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Kapitel 309: Zeremonie

Kapitel 309: Zeremonie

In der großen Halle von Andelheim herrschte eine aufgeregte Stimmung. Helle rote und goldene Banner hingen von den hohen Bögen, und das Wappen des Marquis Ventor stach vor dem lebhaften Hintergrund hervor. Der lange, polierte Boden glänzte im Sonnenlicht, das durch die hohen Buntglasfenster fiel, die Geschichten von alten Kriegern zeigten. Die Atmosphäre war elektrisierend, erfüllt von Jubelrufen, Pfiffen und Applaus der versammelten Menge.
Valeria stand an der Seite des Podiums, ihre Haltung war aufrecht und selbstbewusst, ihr Familienwappen zierte dezent ihre Kleidung. Sie trug einen dunklen, eleganten Umhang, der bis zum Boden reichte, und ihr Schwert war ordentlich an ihrer Seite gegürtet. Das Gewicht ihres Familiennamens fühlte sich heute leichter an – mehr als ihr eigenes als ein Erbe, das sie lediglich trug. Dennoch nagte eine seltsame Leere an den Rändern ihrer Konzentration.
Sie ließ ihren Blick über die Menge schweifen und nahm das Meer von Gesichtern in sich auf. Es war schwer, die subtile Enttäuschung zu übersehen, die sich unter den Jubelrufen mischte. Ein Raunen ging durch die Versammlung, Fragen wurden hinter erwartungsvollen Blicken versteckt.

Wo war Lucavion?
Die Mitglieder der Silberflammen-Sekte, darunter auch Varen, standen in der Mitte der Tribüne, ihre purpurroten Roben glänzten im Licht. Varens Gesicht war ruhig, aber in seinen Augen blitzte Triumph auf, während er die Menge musterte, als würde er die Aufmerksamkeit genießen. Seine Mitbrüder flankierten ihn, ihre disziplinierte Gelassenheit stand in krassem Gegensatz zu den lauten Jubelrufen, die ihnen aus einer Ecke des Publikums entgegen schlugen.
Valeria wandte ihren Blick zu Marquis Ventor, der mit müheloser Anmut nach vorne trat und den Raum beherrschte. Seine Stimme hallte wider und trug das Gewicht der Autorität und das geübte Charisma eines Anführers.
„Bürger von Andelheim! Heute ehren wir die Stärke, den Mut und das Können derjenigen, die an diesem Turnier teilgenommen haben“, begann er, und seine Worte lösten eine neue Welle des Jubels aus. „Jeder Teilnehmer, der vor euch steht, hat sich auf dem Schlachtfeld bewährt und den Geist dieses großartigen Ereignisses verkörpert.“
Der Applaus schwoll an, als der Marquis auf die Silberflammen-Sekte deutete. „Die Silberflammen-Sekte, deren Disziplin und Meisterschaft uns einige der härtesten Kämpfe beschert haben, die wir je gesehen haben. Gratulieren wir ihrem Champion Varen und seinen bemerkenswerten Mitstreitern!“

Varen neigte den Kopf, ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, während die Menge in Applaus ausbrach. Seine Mitstreiter verneigten sich leicht, ihre Mienen waren ernst.
Dann wandte sich der Marquis zur linken Seite der Tribüne, wo eine Gruppe unabhängiger Kämpfer stand, darunter Valeria und der Mönch. Sein Blick verweilte kurz auf ihr, und in seinen scharfen Augen blitzte Anerkennung auf.

„Und unseren unabhängigen Kriegern, die nicht für eine Sekte oder Gilde gekämpft haben, sondern aus Liebe zur Kunst und dem Streben nach Vollkommenheit.
Unter ihnen Valeria Olarion, deren Können und Entschlossenheit ihr einen Platz in dieser Ehrenhalle eingebracht haben.“

Der Jubel für Valeria war respektvoll, aber es fehlte ihm die Leidenschaft, mit der die Sekten bejubelt wurden. Sie neigte leicht den Kopf, ihr Gesichtsausdruck war ruhig, aber unlesbar. Entdecke Geschichten über das Imperium

Während der Marquis die Zeremonie fortsetzte, wurde die Abwesenheit zweier wichtiger Gruppen immer deutlicher. Das Murmeln in der Menge wurde lauter, als die Leute sich laut fragten:
„Wo ist Lucavion?“

„Und die Sekte des Wolkenhimmels?“

Marquis Ventor hob die Hand und forderte mit ruhiger Miene Stille. „Ich verstehe eure Neugier“, sagte er mit fester Stimme und bedächtigem Tonfall. „Die Anhänger der Sekte des Wolkenhimmels sind frühzeitig abgereist, da sie dringende Angelegenheiten zu erledigen haben.“
Marquis Ventors Stimme blieb ruhig, sein Gesichtsausdruck war vorsichtig, als er sich an die neugierige Menge wandte, in der es immer mehr gemurmelt wurde. „Was Lucavion betrifft“, begann er mit bedachten Worten, „so ist seine Abwesenheit weder ein Zeichen von Respektlosigkeit noch spiegelt sie eine mangelnde Wertschätzung dieser Zeremonie oder eurer Unterstützung wider.“

Die Menge beugte sich vor, und es wurde still im Raum, während alle gespannt auf seine Worte warteten.
„Die Wahrheit ist, dass sein letzter Kampf, wie viele von euch gesehen haben, sehr hart war“, fuhr der Marquis fort und ließ seinen Blick über die versammelten Zuschauer schweifen. „Er hat zwar gesiegt, aber das hatte seinen Preis. Er hat schwere Verletzungen davongetragen, und obwohl sein Geist ungebrochen ist, braucht sein Körper Zeit, um zu heilen.“

Ein Raunen der Anteilnahme ging durch die Menge, und verständnisvolles Murmeln vermischte sich mit der zuvor geäußerten Enttäuschung.

„Eigentlich“, fügte der Marquis hinzu und senkte seine Stimme ein wenig, als würde er ihr ein Geheimnis anvertrauen, „haben wir angeboten, die Zeremonie zu verschieben, damit er sich erholen und zu uns stoßen kann. Aber Lucavion hat das in seiner üblichen Art abgelehnt.“

Valeria kniff die Augen zusammen und presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen.
„Er bestand darauf“, fuhr Marquis Ventor fort, „dass die Zeremonie wie geplant stattfinden sollte. Er sagte, ich zitiere: ‚Die Menschen von Andelheim haben ihr Leben zu leben, und ich werde nicht der Grund für eine Verzögerung sein. Lasst sie das Turnier und seine Sieger feiern, ohne auf mich zu warten.‘ Das sagt viel über seinen Charakter aus.“
Die Menge brach in Applaus aus, und die vorherige Anspannung wich einer Mischung aus Bewunderung und Erleichterung. Lucavions Abwesenheit war auf eine Weise erklärt worden, die nicht nur seinen Ruf bewahrte, sondern ihn sogar noch steigerte. Die Worte des Marquis ließen ihn selbstlos und großmütig erscheinen, selbst während er sich noch erholte.
Valeria blieb regungslos stehen, ihr Gesichtsausdruck war unlesbar, doch in ihrem Kopf schwirrten die Gedanken. „Verletzt?“, fragte sie sich skeptisch. Sie hatte ihn erst am Tag zuvor gesehen, und obwohl er heftig gekämpft hatte, wirkte Lucavion alles andere als ein Mann, der seine Wunden pflegte. „Diese Schlange“, dachte sie still, unsicher, ob sie seine Fähigkeit, sich aus dem Rampenlicht zu ziehen, amüsant oder ärgerlich fand.
Der Marquis, zufrieden mit der Reaktion der Menge, setzte die Zeremonie mit nahtloser Anmut fort. „Und während Lucavion sich in Einsamkeit erholt, ehren wir heute weiterhin diejenigen, die bei diesem großartigen Ereignis alles gegeben haben.“

Als er sich umdrehte, um den unabhängigen Kämpfern ihre Belohnungen zu überreichen, nahm Valeria ihr Medaillon mit einem kurzen Nicken entgegen, während die Menge höflich applaudierte.
Der Mönch nahm seine Auszeichnung mit einer ruhigen Verbeugung entgegen, und die Lorbeeren der Silberflammen-Sekte wurden mit großem Tamtam überreicht, während die Jubelrufe der Zuschauer immer lauter wurden.

Doch als die Zeremonie zu Ende ging, waren Valerias Gedanken noch immer woanders. Sie konnte sich fast das Grinsen vorstellen, das Lucavion aufsetzen würde, wenn er unweigerlich von der sorgfältig ausgearbeiteten Ausrede des Marquis erfahren würde.
Die Zeremonie endete mit den letzten Worten des Marquis Ventor, die wie eine Erklärung des Triumphs und der Hoffnung für die Zukunft in der Luft hingen. Die Menge brach in einen letzten Applaus aus, bevor sie sich langsam zerstreute, und die festliche Stimmung des Tages trug sie hinaus auf die Straßen von Andelheim.

Valeria stieg mit bedächtigen Schritten von der Tribüne herab, das Ehrenmedaillon lag kalt in ihrer Handfläche. Ohne einen zweiten Blick darauf zu werfen, steckte sie es in den Beutel an ihrer Seite.
Ihre Gedanken waren weit weg von den Lobeshymnen, stattdessen konzentrierte sie sich auf die leise Anspannung, die sie seit der Ankündigung von Lucavions Abwesenheit erfasst hatte.

Als die Menge dünner wurde, ging sie zum Rand des Hofes und starrte geradeaus. Sie hatte ihre nächsten Schritte sorgfältig geplant. Nach der Zeremonie gab es einiges zu erledigen – Vorbereitungen für das, was vor ihr lag. Das Turnier war zwar vorbei, aber ihre Reise hatte gerade erst begonnen.
Das Sonnenlicht warf lange Schatten auf das Kopfsteinpflaster, und das Stimmengewirr verstummte, als sie den Rand der Versammlung erreichte. Doch gerade als sie um die Ecke bog, um den Platz zu verlassen und zur Herberge zurückzukehren, erstarrte sie.

Dort, unter dem Torbogen des Haupttors, standen Gestalten, die sie nur zu gut kannte.
Ihre Rüstungen glänzten in der Sonne, auf Hochglanz poliert. Das Wappen der Familie Olarion – ein fliegender silberner Phönix – war stolz auf ihre Brustpanzer graviert. Ihre Haltung war unverkennbar, jede Linie ihrer Körperhaltung strahlte Disziplin, Loyalität und Entschlossenheit aus.

Ihre Ritter.

Valeria stockte der Atem, ein leiser Ausruf entfuhr ihr. „Ah …“
Der Anführer der Gruppe, ein Mann mit scharfen Gesichtszügen und entschlossenem Blick, entdeckte sie fast sofort. Er trat vor, den Helm unter den Arm geklemmt, die Feder an seinem Helm zeugte davon, dass er ihr Stellvertreter war.

„Lady Valeria“, sagte er mit fester, förmlicher Stimme, in der jedoch ein Hauch von Erleichterung mitschwang. „Wir haben Sie endlich gefunden.“

Es war Zeit, sie nach Hause zu bringen …

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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