Sharon bewegte sich über das Schlachtfeld, ihr Körper drehte und wirbelte, jeder Schlag ihres Schwertes war präzise und unerbittlich. Die Feinde kamen immer näher, unerbittlich und gut koordiniert, aber zu ihrer eigenen Überraschung verspürte sie kein Zögern. Ihre Bewegungen waren flüssig, ihre Schläge kraftvoll, jeder Bewegung folgte eine von Draven geschaffene Lücke – als hätten die beiden jahrelang zusammen trainiert.
Es war unheimlich, fast surreal, wie perfekt sie in den Kampf-Rhythmus des anderen passten.
Draven bewegte sich neben ihr, sein steinernes Schwert durchschnitten ihre Feinde mit gnadenloser Effizienz, seine magischen Stifte schwebten um ihn herum wie eigenständige Wesen. Sharon merkte, dass sie seine Handlungen instinktiv verstand, ihre Schläge kamen ganz natürlich im Einklang mit seinen Bewegungen.
Sie wehrte einen Angriff ab, ließ einen Gegner ungeschützt, und noch bevor sie selbst zum Schlag ausholen konnte, schoss eine von Dravens Federn heran und erledigte den Rest. Es war, als wären sie zwei Teile eines Ganzen, keiner von beiden brauchte Worte, um sich zu verständigen.
Die Feuerfeder schwebte neben Dravens linker Seite und stieß Flammen aus, die ihre Feinde verschlangen und sie in Wellen aus Hitze und Licht verbrannten.
Sharon spürte die Hitze auf ihrer Haut, aber statt Angst zu empfinden, fühlte sie sich seltsam beruhigt. Die Flammen schienen um sie herum zu tanzen, sie verschonten sie und konzentrierten sich nur auf ihre Feinde. Zu Dravens Rechten leuchtete der Wasserelfen-Stift in einem sanften Blau und zauberte Eisschichten, die die Bewegungen der Feinde behinderten und Sharon Zeit gaben, sich neu zu positionieren. Die Art und Weise, wie er diese Elemente manipulierte, das perfekte Timing jedes Zaubers – es versetzte sie in Ehrfurcht.
„Hinter dir!“, schrie Sharon, aber Draven hatte sich bereits bewegt. Sein Psychokinese-Stift flitzte wie ein Blitz durch die Luft und durchbohrte die Kehle eines Feindes, der versucht hatte, sie zu flankieren. Er drehte sich nicht einmal um.
Die Bewegung war schnell, fast mühelos. Sharon sah, wie der Stift zu ihm zurückschwebte, seine Oberfläche leuchtete in einem sanften violetten Licht, als wäre nichts geschehen. Ihre Bewunderung für Dravens Fähigkeiten wuchs mit jeder Sekunde, ihre eigene Entschlossenheit trieb sie voran.
Ein feindlicher Magier versuchte, einen Zauber zu wirken – einen großen Feuerball, der bedrohlich glühte und dessen Energie in der Luft knisterte.
Dravens Teufelspenn bewegte sich blitzschnell und setzte eine dunkle, verfluchte Energie frei, die sich um den Zauber des Magiers legte und ihn implodieren ließ, bevor er abgeschossen werden konnte. Sharon nutzte die Gelegenheit, um vorzustoßen, ihr verstärktes Schwert durchschlug den Magier, ihre Bewegungen waren präzise und tödlich. Sie konnte spüren, wie die Flüche ihre Klinge verstärkten, jeder Schlag ging tiefer als der vorherige.
„Wie machst du das?“, flüsterte Sharon leise, während sie zu Draven blickte, der mit unerschütterlicher Präzision weiterkämpfte. Er war überall gleichzeitig, seine Stifte bewegten sich wie von selbst und arbeiteten perfekt zusammen, um jede Bedrohung zu beseitigen. Er benutzte sein Schwert wie ein Meister, wehrte Schläge ab, die seine Verteidigung hätten durchbrechen müssen, und konterte mit brutalen eigenen Schlägen.
Jetzt war klar, dass seine Fähigkeiten nicht nur auf Magie beschränkt waren – er kämpfte mit der Kraft und Technik eines Ritters.
Sie hatte schon Gerüchte über Dravens Macht gehört, Flüstereien über seine unübertroffenen magischen Fähigkeiten, aber sie hatte geglaubt, dass es sich nur um weitere Gerüchte handelte, die er selbst verbreitet hatte, um seinen Ruhm zu mehren. Doch nun, da sie es mit eigenen Augen sah, war sie fassungslos. Die Art und Weise, wie er Magie und physischen Kampf kombinierte, war anders als alles, was sie je gesehen hatte.
Jede Bewegung schien kalkuliert, jeder Angriff wohlüberlegt. Er war nicht nur mächtig, er war effektiv, intelligent und absolut skrupellos. Sie fragte sich, wie sie ihn so lange unterschätzen konnte. Sie hatte ihn für einen Intriganten gehalten, für einen Mann, der es vorzog, andere aus dem Schatten heraus zu manipulieren. Aber jetzt – jetzt erkannte sie das wahre Ausmaß seiner Fähigkeiten.
Für einen kurzen Moment kehrte Ruhe auf dem Schlachtfeld ein. Sharon holte tief Luft und warf einen Blick auf Draven, der gerade einen Feind mit einem schnellen Schwertschlag erledigt hatte. „Du bist besser mit dem Schwert, als ich gedacht hätte“, rief sie, und in ihrer Stimme schwang ein Hauch von widerwilliger Bewunderung mit.
Draven antwortete nicht. Sein Blick blieb konzentriert, seine Aufmerksamkeit bereits auf den nächsten Feind gerichtet. Es war, als hätten ihre Worte ihn nicht einmal erreicht, so absolut war seine Konzentration, dass alles außerhalb des Kampfes irrelevant war. Sharon stieß einen kleinen Seufzer aus, halb aus Verärgerung, halb aus Belustigung. Typisch Draven – unnahbar und völlig vertieft in das, was er für wichtig hielt.
Der Kampf ging weiter, und Sharon merkte, wie sie wieder in den Rhythmus fiel. Es war fast einfach – ein Gedanke, der sie erschreckt hätte, wenn sie sich den Luxus hätte gönnen können, darüber nachzudenken. Es war einfach, an Dravens Seite zu kämpfen, einfach zu wissen, wo sie sein musste, was sie tun musste, wie sie reagieren musste. Und dann, inmitten des Chaos, durchdrang eine Stimme alles und ließ sie zusammenzucken.
„Lady Sharon!“
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Sharon erstarrte für den Bruchteil einer Sekunde, ihr Herz setzte einen Schlag aus. Diese Stimme – sie war unverkennbar. Sie drehte sich mit weit aufgerissenen Augen um und sah eine vertraute Gestalt etwas abseits des Kampfgeschehens stehen. Ella. Die Magd der Familie Blackthorn, die den Brief gebracht hatte. Was machte sie hier?
„Ella?“, fragte Sharon verwirrt. Das ergab keinen Sinn. Ella sollte nicht hier sein – sie sollte nicht einmal wissen, wo Sharon war. Sharon zögerte, ihr Instinkt sagte ihr, dass etwas nicht stimmte, dass dies nicht das war, wonach es aussah. Das Schlachtfeld um sie herum schien für einen Moment zu verschwimmen, ihre Konzentration ließ nach, als sie versuchte, Ellas Anwesenheit zu verarbeiten.
„Lady Sharon, ich …“, begann Ella und trat einen Schritt vor, ihr Gesichtsausdruck schien unschuldig, aber in ihren Augen war etwas – etwas Dunkles und Beunruhigendes. Sharons Augen verengten sich, ihr Griff um ihr Schwert wurde fester.
Doch bevor sie reagieren konnte, bewegte sich Ella. Es ging zu schnell, als dass Sharon es hätte registrieren können – in einem Moment stand Ella noch da, ihr Gesicht voller Sorge, und im nächsten hatte sich ihr Arm verwandelt und war zu etwas Groteskem geworden, einem dunklen, klauenartigen Fortsatz, der direkt auf Sharons Brust zielte.
Sharons Augen weiteten sich, ihr Körper erstarrte für den Bruchteil einer Sekunde, als sie begriff, was geschah. Der Angriff war zu schnell – sie würde nicht rechtzeitig ausweichen können. Doch bevor sie die Gefahr überhaupt richtig begreifen konnte, spürte sie, wie sie nach hinten gerissen wurde, ein starker Arm legte sich um ihre Taille und zog sie aus der Gefahrenzone.
Draven.
Er hatte ohne zu zögern gehandelt und Sharon fest hinter sich gezogen, sodass die dunkle Klaue sie nur um Zentimeter verfehlte. Draven sah entschlossen aus, seine Augen verengten sich, als er Ella ansah – oder was auch immer sie geworden war. Ohne zu zögern schwang er sein steinernes Schwert, dessen Klinge sauber durch Ellas Arm schnitt und ihn von ihrem Körper trennte.
Das Glied fiel zu Boden, die geschwärzte Klaue zuckte, während dunkle Energie aus ihr sickerte und die felsige Erde unter ihren Füßen befleckte. Sharon, die immer noch in Dravens Griff war, starrte geschockt, ihr Herz pochte in ihren Ohren.
„Was zum …“, hauchte Sharon, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Das war kein gewöhnlicher Feind – keine gewöhnliche Magd. Ella hätte vor Schmerzen schreien müssen, sich auf dem Boden winden müssen. Stattdessen lachte sie. Ein eiskalter, verzerrter Laut, der über das Schlachtfeld hallte.
Sharon spürte, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief, als sie sah, wie sich Ellas gesamte Haltung veränderte.
Die Luft um sie herum schien sich zu verdunkeln, eine bedrohliche Aura sammelte sich, als Ellas Gestalt sich zu verzerren und zu verändern begann. Ihre Gesichtszüge verschwanden und wurden durch etwas weitaus Unheimlicheres ersetzt – einen Mann, der in Bandagen gewickelt war, dessen Augen unter mehreren Lagen Stoff verborgen waren und dessen ganze Erscheinung eine dunkle, bösartige Energie ausstrahlte. Der abgetrennte Arm auf dem Boden begann zu zucken, hob sich in die Luft und fügte sich nahtlos wieder an seinen Körper an.
„Was … was ist das?“ Sharons Stimme zitterte, ihre Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Das war nicht nur dunkle Magie – das war etwas anderes, etwas viel Verdrehteres und Abscheulicheres.
Draven trat vor, sein Gesichtsausdruck unnachgiebig, seine Stimme kalt und befehlend. „Bist du ein Mitglied der Devil Coffin?“ Die Worte kamen mit eiskalter Ruhe, sein Blick wanderte nicht von der Gestalt vor ihnen.
Der Mann antwortete nicht. Er lachte nur, und sein Lachen hallte in der felsigen Umgebung wider, voller spöttischer, fast fröhlicher Bosheit. Draven kniff die Augen zusammen, seine Verärgerung war offensichtlich. Er wartete nicht auf eine Antwort. Mit einem Gedanken schickte er seinen Psychokinese-Stift blitzschnell durch die Luft, der mit tödlicher Präzision flog und den bandagierten Mann direkt ins Herz traf.
Für einen Moment war es still. Die Gestalt taumelte, ihr Körper zuckte, als der Stift ihr Ziel traf. Sharon hielt den Atem an, ihre Augen waren auf die Gestalt gerichtet, ihr Herz pochte in ihrer Brust. Hatte Dravens Angriff funktioniert? War es vorbei?
Doch dann blickte die Gestalt auf. Ihr Kopf drehte sich zu ihnen, ein dunkles Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus, ihre Stimme war leise und spöttisch. „Willkommen … zur tödlichen Parade!“
Die Worte ließen Sharon einen Schauer über den Rücken laufen, ihre Augen weiteten sich vor Schreck, als sie sah, wie sich die umstehenden vermummten Gestalten – die Feinde, gegen die sie gekämpft hatten – zu vermehren begannen. Es waren nicht einfach mehr angekommen, es war, als würden die Schatten selbst neue Soldaten hervorbringen, jeder in die gleichen dunklen Gewänder gehüllt, jeder bewaffnet und kampfbereit.
Die bandagierte Gestalt stand aufrecht da, ihre Stimme hallte über das Schlachtfeld, voller düsterer Belustigung.
„Draven Arcanum von Drakhan. Wir halten euch für eine große Bedrohung für unsere Existenz. Bitte verschwindet.“
Sharons Herz pochte in ihrer Brust, ihr Blick huschte zu Draven. Er stand da, sein Gesichtsausdruck kalt, sein Blick wanderte über die unzähligen Feinde, die sie jetzt umgaben. Das Blatt hatte sich gerade gewendet – sie kämpften nicht mehr gegen eine kleine Elitetruppe. Dies war eine Armee, eine Streitmacht, wie sie sie noch nie zuvor gesehen hatten.
Dravens Augen verengten sich, sein Blick wandte sich Sharon zu, seine Stimme war ruhig, fast gleichgültig. „Seid ihr bereit für mehr?“
Sharon schluckte und umklammerte ihr Schwert fester. Ihr Körper schmerzte, ihr Atem ging stoßweise, aber sie zwang sich zu nicken, ihre Entschlossenheit unerschütterlich. „Natürlich bin ich bereit. Glaub nicht, dass ich jetzt zurückweiche.“