Im Herzen dieses Waldes lag eine kleine, abgelegene Lichtung, umgeben von einer natürlichen Barriere aus dichtem Laubwerk und hoch aufragenden Eichen. Hier führte Sylara, die Tierbändigerin, ihre geheimen Geschäfte. Tagsüber war sie ihren Komplizen als „Die Maklerin“ bekannt, eine mysteriöse und schwer fassbare Gestalt, die den Handel mit seltenen und magischen Kreaturen ermöglichte.
Diese doppelte Identität ermöglichte es ihr, sich mühelos in der Unterwelt der magischen Geschäfte zu bewegen und ihre wahren Absichten und Fähigkeiten zu verbergen. Ihre Tarnung als „Die Maklerin“ war ebenso ein Werkzeug wie ihre Kreaturen, eine notwendige Verkleidung, um sich vor denen zu schützen, die sie aufhalten wollten.
Heute Nacht wurde die Lichtung vom flackernden Licht der Fackeln erhellt, die lange, wankende Schatten warfen, die zu atmen schienen.
Sylara stand in der Mitte, gehüllt in einen dunklen Umhang, der ihre Gesichtszüge verbarg. Ihre Augen, die unter der Kapuze verborgen waren, waren scharf und wachsam und musterten die Umgebung mit dem Instinkt eines Raubtiers.
Sie wartete auf einen wichtigen Kontakt, einen Mann, der nur als Dravis bekannt war. Er war ihr von ihrem Netzwerk von Informanten wärmstens empfohlen worden, und die Aussicht, seltene magische Kreaturen zu erwerben, hatte ihr Interesse geweckt.
Trotz der scheinbaren Ruhe spürte Sylara eine leichte Anspannung in der Luft, ein subtiles Unbehagen, das sie nicht genau einordnen konnte. Ihre Agenten, die diskret am Rand der Lichtung postiert waren, hatten keine ungewöhnlichen Aktivitäten gemeldet, doch sie wurde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte. Sie hatte vor langer Zeit gelernt, ihren Instinkten zu vertrauen – sie täuschten sie selten.
Der Wald um sie herum schien den Atem anzuhalten, die üblichen nächtlichen Geräusche waren gedämpft, als ob die Tiere selbst die Bedeutung dieses Treffens spürten.
Während die Minuten vergingen, wanderten Sylara’s Gedanken kurz zu ihren jüngsten Experimenten. Die Wesen, an denen sie gearbeitet hatte, waren anders als alles, was die Welt je gesehen hatte – teils natürlich, teils magisch und durch und durch gefährlich. Sie waren für einen bestimmten Zweck geschaffen worden: Chaos zu säen, die Verteidigung des Königreichs zu schwächen und den Weg für ihre größeren Ambitionen zu ebnen.
Die Banditen, die sie angeheuert hatte, waren nur ein Mittel zum Zweck, eine Ablenkung, um die Aufmerksamkeit von ihren wahren Zielen abzulenken.
Das Treffen heute Abend war ein weiterer Schritt in ihrem sorgfältig ausgearbeiteten Plan.
Das Geräusch von Schritten holte sie in die Gegenwart zurück. Aus den Schatten trat Dravis hervor, eine große Gestalt, gehüllt in einen Umhang, der so dunkel war wie die Nacht selbst. Er bewegte sich mit einer Selbstsicherheit, die von Stärke und Erfahrung zeugte, und seine Präsenz füllte den Raum aus. Sylara kniff die Augen unter ihrer Kapuze zusammen, während sie ihn musterte. Etwas an ihm, eine subtile Aura der Macht, machte sie nervös.
Sie hatte Gerüchte über Dravis gehört, Andeutungen über seine Verbindungen und seinen Einfluss, aber nichts Konkretes. Er war ein Rätsel, ganz wie sie selbst.
„Guten Abend“, grüßte Dravis mit sanfter, bedächtiger Stimme. Er blieb ein paar Schritte vor Sylara stehen und hielt respektvollen Abstand. „Der Wald ist wunderschön um diese Jahreszeit, nicht wahr?“
Sylara neigte leicht den Kopf, ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen. „In der Tat. Es ist ein Ort voller Geheimnisse und Flüstern, ganz wie unsere Geschäfte.“ Ihre Stimme war leise und melodisch, sorgfältig moduliert, um nichts preiszugeben. „Ich hoffe, du hast den Ort ohne Probleme gefunden?“
„Keine Probleme“, antwortete Dravis, sein Tonfall ebenso zurückhaltend. „Deine Wegbeschreibung war sehr klar. Aber lassen wir die Höflichkeiten beiseite, sollen wir?
Wir sind beide geschäftlich hier.“
„Natürlich“, stimmte Sylara zu, ohne ihren Blick von ihm abzuwenden. Sie war sich der potenziellen Gefahr, die dieser Mann sowohl als Verbündeter als auch als Bedrohung darstellte, sehr bewusst. „Du hast etwas von seltenen Kreaturen erwähnt. Das macht mich neugierig.“
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Dravis nickte und griff in seinen Umhang, um eine kleine, aufwendig geschnitzte Schatulle hervorzuholen. Er öffnete sie und enthüllte eine Reihe von Fläschchen, die jeweils eine andersfarbige Flüssigkeit enthielten. „Das“, sagte er und hielt ein Fläschchen ins Licht, „sind die Essenzen von Kreaturen aus einem fernen Land. Ihre Eigenschaften sind, gelinde gesagt, einzigartig.
Sie können magische Fähigkeiten verbessern, körperliche Eigenschaften stärken und sogar bestimmte … seltene Kräfte verleihen.“
Sylara war neugierig, hielt aber ihre Miene neutral. „Beeindruckend“, murmelte sie und trat näher, um die Fläschchen genauer anzusehen. Sie konnte die Magie spüren, die in ihnen steckte, eine starke und unberechenbare Kraft. „Und was willst du dafür?“
Dravis‘ Augen funkelten berechnend. „Informationen“, sagte er knapp. „Über eine bestimmte Gruppe magischer Wesen, mit denen du experimentiert hast.
Die, die … anders sind.“
Ein Schauer lief Sylara über den Rücken, doch sie behielt ihre Fassung. Er weiß Bescheid, wurde ihr mit einem mulmigen Gefühl klar. Wie viel wusste er? Sie war vorsichtig gewesen und hatte ihre Spuren sorgfältig verwischt, aber anscheinend hatte das nicht gereicht. „Ich verstehe“, sagte sie langsam, während ihre Gedanken rasten. „Und warum interessiert dich das?“
Dravis zuckte mit den Schultern, eine lässige Geste, die die Intensität seines Blicks nicht verriet. „Sagen wir einfach, ich interessiere mich sehr für alles Magische. Und deine Arbeit ist mir aufgefallen.“
Sylara spürte, wie ihr Puls schneller schlug, aber sie zwang sich, ruhig zu bleiben. „Ich fürchte, ich weiß nicht, wovon du sprichst“, log sie mit ruhiger Stimme.
„Ich beschäftige mich mit vielen Dingen, aber solche Kreaturen liegen außerhalb meines Bereichs.“
Dravis‘ Lächeln war kaum wahrnehmbar. „Komm schon, die Maklerin“, sagte er, wobei der Name wie eine Herausforderung von seinen Lippen glitt. „Wir wissen beide, dass du mehr bist als nur eine einfache Händlerin. Dein Netzwerk ist weitreichend, deine Ressourcen sind enorm. Du hast Verbindungen, die weit über diesen Wald hinausreichen.“
Sylara kniff die Augen zusammen. Das Spiel war aus, zumindest dieser Teil davon. Sie musste schnell entscheiden, wie sie weiter vorgehen würde. Sie konnte alles leugnen, die Scharade fortsetzen oder sie konnte einen neuen Ansatz wählen und herausfinden, was Dravis wirklich wollte. „Und wenn ich auf deine Fragen eingehen würde?“, fragte sie mit neutraler Stimme.
Dravis‘ Gesichtsausdruck blieb unlesbar. „Dann könnten wir über eine für beide Seiten vorteilhafte Vereinbarung sprechen. Informationen gegen Informationen. Ich bin sicher, wir haben beide etwas, das der andere will.“
Sylara überlegte schnell. Das war ein gefährliches Spiel, aber eines, das sich lohnen könnte. „Na gut“, sagte sie schließlich. „Aber du zuerst. Beweise mir, dass du nicht nur ein weiterer Opportunist bist.“
Dravis nickte, als würde er einen Punkt anerkennen. „Einverstanden“, sagte er, legte die Phiole zurück in die Schachtel und schloss sie. „Fangen wir mit etwas Einfachem an. Ich habe Gerüchte über eine neue Art von Kreaturen gehört, etwas … Verändertes. Verbessertes, wenn du so willst.
Ist an diesen Gerüchten etwas dran?“
Sylara zögerte und wägte ihre Optionen ab. Sie durfte nicht zu viel verraten, aber vielleicht konnte ein kleiner Hinweis, eine kleine Spur, Dravis auf eine falsche Fährte führen. „Es gibt immer Gerüchte“, sagte sie vorsichtig. „Die Leute reden, besonders wenn sie nicht verstehen, was sie sehen.“
Dravis nickte, als hätte er ihre Ausflucht erwartet. „Stimmt. Aber diese Kreaturen, so sagt man, sind stärker, schneller, widerstandsfähiger. Sie sind zu Leistungen fähig, die normale magische Wesen übersteigen. Du hast doch sicher schon etwas über sie gehört?“
Sylara’s Herz schlug schneller. Er kam ihr zu nahe, aber sie durfte jetzt keine Schwäche zeigen. „Solche Kreaturen wären zweifellos wertvoll“, sagte sie und gab sich gleichgültig. „Aber sie wären auch gefährlich und schwer zu kontrollieren.“
Dravis‘ Blick bohrte sich in ihren, auf der Suche nach Anzeichen von Täuschung. „In der Tat. Deshalb interessieren sie mich so sehr. Kontrolle ist schließlich der Schlüssel.“
Die Worte hingen schwer in der Luft. Sylara spürte, wie sich die Spannung weiter steigerte. Hier ging es nicht nur um die Kreaturen, sondern um Macht, Kontrolle und Wissen. Dravis – oder wer auch immer er wirklich war – wollte etwas von ihr, etwas, das sie ihm nicht geben konnte.
Bevor sie antworten konnte, fiel ihr eine subtile Veränderung in der Atmosphäre auf.
Eine schwache, fast unmerkliche Veränderung des Luftdrucks, ein leises Rascheln von Blättern. Ihr Blick huschte zum Rand der Lichtung, wo die Schatten tiefer zu werden schienen.
Es war eine Falle. Das wurde ihr augenblicklich klar. Dravis hatte sie hingehalten und mit ihr geredet, während seine Leute ihre Positionen einnahmen. Ihr gingen alle Optionen durch den Kopf, eine verzweifeltere als die andere.
Mit einer schnellen Bewegung streckte sie ihre magische Hand aus und sandte einen lautlosen Befehl an ihre Kreaturen. Der Boden bebte, als sie aus den Schatten traten, ihre Umrisse verschwammen zu einem Wirbel aus Fell, Schuppen und Klauen. Die Luft knisterte vor Energie, als sie einen schützenden Kreis um sie bildeten, ihre Augen leuchteten unnatürlich hell.
Dravis trat zurück, sein Gesichtsausdruck ruhig, aber in seinen Augen blitzte etwas auf, das fast wie Bewunderung aussah. „Beeindruckend“, sagte er leise.
„Aber unnötig. Ich bin nicht hier, um dir etwas anzutun, Sylara.“
Die Verwendung ihres richtigen Namens versetzte ihr einen Schock. Ihre Augen weiteten sich, ihr Atem stockte. „Wer bist du?“, fragte sie mit kaum mehr als einem Flüstern.
Dravis lächelte, ein kaltes, berechnendes Lächeln. „Jemand, der den Wert dessen kennt, was du besitzt. Und jemand, der dir helfen kann, wenn du bereit bist, einen Deal zu machen.“