Neo könnte ein Jahrzehnt in der Schattenwelt verbringen, und in der echten Welt wäre nur eine Stunde vergangen.
„Das Gegenteil ist auch wahr.
Ich kann hier eine Stunde verbringen, und in der echten Welt könnte ein Jahrzehnt vergangen sein.
Der Zeitfluss zwischen den verschiedenen Welten ist ungleichmäßig, sodass ich nicht weiß, wie viel Zeit in der echten Welt vergangen ist, bis ich wieder draußen bin.“
Er schnalzte mit der Zunge.
„Ich glaube, ich muss mir keine Gedanken über die Zeit machen.“
„Der Schattenfürst kann den Zeitfluss zwischen den Welten bis zu einem gewissen Grad manipulieren.“
„Wenn ich die Prüfung bestehe und ihn beeindrucken kann, wird er dafür sorgen, dass in der realen Welt nur wenig Zeit vergangen ist.“
Das war eine Chance für Neo.
Er konnte seine Zeit hier nutzen, um sich zu trainieren.
„Als Erstes muss ich herausfinden, wo ich bin.“
Neo sah sich um, ob er irgendwas finden konnte, das ihm verriet, wo er war.
Er stellte fest, dass er sich in Oran befand, einer Stadt in Algerien.
Nachdem er wusste, wo er war, plante Neo seinen nächsten Schritt.
Er legte drei Ziele fest.
„Jack suchen.
„Child of Mana suchen.
„Mich selbst trainieren.“
Er runzelte die Stirn.
Er versuchte, eine Lösung zu finden, um seine Ziele zu erreichen.
„Jack zu finden ist nicht einfach.
Ich weiß nicht, ob er in derselben Prüfung steckt oder in einer anderen.
Selbst wenn er in derselben ist, könnte er überall sein. In einer anderen Stadt. In einem anderen Land. Oder auf einem anderen Kontinent.“
Er kratzte sich an der Schläfe.
„Kind von Mana …
Zum Glück weiß ich, was ein Kind von Mana ist, aber das macht die Sache komplizierter.
Diese Wesen sind seltener als Götter.
Normale Leute wissen nicht mal, was ein Kind von Mana ist.
Wenn ich nach einem suchen will, sind mächtige Organisationen wie die Titanen und die Vereinigung der Erwachten meine einzigen Anhaltspunkte.“
Die Vereinigung der Erwachten war der Name der Widerstandsbewegung in der aktuellen Ära.
Es war nicht einfach, einer der beiden Organisationen beizutreten.
Nicht nur waren die Aufnahmebedingungen streng, Neo war aus ihrer Sicht auch verdächtig.
Er war ein mächtiger Halbgott – ein Erwachter –, der plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war.
„Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie mich für ein Monster halten.
Ich könnte dieses Problem lösen, indem ich meine Stärke verberge, aber wenn ich schwach bin, würden sie mich nicht aufnehmen.“
Er wollte seufzen.
„Ich muss auch trainieren.“
Er streifte durch die Gegend und überlegte sich eine Lösung.
Als er um Mitternacht die Sterne betrachtete, kam ihm eine Idee.
„Das sollte funktionieren.“
Der Plan, den er sich ausgedacht hatte, war einfach.
„Ich muss meinen Ruhm verbreiten.
Wenn mein Name weit und breit bekannt ist, kann Jack mich leicht finden.
Die Titanen und die Vereinigung der Erwachten würden mich auch finden, wenn sie von meiner Stärke hören, anstatt dass ich direkt zu ihnen gehen muss.“
Er sprang vom Gebäude herunter und landete auf dem Boden.
Spinnenartige Risse bildeten sich unter seinen Füßen.
„Menschen zu retten ist in dieser Zeit der beste Weg, um meinen Ruhm zu verbreiten“, murmelte er.
Neo schlug eine zufällige Richtung ein und ging los.
Es gab keinen Grund zur Eile.
Das würde ihn nur ermüden.
Außerdem war das Zeitalter der Götter voller bizarrer Monster und Anomalien.
Er musste vorsichtig sein.
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Es dauerte zwei Tage, bis er einen Überlebenden fand.
Der alte Mann mit braunen Haaren hatte Narben im Gesicht und einen buschigen Bart.
Er saß am Straßenrand, den Rücken an die zerbrochene Wand eines Supermarkts gelehnt.
Er hielt seinen blutenden Oberkörper fest und atmete schwer.
Der Mann wurde nervös, als er bemerkte, dass sich jemand ihm näherte.
„Ah … ein Mensch …“
Als er merkte, dass Neo ein Mensch war, wurde er ruhiger.
„Was machst du hier?“, fragte der Mann.
Neo starrte ihn nur an.
„In dieser Zeit gab es noch keine gemeinsame Sprache …“
„Jedes Land hatte seine eigene Sprache.“
„Aber ich verstehe ihn, obwohl er in einer Sprache redet, die ich nicht kenne.“
Vielleicht eine Gabe vom Obersten Schatten?
„Ich bin ein Wanderer“, antwortete Neo.
Die Augen des Mannes weiteten sich.
„Wanderer … Bist du vielleicht ein Erwachter?“
„…“
„Nur Erwachte können durch die Städte streifen, ohne von Monstern getötet zu werden.“
Tränen begannen aus den Augen des Mannes zu fließen.
„Endlich wurden meine Gebete erhört.“
„…?“
Bevor Neo die seltsamen Worte des alten Mannes hinterfragen konnte, hörte er eine Explosion.
Er drehte den Kopf und sah etwas, das sich ihnen mit hoher Geschwindigkeit näherte.
„Eine nackte Statue?“, murmelte Neo. „Warum rennt sie wie ein Marathonläufer?“
Die Augen der Statue waren geradeaus gerichtet gewesen, doch plötzlich bewegte sich ihr Blick unheimlich und starrte den alten Mann an.
„Du hast mein Gesicht gesehen! Du hast mein Gesicht gesehen!“, schrie die rennende Statue. „Du musst sterben! Niemand, der mein kostbares Gesicht sieht, darf am Leben bleiben!“
Das Monster rannte durch die Hindernisse und schob alles aus dem Weg, was sich ihm in den Weg stellte.
Sein Körper blieb unverletzt.
Mit einem letzten Sprint sprang die Statue hoch in die Luft.
Sie landete neben Neo und dem alten Mann.
Dann zog es ein Bein zurück, als würde es sich zum Fußballschuss bereitmachen, und zielte auf den Kopf des alten Mannes.
„Eeeik!“
Der alte Mann versuchte wegzulaufen.
Aber das Statuenmonster war schneller.
Gerade als der Angriff den alten Mann fast traf, packte Neo das Bein der Statue.
Eine Schockwelle, die stark genug war, um den alten Mann wegzuschleudern, brach los.
Die Augen der Statue bewegten sich unheimlich.
Sie starrte Neo direkt in die Augen.
„Du hast mein Gesicht gesehen! Du hast mein Gesicht gesehen! Gotteslästerer!“
Die Statue sprang in die Luft.
Sie nutzte das Bein, das Neo festhielt, als Hebel und holte mit dem anderen Bein zu einem brutalen Tritt gegen seinen Kopf aus.
Neo fing das zweite Bein mitten in der Bewegung ab.
Bevor die Statue reagieren konnte, riss er ihren Körper auseinander, als wäre sie ein Blatt Papier.
Aus seinem Schatten breitete sich Dunkelheit aus.
Sie verschlang das Monster.
„Hmm … keine Werte. Ich habe auch kein bisschen göttliche Energie zurückgewonnen.“
„Anscheinend kann ich keine göttliche Energie zurückgewinnen, indem ich Objekte verschlinge.“
„Die einzige Möglichkeit wäre, göttliche Energie zu sammeln. Aber bei meinem Glück würde ich mich lieber nicht darauf verlassen.“
Neo wandte sich nach seinem kurzen Experiment an den alten Mann.
„Alles in Ordnung?“
„J-ja …“ Die Augen des alten Mannes funkelten wie die eines Kindes. „Danke, dass du mich gerettet hast. Darf ich deinen Namen erfahren?“
„Neo Hargraves“, sagte Neo und presste die nächsten Worte mühsam über die Lippen. „Man nennt mich Göttlicher Herrscher.“
„Genau! Dieser Name passt zu deiner majestätischen Stärke!“
Neo zuckte bei dem Lob zusammen.
„Reiß dich zusammen. Jack wird mich erkennen, wenn er den Namen Göttlicher Herrscher hört.“
„Das ist der beste Weg, ihn zu finden.“
Er hockte sich neben den alten Mann.
„Lass mich deine Wunden ansehen.“
„Es ist alles in Ordnung. Ich … ich habe nicht mehr viel Zeit.“
Der alte Mann versuchte zu lächeln, scheiterte jedoch kläglich.
„Ich bin glücklich, dass ich wie ein Mensch sterben kann und nicht durch die Hand eines Monsters.“
Neo erkannte es auf einen Blick.
„Er hat keinen Lebenswillen mehr.“
Er runzelte die Stirn.
„Waren die Menschen in dieser Zeit so? Ohne Hoffnung und Lebenswillen?“
