Amberines Herz pochte in ihrer Brust, ihre Ohren waren von einem dumpfen Dröhnen erfüllt, während sie versuchte, zu begreifen, was gerade passierte. Der Boden unter ihren Füßen hatte gebebt, und diese eiskalte Stimme hallte in ihrem Kopf wider – eine Stimme, die sie nie wieder hören wollte. Die Welt um sie herum schien sich zusammenzuziehen, die Schatten wurden länger, die Luft wurde kälter.
Sie stand wie gelähmt vor Angst da, ihr Verstand war zwischen Vergangenheit und Gegenwart gefangen und sie konnte sich nicht entscheiden, was sie tun sollte.
„Amberine!“ Ifrits Stimme durchbrach ihre Lähmung. Es war nicht sein üblicher ruhiger oder neckischer Tonfall, sondern ein rauer, drängender Ton, voller Verzweiflung, der sie bis ins Mark erschütterte. „Amberine, wir müssen weg hier! Such dir den sichersten Ort, den du finden kannst!“
Seine Worte trafen sie wie ein Schlag. Ein Schauer durchlief ihren Körper und sie zwang sich, zitternd Luft zu holen. Trotz des Chaos und der Angst, die ihr die Brust zuschnürten, musste sie handeln. Sie musste nachdenken. Ihr Blick huschte durch die kleine Kammer und sie erkannte, dass sie hier nur stehen bleiben und sich dem, was auch immer kommen würde, ausliefern würde.
Ihre Finger zitterten und ihre Kehle schnürte sich zusammen, während sie versuchte, einen Plan zu schmieden. Sie spürte das Gewicht von Ifrit an ihrer Seite, seine Wärme gab ihr Halt, während ihre Gedanken rasten.
„Denk nach, Amberine“, flüsterte sie mit zitternder Stimme. „Denk nach.“ Der sicherste Ort … wohin konnte sie gehen?
Die Stimme – diese eindringliche, eiskalte Stimme – gehörte einem der Mitglieder des Devil Coffin. Da war sie sich sicher. Sie hatten sie gefunden und waren jetzt wieder hinter ihr her. Sie konnte nicht in Aetherion bleiben – nicht ohne zu wissen, wer auf ihrer Seite stand und wer nicht. Der Rat war sich über Draven uneinig; sie konnte niemandem vertrauen.
Ifrits Wärme pulsierte an ihrer Seite, seine kleine Gestalt bewegte sich unter ihrer Robe. „Amberine, jetzt!“, drängte er, seine Stimme wie ein Schlag, der sie aus ihren wirbelnden Gedanken riss.
Ihr stockte der Atem, dann war sie schon in Bewegung. Sie wusste nicht, wohin sie lief, aber ihr Körper übernahm die Kontrolle und trieb sie voran. Sie stieß die Tür der Kammer auf und stolperte in den Flur hinaus.
Die plötzliche Helligkeit des Korridors ließ sie blinzeln, das Licht war fast blendend nach der dunklen Kammer.
„Wohin gehen wir?“, fragte Ifrit, seine Stimme voller Sorge.
„Ich weiß es nicht“, murmelte Amberine mit zittriger Stimme. „Irgendwohin, wo wir sicher sind. Irgendwohin, wo es sicher ist.“
Die Hallen von Aetherion waren normalerweise Orte des Lernens und der Diskussion, voller Gelehrter, Ritter und Studenten, die geschäftig umherliefen.
Heute schienen sie über ihr zu ragen, und die Wände hallten wider von den Schritten der Menschen, die keine Ahnung hatten, was unter der Oberfläche vor sich ging. Amberine stolperte vorwärts, ihre Sicht verschwamm, während sie versuchte, eine Richtung zu finden – irgendeine Richtung –, die sie von der drohenden Gefahr wegbringen würde.
Sie war fast am Ende des Korridors angelangt, als sie es spürte – eine unnatürliche Kälte, die über ihre Haut kroch und ihre Sinne kitzelte. Amberine drehte sich um, und ihr Herz sank.
Am anderen Ende des Flurs kroch ein dunkelgrüner Nebel heran, der sich wie ein Lebewesen um den Stein schlängelte und sich mit einer fast bewussten Wahrnehmung ausbreitete. Er wand sich und wogte, streckte sich aus, und Amberine wusste, dass dies nichts Natürliches war. Sie brauchte Ifrit nicht, um ihr das zu sagen – sie wusste es einfach.
„Lauf, Amberine!“, rief Ifrit mit einer Dringlichkeit, die sie noch nie zuvor gehört hatte.
Ohne zu zögern, drehte sie sich um und rannte so schnell sie konnte. Das Geräusch ihrer Schuhe hallte auf dem Steinboden wider und vermischte sich mit ihrem heftigen Atmen, als sie in die Haupthalle von Aetherion stürmte. Das Symposium war noch in vollem Gange – Studenten, Gelehrte und Ritter hatten sich in Gruppen versammelt, diskutierten über ihre Arbeit und tauschten Ideen aus. Für sie war dies ein Tag wie jeder andere.
Amberine schlängelte sich durch die Menschenmenge, ihr Herz schlug so heftig, dass sie das Gefühl hatte, es würde zerspringen. Die Menge schien dichter als sonst zu sein, und sie kam nur langsam voran. Sie drängte sich an einer Gruppe von Studenten vorbei, murmelte hastige Entschuldigungen und ließ ihren Blick umherwandern. Sie hatte keine Ahnung, ob der Nebel ihr noch folgte, aber sie konnte es nicht riskieren, anzuhalten, um das herauszufinden.
Das Gefühl, beobachtet zu werden, ließ sie nicht los. Obwohl sie hinter sich nichts als Menschen sah – lachende, redende, ahnungslose Menschen –, spürte sie etwas Unnatürliches, eine Präsenz, die sie selbst hier verfolgte.
„Ifrit, siehst du es?“, flüsterte Amberine mit zitternder Stimme.
Ifrits kleine Gestalt lugte aus ihrer Robe hervor. „Kein Nebel“, sagte er, „aber ich spüre ihn, Amberine. Er ist immer noch da und beobachtet uns.“
Ihr Puls schlug schneller, ihre Augen huschten hin und her. Das Flüstern der Gespräche, das Lachen, alles schien falsch, fehl am Platz im Vergleich zu dem Chaos in ihrem Inneren.
Sie fühlte sich, als würde sie sich in einer anderen Welt bewegen, einer Welt, die niemand sonst sehen oder hören konnte – einer Welt voller Angst und Schatten, in der grüner Nebel aus jeder Ecke auf sie zukroch.
Plötzlich tippte ihr jemand auf die Schulter, und Amberines Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie wirbelte herum, die Augen weit aufgerissen, den Atem stockend, und erwartete das Schlimmste.
Stattdessen stand eine junge Frau vor ihr – eine Kollegin, deren Gesicht von einem breiten, erwartungsvollen Lächeln erhellt war. „Hey! Du bist Amberine Polime, oder?“ fragte die Frau mit strahlenden Augen. „Ich habe vorhin deinen Vortrag über den Orb der Emotionen gehört. Das war unglaublich!“
Einen Moment lang konnte Amberine nur blinzeln, ihr Herz pochte immer noch, ihre Sinne waren angespannt. Die Normalität der Situation war fast verwirrend, als wäre sie in eine Realität zurückgerissen worden, die sie kaum wiedererkannte. Sie zwang sich zu einem Lächeln und antwortete mit zittriger Stimme: „Danke“, sagte sie, während ihr Verstand versuchte, mitzukommen. „Ich … ich freue mich, dass es dir gefallen hat.“
Die Frau strahlte, ohne Amberines inneren Kampf zu bemerken. „Oh, das hat es! Die Art, wie du die emotionale Konvergenz erklärt hast – das war so faszinierend! Ich habe mich schon immer für diese Art von Forschung interessiert, aber du hast es so zugänglich gemacht.“
Amberine nickte, ihre Gedanken rasten immer noch, aber die Begeisterung der jungen Frau war ansteckend. Für einen kurzen Moment ließ sie sich auf das Gespräch ein, tat so, als würde sie nicht vor einem dunklen, bedrohlichen Nebel davonlaufen – tat so, als wäre alles in Ordnung.
„Ich bin … wirklich froh, dass es hilfreich war“, sagte Amberine, diesmal mit einem etwas ehrlicheren Lächeln. Die Begeisterung der Frau erinnerte sie daran, warum sie ihre Arbeit liebte – warum sie Magie liebte. „Es ist … Es ist immer schön zu wissen, dass meine Forschung für andere von Bedeutung ist.“
Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten, tauschten ein paar hastige Worte über ihre Studien aus, und für einen kurzen Moment vergaß Amberine fast die Angst, die sie zuvor noch fest im Griff gehabt hatte. Fast. Aber das Gefühl der Unruhe ließ sie nicht los, ein Schatten, der in den Ecken ihres Geistes verweilte und sie daran erinnerte, dass dies noch lange nicht vorbei war.
Dann passierte es wieder.
Ein weiteres Klopfen an ihrem Arm. Amberine drehte sich um und erwartete einen anderen Forscher, vielleicht ein weiteres Kompliment – aber ihr Lächeln erstarb, als ihr Blick auf den Mann vor ihr fiel. Er trug eine Kapuze, die sein Gesicht teilweise verdeckte, aber sie konnte seine Lippen zu einem Lächeln verziehen sehen, das sie nur allzu gut kannte – ein Lächeln, das sie in ihren Albträumen verfolgte. Ihr stockte der Atem, ihr Herz sank ihr in die Hose.
Es war einer von ihnen – einer von den Devil Coffin.
Panik überkam sie, ihr ganzer Körper versteifte sich, während ihr Instinkt ihr befahl, sich zu bewegen. Sie rannte los, ihre Füße schlugen gegen den Steinboden, ihr Atem kam in kurzen, panischen Stößen. Die Welt um sie herum verschwamm, die Wissenschaftler und Studenten waren nur noch vage Umrisse, als sie sich durch die Menge drängte.
„Amberine, warte!“, rief Ifrit, seine Stimme kaum zu hören über dem Dröhnen ihres eigenen Herzschlags.
„Er ist nicht hinter uns her!“
Aber Amberine konnte nicht anhalten. Sie konnte nicht denken. Sie wusste nur, dass sie weg musste – dass sie so viel Abstand wie möglich zwischen sich und diese vermummte Gestalt bringen musste. Ihre Lungen brannten, ihre Beine schmerzten, als sie durch die Gänge sprintete, ihr Blick auf ein einziges Ziel gerichtet: die Flucht.
Sie bog um eine Ecke und entdeckte eine Tür – eine unbeschriftete Tür, die einen Ausweg zu bieten schien. Sie griff nach der Klinke, riss die Tür auf und schlug sie hinter sich zu. Sie lehnte sich dagegen, keuchte nach Luft, ihr Herz pochte in ihren Ohren. Sie presste die Augen zusammen und versuchte, sich zu beruhigen, ihre Hände zitterten.
Der Raum war klein und dunkel, das einzige Licht kam von einer flackernden Wandlampe. Amberine öffnete die Augen und versuchte, wieder zu Atem zu kommen, aber ein Schauer lief ihr über den Rücken. Irgendwas stimmte hier nicht. Sie konnte es spüren – die Luft war zu still, zu kalt.
Langsam drehte sie den Kopf und sah es – den dunkelgrünen Nebel, der durch die Ritzen um die Tür kroch und sich wie ein Lebewesen auf sie zubewegte. Ihre Panik stieg wieder, ihr ganzer Körper zitterte, als sie sich von der Tür wegstieß und ihre Gedanken rasten.
„Nein, nein, nein …“, flüsterte sie mit verzweifelter Stimme. Sie sah sich im Raum um, ihre Augen huschten von Ecke zu Ecke, auf der Suche nach etwas, das ihr helfen könnte. Ihr Blick fiel auf einen Kamin an der gegenüberliegenden Wand, und sie hatte eine Idee.
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Sie rannte hin, ihr Atem ging stoßweise, ihr Herz pochte, als sie sich zu Ifrit umdrehte, ihre Stimme zitterte.
„Ifrit“, flehte sie, „kennst du den Zauberspruch für Feuer-Teleportation, der hier verwendet wird? Bitte, Ifrit, hilf mir!“
Ifrits kleine Gestalt leuchtete entschlossen, seine Augen trafen ihre. „Du fragst den richtigen Geist“, sagte er, wobei trotz der Gefahr ein Hauch seines üblichen Humors durchbrach. „Ich bin schließlich ein Feuergeist.“
Er ging zum Kamin, sein kleiner Körper leuchtete immer heller, als er mit leiser, melodischer Stimme zu singen begann. Amberine sah ihm mit angehaltenem Atem zu, die Augen weit aufgerissen, während sie lauschte. Der alte Gesang war ihr unbekannt, komplex, aber Ifrits Stimme war ruhig und leitete sie.
„Es ist ein fortgeschrittener Zauber“, sagte Ifrit mit ruhiger Stimme, obwohl der Nebel immer näher kam, „aber du musst nur dein Ziel aussprechen.“
Amberines Augen weiteten sich, als sie die Worte erkannte. Sie hatte diesen Gesang schon einmal gehört – er ähnelte dem Torzauber, den Aetherion im Anmelderaum verwendet hatte. Sie hatte keine Zeit, Fragen zu stellen oder die Magie oder Ifrits Wissen zu bewundern. Der Nebel kam näher, seine Präsenz war erdrückend, die Kälte erreichte ihre Haut.
Amberine holte tief Luft, schloss die Augen und rief mit zitternder Stimme: „Professor Draven’s Zimmer!“
Sie sprang in den Kamin, die Flammen färbten sich grün, dann blau und hüllten sie in ihre sengende Hitze. Für einen Moment fühlte sie sich, als würde sie auseinandergerissen, ihr Körper wurde gedehnt und verdreht, und sie schloss die Augen und betete, dass es funktionieren würde.
Hinter ihr erreichte der Nebel das Feuer, aber anstatt ihr zu folgen, entzündete er sich und die grün-schwarzen Ranken brannten mit einer unheimlichen blauen Flamme. Der Nebel wand sich, drehte und krümmte sich, wurde vom Feuer verschlungen, bis er verschwand und nichts als eine schwache Rauchwolke zurückließ.
Amberine spürte, wie sie durch den Raum gezogen wurde, ihre Sinne überwältigt von den Empfindungen – Hitze, Kälte, Bewegung.
Und dann, genauso plötzlich wie es begonnen hatte, war alles vorbei. Sie wurde auf einen Steinboden gespuckt, der Aufprall war hart, und sie schnappte nach Luft.
Sie öffnete die Augen, ihre Sicht war für einen Moment verschwommen, bevor sie sich klärte. Der Raum kam ihr bekannt vor, der Geruch von Pergament und Tinte erfüllte ihre Sinne. Über den Schreibtisch waren Papiere verstreut, und das schwache Licht warf lange Schatten an die Wände.
Langsam rappelte sich Amberine auf, ihr Atem ging immer noch stockend, ihr Herz pochte wie wild. Sie sah sich um und ihr Blick fiel auf die Gestalt, die am Schreibtisch saß – Professor Draven. Er war genau so, wie sie ihn in Erinnerung hatte, als hätte er sich nie verändert. Seine scharfen Augen wanderten über die Papiere vor ihm, sein Gesichtsausdruck war unlesbar. Er strahlte Ruhe und Gelassenheit aus und schien völlig unbeeindruckt von dem Chaos, das sie noch vor wenigen Augenblicken umgeben hatte.
Es war, als könne nichts ihn erschüttern, nicht einmal die Anschuldigungen oder die Gefahr, der sie gerade entkommen war.
Einen Herzschlag lang starrte Amberine ihn einfach an, der Atem stockte ihr in der Kehle. Der Raum war still, die Luft war schwer vom Geruch von Tinte und Pergament, die Stille fast ohrenbetäubend. Und da saß er, Professor Draven, und tat so, als würde die Welt um sie herum nicht zusammenbrechen.
Sein Blick wanderte zu ihr und seine dunklen Augen trafen ihre, als hätte er immer gewusst, dass sie da war. In seinen Augen lag keine Überraschung, keine Neugier, nur eine unerschütterliche, kalte Intensität, die Amberines Puls aus einem Grund, den sie nicht ganz verstehen konnte, schneller schlagen ließ.
„Du bist zurück“, sagte er mit ruhiger Stimme, als wäre ihre plötzliche und dramatische Ankunft nichts weiter als eine kleine Unannehmlichkeit.