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Kapitel 47: Gerald (5)

Kapitel 47: Gerald (5)

Als Gerald dort ankam, sah er die Leere in ihren Augen, einen hohlen Blick, der von einer Seele sprach, der das Leben und die Freude genommen worden waren. Die strahlende Blume, die er einst gekannt hatte, war gepflückt und verwelkt.
Ihr Treffen war diesmal anders. Sie sah ihm mit einer Mischung aus Sehnsucht und Resignation in die Augen. „Du bist nach all der Zeit zurückgekommen“, sagte sie leise. Aber ihre Stimme zitterte.

Sie zitterte so stark, dass er seine Augen nicht ruhig halten konnte. Nicht, weil er genervt war, nein, das war etwas anderes.

Es war, weil er traurig war … Das Gefühl, der Kloß in seinem Herzen … Es fühlte sich traurig an.
Gerald holte tief Luft und sammelte sich. Er wusste, dass er aus einem bestimmten Grund hierhergekommen war. Er musste die Wahrheit erfahren, und er durfte sich nicht von seinen Gefühlen beeinflussen lassen. Er nahm sanft ihre Hände in seine und spürte, wie kalt sie waren.

„Ich muss etwas wissen“, begann er mit fester Stimme, die jedoch von Dringlichkeit erfüllt war. „Das Kind … Elara … Ist sie meine Tochter? Ist sie meine Tochter?“
Sie sah zu ihm auf, ihre Augen voller Tränen. Der Schmerz in ihrem Blick war fast zu viel für Gerald. Sie holte tief Luft, als würde sie Kraft zum Sprechen sammeln.

„Ja“, flüsterte sie mit brüchiger Stimme. „Elara ist deine Tochter.“
Die Worte hingen in der Luft, und Gerald spürte, wie ihn eine Welle von Emotionen überflutete – Erleichterung, Freude und ein überwältigendes Gefühl der Verantwortung. Er zog sie in seine Arme und hielt sie fest.

„Es tut mir leid … Es tut mir leid …“ Er umklammerte ihn so fest er konnte. Tränen liefen ihm über die Wangen, als er begriff, was sie durchgemacht hatte.

Die ganze Zeit über war sie hier mit jemand anderem gewesen.
Während sie sein Kind in sich trug, während er weg war, war sie hier, ganz allein gefangen.

Sie konnte mit niemandem sprechen, weil sie wusste, dass dies der einzige Weg war, ihr Kind zu schützen, der einzige Weg für sie, mit diesem Erbe zu leben.

Sie klammerte sich an ihn, ihre Tränen vermischten sich mit seinen. „Ich hatte keine Wahl, Gerald. Es war der einzige Weg, Elara zu beschützen.“
Er zog sich leicht zurück und nahm ihr Gesicht in seine Hände. „Ich weiß. Und ich verspreche dir, dass ich alles in Ordnung bringen werde. Von jetzt an werde ich euch beide beschützen.“

Sie teilten einen Moment tiefer Verbundenheit, in dem die Last ihrer gemeinsamen Vergangenheit und ihre unausgesprochene Liebe sie miteinander verbanden. In dieser Umarmung fanden sie Trost, wenn auch nur für einen flüchtigen Moment.

Nach einer Weile fragte Gerald sanft: „Kann ich sie sehen? Kann ich meine Tochter sehen?“
Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, eine Mischung aus Bedauern und Beschützerinstinkt. „Elara trainiert gerade und darf nicht gestört werden. Alexander ist bei ihr und überwacht ihre Fortschritte.“

Bei der Erwähnung Alexanders sank Geralds Herz. Er war bereits Herzog geworden und hatte die Position seines Vaters eingenommen. Der Gedanke, dass Alexander Elara so nah war, erfüllte Gerald mit einer Mischung aus Wut und Hilflosigkeit.
„Ich verstehe“, sagte Gerald mit schwerer Stimme. „Aber ich muss sie sehen. Ich muss sie kennenlernen.“

„Ah …“ Daraufhin legte sie ihm eine Hand auf die Wange, ihre Berührung war sanft und tröstend. Dann floss mit ihrer anderen Hand eine kleine Menge Mana nach außen.

Sie war schon immer eine begabte Magierin gewesen, jemand, der als beste ihrer Klasse abgeschlossen hatte, obwohl sie die Erbin einer Viscountcy war.
Mit einem traurigen Lächeln legte sie eine Hand auf seine Wange, ihre Berührung war sanft und tröstend. Sie hob ihre andere Hand, und eine kleine Menge Mana floss heraus und formte ein ätherisches, schimmerndes Bild in der Luft. Gerald sah voller Ehrfurcht zu, wie die Magie Gestalt annahm und die Gestalt eines jungen Mädchens offenbarte, Elara, mit strahlenden Augen und entschlossenem Ausdruck.
„Sie hat deine Augen“, flüsterte sie mit einer Stimme, die voller Stolz und Trauer war. „Sie ist so stark, genau wie du.“

Das Bild zeigte Elara in verschiedenen Momenten ihres Lebens, ihr Lachen hallte leise in der Luft wider. Sie übte ihre Zaubersprüche, spielte mit anderen Kindern und vollbrachte sogar kleine gute Taten. Jede Szene war ein Einblick in das Leben der Tochter, die er nie kennengelernt hatte.
„Ich habe diese Erinnerungen aufbewahrt“, sagte sie mit zitternder Stimme. „Ich wollte sie dir zeigen, wenn du zurückkommst.“

Geralds Augen füllten sich mit Tränen, als er die Szenen sah. „Danke“, flüsterte er. „Danke, dass du sie für mich aufbewahrt hast.“

Elaras Bild verblasste und wurde durch das sanfte Lächeln ihrer Mutter ersetzt. „Sie ist ein kluges, hübsches Kind, Gerald. Sie ist alles, was wir uns erhofft hatten.“

Gerald nickte, sein Herz schmerzte vor Liebe und Bedauern. „Es tut mir leid, dass ich damals nicht für sie da war … Für sie und für dich … Es tut mir leid, dass ich euch beide allein gelassen habe.“
Er nahm ihre Hände in seine, sein Griff war fest und beruhigend. „Aber ich verspreche dir, von jetzt an bin ich da. Ich werde da sein, um dich und Elara zu unterstützen. Du wirst nie wieder allein sein.“
Ihr Lächeln war strahlend und aufrichtig, ein Schimmer der Frau, in die er sich verliebt hatte. „Ich bin so froh, das zu hören, Gerald. Wir haben dich so sehr gebraucht.“

Doch gerade als sie diese Worte aussprach, verzog sich ihr Gesicht vor Schmerz. Sie krümmte sich, und ein heftiger Husten schüttelte ihren Körper. Blut spritzte auf den Boden, und ihre Augen wurden rot, während sie weiter hustete und jeder Atemzug mühsamer und qualvoller wurde.
Geralds Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Nein! Was passiert hier? Bleib bei mir!“

Er schickte verzweifelt seine Mana durch ihren Körper, seine Hände leuchteten mit einem sanften, weißen Licht, während er versuchte, sie zu untersuchen und zu heilen. Er wusste, dass die Verwendung seiner Mana seine Anwesenheit verraten und die Tarnung durch das Artefakt aufheben würde, aber er konnte nicht tatenlos zusehen.
In dem Moment, als seine Mana in sie floss, spürte er eine dunkle, heimtückische Energie in ihrem Körper. Es war Gift, und es breitete sich rasend schnell aus. Geralds Herz pochte, als er versuchte, das Gift auszuscheiden, aber es saß zu tief.

„Ein Gift … Wo … Wie?“

Er konnte es nicht verstehen. Wie konnte jemand die Herzogin von Valoria vergiften? Während er sich diese Frage stellte, war ihm eines klar.
Es würde viele Leute geben, die so etwas tun würden.

Die Anzahl war im Grunde genommen unendlich. „Gerald“, keuchte sie mit schwacher, zitternder Stimme. „Es ist … zu spät.“

Tränen liefen Gerald über das Gesicht, während er weiter seine Mana kanalisierte, jede Bewegung von Verzweiflung geprägt. „Nein, sag das nicht. Ich kann dich retten. Halte durch.“
Aber sie schüttelte schwach den Kopf, ihre Augen voller trauriger Resignation. „Versprich mir … dass du dich um Elara kümmerst. Beschütze sie … vor dieser … grausamen Welt.“

Geralds Hände zitterten, als er darum kämpfte, den Manafluss aufrechtzuerhalten. „Ich verspreche es. Ich werde sie mit meinem Leben beschützen. Aber bitte, verlass mich nicht. Nicht so.“
Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande, schloss die Augen und entspannte sich in seinen Armen. „Ich liebe dich, Gerald. Für immer …“

Mit diesen letzten Worten wurde sie schlaff, ihr Atem verließ ihren Körper. Gerald hielt sie fest, sein Schluchzen hallte durch die stille Nacht. Die Sterne am Himmel schienen in Trauer zu erlöschen und tauchten die Szene in ein düsteres Licht.

„Häh?“
Genau in diesem Moment hörte er die Stimme einer bestimmten Person. Jemand, der ihn mit großen Augen ansah.

Eine Person, die Gerald sehr gut kannte. Jemand, der ihm immer sehr nahe stand.

Alexander.

Er stand da, mit weit aufgerissenen Augen.

„Gerald?“ Alexanders Stimme zitterte vor Unglauben.

Geralds Herz sank. Er wusste, dass es keine Erklärung für diese Szene gab.
Alexanders Blick huschte zu der Frau, die leblos in Geralds Armen lag und deren Brust sich nicht mehr hob und senkte. Die Erkenntnis traf Alexander wie ein Schlag, und seine Augen blitzten vor Wut und Schmerz.

„Du … du hast sie getötet!“, brüllte Alexander, und die immense Energie um ihn herum entlud sich in einem heftigen Sturm. Die Luft knisterte vor Kraft, als er seine Waffe zog, sein Gesicht verzerrt vor Wut und Trauer.

„Nein, Alexander! Es ist nicht so, wie es aussieht!“, schrie Gerald, aber seine Worte prallten an Alexanders Ohren ab. Alexanders Trauer und Wut hatten ihn völlig eingenommen und ließen keinen Raum für Vernunft oder Erklärungen.

Mit einem wütenden Schrei stürzte Alexander auf Gerald, seine Waffe auf ihn gerichtet, um ihn zu töten. Gerald, der noch immer unter dem emotionalen Aufruhr und dem Gift litt, das er in ihrem Körper gespürt hatte, konnte dem ersten Schlag gerade noch ausweichen.
Die Wucht von Alexanders Angriff erschütterte den Raum, zerschmetterte Fenster und splitterte Holz.

Gerald wusste, dass er nicht bleiben und kämpfen konnte, nicht hier, nicht jetzt. Er musste fliehen, um das Versprechen zu schützen, das er gerade gegeben hatte. Aber Alexander war unerbittlich, seine Angriffe wurden mit jeder Sekunde wilder.
Mit seiner letzten Kraft setzte Gerald eine mächtige Technik ein, von der er gehofft hatte, sie niemals anwenden zu müssen. Es war sein letzter Ausweg, eine verzweifelte Maßnahme. Die Technik ermöglichte es ihm, vorübergehend seine Geschwindigkeit und Beweglichkeit zu steigern, aber das hatte einen hohen Preis für seinen Manakern. Er spürte die Anstrengung, den stechenden Schmerz, als sein Manakern unter dem Druck zu zerbrechen begann.
„Ich komme zurück, um dich zu holen, Elara“, flüsterte er sich selbst zu, während Tränen seine Sicht verschwimmen ließen und er die Technik aktivierte. Mit einem letzten Kraftakt sprintete er an Alexander vorbei und entging nur knapp einem weiteren tödlichen Schlag.

Alexanders frustriertes Brüllen hallte hinter ihm wider, als Gerald aus der Villa floh, sein Herz schwer vor Trauer und Schuldgefühlen. Er spürte die Schäden an seinem Manakern, deren Heilung Jahre dauern würde, wenn sie überhaupt möglich war.
Gerald verschwand in der Nacht, die Schatten verschluckten ihn, während er schwor, zurückzukehren, seine Tochter zu beschützen und die Liebe zu rächen, die er verloren hatte. Aber im Moment konnte er nur rennen, rennen und überleben, belastet von seinen Versprechen und dem Schmerz seines gebrochenen Herzens.

„Und so bin ich hier gelandet“, beendete der alte Mann, Gerald, seine Erzählung mit tiefer Trauer in der Stimme.
Lucavion stand da, still, und nahm jedes Wort in sich auf. Er wusste nicht, was er sagen sollte, die Last der Geschichte seines Meisters lastete schwer auf seinem Herzen.

Gerald drehte sich zu Lucavion um, seine Augen spiegelten ein Leben voller Schmerz und Reue wider. „Ich konnte weder die Frau, die ich liebte, beschützen, noch konnte ich meiner Tochter beistehen. Das ist der einzige Schmerz, den ich in meinem Leben empfinde.“
Lucavions Blick traf den von Gerald, und er sah, wie die Gestalt des alten Mannes mit jeder Sekunde durchsichtiger wurde. Das Sternenlicht um sie herum schien zu verblassen, als trauerte der Kosmos selbst um den bevorstehenden Verlust.

Gerald ging langsam und bedächtig auf Lucavion zu. „Würdest du die Bitte eines alten Mannes erhören?“, fragte er mit kaum hörbarer Stimme.
Lucavion nickte, die Kehle vor Emotionen wie zugeschnürt. „Natürlich, Meister. Alles.“

Gerald legte eine geisterhafte Hand auf Lucavions Schulter, die Berührung war ätherisch und flüchtig. „Ich vertraue dir meine Tochter an“, sagte er, während er ihn ansah. „Bitte pass auf sie auf, wenn du kannst.“

Während er sprach, wurde seine Präsenz fast nicht mehr wahrnehmbar.
Geralds letzte Worte waren kaum zu hören, nur ein Flüstern im Sternenlicht. „Denk daran, Lucavion, die Sterne verblassen nie. Deine Entschlossenheit sollte es auch nicht.“

Damit löste sich Geralds Gestalt in der sternenbeleuchteten Leere auf und ließ Lucavion allein in der spirituellen Welt zurück.

„Ich verstehe, Meister. Wenn es das ist, was du von mir wünschst.“

Der Mensch, der ihm geholfen hatte, aus der Tiefe aufzusteigen …
Lucavion war niemand, der dieses Vertrauen verraten würde.

**********

Ende von Band 1.

—————–A/N——————

Der Prolog der Geschichte ist endlich vorbei.

Jetzt folgen drei Kapitel mit Nebengeschichten. Und dann beginnt die eigentliche Geschichte.

Ich werde die Kapitel nach Beginn des zweiten Bandes sperren.

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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