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Kapitel 265: Du bist ein Parasit (3)

Kapitel 265: Du bist ein Parasit (3)

„Komm und beweise es.“

Lira umklammerte ihr Schwert fester, ihre Knöchel wurden weiß, während ihr Atem schneller wurde.
Lucavions spöttische Worte hallten in ihrem Kopf wider und zum ersten Mal in ihrem Leben lösten sie etwas aus, das tiefer ging als Wut – sie lösten Angst aus. Eine Angst, die sie nicht einordnen konnte, die sie nicht kontrollieren konnte. Sie war immer die Stärkste in ihrer Sekte gewesen, ihr „Talent“ stellte alle anderen in den Schatten. Aber jetzt fühlte sich diese Grundlage an, als würde sie unter ihren Füßen wegbrechen.
Sie zwang sich, sich wieder auf ihr Training zu konzentrieren, auf die unzähligen Lektionen, die ihre Mutter und die Ältesten der Sekte ihr eingetrichtert hatten. Die Cloud Heavens Sekte hatte sie zu dem gemacht, was sie war – eine Kriegerin von unvergleichlichem Rang unter ihren Gleichaltrigen, das Wunderkind, das in der Hälfte der Zeit höher aufgestiegen war als alle anderen. Während andere um jeden Schritt nach vorne kämpften, stieg sie mühelos auf, ihr Körper verschlang Mana in einem Tempo, das niemand sonst erreichen konnte.
„Zwei Sterne, als die anderen nur einen hatten“, erinnerte sie sich, in dem verzweifelten Versuch, sich zu erden. „Vier Sterne, als die anderen drei erreichten.“
Ihre Klinge begann zu leuchten, und das Windmana um sie herum wurde stärker, als sie sich konzentrierte. Sie war noch nicht fertig. Es gab noch Techniken, die sie noch nicht eingesetzt hatte, Techniken, die sie zurückgehalten hatte, weil sie unnötig waren. Sie hatte sich noch nie zuvor so sehr anstrengen müssen – weder in ihrer Sekte, wo sie unantastbar war, noch außerhalb, wo der Einfluss der Sekte Herausforderer fernhielt.
Aber Lucavion war anders. Er war eine Mauer, auf die sie noch nie gestoßen war, eine unerschütterliche Kraft, die sich weder ihrer Stärke noch dem Ansehen ihrer Sekte beugen wollte. Und als sie in sein wahnsinnig ruhiges Gesicht starrte, spürte sie es zum ersten Mal – das Gewicht des wahren Widerstands.

„Die Welt ist nicht so, wie ich sie mir vorgestellt habe“, wurde ihr klar, und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Der Gedanke beunruhigte sie, und sie hasste ihn.
Sie hasste ihn dafür, dass er ihr dieses Gefühl gab. Aber mehr als alles andere hasste sie die Art und Weise, wie es etwas tief in ihr weckte – einen unbekannten Drang, sich zu beweisen.

Ihre Mana flammte um sie herum auf, die Luft vibrierte, als sie all ihre Kräfte sammelte. Diesmal würde sie sich nicht zurückhalten.

„Na gut“, murmelte sie mit zusammengebissenen Zähnen. „Du willst sehen, was ich kann? Dann werde ich es dir zeigen.“
Ihre Klinge bewegte sich schneller, schärfer, jeder Schlag präziser als der letzte. Sie erinnerte sich an die Stimme ihrer Mutter, an die Lektionen, die ihr seit ihrer Kindheit eingeprägt worden waren. Disziplin, Haltung, Stärke. Jede Bewegung war ein Spiegelbild dieser Lehren, der Höhepunkt des Trainings, das sie bis jetzt nie wirklich gebraucht hatte. Sie durchlief die Künste ihrer Sekte, die Namen der Techniken strömten ihr durch den Kopf, während sie ihre Mana in jede einzelne steckte.
Sturmzahn. Spirale des Windes. Sturmtanz. Himmelszerreiher.

Eine Technik folgte der nächsten, jede mächtiger als die vorherige. Die Arena schien unter der Wucht ihrer Schläge zu beben, ihre Klinge zerschnitt die Luft mit tödlicher Absicht. Der Wind um sie herum heulte wie ein Sturm, als sie sich weiter vorantrieb als je zuvor.
Aber egal, wie viel Kraft sie in ihre Angriffe steckte, Lucavion blieb unantastbar. Sein Estoc bewegte sich mit ärgerlicher Effizienz und wehrte ihre Schläge mit minimalem Aufwand ab. Er konterte nicht, drängte nicht vorwärts. Er stand einfach da, wie eine unbewegliche Wand, und zwang sie, immer wieder auf ihn loszugehen.
„Du bist stärker als das“, spuckte sie, ihre Stimme vor Frustration immer lauter werdend. „Hör auf, dich zurückzuhalten, und kämpfe gegen mich!“

Lucavions Grinsen verschwand nicht. „Oh, ich kämpfe“, sagte er in einem wahnsinnig ruhigen Tonfall. „Das bin ich, wie ich kämpfe. Effizient, nicht wahr?“
Ihre Klinge traf erneut auf seine, und der Aufprall jagte einen Schmerz durch ihre Arme. Sie biss die Zähne zusammen und drängte weiter vor, während der Wind um ihre Klinge schärfer und heftiger wurde. Aber tief in ihrem Inneren wusste sie – wusste, dass es nicht genug war.
Zum ersten Mal in ihrem Leben spürte sie das Gewicht ihrer eigenen Unzulänglichkeit. Sie war immer die Stärkste gewesen, diejenige, die ohne Anstrengung über allen anderen stand. Sie hatte sich dieser Stärke hingegeben, ihre Tage nach Belieben verbracht und musste sich nie weiter anstrengen. Aber jetzt stand sie jemandem gegenüber, der nicht denselben Grenzen unterworfen war, jemandem, der sich weder ihrer Stärke noch dem Schatten ihrer Sekte beugte.
Und zum ersten Mal gab sie alles. Wirklich alles. Nicht weil es einfach war, sondern weil sie es musste.

Ihre Schläge wurden immer verzweifelter, ihre Mana strömte wild durch ihren Körper, während sie sich bis an ihre Grenzen trieb. Die Menge brüllte, aber sie hörte sie kaum, ihr Fokus war ganz auf den Mann vor ihr gerichtet. Lucavion, mit seiner ärgerlichen Ruhe, seinem wahnsinnigen Grinsen, seiner unerschütterlichen Verteidigung.
„Nur einmal“, dachte sie, während ihr Atem stockte. „Nur einmal werde ich durchbrechen. Ich werde ihn ins Wanken bringen.“

„Nur einmal.“ Liras Atem stockte, als Lucavions Stimme ihre Ohren erreichte und ihre rasenden Gedanken mit unheimlicher Präzision durchschnitten. „Nur einmal“, wiederholte er noch einmal, sein Tonfall ruhig, aber eiskalt und bedächtig. „Das ist es, was du denkst, nicht wahr?“
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Es waren nicht die Worte, die sie erstarren ließen – es war die Absicht, die in ihnen mitschwang. Eine Absicht, die so scharf und schneidend war, dass sie sich wie eine unsichtbare Klinge an ihrer Kehle anfühlte. Es war weder Mana noch Technik, und doch strahlte es eine Kraft aus, die sie nicht ignorieren konnte.

Sie hob den Blick, fixierte ihn und ihr Blut gefror.
Lucavion starrte sie direkt an, seine Pupillen waren unmöglich dunkel, als wären sie Abgründe, die das Licht selbst verschlucken könnten. In der Dunkelheit brannten schwache graue Flammen, klein, aber unerbittlich, deren flackerndes Leuchten eine Schwere in sich trug, die ihre Knie zittern ließ. Sein Grinsen war verschwunden und hatte einem Ausdruck Platz gemacht, der so frei von Wärme und so fremd war, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief.
Zum ersten Mal in ihrem Leben verspürte Lira Vaelan Angst – nicht die flüchtige Angst, einen Kampf zu verlieren, sondern etwas Tieferes, Ursprünglicheres.

„Diese Verzweiflung …“ Seine Stimme hallte nach und schwirrte in ihren Ohren wie eine eindringliche Melodie. Sie konnte nicht wegsehen, sich nicht bewegen. Ihr Körper fühlte sich unter dem Gewicht seines Blicks wie gelähmt an. „Weißt du, wer es noch hatte?“
Die Luft um sie herum schien dichter zu werden, der Lärm der Menge verschwand in den Hintergrund. Sie öffnete den Mund, um zu sprechen, um zu leugnen, aber es kam kein Ton heraus. Das Gewicht seiner Worte drückte auf ihre Brust und nahm ihr den Atem.

Lucavions Miene verdüsterte sich, und seine Stimme nahm einen unheimlichen, hallenden Klang an, als käme sie von überall her gleichzeitig. „Es sind die Kinder, die du benutzt hast.“

********
Was hasst du am meisten auf der Welt?

Jeder hat so etwas.

Unsere Erfahrungen prägen es.

Für mich gibt es mehrere Antworten auf diese Frage, aber in diesem Fall gibt es eine wichtige.

Was hasse ich am meisten?

Ich hasse es, wenn Kindern ihre Chancen genommen werden.
Ich umklammerte meinen Degen fester. Der Gedanke brannte in meiner Brust, eine langsame, brodelnde Wut, die ich selten an die Oberfläche kommen ließ. Aber jetzt, wo ich jemandem gegenüberstand, der alles verkörperte, was ich verabscheute, ließ ich sie brodeln.

Ich hasse es. Ich hasse es mehr als alles andere.
Kinder kommen mit unendlichen Möglichkeiten auf diese Welt. Sie sind unbeschriebene Blätter, voller Potenzial, ihre Zukunft ist noch nicht geschrieben. Und doch gibt es Menschen, die ihnen das nehmen – die ihnen das Wesentliche rauben, das sie zu Menschen macht. Die Cloud Heavens Sect … sie treten nicht nur die Bemühungen anderer mit Füßen. Sie rühren an etwas viel Heiligerem.
Sie rauben Kinder aus.

Es reicht ihnen nicht, die Schwachen auszubeuten, zu manipulieren und zu korrumpieren, um an die Macht zu kommen. Nein, sie müssen noch weiter gehen. Sie müssen diese Grenze überschreiten.

Die Cloud Heavens-Sekte ist eine der bekanntesten Sekten der Welt. Nicht wegen ihrer Disziplin, nicht wegen ihres Talents, sondern weil sie es gewagt hat, eines der abscheulichsten Tabus zu brechen.
Sie nehmen Kinder – Waisen, Verlassene, Vergessene – und rauben ihnen ihr Potenzial. Sie saugen ihnen ihre Mana, ihre Lebenskraft, ihre Zukunft aus und lassen sie als leere Hüllen zurück. Nicht einmal ihre Namen bleiben ihnen. Nur zerbrochene Überreste, Schatten dessen, was sie hätten sein können.

Und sie nennen das Befreiung.
Meine Brust zog sich zusammen, als mir die Erinnerungen an den Roman durch den Kopf schossen, die unzähligen Fälle, in denen die Gräueltaten der Sekte aufgedeckt worden waren. Ihre „Ausbildungsprogramme“, ihre sogenannten „Zufluchtsorte“ für verlassene Jugendliche – alles nur eine Fassade, ein Netz aus Lügen, um ihre abscheulichen Praktiken zu rechtfertigen.
Das Geheimnis der Wolkenhimmel-Sekte war eine der hässlichsten Wahrheiten, die mir in dem Roman begegnet waren, etwas, das mein Blut jedes Mal in Wallung brachte, wenn es erwähnt wurde.

Jeder Mensch besitzt eine einzigartige Mana-Signatur, die durch sein Wesen, seine Erfahrungen und seine Abstammung geprägt ist. Dennoch gibt es Muster – subtile Übereinstimmungen im Mana, die mit familiären Bindungen, Blutlinien und sogar dem Geschlecht zusammenhängen.
Familien haben oft ähnliche Arten von Mana, und dasselbe gilt für die Unterscheidung zwischen den Geschlechtern.

Weibliche Erwachte neigen von Natur aus dazu, kaltes, blaues Mana zu erzeugen, eine beruhigende Energie, die in alten Texten oft als Yin beschrieben wird. Männliche Erwachte hingegen strahlen heißes, orangefarbenes Mana aus, feurig und aggressiv, die Essenz des Yang. Zusammen bilden diese Energien ein natürliches Gleichgewicht, eine Harmonie, die die umfassenderen Wahrheiten der Welt widerspiegelt.
Die Wolkenhimmel-Sekte hat dieses Gleichgewicht auf die abscheulichste Weise ausgenutzt, die man sich vorstellen kann.

Lebende Öfen.

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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