Auf Dravens Befehl hin wurde es total still im Raum. Alle Schüler machten große Augen, als sie seine Worte verarbeiteten. Er forderte sie alle auf, ihre Zaubersprüche gegen ihn einzusetzen. Die Last dieser Herausforderung legte sich wie dichter Nebel über die Klasse und machte die Luft schwer.
Amberine spürte, wie sich die Stimmung veränderte, als die Schüler um sie herum nervöse Blicke austauschten, ihre Gesichter eine Mischung aus Unsicherheit und Angst.
Dravens kalter, unnachgiebiger Gesichtsausdruck blieb unverändert, als er mit hinter dem Rücken verschränkten Armen vorne im Raum stand und wartete. Die Herausforderung war nicht nur ein Test ihrer magischen Fähigkeiten, sondern auch ihres Mutes. Er forderte sie heraus, ihn anzugreifen, um zu sehen, was er aushalten konnte. Amberines Herz pochte in ihrer Brust, aber sie zögerte nicht.
Wenn Draven ihnen zeigen wollte, was ein echter magischer Schild war, dann würde sie ihm alles geben, was sie hatte.
Elara stand als Erste auf, ihre ruhige Gelassenheit war wie immer unerschütterlich. Sie bewegte sich zielstrebig, ihre goldenen Augen auf Draven gerichtet. Der Raum schien den Atem anzuhalten, als sie vorwärts trat, ihre Bewegungen fließend und anmutig.
Elara war schon immer die beste Schülerin gewesen, das Wunderkind, das in allem brillierte. Wenn jemand Dravens Barriere auf die Probe stellen konnte, dann sie.
„Elara“, sagte Draven mit einem Hauch von Neugier in der Stimme. „Zeig mir deinen stärksten Zauber.“
Amberine sah, wie Elara ihre Hand hob, deren Finger in einem sanften goldenen Licht leuchteten. Das Mana, das um sie herum wirbelte, war intensiv, eine schimmernde Aura, die vor Kraft pulsierte. Sie zögerte nicht, sie schwankte nicht, als sie begann, ihren Zauber zu wirken. Die Luft um sie herum flimmerte, die Temperatur im Raum sank, als sich über ihrer Hand eine Kugel aus reiner, strahlender Energie bildete.
Amberine konnte das Gewicht des Zaubers spüren – seine Kraft war riesig, weit über alles hinaus, was sie jemals versucht hatte. Elaras Gesichtsausdruck blieb ruhig, ihre ganze Aufmerksamkeit galt Draven. Mit einer schnellen Bewegung ihres Handgelenks entfesselte sie den Zauber, und die goldene Kugel schoss mit unglaublicher Geschwindigkeit auf Draven zu.
Die Energie im Raum knisterte, als der Zauber auf Dravens Barriere traf. Es gab einen blendenden Lichtblitz, und für einen Moment war nichts zu sehen. Die schiere Kraft von Elaras Angriff sandte eine Schockwelle durch den Raum und schleuderte mehrere Schüler zurück auf ihre Sitze. Amberine stemmte sich gegen die Wucht, ihr Herz raste, während sie darauf wartete, dass sich das Licht wieder klärte.
Aber als der Schein verblasste und sie wieder sehen konnten, stand Draven immer noch da, völlig unversehrt.
Seine Barriere, ein schimmernder, transparenter Schild, leuchtete schwach in der Luft um ihn herum. Es war kein einziger Riss zu sehen. Elaras mächtiger Zauber hatte nichts bewirkt – absolut nichts. Die goldene Kugel hatte sich in dem Moment, als sie die Barriere berührte, in Nichts aufgelöst, als hätte sie nie existiert.
Amberines Mund wurde trocken. Sie wusste, dass Elaras Magie mächtig war – weit über das hinaus, was die meisten Schüler jemals erreichen könnten –, aber Dravens Barriere hatte sie ohne mit der Wimper zu zucken absorbiert. Der Rest der Klasse saß wie erstarrt da und begriff allmählich die immensen Kräfte, über die Draven verfügte. Die Kluft zwischen ihnen und ihm schien unüberbrückbar.
„Ist das alles?“, fragte Draven mit neutraler, fast gelangweilter Stimme. Sein Blick wanderte über die Klasse. „Ich habe mehr von euch erwartet.“
Amberines Frustration flammte auf, aber sie ließ sich davon nicht aufhalten. Wenn Elaras Zauber nicht einmal eine Delle hinterlassen hatte, welche Chance hatten dann die anderen? Aber sie wollte nicht aufgeben.
Draven hatte sie alle herausgefordert, und sie würde nicht einfach gehen, ohne es zu versuchen.
Sie stand auf und spürte, wie Ifrit unter ihrer Robe wieder unruhig wurde. Seine Wärme breitete sich in ihr aus, seine Anwesenheit erinnerte sie daran, dass sie nicht allein war. Amberine hob die Hand, hielt Draven fest im Blick und begann, ihre Mana zu kanalisieren.
Ihr Zauber war nicht so ausgefeilt wie der von Elara, aber er brannte mit großer Intensität. Flammen flackerten um ihre Finger und wurden mit jeder Sekunde heller und heißer. Amberine konnte spüren, wie sich die Kraft in ihr aufbaute, ein Feuer, das alles in seinem Weg zu verschlingen drohte. Sie ballte die Faust, konzentrierte ihre ganze Energie auf einen einzigen Punkt und entfesselte sie dann mit einer schnellen Bewegung.
Ein tosender Feuerstrom schoss auf Dravens Barriere zu, und die Hitze im Raum stieg dramatisch an. Amberine steckte alles, was sie hatte, in den Zauber, und die Flammen züngelten und wanden sich, als sie mit explosiver Kraft auf die Barriere prallten. Die Hitze war intensiv, die Flammen leckten an den Rändern des Raumes und versuchten, den Schild zu durchbrennen.
Aber genau wie bei Elaras Zauber zuckte Dravens Barriere nicht einmal.
Der Feuersturm tobte mehrere lange Augenblicke lang gegen den Schild, bevor er plötzlich erlosch und sich in Luft auflöste. Die Barriere blieb vollkommen intakt, ihre transparente Oberfläche war von den Flammen unversehrt geblieben.
Amberine taumelte zurück, die Anstrengung, den Zauber aufrechtzuerhalten, hatte ihr den Atem geraubt. Sie spürte, wie ihr der Schweiß von der Stirn tropfte, ihr Körper zitterte vor Anstrengung. Aber Draven … er hatte sich nicht einmal bewegt. Sein Gesichtsausdruck blieb unbewegt, als hätte er den Angriff kaum wahrgenommen.
„Besser“, sagte Draven mit kühler Stimme. „Aber immer noch nicht genug.“
Amberine biss die Zähne zusammen, Frustration brannte in ihrer Brust. Egal, wie viel Kraft sie auf ihn warfen, es war nicht genug. Sie warf einen Blick auf Elara, die zu ihrem Platz zurückgekehrt war und so ruhig wie immer wirkte. Aber in ihren Augen war etwas – ein Funken Entschlossenheit, den Amberine erkannte.
„Wir dürfen nicht aufgeben“, dachte Amberine und ballte die Fäuste. „Es muss einen Weg geben.“
Weitere Schüler standen auf, jeder entschlossen, sich zu beweisen. Ein Zauber nach dem anderen wurde auf Dravens Barriere geworfen – Eis, Blitz, Wind und sogar Schattenmagie. Aber egal, wie mächtig der Angriff war, egal, wie viel Mühe die Schüler in ihre Zauber steckten, das Ergebnis war immer dasselbe.
Dravens Barriere absorbierte jeden Angriff mühelos, ohne auch nur einen Riss zu zeigen.
Der Raum war erfüllt vom Knistern der Magie, und mit jedem fehlgeschlagenen Versuch stieg die Spannung. Aber Draven blieb unbeeindruckt und ließ seinen kalten Blick über den Raum schweifen, während er jeden Schüler beobachtete.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hob Draven endlich die Hand und signalisierte den Schülern, aufzuhören. Es wurde unheimlich still im Raum, als die letzten Zauber verpufften und nur noch ein leises Summen von Mana in der Luft zu hören war.
„Jetzt“, sagte Draven, und seine Stimme schnitt wie ein Messer durch die Spannung, „werde ich euch zeigen, was eine echte magische Barriere ist.“
Er hob die Hand, und der schimmernde Schild um ihn herum schien vor Energie zu pulsieren. Die Luft im Raum wurde dick von Magie, einer mächtigen, bedrückenden Kraft, die Amberines Haut kribbeln ließ. Sie sah voller Ehrfurcht zu, wie Dravens Barriere sich ausdehnte, größer und klarer wurde. Es war nicht mehr nur ein einfacher Schild – es war eine Festung, eine undurchdringliche Wand aus Mana, die ihn vollständig umgab.
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„Der Schlüssel zu einer starken Barriere“, begann Draven mit ruhiger, bestimmter Stimme, „ist nicht einfach die Menge an Mana, die man in sie steckt. Es geht um Kontrolle. Präzision. Man muss die Art des Angriffs, gegen den man sich verteidigt, verstehen und ihn abwehren, bevor er überhaupt den Schild erreichen kann.“
Er hob seine andere Hand, und die Barriere begann sich zu verschieben, ihre Oberfläche wellte sich wie Wasser. „Eine Barriere ist keine statische Verteidigung. Sie muss anpassungsfähig und flexibel sein. Sie muss sich biegen, aber niemals brechen.“
Amberine holte ihr magisches Notizbuch aus ihrer Tasche und schlug es schnell auf, während Draven seine Erklärung fortsetzte. Ihre Hand bewegte sich schnell über die Seite, die verzauberte Feder glitt mühelos über das Papier, während sie Notizen machte.
Sie wollte kein einziges Wort von dem verpassen, was er sagte.
Dravens Barriere pulsierte erneut, ihre Oberfläche schimmerte mit einem schwachen Glanz. „Wenn du eine Barriere errichtest, erschaffst du nicht nur einen Schutzschild zwischen dir und dem Angriff. Du erschaffst ein Netzwerk aus Mana, das auf die Energie des ankommenden Zaubers reagiert. In dem Moment, in dem der Angriff deine Barriere berührt, musst du ihn analysieren, seine Natur verstehen und deine Verteidigung entsprechend anpassen.“
Amberines Feder kratzte wild über das Papier, während sie versuchte, mit Dravens rasanten Erklärungen Schritt zu halten. Sie sah, dass andere Schüler um sie herum dasselbe taten, ihre Köpfe über ihre Notizbücher gebeugt, während sie jedes Wort mitschrieben.
„Eine schlecht konstruierte Barriere“, fuhr Draven fort, „zerbricht in dem Moment, in dem sie auf einen Angriff trifft, den sie nicht absorbieren kann. Aber eine gut konstruierte Barriere verteilt die Energie des Angriffs, lenkt sie um und macht sie unschädlich.“
Amberines Herz raste, während sie schrieb, und ihr Kopf schwirrte von den Implikationen von Dravens Worten. Alles, was er sagte, ergab Sinn – sie konnte die Logik dahinter erkennen, die Präzision seines Ansatzes. Aber das Maß an Kontrolle, das er beschrieb, übertraf alles, was sie jemals versucht hatte.
Einen Angriff nicht nur abzuwehren, sondern ihn in Echtzeit zu analysieren, das Mana auf so feiner Ebene zu manipulieren … das war unglaublich.
Draven senkte die Hand, und die Barriere um ihn herum löste sich langsam auf, die Luft normalisierte sich wieder. Er drehte sich zur Klasse um und ließ seinen kalten Blick erneut über sie gleiten.
„Ihr werdet das üben“, sagte er mit leiser, aber fester Stimme. „Bis ihr eine Barriere erschaffen könnt, die einen Angriff nicht nur abwehrt, sondern vollständig neutralisiert.“
Die Klasse saß einen Moment lang fassungslos da, bevor die Schüler sich zu bewegen begannen und ihre Sachen zusammenpackten, um zu gehen. Amberine warf einen Blick auf ihr Notizbuch, ihr Herz schlug immer noch wie wild. Ihre Notizen waren detailliert, jedes Wort von Dravens Erklärung sorgfältig auf den verzauberten Seiten festgehalten.
Sie musste lächeln, weil sie wusste, dass sie etwas Wichtiges erfasst hatte – etwas, das sie glauben ließ, dass sie einen Durchbruch erzielen könnte!