich wieder auf seine Schulter setzte. [Du hast echt ein Talent für Dramatik, Lucavion.
„Da hast du recht“, antwortete Lucavion mit einer übertriebenen Schulterbewegung. Dann wurde sein Blick schärfer, sein Grinsen verwandelte sich in etwas, das fast wie Aufrichtigkeit aussah. „Aber wir haben keine Zeit, hier zu sitzen und Freudentränen zu vergießen. Dafür hast du später genug Zeit – sobald wir hier raus sind.“
Ilyana wurde schwindelig, als sie die Worte realisierte. Flucht. Freiheit. Genau das, wovon sie sich überzeugt hatte, dass es unerreichbar war. Und doch stand er hier – dieser unmögliche junge Mann mit einem Grinsen, das viel zu arrogant für sein eigenes Wohl war, und Lady Vitaliara an seiner Seite, als hätte sich die Welt einfach seinem Willen gebeugt.

„Nun … Ihr dürft gehen …“

„Ah …“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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