Der Nebel wirbelte dicht um das Lager herum und schlängelte sich wie Rauchschwaden im fahlen Schein des Feuers. Schatten tanzten an den Rändern der Ruinen, flackerten im Rhythmus der Flammen und wirkten unheimlich lebensecht. Mikhailis lehnte lässig an einem zerbrochenen Balken und suchte mit scharfen Augen die Dunkelheit ab. Das leise Summen von Rodions Analysegerät drang schwach an sein Ohr.
„Bewegung entdeckt, 14 Meter südwestlich. Flugbahn entspricht dem Verhalten eines Raubtiers. Wahrscheinlichkeit einer feindlichen Absicht: 93 %.“
Mikhailis‘ Lippen zuckten zu einem leichten Grinsen, als er sich aufrichtete.
„Na, da ist heute Nacht jemand in Spielstimmung“, murmelte er leise, sein Tonfall locker, sein Blick jedoch scharf. Er gab der Gruppe mit zwei Fingern ein unauffälliges Zeichen, ihre Position zu halten.
Cerys, immer wachsam, umklammerte ihr Schwert fester. Ihre smaragdgrünen Augen suchten den Nebel ab, ihre Haltung war ruhig, aber bereit. Neben ihr bewegte sich Vyrelda mit geübter Präzision, ihre Klinge glänzte schwach im Schein des Feuers.
„Hörst du das?“, flüsterte Cerys mit leiser, aber fester Stimme.
Vyrelda nickte kurz, ihr Gesichtsausdruck war hart.
„Da draußen ist etwas.“
Das Rascheln wurde lauter und Mikhailis‘ Grinsen verschwand. Aus dem Nebel tauchten groteske Gestalten auf, deren verzerrte Formen kurz vom flackernden Feuer beleuchtet wurden. Die Kreaturen boten einen erschreckenden Anblick – einst waren sie normale Bewohner des Waldes gewesen, nun waren sie durch eine bösartige Kraft grotesk verwandelt worden. Ihre aufgeblähten Körper waren unnatürlich gewölbt, Adern pulsierten unter der straffen, verfärbten Haut.
Ihre Augen leuchteten unheimlich rot und brannten mit einer wilden Intensität, die keinen Sinn ergab, nur ursprüngliche Wut. Einige hatten gezackte Klauen oder gebrochene Gliedmaßen, die in unnatürlichen Winkeln verdreht waren, während andere mit einer schimmernden, zähflüssigen Substanz bedeckt waren, die aus offenen Wunden sickerte. Ihre Bewegungen waren unberechenbar, aber zielstrebig, als würden sie gegen eine unsichtbare Qual ankämpfen, die sie vorantrieb.
Mikhailis‘ scharfer Blick schwankte nicht, während er unauffällig seine Brille zurecht rückte und seine Gedanken rasten.
Das ist nicht normal.
„Na, ihr seid ja eine charmante Truppe“, witzelte Mikhailis mit einem leichten Grinsen um die Lippen.
Trotz des Humors in seiner Stimme strichen seine Finger über den Griff seines Dolches, eine subtile Bewegung, die seinem Team nicht entging. Er warf einen Blick auf die herannahenden Monstrositäten, deren groteske Gestalten unnatürliche Schatten in den Nebel warfen. „Rodion, gib mir Details.“
<Analyse läuft …>
Rodions Stimme war ruhig und präzise, ein starker Kontrast zu der angespannten Atmosphäre.
<Erste Scans bestätigen eine Kontamination durch einen unbekannten alchemistischen Wirkstoff. Die Substanz scheint in den Nebel gelangt zu sein, wo sie diese Kreaturen über einen längeren Zeitraum hinweg physisch und psychisch geschädigt hat. Die Deformitäten deuten auf magische Rückstände hin, die mit biologischen Systemen interagieren.>
Mikhailis runzelte die Stirn, als Rodions Analyse durch seine Brille floss.
Also nicht nur Monster – sie sind Opfer. Jemand oder etwas hat ihnen das angetan.
„Können Sie das näher erläutern, Rodion?“, murmelte er leise, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
<Die Kreaturen waren einst Teil des lokalen Ökosystems – überwiegend Waldräuber wie Schreckenswölfe, Schwarzschuppenschlangen und Eisenhornelche. Jede weist einzigartige Mutationen auf, was auf unterschiedliche Toleranzen gegenüber der Kontamination hindeutet. Der Nebel enthält konzentrierte alchemistische Elemente, wahrscheinlich absichtlich. Dies deutet eher auf eine vorsätzliche Handlung als auf eine Umweltanomalie hin.>
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„Absichtlich, hm?“, murmelte Mikhailis mit sarkastischem Unterton.
„Typisch mein Glück.“
Rodion fuhr mit unerschütterlicher Stimme fort.
„Die Verunreinigungen enthalten Spuren von technomantischen Signaturen, was auf fortgeschrittene Manipulation hindeutet. Dies entspricht bekannten Mustern, die mit der Technomancer-Liga in Verbindung gebracht werden. Obwohl noch keine schlüssigen Beweise vorliegen, ist die Korrelation signifikant.
Die Eigenschaften des Nebels verstärken die Aggressivität und schwächen das Denkvermögen, wodurch hyperaggressive Kreaturen mit erhöhter Schmerz- und Verletzungsresistenz entstehen.“
Mikhailis‘ Grinsen verschwand, als er die Informationen verarbeitete. Sein Blick huschte zu den Monstern, die sich nun mit beunruhigender Koordination näherten und deren Augen fast bösartig leuchteten.
„Sie sind also nicht nur verdorben, sondern auch Werkzeuge?“, fragte er, ohne eine Spur von Humor in der Stimme.
„Wer auch immer dahintersteckt, will nicht nur Menschen töten – er testet etwas.“
<Sehr plausibel. Das Verteilungsmuster des Nebels deutet auf eine kontrollierte Freisetzung aus mehreren Quellen hin. Lokale Anomalien in der Windströmung und im Luftdruck stützen die Hypothese einer gezielten Freisetzung. Die Beteiligung der Technomantenliga kann nicht ausgeschlossen werden.>
Mikhailis atmete scharf aus und umklammerte seinen Dolch fester.
„Rodion, bleib dran. Ich will genau wissen, woher dieser Nebel kommt.“
„Verstanden. Ich schicke noch mehr Chimärenameisen los, um mögliche Quellen zu finden. Taktische Anpassungen empfohlen: Seid vorsichtig und versucht, sie einzukreisen.“
Mikhailis wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Gruppe zu, die schon in höchster Alarmbereitschaft war. Cerys stand vorne, ihr Schwert glänzte, während sie ihre Haltung anpasste, ihr Blick war entschlossen und unnachgiebig.
Lira stand in der Nähe, ihre scharfen Augen huschten zwischen den Monstern und Mikhailis hin und her, offensichtlich wartete sie auf seinen Befehl. Estella, die immer noch den Schutzschild hielt, sah ernster aus als je zuvor, während Rheas ruhiges Auftreten die Anspannung in ihren Schultern verbarg.
„Das sind keine normalen Monster“, sagte Mikhailis mit fester Stimme, die jedoch laut genug war, dass die Gruppe ihn hören konnte.
„Sie wurden kontaminiert – wahrscheinlich von jemandem mit ernsthaften alchemistischen Fähigkeiten. Könnte mit der Technomantenliga zu tun haben.“
Cerys warf ihm einen Blick zu und kniff ihre grünen Augen zusammen.
„Wie kontaminiert?“
„Stell dir das wie eine Vergiftung der Luft vor“, antwortete er und deutete auf den Nebel.
„Was auch immer in diesem Nebel ist, hat sie in hyperaggressive, fast unzerstörbare Bestien verwandelt. Reizend, nicht wahr?“
Liras Blick wurde scharf. „Und du bist dir sicher, dass das nicht natürlich ist?“
„Nicht im Geringsten“, sagte Mikhailis mit einem trockenen Lachen.
„Befehle?“, fragte Cerys mit schneidender Stimme, während sich ihre Knöchel um ihr Schwert weiß abzeichneten.
Mikhailis‘ Miene verdüsterte sich.
„Haltet die Stellung“, befahl er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
„Cerys, Vyrelda, Rhea – vordere Verteidigung. Haltet sie davon ab, durchzubrechen. Lira, sichere die Rückseite. Estella, verstärke die Schutzzauber. Und niemand kommt zu nahe – was auch immer auf ihnen ist, könnte ansteckend sein.“
Estellas Stimme erhob sich über das leise Knurren der Kreaturen. „Schon erledigt. Lasst sie nicht in die Nähe der Absperrung.“
Die Kreaturen rückten vor, und Mikhailis beobachtete mit grimmiger Faszination die vielfältigen Formen der Verwesung: Der aufgeblähte Körper eines Monsters platzte kurz auf und stieß einen dicken, beißenden Nebel aus, während ein anderes ein mit zerklüfteten Steinen verschmolzenes Glied hinter sich her schleifte und Furchen in der Erde hinterließ. Die Vielfalt der Missbildungen machte deutlich, dass es sich hier nicht einfach um verrückte Kreaturen handelte, sondern um Manifestationen einer heimtückischen Kontamination, die sich mit erschreckender Variabilität anpasste.
Mikhailis kniff die Augen zusammen und seine Gedanken rasten.
Wenn der Nebel ihnen das angetan hatte, könnte es gefährlich werden, näher zu kommen. Wir müssen schnell handeln … aber vorsichtig.
Rodions Stimme durchdrang das Chaos, präzise und unnachgiebig.
„Verstanden“, murmelte Mikhailis und ließ seinen Blick über die Kreaturen schweifen. Dann erhob er die Stimme.
<Analyse abgeschlossen. Diese Wesen weisen erhebliche physiologische Verformungen auf, die auf eine längere Einwirkung einer kontaminierten magischen Umgebung zurückzuführen sind. Der Nebel, der diesen Bereich umgibt, enthält hohe Konzentrationen alchemistischer Schadstoffe, die mit technomantischen Rückständen versetzt sind. Wahrscheinlichkeit einer absichtlichen Kontamination: 87 %.>
Mikhailis‘ Finger umklammerten den Griff seines Dolches, während Rodion fortfuhr, dessen ruhiger, prägnanter Ton im Kontrast zu der grotesken Realität der vorrückenden Kreaturen stand.
<Identifizierte Schwachstellen: Übermäßig ausgeprägte Muskulatur im Brustbereich deutet auf eine verminderte Widerstandsfähigkeit hin. Ein Angriff auf diesen Bereich beeinträchtigt die Beweglichkeit. Darüber hinaus weisen Schädelverformungen auf instabile Nervenverbindungen hin – eine Störung hier neutralisiert die Koordination. Die Skelettdichte ist intakt, aber bei präzisen Schlägen auf Gelenkverbindungen kommt es leicht zu Brüchen.>
Rodions Tonfall änderte sich leicht und war von einer leichten Unterströmung berechnender Urteilsfähigkeit geprägt.
<Die Kontamination scheint die Feindseligkeit und Widerstandsfähigkeit zu verstärken und gleichzeitig die kognitiven Funktionen zu beeinträchtigen. Diese Kreaturen handeln aus purer Aggression heraus. Priorisiere eine schnelle, gezielte Ausschaltung, um einen längeren Kampf zu vermeiden.>
Mikhailis nickte unauffällig, während sein Verstand die Informationen verarbeitete. Sie sind also nicht mehr nur Monster – sie sind Waffen in einem perversen Experiment.
Er warf einen Blick auf die Gruppe und sprach mit fester, aber drängender Stimme.
„Konzentriert euch auf ihre Schwachstellen – Brust, Gelenke und Kopf. Versucht zuerst, ihre Bewegungen zu stören. Lasst sie nicht in Schwärmen angreifen.“