Kapitel 573. Der Puppenspieler im Schatten

Bumm!

„Puh, puh, puh… Verdammt, Garnet wird sich mächtig beschweren. Ich hätte nicht gedacht, dass ich trotz meiner Zurückhaltung so viel Schaden anrichten würde“, sagte Myne, während er die Trümmer der Häuser vor sich beiseite schob und mit einer Handbewegung die Staubwolke wegfächelte. Die mächtige Explosion der Einzigartigen Magie: Blitz hatte den schwarzen Nebel bereits aufgelöst, und er konnte nun alles klar sehen.
Seine Feinde, zwei vier Meter große humanoide Wesen und zwei drei Meter große tierähnliche Monster, die ihn angreifen wollten, lagen jetzt auf dem Boden und stöhnten schwach. Sie schienen einen schweren Schlag abbekommen zu haben und ihre Körper waren durch den Blitz vorübergehend gelähmt. Trotzdem hatten sie es mit dem Verbergen ihrer Identität etwas zu weit getrieben.
Selbst in ihrem verletzten Zustand versteckten sie ihre Körper noch unter einem dichten Nebel und zeigten nur ihre rot glühenden Augen.

„Mal sehen, wer ihr eigentlich seid“, murmelte Myne mit gerunzelter Stirn.
Zuerst versuchte er, die gefallenen humanoiden Wesen zu beurteilen, aber wie erwartet funktionierte diese Fähigkeit überhaupt nicht. Also griff er auf die altbewährte Methode zurück, um ihre Identität aufzudecken. Um einen Überraschungsangriff zu vermeiden, warf er jedoch zunächst drei Feuerbälle auf eines der vier Meter großen humanoiden Wesen. Schließlich musste es nicht am Leben bleiben, um sein Gesicht zu sehen.
Es passierte nichts Unerwartetes. Die Feuerbälle durchdrangen mühelos den schwarzen Nebel und landeten auf dem Bauch der Kreatur. Überraschenderweise trug sie eine hochwertige Eisenrüstung, die den größten Teil des Schadens von Mynes willkürlichen Feuerbällen abwehrte. Kurz darauf verhüllte der schwarze Nebel die Rüstung wieder, als wäre nichts geschehen.
Das entmutigte Myne nicht. Er schnaubte verächtlich und warf weiter Feuerbälle. Beim fünfundzwanzigsten Feuerball wurde die Rüstung der humanoiden Kreatur endlich durchbrochen, ein Loch erschien in ihrer Brust und tötete sie augenblicklich. Doch bevor Myne jubeln konnte, explodierte die andere Partei plötzlich in einer Wolke aus schwarzem Nebel und hinterließ nichts. Das überraschte ihn.

Bang! Bang! Bang!
Eine nach der anderen hallten leise Explosionen in seinen Ohren wider. Als er sich umdrehte, stellte er fest, dass alle seine Feinde, deren Körper in dem schwarzen Nebel verborgen waren, in einer Kettenreaktion explodiert waren und nur schwarze Asche auf dem Boden zurückblieb.
Myne brauchte ein paar Sekunden, um wieder zu sich zu kommen und zu begreifen, dass er vom wahren Drahtzieher hinter dem Anschlag ausgetrickst worden war, und dass nicht nur diese beiden Bestien, sondern sogar die beiden humanoiden Kreaturen, die er für die wahren Entführer gehalten hatte, allesamt beschworene Kreaturen der Gegenseite waren. Ein äußerst vorsichtiger Typ, der nur beschworene Kreaturen schickte, um seine Drecksarbeit zu erledigen.

„Kein Wunder, dass ihn nie jemand gefunden hat.
Indem er seine Kreaturen mit einer umgekehrten Beschwörung zurückrief, wenn die Lage brenzlig wurde, wäre es ein Wunder, wenn jemand ihn aufspüren könnte. Aber was sollte er jetzt tun? Er glaubte nicht, dass Gandus Masterplan, die andere Partei durch kleine Jagdtierchen aufzuspüren, funktionieren würde. Myne sah sich mit einem Anflug von Wut um, da er sich wie ein Trottel fühlte, der von jemandem ausgespielt worden war. Es war ein sehr frustrierendes Gefühl, so zum Spielball zu werden.
Da jeder seine Ortungsfähigkeit leicht umgehen konnte, indem er beliebige magische Gegenstände oder Fähigkeiten einsetzte, warf Myne einen beiläufigen Blick umher, ohne irgendwelche Erwartungen zu haben. Wie erwartet fand er keine Feinde in der Nähe. Gerade als Myne den staubigen Bereich verlassen wollte, um frische Luft zu schnappen, spürte er plötzlich einen feindseligen Blick auf sich und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Er hatte das Gefühl, dass ihn jemand mit böswilliger Absicht beobachtete, als wolle er ihn lebendig verspeisen.
Ohne nachzudenken, sprang Myne mit seiner Doppelsprung-Fähigkeit hoch in die Luft. Während er langsam herabstieg, sah er sich um und entdeckte einen Mann in einer schwarzen Robe, der einen spiralförmigen Knochenstab mit einem Totenkopf an der Spitze hielt und auf dem Dach eines zweistöckigen Hauses stand und ihn anstarrte.
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Anstatt den Neuankömmling direkt zu konfrontieren, landete Myne auf einem nahe gelegenen Dach, ein Dutzend Meter entfernt, und begann, ihn still zu beobachten. Der gesamte Körper des Mannes war in der Robe verborgen, sodass es unmöglich war, irgendwelche Details zu erkennen. Myne konnte jedoch erkennen, dass es sich definitiv um einen Mann handelte, denn wenn es darum ging, das Geschlecht einer Person anhand ihres Aussehens zu bestimmen, konnte er sich nicht irren.
Plötzlich hob der mysteriöse Mann den Kopf, und Myne sah einen kleinen blauen Funken in der dunklen Kapuze schweben, der ein unheimliches Leuchten abgab, das ihm einen Schauer über den Rücken jagte.

Gerade als Myne versuchte, das Gesicht des Mannes im Licht der blauen Flamme besser zu sehen, sah er, wie der Mann seinen Knochenstab hob und mit dem Ende auf den Boden schlug.

Eine eiskalte Brise wehte über Mynes Körper und ließ ihn zittern, besonders sein Gesicht und sein Hintern fühlten sich so kalt an, dass er für einen Moment dachte, sein Herz würde stehen bleiben. Seltsamerweise hatte er aus irgendeinem Grund ein Déjà-vu-Erlebnis, als hätte er diese eisige Kälte schon mal irgendwo gespürt.
„Scheiße! Ich weiß, wo ich dieses Gefühl schon mal hatte!“, rief Myne aus, während ihm ein Schauer über den Rücken lief und sich alle Haare auf seinem Körper aufrichteten. Er wusste genau, woher dieses Gefühl kam. Nach einem Moment des Nachdenkens, während seine Zähne zu klappern begannen, aktivierte er seine Seelenauge-Fähigkeit, die es ihm ermöglichte, Geister und andere mysteriöse Wesen zu sehen, die für das bloße Auge unsichtbar waren.
Sobald er das tat, erschien direkt vor ihm, nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt, das schreckliche, verfaulte Gesicht eines Mannes mittleren Alters mit einem baumelnden Augapfel.
Der Geist merkte nicht, dass Myne ihn sehen konnte, und benahm sich wie ein neugieriges Kind, das mit einem perversen Grinsen Myne’s Gesicht berührte, so wie ein böses Kind, das ein interessantes Spielzeug gefunden hat, und gelegentlich kicherte, scheinbar zufrieden mit seinem neuen Spielzeug in der Hand.
„Huff, huff, huff …“ Myne atmete schwer. Er starrte den grässlichen, durchsichtigen Geist vor sich an, der mit seinem hässlichen, verfaulten Mund bereit schien, ihm einen Kuss zu stehlen, und sein Körper zitterte unwillkürlich leicht.
Dank einer früheren Begegnung mit Mr. Ghost, die ihm geholfen hatte, sein Herz zu stärken, war er nicht in einer Verfassung, in der er bei dem Anblick eines furchterregend aussehenden Geistes, der plötzlich vor ihm auftauchte – zumal eines, der offenbar Probleme mit dem Verstand hatte (falls er überhaupt einen hatte) – und ihm mit einer seltsamen Geste und einer hinterhältigen Absicht das Gesicht berührte, in Ohnmacht fallen würde.
Um ehrlich zu sein, wollte Myne am liebsten sofort wegrennen, ohne auch nur eine Sekunde zu verschwenden, aber bevor er das tat, musste er sehen, was hinter ihm war, denn er spürte etwas, das möglicherweise sein Gesäß berührte, und dieser Bereich fühlte sich nicht so extrem kalt an wie sein Gesicht.
Mit aller Willenskraft ignorierte Myne den Geist vor ihm, drehte den Kopf und sah einen älteren Geist, wahrscheinlich in den 70ern, mit spärlichem Haar, zahnlosem Mund, weißen Augen und einem gruseligen Gesichtsausdruck.
Der Geist trug ein erotisches rosa Nachthemd für Frauen und rieb mit seinen durchsichtigen, knochigen Händen über Mynes Hintern, als stünde er kurz vor einem Orgasmus. Ab und zu streckte der Geist seine lange, blasse Zunge heraus und leckte Mynes Hintern kräftig ab.
Obwohl sie Geister waren und keinen Tastsinn hatten, konnte Myne sie zwar nicht physisch spüren, aber jedes Mal, wenn sie seinen Körper berührten, fühlte sich diese Stelle an, als hätte ihn jemand mitten im Winter in einen See geworfen. Als er jedoch ihre obszönen Handlungen sah – insbesondere die des alten Mannes hinter ihm –, fühlte sich Myne, als wäre er von den gefährlichsten Bestien der Welt gefangen worden.
Er stieß einen unwillkürlichen Schrei aus und sprang mit aller Kraft zurück. Um die Geister von sich fernzuhalten, warf er wie wild Feuerbälle auf sie. Leider waren seine Feuerbälle nur die Grundversion und hatten keine Wirkung auf Seelen. Sie gingen einfach durch die Körper der Geister hindurch und bombardierten das Haus eines armen Kerls.

BOOM! BOOM!
Myne war es egal, ob seine Angriffe irgendwelche Wirkung auf die beiden Geister hatten oder nicht. Selbst nachdem er auf dem Dach eines anderen Hauses gelandet war, warf er weiter Feuerbälle, um ihre bösen Seelen zu vernichten.

„Puh, puh, puh…
Scheiße, morgen suche ich mir als Erstes eine Fähigkeit, mit der ich Geister bekämpfen kann“, keuchte Myne, während er auf die Staubwolke vor sich starrte und sich den Schweiß von der Stirn wischte. Doch im nächsten Moment schwebten die beiden Geister lachend aus der Staubwolke hervor und eilten auf ihn zu, als wollten sie ihn mit einer leidenschaftlichen Umarmung voller Liebe überschütten.
Wären es normale Geister gewesen, die ihn töten wollten, hätte Myne vielleicht für einen Moment den Mut aufgebracht, sich zu wehren. Aber angesichts zweier Perverser, die dunkle Gedanken über seinen kleinen, unschuldigen Körper hegten, würde Myne sie auf keinen Fall in seine Nähe lassen. Da er wusste, dass seine Fähigkeiten bei ihnen nicht funktionieren würden, betete Myne zu allen Göttern, ihnen zu helfen, und wartete, bis die beiden Geister näher kamen.
Dann spielte er seinen Trumpf aus und öffnete ein großes Portal zwischen sich und ihnen.

Beide Geister, die offensichtlich nicht ganz alle Tassen im Schrank hatten, hatten nicht damit gerechnet, dass Myne einen solchen Trick anwenden würde. Sie wurden überrascht und in das Portal gesaugt, das sich sofort wieder schloss.

„Puh, zum Glück funktioniert dieser Trick immer …“

BOOM!
Myne hatte noch nicht mal Zeit gehabt, nach dem Loswerden der beiden perversen Geister aufzuatmen, als etwas wie eine Metallkugel vor seinen Füßen landete. Das Nächste, was er sah, war ein blendend weißes Licht, bevor er von der Wucht einer gewaltigen Explosion weggeblasen wurde.