Song Lingfeis Bewusstsein schwebte sanft aus dem tiefen Schlaf empor. Ihre noch geschlossenen Augen zitterten leicht und ein sanftes Lächeln huschte über ihre Lippen.
Ein widersprüchliches Gefühl angenehmer Müdigkeit wurde langsam stärker, während sie inne hielt, um dieses neue und unglaubliche Gefühl zu erkunden. Gleichzeitig fühlte sie sich unglaublich wohl, so sehr, dass sie versucht war, sich wieder in die süße Umarmung des Schlafes zu begeben.
Langsam kamen ihr die Ereignisse des vergangenen Tages bis zu der Nacht, in der ihr Bewusstsein in den Wellen süßer Müdigkeit versunken war, wieder in den Sinn, und ein gesundes Rot erschien auf ihren vom Schlaf bereits rosigen Wangen.
Die ehemalige kaiserliche Prinzessin öffnete langsam die Augen, neigte den Kopf zur Seite und erblickte denjenigen, der für ihr Wohlbefinden und ihre Müdigkeit verantwortlich war.
Das Profil seines Gesichts im Licht der Morgensonne gab ihr das Gefühl, als würden Schmetterlinge in ihrem Bauch flattern.
Wu Long drehte sich zu der erwachten Schönheit um, die nun die Anziehungskraft und Anmut einer Frau ausstrahlte und die unschuldige und etwas kindliche Schönheit der Jungfrau von zuvor ersetzt hatte.
Ihr Gesichtsausdruck schien unverändert, und doch gab es einen kaum wahrnehmbaren Unterschied, der schwer zu beschreiben war, sie aber umso charmanter machte.
Diesmal wandte sie ihren Blick nicht ab, obwohl ihre Wangen noch immer rosig waren, sondern sah ihm direkt in die Augen und genoss den Ausdruck, den sie tief in ihnen sah.
Nach einer langen Zeit dieser gemütlichen Stille war Wu Long der Erste, der sie unterbrach, als er eine winzige, aber bedeutungsvolle Bewegung ihrer Schulter und einen Blick in ihren Augen bemerkte, der nur für einen Moment aufblitzte: „Du solltest wissen, wie gefährlich es ist, mich zu verführen, Lingfei.“
Ein leises Kichern entrang sich ihren Lippen: „Das weiß ich, aber ich habe auch gelernt, wie unglaublich es ist.“
Wu Long trat mit ihr in seinen Armen vor und drehte sich so, dass er über ihr schwebte. Etwas in seinem Gesichtsausdruck ließ sie für einen Moment den Atem anhalten, als das verspielte Lächeln, das sie zuvor gezeigt hatte, auf ihrem Gesicht erstarrte, weder verschwindend noch bleibend, wie ein Fußabdruck im Schnee.
Währenddessen nahm er die Szene in sich auf, ihren wunderschönen Oberkörper, ihre glänzende, fast leuchtende, geschmeidige Haut, ihr wallendes azurblaues Haar, das über die Bettlaken verstreut war.
Einen Moment lang, dann nahmen seine Lippen ihre mit einer kraftvollen, leidenschaftlichen und doch sanften Bewegung, und sie erwiderte seinen Kuss mit nicht minderer Inbrunst und genoss das Gefühl.
Ein Seufzer entrang sich seinen Lippen, als sie sich voneinander lösten und er sich zurückhielt.
„Wirklich unersättlich, aber wer kann mir das schon verübeln?“, dachte er und lachte innerlich.
„Aber wenn ich mich so beeile, was war dann der Sinn, vorher so zurückhaltend zu sein?“, dämpfte er dann seine Begeisterung, denn obwohl er ihr in der vergangenen Nacht immense Wonne bereitet hatte, hatte er sich doch ziemlich zurückgehalten.
Der Grund dafür lag in seinem früheren Dilemma, als er darüber nachgedacht hatte, zu impulsiv zu sein und sich zu sehr in seine Frauen zu stürzen, was dazu geführt hatte, dass er diesen Luxus eine Zeit lang nicht genießen konnte.
Aber immer wieder, wenn er mit seinen Schönheiten zusammen war, und auch jetzt, wurde ihm klar, warum er sich nie zurückhalten konnte.
Im Moment war Song Lingfei einfach unwiderstehlich, jede ihrer Gesten, jeder Blick und jedes Wort ließen ein Verlangen in ihm aufsteigen.
Song Lingfei durchschaute seine Gedanken und fragte neugierig: „Verbessert die Stärkung deiner Yang-Wurzel nicht deine Fähigkeit zur doppelten Kultivierung und in gewissem Maße auch dein Verlangen?“ Sie wies auf den Widerspruch hin, dass er seine Yang-Wurzel immer weit über das hinaus verbesserte, was seine Frauen verkraften konnten, und gleichzeitig von genau dieser Situation geplagt war.
Er lachte amüsiert und nickte: „Ja, das stimmt. Aber das ist einfach eine dieser unvermeidbaren Sachen im Leben.“
„Das unendliche Streben nach Perfektion inmitten von Kompromissen?“
„Mm, so in etwa.“
„Ich schätze, das macht das Leben aus“, sagte sie mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, und er gab ihr einen weiteren Kuss, diesmal einen sanfteren, zärtlicheren.
—
Song Lingfei war total gerührt, als sie merkte, dass jetzt eine Verbindung zwischen ihnen war, und fühlte sich irgendwie tief verbunden und zugehörig.
Wenn sie das vorher nur irgendwie im Bauch und mit ihren Gefühlen gespürt hatte, war es jetzt viel klarer und stärker.
Diese Entwicklung in ihrer Beziehung blieb natürlich den Mitgliedern der Dao-Familie nicht verborgen, die sofort darauf aufmerksam wurden und die ehemalige Kaiserprinzessin sofort nach dem Frühstück mitnahmen.
Wu Long ging unterdessen mit einem schmunzelnden Kopfschütteln auf die Terrasse der Villa, auf der er zuvor meditiert hatte.
„Du hast echt unglaubliches Glück gehabt. Nein, das Wort Glück reicht nicht mal ansatzweise aus“, materialisierte sich Fen Baihu neben ihm, ihre acht flauschigen Schwänze wedelten neugierig hin und her.
„Stimmt“, antwortete Wu Long in einem leichten Tonfall, stimmte ihrer Einschätzung zu und bemerkte dann einen überraschten und neugierigen Ausdruck in ihren rosa Augen und fragte: „Was?“
„Nein, es ist nur … Ich dachte, ihr Menschen würdet so etwas nicht zugeben …“
„Ich leugne nicht die Realität“, sagte Wu Long mit einem amüsierten Blick.
„Aber trotzdem, verstößt das nicht gegen eure … Gesetze oder so?“ Fen Baihu hatte sichtlich Mühe, auszudrücken, was sie meinte, während Wu Long herzlich über ihre Wortwahl lachte.
„Nein, solche Gesetze gibt es nicht“, stellte er klar, nachdem er sich vom Lachen beruhigt hatte. „Du meinst vielleicht moralische Normen oder konkreter gesagt Regeln des sozialen Verhaltens sowie Ideale der Romantik.“
„Ja! … Ähm, ja, genau das.“
„Hmm, wie soll ich das erklären?“, überlegte Wu Long und strich sich nachdenklich über das Kinn, da er sich nicht sicher war, ob sie das Konzept verstehen würde, da sie selbst die „Gesetze“, von denen sie sprach, nicht wirklich verstand, sondern nur vage aus ihrem geringen Wissen über die menschliche Gesellschaft ableiten konnte.
Dann nickte er und entschied sich schließlich für eine brauchbare Erklärung: „Wenn ich sagen würde, dass ich nicht glücklich bin oder mir die Blutlinie des Grand Void Eagle von Lingfei egal ist, würde ich einfach lügen.“
„Mm“, nickte Fen Baihu, und ihr Gesichtsausdruck machte deutlich, dass sie genau das von ihm erwartet hatte und dass dies der Grund für dieses Gespräch war.
Für sie war die Vortäuschung der Menschen, sich nicht um offensichtliche Vorteile ihres Partners zu kümmern, eine lächerliche Farce, aber gleichzeitig etwas, das sie von ihnen zu erwarten gelernt hatte.
„Aber für manche Leute bedeutet das Eingestehen, das Anerkennen dieser Wahrheit, irgendwie eine Herabsetzung oder Beschmutzung meiner Beziehung zu Lingfei, und so sehe ich das nicht“, erklärte Wu Long mit dem Blick von jemandem, der eine zufriedenstellende und erschöpfende Antwort auf dieses Thema gegeben hatte.
Aber…
„Stimmt’s? Warum sollte das etwas Schlechtes sein?“ Ihre Augen leuchteten vor Zustimmung, während ihre Fuchsohren vor Aufregung leicht zuckten, weil sie dieser Meinung war.
Angesichts einer weiteren Frage wusste Wu Long nicht so recht, wie er es erklären sollte, und fügte schließlich hinzu: „Nun, es hat mit Aufrichtigkeit zu tun, aber auch mit Gefühlen. Oder besser gesagt, damit, dass man sich seiner Gefühle für jemanden sicher ist.“
„Ich verstehe immer noch nicht.“
Wu Long seufzte etwas resigniert: „Frag doch Mingyu. Sie kann es dir bestimmt besser erklären. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“
Schließlich hing seine Fähigkeit, etwas zu erklären, insbesondere bei solchen Themen, stark davon ab, dass sein Gesprächspartner über das nötige Allgemeinwissen verfügte, was Fen Baihu fehlte, und dass er seine Worte durch Lesen zwischen den Zeilen ergänzte, was sie ebenfalls nicht gewohnt war.
In diesem Moment erreichten sie die Terrasse, auf der Wu Long meditieren wollte.
„Na gut, ich werde deine Frauen fragen“, sagte sie mit einem Seufzer und verschwand wie ein Traum in der Luft, während Wu Long sich in den Lotussitz setzte.
