Ein Husten.
Er durchbrach die ruhige Intimität des Augenblicks, scharf und bewusst – so perfekt getimt, dass es unmöglich ein Zufall sein konnte.
Liras ganzer Körper versteifte sich bei dem Geräusch und zuckte leicht, als hätte ein elektrischer Stromschlag sie durchfahren. Die zarte Wärme ihrer Hand verschwand augenblicklich aus seiner, und hinterließ eine kalte Leere, die seltsamerweise stärker zu spüren war als vor ihrer Berührung. Sie stand schnell vom Bettrand auf, ihre Bewegungen gewannen ihre gewohnte Eleganz zurück, obwohl Mikhailis einen Hauch von hastiger Verlegenheit in ihrer Schnelligkeit bemerkte.
Er beobachtete sie aufmerksam und sah, wie ihre gelassene Maske für einen Moment abfiel und eine flüchtige Röte die sonst so perfekten Konturen ihres Gesichts färbte. Sie richtete sich schnell auf und glättete mit präzisen, fast zwanghaften Bewegungen die nicht vorhandenen Falten in ihrer Kleidung. Es war eine Geste, die er schon unzählige Male gesehen hatte – Liras vorsichtige, methodische Art, die Kontrolle zurückzugewinnen und ihre Würde wiederherzustellen, nachdem etwas Unerwartetes ihre sorgfältig aufrechterhaltene Gelassenheit gestört hatte.
Langsam wanderte sein Blick zur Tür, wo er instinktiv wusste, dass die Ursache der Unterbrechung stehen würde. Tatsächlich stand Elowen dort, perfekt umrahmt vom warmen Licht der Laternen, die aus dem Flur hereinströmte – still, schweigend und beeindruckend. Ihre Arme waren anmutig vor der Brust verschränkt, ihre Haltung war königlich und doch irgendwie entspannt und strahlte mühelose Autorität aus.
Ihr silberweißes Haar fiel in sanften, eleganten Wellen über ihre Schultern, fing das Licht der Laternen im Flur ein und glänzte sanft wie Strähnen aus gesponnenem Mondlicht.
Doch trotz der stillen Schönheit ihrer Haltung war ihr Gesichtsausdruck sorgfältig ausdruckslos – ruhig, gelassen, unlesbar. Diese Ruhe täuschte ihn jedoch keinen Moment lang.
Die wahre Geschichte lag in ihren goldenen Augen, scharf wie polierte Dolche, die mit einer Intensität funkelten, die direkt durch die Luft zu dringen schien und Lira fest an Ort und Stelle nagelte. Mikhailis kannte diese Augen gut. Er hatte sie ruhig und nachdenklich gesehen, sanft und warm – aber im Moment strahlten sie eine wilde Schärfe aus, hinter der ruhigen Fassade flackerte eine unausgesprochene Anschuldigung.
Lira senkte leicht den Kopf und würdigte die Anwesenheit der Königin mit geübter Höflichkeit. „Eure Majestät“, murmelte sie respektvoll, ihre Stimme gefasst, aber ohne ihre übliche Wärme, die durch vorsichtige Neutralität ersetzt worden war. Dann wandte sie ihren Blick kurz Mikhailis zu und neigte erneut sanft den Kopf. „Mein Prinz.“
Ohne auf eine Antwort zu warten, schlüpfte sie leise aus dem Raum, und das leise Flüstern ihrer Schritte verhallte schnell in der Stille des Saals. Mikhailis sah ihr nach und spürte einen leichten Stich in der Brust, als sie so schnell ging. Es war, als wäre ihre Anwesenheit plötzlich aus dem Raum gerissen worden und hätte eine unangenehme Stille hinterlassen, die schwer in der Luft lag.
Er seufzte innerlich und dachte schon an das heikle Gleichgewicht, das er nun zwischen zwei unglaublich fähigen, äußerst unabhängigen Frauen aufrechterhalten musste – jede für sich genommen beeindruckend. Die Situation war sowohl amüsant als auch ärgerlich.
Als er sich wieder Elowen zuwandte, war sie leise näher gekommen und musterte ihn mit einem Ausdruck, der sich subtil gemildert hatte, aber immer noch vorsichtig zurückhaltend war. Er erwiderte ihren Blick ruhig, konnte jedoch nicht widerstehen, sie leicht zu necken, um die eisige Spannung zu mildern, die seit ihrer Ankunft in der Luft lag.
„Du wirfst mir giftige Blicke zu“, stellte er leise fest und hob amüsiert eine Augenbraue.
Ihre Lippen öffneten sich leicht und formten ein vorsichtig kontrolliertes Lächeln, das ihre Augen nicht ganz erreichte. „Wirklich?“, fragte sie leise, ihre Stimme hell, aber mit unverkennbarer Ironie, als sie ganz an sein Bett trat. Ihre Bewegungen blieben anmutig, jeder Schritt kontrolliert und bedächtig, jede Geste von stiller Autorität geprägt.
Doch die Art, wie sie eine silberne Haarsträhne sanft hinter ihr Ohr strich, verriet ein leichtes Unbehagen oder vielleicht sogar Verletzlichkeit – winzige Anzeichen, die nur jemand, der sie so gut kannte wie er, erkennen konnte.
„Sieht so aus, als hättest du dich mit meinem Untergebenen amüsiert, Liebes“, bemerkte sie kühl, ihre Stimme sanft, aber mit einem Hauch von Vorwurf, der sich geschickt hinter spielerischen Worten verbarg.
Er hielt ihrem Blick stand, und seine Lippen verzogen sich zu einem verschmitzten Lächeln. Er ließ sich von ihrer leichten Eifersucht nicht aus der Ruhe bringen; schließlich war sie es gewesen, die die Bühne für diese Intimität zwischen ihm und Lira bereitet hatte. „Ganz wie du willst, Frau“, entgegnete er leicht, seinen Tonfall bewusst neckisch, und spielte damit sanft mit der unausgesprochenen Spannung, die hartnäckig zwischen ihnen herrschte.
Ihre goldenen Augen blitzten kurz auf, ein Funken Verärgerung vermischte sich leise mit Zuneigung. Ohne zu zögern griff sie schnell nach unten und kniff ihm fest genug in die Wange, dass ein scharfer, stechender Schmerz über sein Gesicht schoss.
Er zuckte dramatisch zusammen und zog den Kopf zurück, als wäre er schwer verletzt, obwohl der leichte Schmerz völlig erträglich war. „Aua! Hey!“, protestierte er schwach und tat übertrieben empört. „Ich bin verletzt, weißt du noch?“
Sie atmete leise durch die Nase aus, ein leises Seufzen, das von leichter Verärgerung geprägt war. „Ich habe den Grundstein gelegt, ja“, gab sie sanft zu, ihre Stimme jetzt leiser, weniger verspielt, und ließ einen seltenen Moment der Verletzlichkeit unter ihrer üblichen königlichen Haltung erkennen. Ihr Blick wanderte kurz ab und suchte einen unsichtbaren Punkt an der Wand, plötzlich unfähig – oder nicht willens –, seinem Blick standzuhalten. „Ich hätte nur nicht erwartet, dass es so schnell aufblühen würde.“
Es folgte eine Pause, still und voller unausgesprochener Bedeutung. Mikhailis spürte, wie sein Gesichtsausdruck weicher wurde, die sanfte Belustigung wich etwas Ernsthafterem, Nachdenklicherem. Der leichte Abfall ihrer Lippen, die sanfte Falte zwischen ihren Augenbrauen – diese kleinen, subtilen Gesten verrieten ihm mehr, als sie wahrscheinlich beabsichtigt hatte.
„Und“, fuhr sie leise fort, ihre Stimme jetzt noch sanfter, die Verletzlichkeit deutlicher, „ich hätte nicht gedacht, dass ich so eifersüchtig sein würde.“
Das Geständnis traf ihn etwas unvorbereitet und rührte ihn unerwartet. Er blinzelte langsam und erkannte in diesem Moment, wie tief ihre Gefühle unter der kühlen Fassade lagen, die sie immer zeigte. Es bewegte ihn zutiefst, diesen seltenen Blick auf die Unsicherheit von jemandem zu sehen, der normalerweise eine so makellose Gelassenheit an den Tag legte.
Sanft und ohne ein Wort streckte er seine Hand nach ihr aus, die Handfläche nach oben – eine stille Einladung zu Verbundenheit, Zuversicht und Verständnis. Sie zögerte einen winzigen Moment, bevor sie seine Geste langsam annahm und ihre schlanken Finger sich leise mit seinen verflochten. Er drückte sanft ihre Hand und spürte, wie ihre Wärme sanft in ihn floss und die letzten Reste des Unbehagens zwischen ihnen verschwinden ließ.
„Was ist passiert?“, fragte er sanft, jede Spur von Verspieltheit aus seiner Stimme verschwunden, ersetzt durch leise Aufrichtigkeit und echte Besorgnis. Die feinen Sorgenfalten um seine Augen spiegelten seine tiefe Neugier wider, seine Bereitschaft, ihr zuzuhören und zu verstehen, was auch immer sie bedrückte.
Ihr Blick senkte sich langsam nach unten und ruhte kurz auf ihren verschränkten Händen, als würde sie stille Kraft aus ihrer Verbindung schöpfen. Als sie wieder aufblickte, war ihr Gesichtsausdruck deutlich weicher geworden, die leichte Anspannung wich sanfter Zuversicht.
„Nichts Schlimmes“, sagte sie leise, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern, doch voller Wärme und stiller Gewissheit. Ein sanftes Lächeln breitete sich langsam auf ihren Lippen aus, wunderschön und aufrichtig, und vertrieb die letzten Schatten, die ihren Gesichtsausdruck kurzzeitig verdunkelt hatten. „Alles entwickelt sich in eine gute Richtung.“
In diesem stillen Moment hallten ihre Worte beruhigend in ihm nach und lösten die Angst und Anspannung, die sich hartnäckig um sein Herz gelegt hatten.
Er spürte, wie langsam Wärme in ihm aufblühte, Dankbarkeit vermischte sich subtil mit Zuneigung. Elowens stille Stärke, ihre sanfte Zuversicht – sie gaben ihm Halt und erinnerten ihn daran, warum er ihr trotz allem bedingungslos vertraute.
Sie hielt immer noch seine Hand und strich mit ihrem Daumen sanft über seine Fingerknöchel, eine unausgesprochene Geste des Trostes und der Zuneigung. Die stille Intimität dieses Augenblicks war kraftvoll und verband sie trotz der Komplexität ihrer Situation noch enger miteinander.
Als er sie genau ansah, wurde ihm klar, wie sehr es sie erschüttert hatte, ihn wieder einmal verletzt und verletzlich zu sehen. Ihre Eifersucht gegenüber Lira war nicht nur kleinliche Besitzgier, sondern entsprang einer tieferen Angst – einer Angst, die in echter Fürsorge und Zuneigung verwurzelt war. Dieses Verständnis erfüllte ihn mit einer tiefen, stillen Zuneigung und weckte in ihm den erneuten Entschluss, sie gleichermaßen zu beschützen und zu schätzen.
Doch trotz allem musste er innerlich lächeln, als ihm mit leiser Belustigung klar wurde, dass ihr kompliziertes Spiel – voller stiller Eifersucht, neckischem Geplänkel und echter Zärtlichkeit – genau das war, was ihre Beziehung so lebendig und echt machte.
Elowen bemerkte sein nachdenkliches Schweigen und neigte leicht den Kopf, während ihre goldenen Augen sanft sein Gesicht nach Anzeichen von anhaltender Verzweiflung absuchten.
Er antwortete auf ihre stille Frage mit einem schwachen, beruhigenden Lächeln und drückte noch einmal sanft ihre Hand. Sein Herz schwoll leise in seiner Brust an, Dankbarkeit vermischte sich leise mit Liebe. Er wollte diese Frau beschützen – nicht nur, weil sie seine Königin war, sondern weil sie einen Platz tief in seinem Herzen gefunden hatte, den er nie erwartet hätte.
„Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?“, fragte er leise und suchte in ihrem Blick nach verbleibenden Zweifeln.
Sie sah ihm wieder fest in die Augen, ihr Blick war warm und beruhigend. Sie atmete langsam und gleichmäßig, offenbar fand sie in ihrer Nähe Trost.
„Nichts Schlimmes“, wiederholte sie mit sanfter Überzeugung in der Stimme. Die Mundwinkel hoben sich leicht, ihr Gesichtsausdruck veränderte sich völlig und löschte die letzten Spuren von Eifersucht und Unsicherheit aus. „Alles entwickelt sich in eine gute Richtung.“