Elara Valoria stand in der großen Halle des Anwesens ihrer Familie, wo ihr die einst vertraute Umgebung jetzt bedrückend und kalt vorkam. Ihr Vater, Alexander Valoria, stand am anderen Ende, sein Gesicht eine Maske aus Enttäuschung und Wut.
Neben ihm stand Isolde, deren silbernes Haar wie ein Heiligenschein schimmerte, mit einem Ausdruck gelassenen Triumphs im Gesicht.
Der Saal war erfüllt von den stillen Urteilen der versammelten Adligen, deren Blicke wie Dolche ihr bereits verwundetes Herz durchbohrten.
„Elara Valoria“, dröhnte Alexanders Stimme und hallte von den Marmorwänden wider. „Du hast Schande über unsere Familie gebracht. Der Vorwurf der Untreue, des Verrats, ist ein Makel, den wir uns nicht leisten können.“
Elaras Herz pochte in ihrer Brust, jeder Schlag eine schmerzhafte Erinnerung an ihre zerbrochene Welt. Sie konnte ihrem Vater kaum in die Augen sehen, die Last seiner Enttäuschung erdrückte sie. „Vater, bitte, du musst mir glauben. Ich habe nichts Unrechtes getan.“
Alexanders Augen, einst warm und liebevoll, brannten jetzt vor kalter Wut. „Schweigen!“, befahl er. „Die Beweise sind unwiderlegbar. Du wurdest mit Lucavion Thorne in einer höchst kompromittierenden Situation erwischt. Die königliche Familie verlangt Gerechtigkeit, und die Hinrichtung ist der Preis dafür.“
Elaras Knie gaben nach, aber sie zwang sich, aufrecht zu stehen. „Vater, ich schwöre dir, ich wurde hereingelegt. Isolde …“
„Isolde hat um dein Leben gebeten“, unterbrach Alexander sie mit harter Stimme. „Sie, die dich am meisten verachten sollte, hat Gnade gezeigt. Auf ihren Wunsch hin und nur wegen ihr wirst du der Todesstrafe entgehen; stattdessen wird nur dein Kern abgeschafft.“
Elaras Blick wanderte zu Isolde, die bescheiden neben ihrem Vater stand, ihre Augen voller Bosheit. Die Mundwinkel verzogen sich zu einem leichten Lächeln, und Elara wusste, was das bedeutete. Das war keine Gnade, das war Grausamkeit. Isolde wollte, dass sie mehr litt, als der Tod ihr jemals hätte antun können.
Für eine angehende Magierin bedeutete der Verlust ihres Kerns … ein Schicksal, das schlimmer war als der Tod.
Und genau das war es, was Isolde wollte.
Elara wusste das.
Sie war so wütend, dass sie sie am liebsten sofort erschlagen hätte.
Doch sie durfte es nicht zeigen.
Das durfte sie nicht. Denn von nun an war sie als Verliererin gebrandmarkt. Sie musste den Kopf senken und es ertragen. Das war das Einzige, was sie tun konnte.
Ja, in diesem Moment hatte sie eines verstanden.
Nichts, was sie sagte, würde diejenigen überzeugen, die lieber glaubten, was sie gesehen hatten.
„Danke, Isolde“, brachte Elara mit vor unterdrückter Wut zitternder Stimme hervor. „Ich sehe, deine Güte kennt keine Grenzen.“
Isoldes Lächeln wurde etwas breiter, ihre Augen verengten sich. „Oh, liebe Schwester, das ist das Mindeste, was ich tun kann. Schließlich muss eine Familie in schwierigen Zeiten zusammenhalten.“
Alexander hob die Hand und unterbrach jede weitere Unterhaltung. „Du wirst aus dieser Familie verstoßen, Elara. Du wirst dieses Anwesen verlassen und niemals zurückkehren. Von diesem Moment an bist du keine Valoria mehr.“
Die Endgültigkeit seiner Worte traf sie wie ein Schlag. Tränen stiegen ihr in die Augen, aber sie weigerte sich, sie zu vergießen. „Vater, bitte …“
„Genug!“, brüllte Alexander. „Wachen, führt sie hinaus.“
Als die Wachen sich ihr näherten, wandte sich Elara ein letztes Mal ihrem Vater zu und flüsterte verzweifelt: „Vater, ich liebe dich. Bitte tu das nicht.“
Alexanders Blick war nicht einen Moment lang weich geworden, er hatte nichts mehr von dem Mann, den sie einst gekannt hatte. Stattdessen war er von der strengen Entschlossenheit des Großherzogs geprägt. „Geh, Elara. Und sei dankbar für die Gnade deiner Schwester.“
Diese Worte trafen sie mitten ins Herz. Sie durchbohrten es, zerkratzten es, schnitten es und hinterließen eine tiefe Wunde.
Sie würde niemals den Blick vergessen, den ihr Vater ihr zugeworfen hatte. Sie würde diese beiden Momente niemals vergessen, bis ihr Leben zu Ende war.
Dieser Moment.
Bis ihr Leben zu Ende war, würde sie sich immer an dieses Gefühl erinnern.
Das Gefühl, das in ihrem Herzen brannte.
„Isolde. Adrian. Lucavion. Isolde. Adrian. Lucavion.“
Isolde. Adrian. Lucavion. Isolde. Adrian. Lucavion.
Isolde. Adrian. Lucavion. Isolde. Adrian. Lucavion.
Isolde. Adrian. Lucavion.
Der Hass, der tief in ihr brannte.
Und als sie die Augen aufschlug, sah sie diese braunen, fremden Augen, als sie die Augen aufschlug und sah, dass ihre Kleider längst verschwunden waren und ihr Körper nackt war.
„Lucavion.“
Sie wird nie das Gefühl der Angst, Hilflosigkeit und Überraschung vergessen, das sie in diesem Moment empfand, als dieser ekelhafte Mann auf ihr lag.
Wie er da stand und eine so widerwärtige, entscheidende Rolle in allem spielte.
Wie seine Zunge heraushing und seine Augen voller Lust sie ansahen.
„Ihr werdet alle dafür bezahlen.“
Die Wachen packten sie an den Armen und führten sie weg. Elara warf Isolde einen letzten Blick zu, deren Augen vor Zufriedenheit glänzten. Die Botschaft in diesen kalten, berechnenden Augen war klar: Das ist dein Schicksal. Leide und werde vergessen.
Als sich die großen Türen des Valoria-Anwesens mit einem dumpfen Knall hinter ihr schlossen, wurde Elara die Endgültigkeit ihrer Verbannung bewusst. Die üppigen Gärten und prächtigen Säle, die einst ihr Zufluchtsort gewesen waren, waren nun so fern wie ein Traum. Die Wachen hielten sie fest an den Armen und führten sie weg von dem Leben, das sie gekannt hatte, in eine ungewisse und feindselige Welt.
Sie wurde zu einer Kutsche gebracht, die am Rand des Anwesens wartete. Bis zu diesem Moment in ihrem Leben war sie unzählige Male mit einer Kutsche gereist. Da sie die rechtmäßige Erbin der Familie war, wurde sie zu unzähligen Banketten eingeladen.
Und jedes Mal, wenn das passierte, reiste sie mit einer besonderen Kutsche, die mit dem Wappen des Hauses Valoria geschmückt war.
Der Stolz des Reiches.
Doch dieses Wappen war nicht mehr da, ebenso wenig wie die bequeme Kutsche, in der sie zuvor gefahren war.
Jetzt war es nur noch eine einfache Kutsche, eine grausame Erinnerung an die Familie, die sie verstoßen hatte. Die Wachen schoben sie ohne Umstände hinein, und die Tür schlug mit einem metallischen Klirren zu. Durch das kleine Fenster erhaschte sie einen letzten Blick auf ihr Zuhause, das ihr nun für immer verloren war.
Die Kutsche setzte sich in Bewegung, die Räder knarrten auf dem Kopfsteinpflaster. Elara saß schweigend da und ging in Gedanken die Ereignisse durch, die zu diesem Moment geführt hatten. Der Verrat, die Anschuldigungen und das gnadenlose Urteil ihres Vaters lasteten schwer auf ihrem Herzen. Doch inmitten der Trauer und Verzweiflung keimte eine wilde Entschlossenheit in ihr auf.
„Isolde. Adrian. Lucavion“, wiederholte sie ihre Namen in Gedanken, jeder einzelne ein brennender Funke des Hasses. Sie hatten ihren Untergang inszeniert, und dafür würden sie bezahlen.
Sie würde dieses Exil ertragen, es überleben und eines Tages zurückkehren, um sich das zurückzuholen, was ihr rechtmäßig gehörte.
Es war der Moment, in dem die Protagonistin endlich ihre Flügel der Welt öffnete, doch der Weg dorthin war beschwerlich.
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FLICKER!
Ein schwach beleuchteter Raum. Schatten tanzten über den ganzen Raum.
Er war aufwendig dekoriert, mit luxuriösen Stoffen und verzierten Möbeln, ein Beweis für ihren neu gewonnenen Status.
Die Luft war erfüllt vom Duft von Lavendel, der beruhigend und entspannend wirken sollte, aber heute Abend trug er einen Hauch von Triumph und Aufregung mit sich.
In der Dunkelheit öffnete ein junger Mann die Tür, seine Schritte waren auf dem weichen Teppich nicht zu hören.
Seine Augen leuchteten vor Vorfreude, als er sich dem jungen Mädchen näherte, das an ihrem Schminktisch saß und ihr langes silbernes Haar bürstete. Sie drehte sich zu ihm um, ein verschmitztes Lächeln spielte um ihre Lippen.
„Alles ist perfekt gelaufen“, sagte der junge Mann mit leiser, zufriedener Stimme. „Elara ist weg, verbannt. Wir sind endlich frei von ihr.“
Die junge Frau legte ihren Pinsel beiseite, jede ihrer Bewegungen war anmutig und elegant. Sie stand auf und ging durch den Raum zu ihm.
„Ja, mein lieber Adrian. Wir haben es geschafft. Sie hat nichts davon geahnt. All die Jahre, in denen wir so getan haben, als wäre ich ihre kranke Schwester, haben sich endlich ausgezahlt.“
Er schlang seine Arme um sie und zog sie an sich. „Und jetzt steht uns nichts mehr im Weg. Endlich können wir ohne Hindernisse zusammen sein.“
Das Mädchen legte ihren Kopf an seine Brust und spürte seinen gleichmäßigen Herzschlag. „Es ist eine Erleichterung, nicht wahr?
Zu wissen, dass wir alle überlistet haben. Elara war immer so blind und vertrauensselig. Sie hat meine Motive nie hinterfragt, nie etwas vermutet.“
Adrian umfasste sie fester und streifte mit seinen Lippen ihre Schläfe. „Sie war zu naiv, um die Wahrheit zu erkennen. Aber jetzt ist sie weg, und wir haben alles, was wir uns jemals gewünscht haben. Genau wie du es wolltest, meine Isolde.“
Es war offensichtlich, dass er sich nach mehr sehnte. Doch Isolde ließ ihn nicht gewähren. Sie legte ihre Hand direkt vor seine Lippen und blockierte seine Bewegung. Dann murmelte sie: „Hast du gefunden, was ich wollte?“
Adrian blieb stehen und verstand das Signal. Er schüttelte enttäuscht den Kopf. „Noch nicht. Wir suchen noch danach.“
„Du weißt, wie wichtig das für mich ist.“
„Ich weiß. Deshalb gebe ich mein Bestes, um es zu bekommen. Der Schüler des Hofmagiers sucht bereits danach.“
Als sie das hörte, breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Ein Lächeln, das gleichzeitig bezaubernd und giftig wirkte.
„Das freut mich.
sagte sie und drehte sich leicht um.
Dann hob sie den Kopf und sah ihm in die Augen.
Das flackernde Kerzenlicht tauchte ihre Gesichtszüge in einen verführerischen Schein. Sie streckte die Hand aus und fuhr mit den Fingern seine Kinnlinie entlang. „Und jetzt, mein lieber Adrian, haben wir die ganze Nacht Zeit, um unseren Sieg zu feiern.“
Adrians Augen verdunkelten sich vor Verlangen, als er sich zu ihr beugte und ihre Lippen in einem langsamen, bedächtigen Kuss eroberte. Isolde erwiderte seinen Kuss leidenschaftlich und presste ihren Körper an seinen. Sie spürte, wie seine Hände über ihren Rücken wanderten und sie noch näher an sich heranzogen.
Isolde löste sich von ihm, sah zu ihm auf und lächelte neckisch. „Sollen wir auf unseren Erfolg anstoßen?“ Sie trat einen Schritt zurück, ihre Finger glitten an seinem Arm entlang, während sie zu einem Tisch in der Nähe ging. Sie nahm eine Kristallkaraffe mit Wein, schenkte zwei Gläser ein und reichte Adrian eines.
Adrian nahm das Glas, ohne den Blick von ihr zu nehmen. „Auf unsere Zukunft“, sagte er und hob das Glas.
Isolde stieß mit ihrem Glas an seines, ihre Augen funkelten verschmitzt. „Auf unsere Zukunft“, wiederholte sie, bevor sie einen Schluck nahm. Sie stellte ihr Glas ab und schlenderte zu ihm zurück, ihre Bewegungen lasziv und zielstrebig.
Sie griff nach oben, knöpfte den obersten Knopf seines Hemdes auf und streifte mit ihren Fingern seine Haut. „Wir haben jetzt alle Zeit der Welt“, flüsterte sie mit leiser, sinnlicher Stimme.
„Keine Geheimnisse mehr, kein Verstecken mehr.“
Adrian stockte der Atem, als sie ihn weiter auszog und ihre Berührungen ein Feuer in ihm entfachten. Er umfasste ihre Taille und zog sie an sich. „Du hast recht“, murmelte er an ihren Lippen. „Wir sind frei.“
Isoldes Hände glitten zu seinen Schultern und schoben sein Hemd herunter. „Frei, alles zu tun, was wir wollen“, schnurrte sie und streifte mit ihren Lippen seinen Hals. Sie knabberte an seiner Haut und entlockte ihm ein leises Stöhnen.
Adrians Hände wanderten über ihren Körper, seine Berührungen wurden immer eindringlicher. „Du machst mich verrückt“, gab er zu, seine Stimme rau vor Verlangen.
Isolde kicherte leise und vergrub ihre Finger in seinem Haar. „Gut“, flüsterte sie. „Denn ich habe vor, dich heute Nacht in den Wahnsinn zu treiben.“
Ihre Lippen trafen sich wieder in einem leidenschaftlichen Kuss, ihre Körper pressten sich enger aneinander. Isolde zog ihn mit geübter Leichtigkeit aus. Adrians Hände waren ebenso beschäftigt und erkundeten jeden Zentimeter ihres Körpers.
Im Laufe der Nacht genossen sie ihre neu gewonnene Freiheit, ihre Leidenschaft und ihr Verlangen, sich gegenseitig zu verschlingen. Der Raum, der zuvor von Schatten und Unsicherheit erfüllt war, hallte nun wider von ihrem gemeinsamen Triumph und dem Versprechen einer Zukunft, die auf ihrer Gerissenheit und ihrem Ehrgeiz aufgebaut war.
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