Luft schoss wie eine plötzliche Flutwelle in seine Lungen, hart und beißend, und riss ihn mit einem Ruck wach. Ein scharfer Atemzug entfuhr ihm, trocken und kalt, und kratzte wie Sandpapier an seiner Kehle. Mikhailis‘ Augenlider flatterten schwer und protestierten gegen das plötzliche Zurückkehren seines Bewusstseins. Er zwang sie auf, blinzelte benommen, und die verschwommenen Umrisse der Welt kristallisierten sich langsam zu einem schärferen Bild heraus.
Über ihm erstreckte sich eine Decke aus poliertem, dunklem Holz. Sie war grob behauen, aber stabil, die alten Holzbalken waren ordentlich ausgerichtet und zeugten von meisterhafter Handwerkskunst. Das warme Licht der Laternen tanzte sanft über die Holzstruktur und warf schwache Schatten, die sich träge bewegten, als wären sie lebendig.
Er atmete noch einmal langsam und vorsichtig ein, diesmal tiefer, und schmeckte das schwache Kräuteraroma, das in der Luft lag – medizinisch, beruhigend, subtil vermischt mit dem Duft von altem Holz und warmer Wäsche. Ein Heilraum, dachte er vage, oder zumindest ein Ort, der so gemütlich sein sollte, dass er als solcher durchgehen konnte.
Sein Körper war schwer wie Blei, als wäre er komplett aus Granit gehauen.
Jeder Muskel, jede Sehne protestierte gegen die kleinste Bewegung und schrie ihn in stiller Qual an. Aber unter dem Schmerz lag eine Erleichterung – ein dumpfer Schmerz, der darauf hindeutete, dass die schlimmsten Verletzungen allmählich nachließen. Der scharfe, grausame Schmerz von der Brandwunde auf seiner Brust hatte sich zu einem pochenden Schmerz abgeschwächt, der im Vergleich zu zuvor erträglich war. Selbst in diesem ramponierten Zustand musste er zugeben, dass Rodions scharfe Vorträge über Selbsterhaltung wahrscheinlich berechtigt waren.
Seine Finger zuckten reflexartig, und er spürte sofort eine wohltuende Wärme – einen sanften, leichten Druck. Neugierig drehte Mikhailis langsam den Kopf, wobei jede kleine Bewegung an seinen schmerzenden Muskeln zog und dumpfe Schmerzschmerzen durch seinen Nacken und seine Schultern schickte. Doch selbst dieses Unbehagen verschwand schnell, als er die Gestalt erkannte, die still neben ihm saß, völlig regungslos in sanfter Ruhe.
Langes, glattes schwarzes Haar fiel ihr ordentlich über den Rücken, perfekt zu dem vertrauten hohen Pferdeschwanz gebunden, der fast so unverwechselbar war wie ihre ruhige, gelassene Stimme. Ihr Kopf war leicht geneigt, die Augen sanft geschlossen, aber selbst im Schlaf behielt ihre Haltung die elegante Haltung, die sie nie zu verlassen schien. Sie sah friedlich und doch bereit aus – genau wie immer.
Und locker um seine Finger verschlungen war ihre schlanke, weiche Hand, eine subtile Wärme strömte zwischen ihnen und verankerte ihn in der Realität.
Lira.
Er spürte, wie sich eine leise Wärme in seiner Brust ausbreitete. Sie hier zu sehen, war seltsam beruhigend, eine Erinnerung an etwas Vertrautes und Tröstliches inmitten des ganzen Chaos der letzten Zeit. Seine Kehle schmerzte, als er schluckte, sie fühlte sich rau und trocken an, weil er sie so lange nicht benutzt hatte. Er öffnete leicht die Lippen, um ihren Namen zu rufen, aber eine andere Stimme kam ihm zuvor – klinisch, scharf und trocken sarkastisch wie immer.
„Du bist noch nicht in Silvarion Thalor.“
Rodion.
Natürlich. Selbst die Bewusstlosigkeit konnte ihm keinen Moment Freiheit von den unerbittlichen Korrekturen der KI verschaffen.
„Wir sind in einem sicheren Haus. Irgendwo abgelegen. In Serewyn. Königin Elowen hat eine Notfall-Evakuierung organisiert.“
Mikhailis hielt inne und nahm Rodions Worte sorgfältig auf, wobei sich Erleichterung mit leichter Neugier vermischte. Seine Stimme war ein raues Flüstern, als er leise antwortete: „Ich verstehe.“
Seine Worte rührten etwas neben ihm. Er beobachtete aufmerksam, wie Liras Wimpern sanft flatterten und die ersten langsamen Anzeichen des Erwachens verrieten. Es faszinierte ihn kurz, wie subtil sie erwachte – keine Panik, keine plötzliche Anspannung, nur ein ruhiges und anmutiges Öffnen der Augen. Klare, dunkle Augen trafen sanft auf seinen Blick, sofort wach, aber irgendwie unendlich sanft.
Ihre Lippen verzogen sich zu einem zarten Lächeln, das die letzten Spuren seiner Angst verschwinden ließ. „Du bist wach“, flüsterte sie leise, wobei diese einfache Feststellung versteckte Erleichterung und stille Freude zum Ausdruck brachte.
Er blinzelte langsam und tat so, als wäre er leicht verwirrt, während sich Humor in seiner trockenen Stimme bemerkbar machte. „Entweder das, oder das ist eine sehr realistische Halluzination.“
Sie lachte leise, warm und musikalisch, fast neckisch. Ihre Augen funkelten subtil und fingen das schwache Licht der Laterne wunderschön ein. „Haben deine Halluzinationen normalerweise mit jemandem zu tun, der deine Hand hält?“
Sein Blick fiel absichtlich auf ihre verschlungenen Finger, wo er das zarte Zusammenspiel von Wärme und Druck studierte, dann hob er ihn langsam wieder, um ihren Augen zu begegnen. „Nur in den guten“, murmelte er, seine Stimme trotz seiner Müdigkeit verspielt wehmütig.
Lira verdrehte die Augen, obwohl das leichte Zucken ihrer Lippen eher Belustigung als Verärgerung verriet.
Bezeichnenderweise lockerte sie jedoch nicht ihren Griff um seine Hand, sondern streichelte sanft mit ihrem Daumen über seinen Handrücken – eine stille Geste, die von subtiler Intimität und unausgesprochener Zuneigung zeugte.
Er nutzte diesen Moment, um ihre Gesichtszüge genau zu studieren. Sie sah vollkommen gesund und erholt aus, als hätte es die früheren Verletzungen nie gegeben. Die Schnitte, die blauen Flecken, die Erschöpfung, an die er sich noch lebhaft erinnerte – alles war verschwunden und hatte makelloser Haut und eleganter Gelassenheit Platz gemacht.
Neugierde blitzte in seinem Blick auf. „Du bist nicht mehr verletzt“, stellte er leise fest, seine Stimme sanft und leicht verwirrt. „Hat Elowen einen Heiler mitgebracht?“
Lira neigte leicht den Kopf, und ein nachdenklicher Ausdruck huschte über ihr Gesicht. „So etwas in der Art“, antwortete sie leise, ihre Stimme bewusst neutral, aber mit einer unterschwelligen Wärme. „Oder vielleicht wusste sie einfach, dass ich da sein musste, wenn du aufwachst.“
Er lachte leise, etwas gezwungen, aber echt. „Das klingt fast schon romantisch.“
Eine einzelne, anmutige Augenbraue hob sich elegant, als wolle sie seine Worte still herausfordern, während ein amüsierter Ausdruck ihr Gesicht erhellte. „Das sagt gerade der Mann, der fast wieder gestorben wäre. Das ist ja lustig.“
Er tat leicht verletzt und verzog ironisch den Mund. „Ich sehe meine Hobbys eher als extrem an.
Nahtoderfahrungen, Technomanten ärgern, mit eleganten Dienstmädchen flirten. Du weißt schon, typische Prinzenbeschäftigungen.“
Ihre Stimme senkte sich leicht, wurde seidiger und weicher, als sie flüsterte: „Eure Hoheit, ich habe gehört, dass Ihr ein großes Risiko eingegangen seid. Wie immer.“
Er schenkte ihr ein schiefes, müdes Lächeln, seine Augen glänzten sanft. „Nun, wenn du es so formulierst … vielleicht ist mein Nachname wirklich ‚Ärger‘.“
Sie lachten leise, sanft und vorsichtig, kaum hörbar über das leise Knarren des Holzes um sie herum. Aber bald verstummte das leise Lachen und ging in eine warme, ruhige Stille über, tiefer und voller, als Worte jemals ausdrücken könnten. Ihre Hände blieben sanft verschränkt, die Finger locker ineinander verschlungen, Wärme floss leise zwischen ihnen, gleichermaßen erdend und beruhigend.
Er beobachtete sie schweigend und bemerkte kleine Details, die ihm zuvor entgangen waren – die leichten Schatten unter ihren Augen, die von stiller Sorge und schlaflosen Stunden wachend an seiner Seite zeugten; das winzige, unbewusste Flattern ihrer Wimpern, zart und subtil. In ihren Augen lag Wärme, etwas Unausgesprochenes und doch Zärtliches, eine Tiefe, die er deutlich erkannte. Es zog ihn an, beruhigend und still magnetisch.
Ihr Daumen fuhr in einem langsamen, sanften Rhythmus über seine Haut, jede kleine Bewegung sandte angenehme Schauer durch seine Nerven. Ihre Blicke trafen sich, wortlos, aber ausdrucksstark. Keiner von beiden sprach, keiner wollte die sanfte Intimität dieses Augenblicks zerstören.
In dieser stillen Pause wurde ihm plötzlich bewusst, wie nah sie sich waren. Ihr Atem streifte sanft seine Haut, warm und zart. Sie lehnte sich unmerklich zu ihm hin, fast ohne es zu merken – eine sanfte Bewegung nach vorne, geleitet von der stillen Anziehungskraft zwischen ihnen.
Sein Herz schlug schneller, sein Puls pochte leicht unter seiner Haut. Er merkte, wie er sich instinktiv ebenfalls zu ihr hinüberbeugte, angezogen von der sanften Wärme, die von ihr ausging, getröstet von ihrer beständigen und vertrauten Energie. Die Zeit schien langsamer zu vergehen, sich sanft um sie herum auszudehnen, der Moment schien unendlich zu dauern. Jeder Herzschlag war deutlich zu hören, jeder leise Atemzug wurde in der Stille verstärkt.
In der sanften Wärme ihres Blicks sah er ein stilles Versprechen – Sicherheit, Geborgenheit, Zuneigung – all das spiegelte sich deutlich in ihren schönen, ruhigen Augen wider. Die stille, würdevolle Eleganz, die sie immer ausstrahlte, wurde jetzt subtil weicher und ließ einen Hauch von Verletzlichkeit erkennen, einen Hinweis auf etwas Tieferes und Zarteres, das sie normalerweise unter Schichten geübter Gelassenheit verbarg.
Mit einem leichten Schmunzeln wurde ihm vage bewusst, wie wenig er wirklich über diese geheimnisvolle Frau wusste, die zu einem so wichtigen Teil seines Lebens geworden war. Er kannte ihre Gelassenheit, ihre Würde, ihren sanften Sarkasmus, aber in Momenten wie diesen erhaschte er flüchtige Blicke auf etwas Weicheres, etwas still Tiefgründiges.
Er wollte sie besser kennenlernen, verstehen, was sich hinter ihrer polierten Fassade verbarg – die Geheimnisse entschlüsseln, die in ihren sanften, stillen Momenten wie diesem verborgen waren. Das Verlangen fühlte sich seltsam drängend an, still und unwiderstehlich. Aber jetzt war nicht die Zeit für Fragen – nur für stille Intimität, einen gemeinsamen Moment jenseits aller Worte.
Langsam, vorsichtig senkte sie den Blick auf ihre ineinander verschlungenen Finger, dann hob sie ihn wieder und sah ihm in die Augen. In diesem Moment verstand er ohne ein einziges Wort genau, was sie empfand. Die Wärme in ihren Augen sagte ihm alles, was er wissen musste, viel mehr als Worte es jemals hätten sagen können.
Ihr Körper bewegte sich ganz leicht, und der Abstand zwischen ihnen verringerte sich unmerklich. Diese subtile Bewegung ließ erneut einen sanften Schauer durch ihn hindurchlaufen, und sein Herzschlag beschleunigte sich leise unter seinem Brustkorb. Er spürte wieder ihren Atem, sanft auf seiner Haut, der sich leicht mit seinem vermischte. Ihre Nähe war schwindelerregend, beruhigend, real.
Sein eigener Atem verlangsamte sich, wurde tiefer und synchronisierte sich leise mit ihrem, wobei ihr sanfter Rhythmus leise in dem stillen Raum widerhallte.
Er wusste ganz klar und ohne zu zögern, dass er sich allem, was nach diesem Moment kommen würde – Gefahr, Chaos, Verantwortung – stellen konnte, solange er Momente wie diesen hatte, still und zärtlich, die ihn fest in der Gegenwart verankerten.
Sie beugte sich noch ein kleines Stückchen vor, der Abstand zwischen ihnen verringerte sich weiter, bis nur noch wenige Zentimeter ihre Gesichter trennten. Ihr Blick wurde weicher, ihre dunklen Augen vertieften sich in stiller Zuneigung.
Ihm ging es genauso.
Dann –
Ein Husten.