In diesem Moment ging Xu Mei zu Yun Lintian und flüsterte ihm zu: „Hör nicht auf die. Es ist nicht deine Schuld.“
„Stimmt. Du hast alles getan, was du konntest“, pflichtete Su Lei ihr bei.
„Was auch immer als Nächstes passiert, hat nichts mit dir zu tun. Es ist ihr Schicksal“, sagte Zhao Ming sanft.
Die drei konnten die Folgen dieses Vorfalls einschätzen. Schließlich hatten sie schon viele grausame Taten der bösen Mächte an diesem Ort miterlebt. Ohne Zweifel würden diese Leute auf ihrem Weg von hier aus alles plündern und niedermetzeln.
Meister Bai kehrte in den Kontrollraum zurück und ging auf Yun Lintian zu.
„Steh auf“, sagte er ernst. „Willst du wegen dieses kleinen Rückschlags schon aufgeben?“
Yun Lintian antwortete nicht. Sein blasses Gesicht war ausdruckslos, ohne jede Regung.
Meister Bai runzelte die Stirn. „Du Bengel! Jeden Tag sterben Menschen. Das ist ganz normal. Glaubst du etwa, du bist ein Heiliger, der alle aus dem Meer des Leidens retten kann?“
„Apropos, das ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert ist. Hast du vergessen, was damals in der Azurwelt passiert ist? Unzählige Menschen sind durch die Hände dieser Bestien gestorben, und du warst daran beteiligt. Glaubst du nicht, dass es deine Nachlässigkeit war, die ihnen das Leben gekostet hat?“
Yun Lintian zitterte, als er das hörte. Es stimmte, was Meister Bai sagte.
Der Vorfall in der Azurwelt stand in direktem Zusammenhang mit ihm. Niemand hätte sterben müssen, wenn er früher stärker geworden wäre.
Allerdings wusste er, dass er damals nichts tun konnte, und die Schuldgefühle in seinem Herzen waren nicht so stark wie jetzt.
„Diesmal ist es nicht anders. Warum fühlst du dich plötzlich schuldig?“, fragte Meister Bai kalt.
„Als Mann solltest du doch dazu stehen und die Verantwortung übernehmen! Was macht es schon, dass du sie nicht einsperren konntest? Kannst du sie nicht später besiegen?“
Er sah Yun Lintian eindringlich an und fuhr hart fort: „Im Ernst. Wir haben uns lange nicht gesehen. Seit wann bist du so ein Feigling geworden? Du hast es in letzter Zeit wohl zu bequem gehabt, was?“
Gui Xuan ging auf Yun Lintian zu und streckte seine Hand aus, um seine Brust zu berühren. „Es ist … in Ordnung.“
Als er die Wärme auf seiner Brust spürte, kam Yun Lintian allmählich wieder zu sich. Die Schuldgefühle in seinem Herzen waren immer noch da, aber sie überwältigten ihn nicht mehr.
Yun Lintian holte tief Luft und berührte sanft Gui Xuans Kopf. „Danke.“
Alle waren erleichtert, als sie diese Szene sahen.
Er drehte sich zu Meister Bai und den anderen um. „Danke für eure Sorge. Ich weiß jetzt, was ich tun muss.“
„Gut.“ Meister Bai nickte erleichtert.
In diesem Moment flog Hei Shou in den Raum und überraschte alle.
Er schrieb schnell einen Satz in die Luft. „Ich kann meinen anderen Teil spüren. Könnt ihr mich dorthin bringen?“
Yun Lintian runzelte leicht die Stirn. Er wusste, dass Hei Shou vom Auge des Todesgottes sprach. Er war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, dem Auge zu begegnen.
„Was ist das?“, fragte Meister Bai zweifelnd.
„Es ist die Hand des Ur-Todesgottes“, erklärte Yun Lintian.
„Der Urgott des Todes?“, fragte Meister Bai verblüfft. Dann erinnerte er sich an das Herz des Todesgottes, das er zuvor gesehen hatte. Es war unerwartet, hier den anderen Teil von ihm zu sehen.
„Es gibt kein Problem. Es wird uns nichts tun“, erklärte Hei Shou.
Yun Lintian dachte einen Moment nach und sagte dann: „Lass uns gehen.“
Als er seine Hand auf den Altar legte, schoss der Turm des Schicksals in die Höhe und flog schnell auf Si Junyis Palast zu.
„Ist das nicht riskant?“, fragte Meister Bai besorgt.
„Warum hat Si Junyi es zurückgelassen?“, fragte Yun Lintian zurück.
Meister Bai war überrascht. Das stimmte. Warum sollte Si Junyi das Auge zurücklassen?
„Wahrscheinlich will er, dass ich es sehe“, sagte Yun Lintian ruhig.
„Ich verstehe das nicht. Seine Haltung dir gegenüber ist etwas … seltsam“, meinte Meister Bai verwirrt. Er fand, dass Si Junyi zu freundlich zu Yun Lintian war, als er mit ihm sprach.
„Darüber rede ich später“, antwortete Yun Lintian.
Meister Bai nickte und zeigte auf Ouyang Feng. „Das ist der kleine Bruder Ouyang Feng. Er ist ein guter Freund, den ich hier gefunden habe.“
„Ouyang Feng?“ Yun Lintian war etwas überrascht, als ihm etwas einfiel. „Kommst du aus dem Himmlischen Reich?“
Ouyang Feng war verblüfft. „Woher weißt du das?“
Auch Meister Bai sah Yun Lintian neugierig an.
„Lass mich raten. Du beherrschst die Feuerelementarkunst“, sagte Yun Lintian weiter.
„Ja“, nickte Ouyang Feng zweifelnd. „Was geht hier vor sich?“
„Hast du jemals von den Urgöttern gehört?“, fragte Yun Lintian, ohne sofort eine Erklärung zu geben.
„Ich habe etwas davon gehört. Es gibt ein paar Aufzeichnungen über sie, aber sie sind sehr vage“, antwortete Ouyang Feng.
„Einer der dreizehn Urgötter ist der Sonnengott. Nach dem Urgötterkrieg ging sein Vermächtnis verloren. Später erlangte ein Mann namens Yang Feng sein Vermächtnis und wurde sein Nachfolger. Dieser Mann stammte aus dem Himmlischen Reich“, erklärte Yun Lintian kurz.
„Mir ist aufgefallen, dass dein Name dem seinen ähnelt, und ich dachte, du könntest mit ihm verwandt sein.“
„Yang Feng?“ Ouyang Feng war sprachlos. „Mein Großvater hat mir einmal davon erzählt. Ursprünglich hieß mein Clan Yang, aber wir mussten den Namen in Ouyang ändern, um unseren Feinden zu entkommen. Yang Feng ist mein Vorfahr. Mein Großvater hat mich nach ihm benannt.“
„Allerdings hatte ich noch nie etwas vom Vermächtnis des Ursonnen-Gottes gehört. Und jetzt, da mein Clan nicht mehr existiert, kann ich das wohl nicht mehr überprüfen.“
Yun Lintian schwieg. Nachdem er von der Sache mit dem Schicksalsgott erfahren hatte, war er fest davon überzeugt, dass jeder, der seinen Weg kreuzte, nicht zufällig auftauchte. Sie wurden vom Schicksal hierher gebracht.
Als er den Namen Ouyang Feng hörte, dachte er sofort an Yang Feng, der in der Nachricht erwähnt wurde, die Yun Tian hinterlassen hatte. Er hätte nicht gedacht, dass es wahr sein könnte. Es gab tatsächlich eine Verbindung zwischen ihnen.
Meister Bai sah Yun Lintian zweifelnd an. Er spürte, dass Yun Lintian während seiner Abwesenheit wichtige Informationen erhalten haben musste. Obwohl er neugierig war, wusste Meister Bai, dass es nicht der richtige Zeitpunkt war, um danach zu fragen.
„Wir werden später darüber reden“, sagte Yun Lintian.
In diesem Moment erreichte der Turm endlich Si Junyis Palast.
Anscheinend war niemand hier. Es war einfach ein leerer Palast.
„Du bist gekommen, der Erbe des Gottes des Schicksals.“
Plötzlich hallte eine alte Stimme in Yun Lintians Kopf wider …
