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Kapitel 303: Äther (2)

Kapitel 303: Äther (2)

„Marquis … du hast doch inzwischen meinen Charakter verstanden, oder?“
Erlebnisse mit dem Imperium

Der Marquis drehte sich zu Lucavion um und musterte ihn mit strengem Blick. Lange sagte er nichts, seine scharfen Augen bohrten sich in Lucavions grinsende Miene. Schließlich sprach er mit leiser, bedächtiger Stimme. „Heißt das, du hast wirklich vor, das zu tun, Lucavion? Dich ihr zu nähern?“
Lucavions Lächeln wurde breiter, seine Augen funkelten entschlossen und verschmitzt zugleich. „In der Tat, Marquis. Ich bin keiner, der vor einer Herausforderung zurückweicht. Aether vertraut mir vielleicht noch nicht, aber das heißt nicht, dass sie es niemals tun wird.“
Der Gesichtsausdruck des Marquis verdüsterte sich, allerdings nicht vor Wut – es war eher Besorgnis, gemischt mit Resignation. „Na gut“, sagte er leise, „aber versteh eins, Lucavion – ich werde nicht zulassen, dass du ihr etwas antust. Wenn du sie auch nur unnötig erschreckst, werde ich dich selbst davon abhalten.“
Lucavion senkte den Kopf, sein Grinsen wurde etwas milder. „Das würde mir im Traum nicht einfallen. Sie ist nicht nur ein Pferd – sie ist ein Wesen voller Stolz, Freiheit und Kraft. Das verstehe ich. Gib mir eine halbe Stunde, Marquis. Wenn ich sie in dieser Zeit nicht für mich gewinnen kann, werde ich gehen.“
Der Marquis kniff die Augen zusammen, als würde er die Aufrichtigkeit in Lucavions Worten abwägen. Nach einer angespannten Pause seufzte er tief und seine Miene entspannte sich gerade so weit, dass er widerwillige Zustimmung signalisierte. „Eine halbe Stunde“, sagte er schließlich mit warnendem Unterton. „Wenn sie irgendwelche Anzeichen von Stress zeigt, hörst du sofort auf. Hast du verstanden?“

Lucavion nickte, sein Grinsen unverändert. „Kristallklar.“
Der Marquis trat beiseite und deutete mit einer kleinen Handbewegung auf den Pferch. „Wenn es das ist, was du willst … dann soll es so sein.“

Valeria stieß einen hörbaren Seufzer aus, verschränkte die Arme und warf Lucavion einen wütenden Blick zu. „Du bist unmöglich“, murmelte sie, obwohl ihre Stimme einen leichten Anflug von Resignation hatte. „Wenn du dich zu Tode trampeln lässt, helfe ich dir nicht.“
„Verstanden“, antwortete Lucavion mit leichter Stimme und wandte seine ganze Aufmerksamkeit Aether zu. Das Pferd hatte sich etwas beruhigt, doch ihre scharfen, glühenden Augen brannten immer noch vor Trotz. Sie stand starr da, ihre kraftvolle Gestalt strahlte Anspannung aus, während sie mit den Hufen scharrte und ihre Mähne wie lebende Schatten wogte.
Lucavion trat langsam vor, seine Bewegungen waren bedächtig und abgemessen. Er blieb kurz vor dem Eingang des Pferches stehen, seinen Blick auf Aether geheftet, und blieb stehen. Die beiden musterten sich schweigend, ihre gegenseitige Vorsicht lag schwer in der Luft.

********

Wenn ich so darüber nachdenke, können Tiere überhaupt Gefühle empfinden?

Vielleicht nicht alle, aber einige?
Oder ist der Verlust von Wesen, die uns lieb sind, universell schmerzhaft?

Kann jedes Lebewesen den Begriff „uns lieb sind“ verstehen? Oder ist das nur etwas Besonderes für Menschen?

Was auch immer die Antwort auf diese Frage ist, es ist offensichtlich, dass das Wesen vor mir es kann.
Die Luft im Stall schien jetzt schwerer zu sein, voller Spannung, die nicht nur von dem Pferd vor mir ausging. Aethers leuchtende Augen bohrten sich in meine, ihre Trotzigkeit war scharf wie eine Klinge. Sie war wirklich wunderschön – ein Wesen, das die Freiheit selbst verkörperte. Aber da war noch etwas anderes, unter den wogenden Schatten ihrer Mähne und der Kraft, die von ihrer Haltung ausging. Schmerz.

Ich kannte diesen Schmerz.
„Verlust“, flüsterte ich, meine Stimme kaum zu hören. „Er ist immer da, nicht wahr?“

Aethers Ohren zuckten, und für einen Moment fragte ich mich, ob sie mich verstehen konnte. Natürlich nicht im wörtlichen Sinne, aber so, wie es Wesen mit alten Seelen manchmal können. Ihre Haltung entspannte sich nicht, aber sie machte auch keine Anstalten, mich anzugreifen.
„Jeder in dieser Welt verliert etwas, jemanden“, fuhr ich fort, meine Stimme leise, aber mit einer leisen Bitterkeit. „Das ist die grausame Wahrheit, nicht wahr?
Egal, wie stark du bist, egal, wie hart du kämpfst, um sie zu beschützen … es reicht nie. Menschen gehen weg. Manche werden dir weggerissen, andere treiben davon wie Blätter im Wind. Und das Schlimmste daran? Du bleibst zurück und hältst die Teile dessen fest, was sie einmal waren.“

Ich trat näher an den Stall, meine Bewegungen langsam und bedächtig. Aethers leuchtende Augen verengten sich, ihr Schwanz schlug einmal aus, aber sie rührte sich nicht.

„Manchmal fühlt es sich an, als würde die Welt Freude daran haben, uns das Wichtigste zu nehmen. Als würde sie sich von deinem Schmerz und der Leere, die sie hinterlässt, ernähren. Das ist hart, oder? Dieser hohle Schmerz in deiner Brust, wie eine Wunde, die nie ganz heilt. Du trägst ihn jeden Tag mit dir herum, auch wenn du denkst, dass du darüber hinweg bist.“
Ich hielt kurz vor der Kante des Pultes inne und lehnte mich mit einem leisen Seufzer dagegen. „Ich habe das auch schon gefühlt. Öfter, als ich zugeben möchte. Und ich habe es bei anderen gesehen – wie es sie zerbricht und zu etwas macht, das sie nicht sein sollten. Manche Menschen ertrinken darin. Andere verhärten sich und verwandeln ihre Trauer in Wut, in einen neuen Lebenssinn.
Und manche, wie du …“ Ich nickte in Richtung Aether, deren leuchtende Augen unnachgiebig waren. „Sie tragen es wie eine Rüstung.“

Das Pferd schnaubte leise, ihre Mähne wogte, als würde sie von einem unsichtbaren Windhauch bewegt. Ich konnte ihre Anspannung spüren, ihre Weigerung, jemanden an sich heranzulassen – nicht weil sie ihnen wehtun wollte, sondern weil sie es nicht ertragen konnte, noch einmal jemanden zu verlieren. Diese Art von Schmerz war nicht leicht zu ertragen.
„Du hast Recht, vorsichtig zu sein“, sagte ich mit leiserer Stimme. „Denn die Wahrheit ist, dass nichts diesen Schmerz verschwinden lassen kann. Nicht wirklich. Du kannst versuchen, ihn zu vergessen, ihn zu begraben, ihn in Wut oder Ablenkung zu ertränken, aber er wird dich nie wirklich verlassen. Er bleibt, wie ein Schatten, der sich mit der Zeit ausdehnt.“

Ich beugte mich leicht vor und sah ihr direkt in die Augen. „Aber hier ist die Sache, Aether.“
Das leise Knistern der Flammen löste die Spannung, ein leises, aber unverkennbares Geräusch. Aethers Ohren zuckten, ihre leuchtenden Augen richteten sich auf das flackernde Licht, das über meine ausgestreckte Hand tanzte. Die [Flamme der Tagundnachtgleiche] schlängelte sich dort, eine stetige, lebendige Hitze, die in einem Rhythmus pulsierte, den nur ich spüren konnte.
Es war nicht nur Feuer – es war Ausgeglichenheit, eine Harmonie von Leben und Tod, eine Energie, die sowohl zerstörerisch als auch nährend war.

„Was machst du da?“, hallte die Stimme des Marquis scharf und warnend.

Ich hob meine andere Hand, ohne meinen Blick von Aether abzuwenden. „Marquis, du musst dir keine Sorgen machen. Meine Flammen werden ihr nichts antun.“
Die Spannung im Raum war greifbar, aber ich ließ sie über mich hinweggleiten. Aether blieb angespannt, ihre Trotzhaltung unnachgiebig, aber ihre Augen waren jetzt auf die Flammen gerichtet, gefesselt von ihrem seltsamen, wechselnden Schein.

„Leben und Tod …“, murmelte ich leise, fast zu mir selbst. „Sie ergänzen sich gegenseitig.
Das eine kann ohne das andere nicht existieren. Und doch kämpfen wir gegen den Tod, als wäre er ein Feind. Als wäre er nicht genau das, was dem Leben seinen Sinn gibt.“

Aethers Mähne wogte wie flüssige Schatten, die von einem unsichtbaren Wind erfasst wurden, und das leise Summen der Mana wurde in der Luft um sie herum immer dichter. Ihr Blick schwankte nicht, und für einen Moment hatte ich das Gefühl, dass sie mir wirklich zuhörte.
„Aber du“, fuhr ich fort, meine Stimme wurde sanfter, „du hast dich vom Tod fesseln lassen. Der Verlust eines geliebten Menschen hat dich gebunden, nicht wahr?“ Ich neigte meinen Kopf leicht, musterte sie und suchte nach einem Anflug von Verständnis. „Aether, wirst du dich von diesem Schmerz definieren lassen? Wirst du dich von ihm gefangen halten lassen, obwohl du behauptest, die Freiheit zu umarmen?“
Ich war mir nicht sicher, ob sie meine Worte verstehen konnte – ob sie überhaupt ansatzweise begreifen konnte, was ich ihr da sagte. Aber in diesem Moment war das egal. Vielleicht sprach ich gar nicht zu ihr. Vielleicht waren diese Worte für mich bestimmt.
„Diese Freiheit, an der du so festhältst“, sagte ich mit fester Stimme, in der jedoch ein Hauch von etwas Unausgesprochenem mitschwang, „ist sie nicht dein Gefängnis? Ist sie nicht genau das, was dich daran hindert, voranzukommen?“

Die Flammen in meiner Hand flackerten und warfen schwache Schatten, die über Aethers dunkles Fell tanzten. Sie scharrte mit den Hufen, ihr kräftiger Körper zitterte leicht, nicht vor Angst, sondern vor etwas Tieferem. Etwas Unverarbeitetem.
Ich trat näher an den Rand des Pferches, die Hitze der Flammen erwärmte die Luft zwischen uns. „Komm“, sagte ich mit ruhiger, aber bestimmter Stimme. „Wenn du erfahren willst, was echte Freiheit ist.“

Aethers leuchtende Augen brannten heller, ihr Blick war jetzt auf mich geheftet, als suche sie etwas – vielleicht die Wahrheit oder Entschlossenheit.
Ich streckte meine Hand aus, die [Flamme der Tagundnachtgleiche] flackerte leicht und ihr Licht tauchte den Stall in einen sanften Schein. „Oder“, fuhr ich fort, meine Stimme fast zu einem Flüstern gesunken, „ohne die Flamme des Lebens wirst du dich in der Kälte des Todes verlieren.“

Im Stall war es still, bis auf das leise Knistern der Flammen und das leise Summen der Mana, das die Luft erfüllte. Ich stand da, meine Hand ausgestreckt, und wartete.
Die Entscheidung lag bei ihr. Sie hatte immer bei ihr gelegen.

Würde sie in ihrem Schmerz gefangen bleiben oder den ersten Schritt zu etwas Größerem wagen? Zu etwas, das ihr Freiheit bringen würde? Nur die Zeit würde es zeigen.

„Aber eines ist klar …“, sagte ich leise, meine Stimme durchbrach die Stille. Die Flammen in meiner Hand brannten stetig und warfen ihr warmes Licht auf Aethers dunkles Fell. „Der erste Schritt ist immer der schwerste.“
Aethers Ohren zuckten erneut, ihre scharfen, leuchtenden Augen ließen das Feuer nicht los. Das Summen der Mana um sie herum schien leiser zu werden, fast so, als würde die Luft selbst den Atem anhalten. Ihre Trotzigkeit blieb, eingraviert in jeden angespannten Muskel, jede Welle ihrer fließenden Mähne, aber jetzt war da noch etwas anderes. Etwas Weicheres. Eine Frage vielleicht. Ein Funken Zweifel in ihrer unnachgiebigen Haltung.
Und dann bewegte sie sich.

„Heh … Nicht schlecht …“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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