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Kapitel 257: Mädchen, du hast dein Essen vergessen (2)

Kapitel 257: Mädchen, du hast dein Essen vergessen (2)

Lucavion lehnte sich an die Theke, sein Grinsen wurde zu einem ehrlicheren Lächeln. „Wie geht’s den Kindern?“, fragte er mit leiserer Stimme, aber nicht weniger neugierig. Es war klar, dass er Sena und Riken meinte, die Fuchsgeschwister, die er der Eisernen Matrone anvertraut hatte.

Lioras Gesicht hellte sich auf und ihre übliche Fröhlichkeit kehrte zurück. „Ihnen geht es gut“, sagte sie herzlich.
„Sena … nun, sie passt sich gut an. Sie lernt schnell und ist hilfsbereit. Sie hat sich schon richtig eingelebt. Aber Riken …“ Ihr Lächeln verblasste ein wenig, doch ihre Zuneigung blieb. „Er ist ein bisschen anders. Er hat immer noch diesen Blick, weißt du? Diese verschlossene Miene. Einige der Kunden halten ihn deswegen für arrogant.“
Lucavion nickte und sein Grinsen wurde zu einem wissenden Lächeln. „Männer und Frauen sind eben unterschiedlich“, sagte er einfach und schwenkte sein Glas. „Sena ist flexibel – sie passt sich an. Riken? Er hat noch mehr Mauern zu überwinden.“

Liora zuckte mit den Schultern und ihr Lächeln wurde verschmitzt. „Vielleicht, aber ich finde ihn trotzdem süß. Weißt du, auf seine eigene grüblerische Art.“
Lucavion hob eine Augenbraue und grinste verspielt. „Süß, was? Wie ein Hamster?“

Liora stöhnte und errötete erneut. „Halt die Klappe … Du …“

Bevor sie ihren Satz beenden konnte, wurden beide durch Schritte abgelenkt. Die eiserne Matrone Mariel Farlon näherte sich der Bar und trug Lucavions Essen auf einem polierten Tablett.
Ihre imposante Erscheinung und ihr scharfer Blick flößten sofort Respekt ein, und Liora, die noch vor wenigen Augenblicken so lebhaft gewesen war, schien in sich zusammenzusinken, stand etwas gerader und ruhiger da.

„Euer Essen“, sagte Mariel knapp und stellte das Tablett präzise vor Lucavion ab. Ihr Blick huschte kurz zu Liora, die ein verlegendes Lächeln und ein kurzes Nicken schenkte, dann wieder zu Lucavion. „Guten Appetit.“
Lucavion neigte den Kopf, seine Stimme klang lässig, aber höflich. „Danke, Miss Little Bear.“

Als Lucavion seine Gabel nahm, um mit dem Essen zu beginnen, fiel Mariels scharfer Blick auf die zerbrochenen Glasscherben auf dem Boden hinter der Bar. Sie runzelte die Stirn und wandte sich mit einem Blick zu Liora, der die junge Frau wie angewurzelt stehen blieb. Liora senkte sofort den Kopf, ihre Wangen glühten vor Scham.
„Liora“, sagte Mariel mit leiser, fester Stimme, die keinen Widerspruch duldete. Sie trat näher, packte das Mädchen sanft am Ohr und zog kräftig daran. Liora schrie auf, ihr Gesicht wurde immer röter. „Was habe ich dir über das Zerbrechen von Sachen in meinem Gasthaus gesagt?“

„Es war ein Unfall!“, stammelte Liora, aber Mariel ließ sich davon nicht beirren.
Mit einer schnellen Bewegung versetzte sie Liora einen schallenden Klaps auf den Hintern, der durch die Bar hallte. Liora quietschte, sprang leicht auf und hielt sich die nun pochende Stelle. „Was machst du da?“
„Ich erteile dir eine Lektion“, antwortete Mariel knapp, verschränkte die Arme und warf Liora einen vielsagenden Blick zu. „Und jetzt wirst du diese Sauerei in weniger als zwei Minuten aufräumen. Wenn es nicht blitzblank ist, bekommst du noch eine.“

„Zwei Minuten?!“, wiederholte Liora mit ungläubiger Stimme.
„Zwei Minuten“, sagte Mariel entschlossen und kniff die Augen zusammen. „Und ich zähle.“

Liora griff hastig nach einem Besen, ihre Bewegungen waren hektisch und unkoordiniert. Als sie sich bückte, um mit dem Putzen zu beginnen, stolperte sie leicht und stieß einen kleinen Schmerzensschrei aus, als der Stich in ihrem Hinterteil sich bemerkbar machte.
Lucavion, der die Szene mit kaum unterdrückter Belustigung beobachtet hatte, brach schließlich in Gelächter aus und verschluckte sich fast an einem Bissen. „Oh, Liora“, sagte er mit vor Lachen zitternder Stimme. „Dieser Stolperer war unbezahlbar. Sieht so aus, als hätte sich die Hamsterin zu viel vorgenommen.“
Liora warf ihm einen wütenden Blick zu, ihr Gesicht war eine Mischung aus Zorn und Verlegenheit, aber unter Mariels wachsamen Augen wagte sie nichts zu sagen. Stattdessen murmelte sie etwas Unverständliches vor sich hin, während sie wütend die Glasscherben zusammenkehrte.
Als Mariel sich davon überzeugt hatte, dass Liora ausreichend beschäftigt war, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Lucavion zu. „Also“, sagte sie in ruhigem, aber neugierigem Ton, „du hast noch eine Portion Essen bestellt. Die ist für das Mädchen in Rosa, oder?“

Lucavion hob eine Augenbraue, nickte aber. „Valeria, ja. Sie hat vergessen zu essen, bevor sie losgerannt ist. Ich dachte, ich sorge dafür, dass sie nicht hungert.“
Mariel neigte leicht den Kopf und kniff ihre scharfen Augen leicht zusammen, wobei sie leicht amüsiert wirkte. „Eine Erwachte verhungert nicht so leicht“, bemerkte sie mit ruhiger Stimme, die jedoch von ihrer üblichen sachlichen Art geprägt war.

Lucavion grinste, legte seine Gabel hin und lehnte sich gegen die Bar. „Es sei denn …“
Mariels Blick flackerte verständnisvoll, und ihr Tonfall wurde sachlich. „Sie brechen durch.“

„Ja“, antwortete Lucavion knapp, mit einem Hauch von Zustimmung in der Stimme.
Mariel verschränkte die Arme und nickte langsam. „Dann ist es am besten, wenn sie heute Nacht nicht gestört wird“, sagte sie entschlossen. Ihr scharfer Blick ruhte auf Lucavion. „Ich werde selbst ein Auge auf die Dinge haben. Nur für den Fall.“

Lucavions Gesichtsausdruck wurde weicher und fast höflich, was für ihn sehr ungewöhnlich war. „Das wäre sehr hilfreich“, sagte er mit einer respektvollen Verbeugung. „Niemand sollte sie stören. Das ist wichtig.“
Mariel spottete leise und ihre Lippen verzogen sich zu einem schwachen Grinsen. „Mit mir hier, wer würde es wagen?“

Lucavion lachte leise und hob seine Hände in gespielter Zustimmung. „Du hast recht. Jeder, der dumm genug wäre, es zu versuchen, hätte verdient, was du für ihn auf Lager hast.“

Mariel nickte zufrieden, ihre Präsenz wie immer beeindruckend. Sie warf Liora, die immer noch wie wild den Boden schrubbte, einen Blick über die Schulter und wandte sich dann wieder Lucavion zu. „Ich sorge dafür, dass alles ruhig bleibt. Du isst jetzt zu Ende. Und Liora …“ Ihre Stimme wurde lauter, sodass das Mädchen erschrocken aufschrie. „Die Zeit ist fast um!“
„Ja, Ma’am!“, piepste Liora und arbeitete noch schneller.

Lucavion beobachtete die Szene und nahm mit einem Grinsen seine Gabel wieder in die Hand. „Ich fühle mich schon sicherer“, murmelte er leise, sichtlich amüsiert von der befehlenden Effizienz der eisernen Matrone.

******
Das sanfte Mondlicht fiel durch die dünnen Vorhänge in Valerias Zimmer und warf blasse silberne Streifen auf den Holzboden. Der Raum war still, bis auf das leise Knistern der Energie in der Luft, während sie ihre letzten Vorbereitungen traf. Die Manasteine, die sie zuvor gesammelt hatte, pulsierten schwach auf dem Tisch, ihr Licht spiegelte sich in ihren konzentrierten Augen.

Valeria holte tief Luft und beruhigte sich.
Sie hatte alles mit größter Sorgfalt vorbereitet: die Kräuter zur Stabilisierung, die Manasteine, um den Prozess anzutreiben, und das von ihr gezeichnete Muster – ein komplexes Geflecht aus Linien und Symbolen, das den Fluss ihrer Mana lenken sollte. In der Mitte lag ihr Manerz, der von der Kraft summte, die sie in wochenlanger Arbeit angesammelt hatte.

„Jetzt geht es los“,

dachte sie, ihr Herz war ruhig, aber entschlossen.
„Keine Ablenkungen, kein Zögern. Nur Konzentration.“

Sie setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden, konzentrierte sich und legte ihre Hände auf das Manaerz. Seine Wärme strahlte in ihre Handflächen, und während sie ausatmete, ließ sie ihr Bewusstsein in die Energie darin versinken. Langsam und bewusst begann sie, den Manafluss in das Muster zu lenken, wobei ihr Atem sich mit dem Auf und Ab der Kraft synchronisierte, die um sie herum strömte.
Der Vorgang war ihr vertraut – die drei Feuer zu formen hatte sie unzählige Male geübt. Doch genau daran hatte sie immer versagt. Egal, wie sie es anstellte, die Feuer passten nie ganz zusammen. Es fühlte sich immer unvollständig an, als würde ein Teil fehlen, den sie nicht greifen konnte.

Heute Abend war es jedoch anders.
Das erste Feuer entzündete sich in ihrem Innersten, seine Wärme war beruhigend und beständig. Es stand für Ausdauer, für die unerschütterliche Kraft, die sie sich durch jahrelange Disziplin angeeignet hatte. Das zweite Feuer entflammte kurz darauf, seine Energie war schärfer, unbeständiger – ein Beweis für ihre Entschlossenheit und ihren Antrieb.
Das dritte Feuer war jedoch immer das schwierigste. Es flackerte schwach, als wäre es sich seiner Position nicht sicher, und Valeria runzelte die Stirn, während sie darum kämpfte, es zu stabilisieren.

„Warum?“

„Warum klappt es nicht? Ich habe Ausdauer. Ich habe Entschlossenheit. Was fehlt mir?“

Das waren die Gedanken, die ihr früher durch den Kopf gegangen wären. Aber heute …
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Da wurde ihr klar:

Entschlossenheit.

Bei den Feuern ging es nicht nur um Macht oder Kontrolle – sie waren ein Spiegelbild ihres Wesens, ihres Willens. Sie versuchte nicht nur, Mana anzusammeln oder ihren Kern zu stabilisieren, sie formte die Grundlage ihres Selbst. Ausdauer und Entschlossenheit waren bedeutungslos ohne die Klarheit ihrer Entschlossenheit und die Fähigkeit, sich ihren Ängsten zu stellen und ohne zu zögern voranzuschreiten.
Ihr Herz beruhigte sich, und sie atmete langsam aus, um die Wahrheit zu begreifen. Das dritte Feuer flackerte erneut, aber diesmal versuchte sie nicht, es zu unterdrücken. Stattdessen nahm sie es an – ihre Zweifel, ihre Ängste, ihre Verletzlichkeit – alles. Das Feuer wurde heller und gleichmäßiger, seine Flammen verschmolzen in perfekter Harmonie mit den anderen.
Unter den lodernden Feuern begann sich ihr Innerstes zu verändern. Die Hitze wurde intensiver und breitete sich in Wellen durch ihren Körper aus, während sich die Feuer zu einem einzigen Punkt strahlender Energie verdichteten. Und dann, direkt unter ihnen, entstand etwas Neues – ein schwaches, pulsierendes Leuchten. Es war warm und doch unnachgiebig, ein solides Fundament unter den Flammen.

Ihr Innerstes passte sich an und entwickelte sich weiter.
Valeria riss die Augen auf und ein leiser Seufzer entrang sich ihren Lippen, als die Energie durch sie hindurchströmte. Der Raum war in ein schwaches goldenes Licht getaucht, ihr Manerz war nun matt und verbraucht, seine Energie vollständig von ihrem Innersten absorbiert. Sie fühlte sich leichter und doch stärker, als wäre die Last, die sie zurückgehalten hatte, endlich von ihr genommen worden.

Ihr Atem beruhigte sich und sie schloss erneut die Augen, während ein leichtes Lächeln um ihre Lippen spielte.
„Entschlossenheit“,

dachte sie, und das Wort hallte tief in ihr wider.

„Das ist es, was ich die ganze Zeit gebraucht habe.“

Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit fühlte Valeria sich wirklich im Einklang mit sich selbst, ihr Weg war nicht mehr von Zweifeln überschattet. Das Feuer in ihr brannte hell, und darunter versprach das feste Leuchten ihres neu gefundenen Kerns unendliche Möglichkeiten.

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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