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Kapitel 234: Das hast du gut gemacht

Kapitel 234: Das hast du gut gemacht

Valeria stand still da, ihren Griff um das Schwert locker.

„Was genau?“

Ihr Blick blieb auf den jungen Geschwistern Riken und Sena haften, die zum Schlag bereitstanden und deren Gesichter von so tiefem Schmerz gezeichnet waren, dass er jede ihrer Bewegungen zu erschweren schien. Sie konnte ihn spüren, als wäre es ihr eigener – ihre Trauer, ihre Wut, roh und ungezügelt, die sich gänzlich gegen den Mann vor ihnen richtete.
Ihre Brust zog sich zusammen, fast schmerzhaft, als sie sah, wie sie den Flüsterer ansahen, ihre Gesichter verzerrt vor Hass, der viel zu groß war, als dass Kinder ihn ertragen könnten.

„Wie konnten sie so jung sein … und ihn trotzdem so ansehen?“,

dachte sie und wandte ihren Blick zu Lucavion. Und als sie ihn sah, stockte ihr Atem.
Das übliche Grinsen war verschwunden, ebenso wie die lässige Gleichgültigkeit, die er wie einen Schutzschild um sich gelegt hatte. Stattdessen war sein Gesicht eingefallen, seine Augen von etwas überschattet, das sie nicht genau definieren konnte. Es war weder Belustigung noch Wut – etwas ganz anderes. Seine Lippen waren zu einer harten Linie zusammengepresst, und in seinem Blick lag eine Traurigkeit, die ihr Herz innehalten ließ.

„Er sieht … traurig aus?
“ Der Gedanke beunruhigte sie, stand im Widerspruch zu dem Bild, das sie bisher von ihm hatte. Lucavion war immer unbesiegbar gewirkt, unantastbar. Er trug seine Unbeschwertheit wie eine Rüstung, die er selbst in den dunkelsten Momenten einsetzte, als wolle er sich von den Schrecken um ihn herum distanzieren. Aber jetzt …
Die Erinnerung an ihn auf dem Marktplatz schoss ihr unaufgefordert durch den Kopf – wie er die Teigtaschen angesehen hatte. Damals war es ihr seltsam vorgekommen, wie er innegehalten hatte, mit sanftem Blick, als sähe er etwas jenseits der geschäftigen Menschenmenge um sie herum. Derselbe Ausdruck war jetzt wieder da, nur noch intensiver, noch belasteter.

„Er hat wieder diesen Blick … als wäre er in einer Erinnerung versunken“,

stellte sie fest.
„Aber was konnte er in ihnen sehen, in Riken und Sena, das ihn so aussehen ließ?“

Ihr Blick wanderte zurück zu Riken, dessen Klauen im schwachen Licht glänzten, als er einen Schritt nach vorne machte, sein Körper zitterte vor kaum unterdrückter Wut. Valeria fühlte eine seltsame Verbundenheit mit der Wut der Geschwister, etwas Urtümliches und Bitteres.
Sie waren um alles beraubt worden, vom Schmerz verdreht und gezwungen, eine Last zu tragen, die weit über ihr Alter hinausging.

„Vielleicht sieht er sie deshalb so an“,

dachte sie, und ihr eigenes Herz schmerzte vor widerwilligem Verständnis.

„Sieht er sich irgendwie in ihnen? Einen Teil von sich, den er versteckt hält … hinter all der Arroganz, den endlosen Spielchen?“
Zum ersten Mal fragte sich Valeria, was sich hinter Lucavions Grinsen verbarg, welche Narben er trug – Narben, die hinter einer Fassade aus Gleichgültigkeit und witzigen Bemerkungen verborgen waren. Sie hatte immer angenommen, dass er nichts als Ärger bedeutete, zu leichtsinnig und egozentrisch, um sich um jemand anderen als sich selbst zu kümmern. Aber hier spürte sie das Gewicht von etwas viel Tieferem, etwas, von dem sie bezweifelte, dass er es jemals preisgeben würde.
„Wer bist du wirklich, Lucavion?“, fragte sie sich

und ließ ihren Blick auf die leichte Traurigkeit in seinen Augen ruhen, auf die Art, wie er sich in seine eigenen Erinnerungen zurückzog, während er die Szene beobachtete.

„Du … du …“

Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als Rikens Knurren den Raum erfüllte, leise und tödlich, seine Krallen bereit, den Mann niederzustrecken, der ihnen ihr Leben geraubt hatte.
Lucavions Hand sank an seine Seite, als wolle er still seine Erlaubnis geben oder vielleicht … Respekt.

Rikens Knurren hallte durch den Raum, ein raues Geräusch voller Qual und Wut, das in der Stille widerhallte. Seine Krallen glänzten im schwachen Licht, und er machte einen Schritt vorwärts, sein zitternder Körper angespannt wie eine Feder, die jeden Moment schnappen konnte.
Der verhüllte Flüsterer, einst selbstgefällig und selbstbewusst, war nun zu einer kauernden Gestalt geworden, sein hochmütiger Blick gebrochen, sein Körper vom Gewicht seiner eigenen Sünden niedergedrückt. Und doch war in Rikens Miene keine Spur von Gnade zu sehen – nur Wut, ungezähmt und gewalttätig, die darauf wartete, entfesselt zu werden.
Ohne Vorwarnung schlug er zu. Seine Klauen zerschnitten das Gesicht des Flüsterers und hinterließen dunkle, gezackte Spuren. Rikens Schläge waren gnadenlos, jeder brutaler als der vorherige, als würde jeder Hieb ein Stück der Qualen auslöschen, die er erlitten hatte. Er schlug erneut zu, seine Hände blutverschmiert und voller Wut, sein Atem stockend.

„Du hast uns alles genommen!“, krächzte Riken mit einer Stimme, die von jahrelangem Leid heiser geworden war. „Unser Leben … unsere Familie … alles! Du hast uns zu Nichts gemacht!“
Mit jedem Wort wurden seine Schläge schneller, jeder Schlag brach eine weitere Schicht des Hasses auf, der so lange in ihm geschwelt hatte. Der Flüsterer, schwach und verzweifelt, versuchte sich zu schützen, aber er hatte keine Kraft mehr, keine Macht mehr, um Illusionen zu erschaffen oder zu manipulieren. Die Wahrheit hatte ihn wehrlos gemacht, nackt vor den Kindern, die er verdreht und kontrolliert hatte.
Valeria sah zu, ihr Puls raste, wie gebannt von Rikens Wut. Und als er seinen Schmerz in jeden Schlag legte, brach auch in Sena etwas. Ihr kleiner, zitternder Körper schien sich zu verhärten, ihr Gesicht verzog sich vor einer Wut, die einst unterdrückt und begraben worden war. Sie trat vor, die Fäuste geballt, die Augen leuchteten mit einem Feuer, das Valeria noch nie gesehen hatte.
„Du hast uns belogen!“, sagte Sena mit leiser, aber scharfer Stimme, die mit einer Kraft durch die Luft schnitt, die ihrer Größe widersprach. „Du hast uns glauben lassen … du hast uns all diese Dinge tun lassen!“ Ihre Fäuste flogen nach vorne und trafen den Mann an der Seite, jeder Schlag angetrieben von jahrelangem Verrat und Bitterkeit, jeder ein Beweis für die Lügen, die sie in ihrem zerbrechlichen, jungen Herzen mit sich herumgetragen hatte.
Der verhüllte Flüsterer versuchte zu sprechen, öffnete verzweifelt den Mund, um sich zu verteidigen, aber Senas Schläge brachten ihn zum Schweigen. Sie schlug erneut zu, ihre Wut brach in Wellen hervor, wie ein Damm, der endlich bricht und das Wasser mit unaufhaltsamer Kraft herausströmt.
Valeria fühlte sich in ihre Qualen hineingezogen, in den ungezügelten Ausbruch von Ressentiments und Verletzungen, die diese Kinder, zu jung und doch zu belastet, nicht länger zurückhalten konnten. Jeder Schlag hallte wider von dem Leid, das Valeria gerade erst zu verstehen begann. Es war, als würden sie nicht nur auf ihn einschlagen, sondern sich von jeder Illusion, jeder quälenden Erinnerung befreien, die er jemals geschaffen hatte.
Rikens blutige und verletzte Fäuste wurden endlich langsamer, sein Körper schwankte, als würde ihn das Gewicht seiner eigenen Wut erschöpfen. Sena stand neben ihm, atmete flach, ihr Gesicht war tränenüberströmt, ihr kleiner Körper zitterte, als ihr langsam bewusst wurde, was sie getan hatten.
Es wurde still im Raum, nur das Keuchen war zu hören. Und als sie auf den Mann hinunterblickten, der sie in all ihren Albträumen verfolgt hatte, sahen sie nicht mehr das Monster, das er einmal gewesen war, sondern eine gebrochene, schwache Gestalt – seiner Kraft beraubt, sein Einfluss zerstört.
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„Haaaah … Haaaaah …“
Die Kinder atmeten schwer und unregelmäßig, ihre Hände und Arme waren blutverschmiert, doch sie starrten mit leeren, blicklosen Augen auf den Mann vor ihnen.
Ihre Gesichter waren immer noch vor Wut verzerrt, aber das Blut schien ihnen nichts auszumachen, und sie zuckten nicht einmal zusammen. Es war, als hätten sie diese Gewalt, diese Folgen zerbrochener Körper und blutverschmierter Hände schon unzählige Male gesehen. Dieser Gedanke ließ sich schwer in Valerias Kopf festsetzen und rührte etwas Unbekanntes in ihr auf.

Sie ballte die Fäuste, und eine beunruhigende Frustration stieg in ihr auf.
„Was für eine Welt zwingt Kinder dazu, so hart und resigniert gegenüber Grausamkeit zu werden?“,

dachte sie und spürte, wie sich ihre Brust zusammenzog.

„Bedeutet das, stark zu sein? Sich an Blut zu gewöhnen, sich gegenüber Schmerz und Verlust zu betäuben?“
Die Frage verunsicherte sie, aber die Wahrheit darin nagte trotzdem an ihr. Sie war ausgebildet worden, eine ehrenhafte Ritterin zu sein, die Unschuldigen zu verteidigen und für Gerechtigkeit zu sorgen. Und doch stand sie hier und war nicht in der Lage, diese Kinder davon abzuhalten, ihre Rache auf die brutalste Weise zu üben, die man sich vorstellen konnte, und sie nicht vor der Gewalt zu schützen, die ihnen aufgezwungen worden war. Es drehte sich ihr der Magen um.

„Was für eine Ritterin bin ich?“,
fragte sie sich bitter,

„wenn ich nicht einmal Kinder vor diesem Leid schützen kann?“

Sie war so in Gedanken versunken, dass sie Lucavions Bewegung fast nicht bemerkte. Er machte einen einzigen, leisen Schritt nach vorne, den Blick auf die Geschwister gerichtet, sein Gesichtsausdruck so unlesbar wie immer. Aber etwas an seiner langsamen, bedächtigen Bewegung erregte ihre Aufmerksamkeit und riss sie aus ihren wirren Gedanken.
Valeria drehte sich zu ihm um und runzelte die Stirn.

„Was macht er jetzt?“, fragte sie sich.

Ihre Gedanken rasten, während sie versuchte, seine nächste Bewegung vorauszusehen.

Lucavion näherte sich den beiden Kindern langsam, jeder Schritt vorsichtig, als würde er sich etwas Zerbrechlichem nähern.
Riken und Sena, die immer noch schwer atmeten, drehten ihre Köpfe zu ihm. Ihre Gesichter, verzerrt vor Wut und Trauer, schienen in diesem Ausdruck erstarrt zu sein, als hätten sie vergessen, wie man sich anders verhält. Aber Lucavion zuckte nicht zurück, sondern trat näher, streckte seine Hand aus und legte sie sanft auf ihre Köpfe, seine Berührung war leicht, fast vorsichtig.

„Ihr habt das gut gemacht.“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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