Der große Älteste Lin schaute zu dem leblosen Lin Changkong rüber. Sein Blick wurde kalt, als er sagte: „Lin Changkong! Als einer der wichtigsten Ältesten solltest du eigentlich dafür sorgen, dass so was nicht passiert, aber stattdessen hast du deinen Sohn und Neffen gedeckt. Du hast nicht nur dich selbst blamiert, sondern auch unseren Lin-Clan mit deiner bösen Tat beschmutzt!
Ich erkläre hiermit Lin Changkong und seine Familie für aus dem Lin-Clan ausgeschlossen. Jeder, der daran beteiligt ist, wird getötet!“
Als die Worte des Großältesten Lin verklangen, hielt die Menge den Atem an. Sie hatten zwar erwartet, dass Lin Changkong mit seinem Leben bezahlen würde, aber dass seine ganze Familie getötet werden würde, hatten sie nicht erwartet. Einmal mehr hatten Patriarch Lin und Großältester Lin ihre gnadenlose Seite gezeigt, die jedem das Herz gefrieren ließ.
Als Lin Changkong das hörte, schien er wieder zu sich zu kommen und schrie mit aller Kraft: „Meine Familie weiß nichts davon. Das kannst du nicht machen!“
Der Großälteste Lin schnaubte kalt. „Ob sie etwas damit zu tun haben oder nicht, werde ich selbst untersuchen. Jetzt sag mir, wo Lin Kai ist!“
Lin Changkongs Gesicht wurde grau, als hätte er seinen Verstand verloren. Er verstummte und schloss die Augen, nicht bereit, noch etwas zu sagen.
„Du willst es mir nicht sagen? Gut, ich werde ihn sowieso früher oder später finden.“ Der Großälteste Lin schwang seine Hand und seine Aura stieg auf.
Bevor die Kraft des Großältesten Lin ihn treffen konnte, riss Lin Changkong die Augen auf und brach in wahnsinniges Gelächter aus.
„Hahaha! Lin Canghai! Ich werde unten auf dich warten. Du wirst mir bestimmt bald folgen! Hahaha!!“ Seine blutunterlaufenen Augen starrten Lin Canghai bösartig an, bevor sein gesamter Körper im nächsten Moment zu Staub zerfiel.
Lin Canghai öffnete die Augen und blickte mit ruhigem Gesichtsausdruck auf den Staubhaufen neben Lin Zichen. Niemand wusste, was er in diesem Moment dachte.
Unterdessen runzelte Lin Zihuang die Stirn. Es sah so aus, als wäre diese Sache nicht so einfach, wie sie schien. Lin Changkong bezog sich definitiv nicht auf Peng Haoyes Drohung. Selbst wenn Peng Haoye Direktor der Akademie würde, könnte er Lin Canghai nichts anhaben. Warum hatte er das dann gesagt?
Der Großälteste Lin kniff die Augen zusammen, sah einen Moment lang auf Lin Changkongs Überreste und wandte sich dann an einen alten Mann, der unter ihm saß. „Zweiter Ältester, fang seine Familie.“
Der alte Mann, der Zweite Älteste, verbeugte sich schnell und verließ unter den Blicken aller den Saal.
„Patriarch, was sollen wir jetzt tun?“, fragte der Großälteste Lin.
Lin Canghai antwortete nicht sofort.
Er wandte sich an seinen ältesten Sohn und sagte: „Zihuang, kontaktier Palastherrin Han und sag ihr, dass ich sie heute Abend besuchen werde.“
Lin Zihuang nahm den Auftrag bereitwillig an und verließ den Saal. Er verstand Lin Canghai’s Plan. Es wäre besser, Han Bingling ihre Position klar zu machen, falls sie es später selbst herausfinden sollte. Gleichzeitig könnten sie sich die Hilfe des Frozen Moon Palace sichern, um mit dem Peng-Clan fertig zu werden.
Lin Canghai ließ seinen Blick über alle Anwesenden schweifen, woraufhin alle sich aufrichteten und ihn ernst ansahen. „Ich hoffe, ihr alle habt aus diesem Vorfall eine Lektion gelernt.“
Die Menge warf sich gegenseitig einen Blick zu und schwor, niemals in die Fußstapfen von Lin Changkong zu treten. Lin Canghai sagte nichts weiter, entließ die Menge und ließ nur Lin Zihan, Lin Rui, Lin Ling’er und den Großältesten Lin zurück.
„Patriarch, warum kontaktieren wir nicht die Clans Bai und Qin? Wir stehen jetzt doch alle auf derselben Seite. Wäre es nicht besser, wenn wir uns gegenseitig helfen würden?“, meinte Lin Zihan. Er war anders als Lin Zichen, da er Lin Canghai nie „Vater“ nannte, wie dieser es tat.
Der Großälteste Lin war derselben Meinung wie Lin Zihan, aber er wusste, dass das schwierig war. Die Beziehungen zwischen dem Lin-Clan und den beiden anderen Clans waren immer eher lauwarm. Sie waren weder Feinde noch Verbündete. Die Initiative zu ergreifen und Kontakt aufzunehmen, würde das Ansehen des Lin-Clans mindern, aber es war nichts, wofür man sich schämen müsste. Daher überließ der Großälteste Lin alle Entscheidungen Lin Canghai.
Zur Überraschung aller nickte Lin Canghai und sagte zu Lin Zihan: „Ich überlasse diese Angelegenheit dir. Du kannst Kontakt zu ihnen aufnehmen.“ Er hielt kurz inne und fuhr fort: „Erinnerst du dich an den jungen Mann, der vor einem Monat gegen Lin Wuwei gekämpft hat? Wenn möglich, versuche, ihn kennenzulernen. Vielleicht erwartet uns später eine unerwartete Belohnung.“
Lin Zihan hob überrascht die Augenbrauen. Natürlich hatte er von Yun Lintian gehört und hielt diesen jungen Mann für außergewöhnlich. Da er außerdem eine unbekannte Verbindung zu Han Bingling hatte, glaubte Lin Zihan, dass Yun Lintian der strahlendste Stern der diesjährigen Akademienrekrutierung sein würde.
„Verstanden, Patriarch.“ Lin Zihan nickte.
Lin Canghai sah seine Enkelkinder mit einem seltenen freundlichen Lächeln an. „Rui’er, Ling’er, ihr beide könnt euch mit ihm anfreunden. Wenn ihr das nicht könnt, dann seid ihm wenigstens nicht feindlich gesinnt.“
Lin Rui und Lin Ling’er antworteten unisono: „Ja, Großvater.“
***
Im Peng-Anwesen diskutierten Peng Huang und Peng Zheng gerade über die Angelegenheiten des Clans. Plötzlich erhielten beide eine Nachricht von den Spionen innerhalb des Lin-Clans. Sie sahen sich sofort mit überraschten Blicken an.
„Lin Canghai ist wirklich skrupellos. Er hat nicht gezögert, seinen Sohn zu entmachten.“ Peng Huang nahm einen Schluck Tee und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
Peng Zheng lachte leise. „Das ist gut für uns. Diesmal verlieren sie mindestens drei Monarchen.“
Peng Huang lachte leise und wechselte das Thema. „Wie ist der Stand der Dinge?“
„Sie brauchen etwa zwei Jahre.“ Als er das sagte, wurde Peng Zhens Gesichtsausdruck sofort ernst.
„Zwei Jahre? Das ist zu lang. Wenn ich mich nicht irre, wird der alte Unsterbliche wahrscheinlich noch in diesem Jahr zurücktreten.
Können sie nicht schneller machen?“ Peng Zheng runzelte unzufrieden die Stirn.
Peng Zheng breitete die Arme aus. „Wer hätte gedacht, dass Han Bingling damals so entschlossen war. Alle ihre Schachfiguren wurden unerwartet auf einen Schlag vernichtet. Sie müssen sich einen neuen Plan ausdenken. Außerdem ist es jetzt fast unmöglich, neue Leute hierher zu schicken. Ich frage mich wirklich, woher Han Bingling das alles wusste.“
