Maris stand in der dunklen Kammer und starrte auf die Gestalt in der Robe, die ihnen gegenüberstand. Es war unheimlich still im Raum, bis auf das leise Knistern der leuchtenden Pilze, die die Wände schwach beleuchteten. Ihr Herz pochte, sie atmete flach und schnell.
Sie warf einen Blick auf Amberine neben sich. Amberines Fäuste waren geballt, die Glut von Ifrits Feuer tanzte an ihren Fingerspitzen und beleuchtete kaum ihren Ausdruck kontrollierter Wut.
Maris musste es nicht aussprechen, sie wussten es beide. Sie brauchten einen Plan – einen Weg, um diesem Albtraum zu entkommen –, aber die Luft war so schwer, als würden die Wände auf sie drücken und alle Klarheit aus ihren Gedanken pressen.
Der Druck war mehr als nur körperlich; er war mental, emotional, als wäre die Luft selbst zu einem bösartigen Wesen geworden, das darauf aus war, ihr Urteilsvermögen zu trüben und ihre Sinne zu überwältigen.
Ein leises Lachen durchbrach die erstickende Stille, und die vermummte Gestalt machte einen bedächtigen Schritt nach vorne, wobei seine Präsenz sowohl Bedrohung als auch Kontrolle ausstrahlte. „Laufen?“, sagte er mit einer Stimme, die vor Belustigung triefte und durch den Raum hallte. „Ihr könnt nirgendwo hin.“
Seine Worte waren wie Dolchstiche, die jede noch so kleine Hoffnung, die Maris gehegt hatte, zunichte machten. Der Schauer, der ihr über den Rücken lief, war nur allzu real, und sie war für einen Moment wie erstarrt, ihre Hand umklammerte ihren Zauberstab.
Mit einem einzigen Klatschen seiner Hände schien der Raum von einem leisen, hallenden Puls widerzuhallen. Die Schatten schienen daraufhin zu winden, sich zu verdichten und neben ihm Gestalt anzunehmen. Maris stockte der Atem, als sie die skelettartigen Gestalten erscheinen sah, deren Körper mit zerfetzten Roben bedeckt waren und deren Gesichter hohl waren und von einem unheimlichen blauen Schimmer beleuchtet wurden. Sie wusste sofort, was sie waren, und diese Erkenntnis ließ ihr Herz sinken.
„Lichs“, flüsterte sie mit kaum hörbarer Stimme, während ihre Augen vor Entsetzen weit aufgerissen waren. Untote Magier, weitaus gefährlicher als die bloßen Skelette, denen sie zuvor begegnet waren. Die Lichs waren intelligente und bösartige Wesen, die dunkle Magie beherrschten, die über den Tod hinausging.
Auch Amberines Augen weiteten sich und ihr Blick huschte von einem Lich zum anderen. „Oh, das kann doch nicht dein Ernst sein“, murmelte sie, wobei ihr feuriges Temperament trotz der Situation aufflammte. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, Ifrits Flammen sprühten an ihren Fingerspitzen und das Licht flackerte im Rhythmus ihres unruhigen Atems. „Wir können es nicht mit ihnen aufnehmen … nicht so.“ Bleib auf dem Laufenden mit Empire
Der vermummte Mann machte einen weiteren Schritt nach vorne, ein gemächliches Lächeln spielte um seine Lippen, als würde er einfach nur die Show genießen. „Also dann, sollen wir ein kleines Spiel spielen? Bestrafungsspiel Level eins“, sagte er mit einer Stimme, die vor finsterer Freude triefte. Sein Blick wanderte durch den Raum, seine Mundwinkel verzogen sich in gespielter Missbilligung. „Aber dieser Raum … ist viel zu klein für ein richtiges Spiel.“
Maris hatte kaum Zeit zu reagieren, als der vermummte Mann mit den Fingern schnippte. Im nächsten Augenblick veränderte sich der Raum. Der Boden unter ihnen schien zu beben, die Wände bewegten sich nach außen, als würden sie von unsichtbaren Händen gedrückt. Die Decke hob sich, und der einst beengte Raum verwandelte sich in eine riesige, arenaähnliche Fläche. Maris stolperte leicht und sah ungläubig zu, wie sich die Steinwände neu anordneten und die Luft von einer beunruhigenden Energie erfüllt war.
Die Kammer war nicht mehr der kleine, geschlossene Raum, der sie einmal gewesen war – jetzt war sie ein weitläufiger, riesiger, hallender Raum mit einer hohen Decke über ihnen und Wänden, die sich bis weit in die Ferne erstreckten und ein Schlachtfeld bildeten. Die leuchtenden Pilze hingen immer noch an den Steinen, aber ihr Licht schien jetzt noch schwächer zu sein, verschluckt von der schieren Größe der neuen Arena. Es fühlte sich an wie eine Bühne – ein Ort, der speziell für ihre Qualen geschaffen worden war.
„Was ist das?“, flüsterte Amberine, ihre Stimme zitterte, obwohl sie versuchte, ihre Angst zu verbergen.
Maris schüttelte den Kopf, schluckte schwer und umklammerte ihren Zauberstab fester. Das war nicht nur eine Falle – es war ein Spektakel, und sie waren die Unterhaltung. Die Angst, die an ihrem Magen nagte, wurde noch stärker, und ein Gefühl der Furcht drang bis in ihre Knochen vor. Sie wurden zum Kampf bereitgestellt, und diesmal gab es keinen Ausweg.
Der vermummte Mann deutete träge auf die Lichs, ein fast gleichgültiges Lächeln auf den Lippen. „Ihr beiden werdet gegen sie kämpfen. Mal sehen, was ihr drauf habt“, sagte er in einem fast gelangweilten Tonfall, als stünde der Ausgang bereits fest.
Die Lichs kamen näher, ihre skelettartigen Gestalten glitten mit unnatürlicher Leichtigkeit über den Steinboden. Ihre hohlen Augenhöhlen leuchteten unheimlich blau, und Maris spürte, wie die Temperatur im Raum sank, wie die Kälte unter ihre Haut kroch und ihre Knochen bei diesem Anblick zu zittern begannen.
Sie warf einen Blick auf Amberine, die wie erstarrt dastand und ihren Blick auf die herannahenden Lichs geheftet hatte.
Trotz der Angst, die in ihr brodelte, war Amberines Blick unerschütterlich, ihr Gesichtsausdruck entschlossen. Sie ballte die Fäuste, und Ifrits Wärme flammte erneut auf, die Flammen züngelten an ihren Fingerspitzen. „Es gibt nichts zu befürchten“, sagte Amberine mit leicht zitternder Stimme, die jedoch eine Stärke ausstrahlte, die Maris bewundern musste. „Wir werden das überstehen. Wir müssen es schaffen.“
Maris konnte es sehen – Amberines Beine zitterten, ihr Körper verriet die Angst, die ihre Stimme nicht zugeben wollte. Aber selbst dann war Amberines Mut, so wackelig er auch war, echt, und er löste etwas in Maris aus. Sie straffte den Rücken, ihr Herz pochte, als sie sich an Lady Sophies Worte erinnerte. In Momenten wie diesen, hatte Sophie ihr gesagt, kann Angst dich lähmen, aber du musst ruhig bleiben.
Folge dem Fluss, bleib konzentriert und halte Ausschau nach einer Gelegenheit zum Zuschlagen oder zur Flucht.
Maris holte tief Luft, umklammerte ihren Zauberstab fester und fasste einen Entschluss. Sie mussten klug vorgehen. Sie mussten überleben.
Das fröhliche Grinsen der vermummten Gestalt wurde breiter, als sie erneut in die Hände klatschte. „Also gut! Der Kampf … beginnt!“
Die Lichs machten den ersten Schritt. Einer hob eine knochige Hand, und die Luft um sie herum schien zu flimmern, während dunkle Energie nach außen strahlte. Der Boden unter Maris und Amberine begann zu reißen, und Skelettfinger ragten aus der Erde und griffen nach ihren Knöcheln. Maris reagierte blitzschnell, ihr Instinkt setzte ein, als sie ihren Zauberstab hob und ihre Magie durch sie hindurchfloss.
„Illusio!“, flüsterte sie mit dringlicher Stimme. Ihre Illusionsmagie erwachte zum Leben und mehrere Kopien von ihr und Amberine erschienen in der Arena, jede bewegte sich in eine andere Richtung und verteilte sich, um ihre Feinde zu verwirren.
Die Lichs zögerten, ihre hohlen Augen flackerten, während sie versuchten, herauszufinden, welche der Gestalten echt waren.
Maris nutzte die kurze Ablenkung zu ihrem Vorteil, ihr Herz pochte, als sie einen weiteren Zauber sprach. „Fulminis!“, rief sie, und ihr Zauberstab knisterte vor Energie, als ein Blitz auf die Skeletthände schoss und sie zerschmetterte, bevor sie sie erreichen konnten. Die Luft roch nach Ozon, der scharfe Geruch von Elektrizität erfüllte ihre Sinne, als die Skelettglieder zu Staub zerfielen.
Amberine stieß einen wilden Schrei aus, ihre Flammen erwachten zum Leben und tanzten hell und wild an ihren Armen entlang. Sie richtete einen Feuerstoß auf die verbleibenden Skeletthände und verbrannte sie, bevor sie sie packen konnten. Ihre Augen brannten vor Entschlossenheit, ihr Gesicht war gerötet von der Anstrengung, ihre Magie aufrechtzuerhalten.
Der erste Lich schlug zurück und hob erneut seine Hand. Dunkle Energie sammelte sich um ihn herum und verschmolz zu einem Schwarm geisterhafter Geschosse, die nach außen schossen, jedes auf eine andere Maris und Amberine. Die Illusionen begannen zu flackern, die geisterhaften Geschosse durchdrangen sie und verschwanden in einem Lichtblitz, während die echten Maris und Amberine gerade noch ausweichen konnten.
Maris‘ Herz pochte, ihr Körper bewegte sich instinktiv, als sie sich duckte und rollte, wobei die Geschosse sie nur knapp verfehlten. Sie spürte, wie ihre Mana schwanden, ihre Illusionen verblassten und ihre Energie mit jeder Sekunde schwächer wurde. Sie schleuderte einen weiteren Blitz, der einen der Lichs traf, sodass er zurücktaumelte und das blaue Leuchten in seinen Augen für einen Moment flackerte, bevor es wieder aufflammte.
Amberine neben ihr war unerbittlich. Sie streckte ihre Hände nach vorne, und ihre Flammen erwachten erneut zum Leben, hell und heftig. Sie stieß einen Schrei aus, ihre Stimme voller Angst und Entschlossenheit, als sie das Feuer auf die Lichs richtete, die Flammen wirbelten um sie herum und versuchten, die dunkle Magie zu verbrennen, die sie zusammenhielt.
Aber die Lichs waren stark. Sie bewegten sich mit einer Geschmeidigkeit, die ihre skelettartigen Körper Lügen strafte, und ihre dunkle Magie pulsierte mit einer unnatürlichen Energie. Einer der Lichs hob die Hand, und die Schatten um ihn herum verdichteten sich zu einer dunklen, wirbelnden Masse, die auf Amberine zuschoss. Sie konnte gerade noch ausweichen, die dunkle Energie streifte ihren Arm, ein scharfer Schmerz durchzuckte sie, als sie stolperte und ihre Flammen flackerten.
„Amberine!“, schrie Maris mit panischer Stimme, als sie ihre Freundin stolpern sah. Sie hob ihren Zauberstab und zauberte eine weitere Illusion, um Zeit zu gewinnen, aber ihre Mana war fast aufgebraucht, die Magie schwach, die Illusionen nahmen kaum Gestalt an, bevor sie wieder erloschen.
Amberine biss die Zähne zusammen, rappelte sich wieder auf und blickte trotz der Schmerzen entschlossen vor sich hin. „Mir geht es gut!“, rief sie zurück, ihre Stimme angestrengt, aber stark. Sie streckte erneut die Hände nach vorne, und die Flammen loderten auf, diesmal heller als zuvor.
„Ich werde nicht verlieren!“