„Klar“, murmelte Elara leise. „Sie muss mir immer gleich sein.“
Amberine warf ihr einen kurzen, anerkennenden Blick zu, bevor sie sich ihren Freunden zuwandte, die ihr sofort gratulierten.
Elaras Gesichtsausdruck blieb stoisch, aber innerlich kämpfte sie mit dem vertrauten Gefühl der Rivalität. Trotz ihres Wunsches, die Beste zu sein, schaffte es dieses Mädchen aus dem einfachen Volk irgendwie, ihr immer auf den Fersen zu bleiben.
Dennoch konnte sie die leichte Motivation nicht leugnen, die diese Rivalität in ihr auslöste. Sie wollte besser, stärker und geschickter sein – nicht nur um des Wettbewerbs willen, sondern um sich selbst und allen anderen zu beweisen, dass sie ihren Platz unter den besten Magiern verdient hatte.
Elara ging durch die steinernen Gänge der Magic Tower University und dachte an die bevorstehende Zeremonie.
„Die große Eröffnungsfeier …“
Das große Ereignis markierte den Beginn des Semesters und sollte die neuen Studenten in die reichen Traditionen und Erwartungen der Universität eintauchen lassen. Es war mehr als nur ein Spektakel; es war eine Gelegenheit, sich mit einflussreichen Mentoren, renommierten Clubs und wichtigen Ressourcen zu verbinden, die ihre akademische und magische Zukunft prägen könnten.
Elaras Ziel war klar: Sie musste jedes bisschen Wissen und Erfahrung aufsaugen, um eine beeindruckende Magierin zu werden.
Als Elara ankam, herrschte im Innenhof bereits reges Treiben.
Sie stand am Rand und nahm die lebhafte Szene vor sich in sich auf. Aufgeregte Studenten huschten von einem Stand zum nächsten, ihre Begeisterung war förmlich mit Händen zu greifen.
Elaras scharfer Blick wanderte über den Platz und registrierte die strategische Platzierung der einzelnen Stände und die subtile Hierarchie der Clubs, die sich nach ihrer Bedeutung und ihrem Ruf richtete.
Der Stand der Alchemistenvereinigung, geschmückt mit brodelnden Tränken und kunstvollen Glasgefäßen, stand prominent in der Mitte.
Der Stand des Kampfmagie-Clubs mit seinen robusten Rüstungsausstellungen und Sparringsringen zog eine große Menschenmenge an, während der ruhigere Stand der Vereinigung für mystische Kreaturen im Schatten einer großen Eiche eher die nachdenklichen Studenten anzog.
Elaras Aufmerksamkeit wurde vom Stand des Elementarforschungsclubs geweckt, der mit schwebenden Kristallen und Symbolen für die vier Elemente geschmückt war. Die Gestaltung war sorgfältig durchdacht, um Aufmerksamkeit zu erregen, ohne protzig zu wirken – eine Ausgewogenheit, die Elara zu schätzen wusste.
Sie sah, wie Lyle einer Gruppe von Erstsemestern lebhaft etwas erklärte und dabei mit den Händen gestikulierte, während er über die neuesten Entdeckungen des Clubs berichtete.
Die Zeremonie begann mit großem Pomp. Der Kanzler, eine imposante Gestalt in prächtigen Roben, betrat die Bühne und hielt eine mitreißende Rede über das Streben nach Wissen, die Verantwortung eines Magiers und die Bedeutung von Kameradschaft und Wettbewerb.
Elara hörte aufmerksam zu und nahm seine Worte in sich auf, während sie ihre Umgebung aufmerksam beobachtete. Sie nahm die Reaktionen ihrer Kommilitonen wahr, das aufgeregte Flüstern und die gelegentlichen Blicke, die in ihre Richtung gingen. Als Mitglied eines großen Adelshauses gab es bestimmte Erwartungen und einen gewissen Druck, denen sie gerecht werden und die sie übertreffen wollte.
Als der Kanzler über das Vermächtnis der Magierturm-Universität sprach, verspürte Elara einen Stolz, der mit einer Spur von Besorgnis gemischt war. Die Last der Erwartungen ihrer Familie lastete leicht auf ihren Schultern. Sie sah sich um und bemerkte andere Studenten aus Adelsfamilien, die wie sie dieselbe Last trugen. Einige Gesichter waren ihr von Rivalen bekannt, andere waren potenzielle Verbündete.
Die Rede des Kanzlers ging nahtlos in die Vorstellung der magischen Darbietungen über. Als der erste Darsteller die Bühne betrat, wurde es still im Saal. Illusionen von alten Schlachten, mythischen Kreaturen und mächtigen Zaubersprüchen wurden in die Luft gezaubert und webten ein Gewebe aus Licht und Klang, das das Publikum in Staunen versetzte.
Elaras analytischer Verstand zerlegte jede Darbietung in ihre Einzelteile und identifizierte die verwendeten Zaubersprüche und ihre Feinheiten.
Sie staunte über die erforderliche Präzision und Kontrolle und merkte sich die Techniken, die ihr besonders auffielen.
Eine spektakuläre Illusion, die den Flug eines Drachen durch einen stürmischen Himmel darstellte, faszinierte sie. Sie bemerkte die Überlagerung der Elementarzauber: der Wind, um den Sturm zu erzeugen, das Feuer, um den Atem des Drachen zu formen, und die Lichtmanipulation, um dem Ganzen Realismus zu verleihen.
Es war eine komplexe Symphonie der Magie, die perfektes Timing und Kontrolle erforderte. Elara war total fasziniert und überlegte sich, wie sie solche Feinheiten in ihrem Studium nachmachen könnte.
Unter den Darstellern stachen einige wichtige Persönlichkeiten hervor. Da war Lady Serina, die Anführerin der Zauberergilde, die Gegenstände so geschickt bewegte, dass sie in ihren Händen zu tanzen schienen. Ihre Darbietung war ein elegantes Ballett verzauberter Gegenstände, von denen sich jeder mit einer Anmut bewegte, die von jahrelanger Meisterschaft zeugte.
Elara beobachtete sie aufmerksam und nahm die Feinheiten in Lady Seraphinas Bewegungen und die präzise Kontrolle über ihre Magie wahr.
Lord Fenwick von der Runengesellschaft zeigte die Kraft alter Symbole, die alle mit einem ätherischen Licht leuchteten, als er sie in die Luft schrieb. Seine Darbietung war zurückhaltender, aber genauso faszinierend, da die Runen, die er schuf, mit einer Kraft zu summen schienen, die tief in den Zuschauern nachhallte.
Elara war beeindruckt von der Präzision seiner Arbeit, der Genauigkeit jedes Strichs und der tiefgreifenden Wirkung, die diese Symbole hervorrufen konnten.
Professor Thaddeus, der Anführer der Alchemistenvereinigung, zeigte eine Reihe von Tränken, die bei den Zuschauern Staunen und Faszination auslösten. Jeder Trank hatte eine andere Wirkung, von der Veränderung der Farbe des Himmels bis hin zur Erzeugung kleiner, lokaler Wetterphänomene. Die Erklärungen des Professors waren sowohl ausführlich als auch spannend und gaben einen Einblick in die unendlichen Möglichkeiten der Alchemie.
Elaras Kopf schwirrte von den möglichen Anwendungen solcher Tränke und sie überlegte, wie sie diese in ihr eigenes magisches Repertoire integrieren könnte.
Elaras Blick fiel schließlich auf Draven. Er stand abseits von den anderen, seine Haltung war ruhig und geheimnisvoll. Die Gerüchte über ihn waren endlos – einige sagten, er sei ein Wunderkind, andere flüsterten, er sei ein Betrüger, sogar ihr Vater leugnete sein Talent.
Elara hatte ihre eigenen Vermutungen, aber sie konnte seine Beherrschung der Magie nicht leugnen.
Während seines Vortrags waren seine Erklärungen klar, präzise und frei von jeglicher Arroganz gewesen. Sie beobachtete, wie er einen scheinbar einfachen Zauber ausführte und Feuer und Wasser mit solcher Leichtigkeit manipulierte, dass sie sich fragte, wie weit seine Fähigkeiten wirklich reichten.
Sogar seine Psychokinese passte perfekt zu seinem Auftreten. Ein Hauch von Perfektion, den nicht jeder haben konnte.
„Wie macht er das nur?“, fragte sich Elara neugierig. „Welche Geheimnisse verbirgt er hinter seiner gelassenen Fassade?“
Als die Zeremonie zu Ende ging, begannen die Schüler sich zu zerstreuen und strömten zu den verschiedenen Clubständen. Elara holte tief Luft und bereitete sich auf die Flut von Einladungen vor. Wie erwartet kamen Vertreter mehrerer Clubs auf sie zu, jeder davon bestrebt, sie für sich zu gewinnen.
„Miss Elara, der Elementarforschungsclub würde sich sehr freuen, Sie bei uns begrüßen zu dürfen“, sagte Lyle, der schlaksige Junge, den sie zuvor gesehen hatte. Seine Begeisterung war echt, aber in seinen Augen war auch eine gewisse Zurückhaltung zu erkennen – er war sich ihres Status und ihres Rufs bewusst.
„Elara, wenn du daran interessiert bist, die Grenzen der Tränkeherstellung zu erweitern, könnte die Alchemistenvereinigung jemanden mit deinem Potenzial gut gebrauchen“, bot Mira an, während ihre wilden Locken beim Sprechen hüpften. Auch sie schien etwas eingeschüchtert, ihre Begeisterung wurde durch ein Gefühl von Anstand gedämpft.
Kara vom Kampfmagie-Club war direkter. „Wir brauchen jemanden mit deinem Talent und deiner Entschlossenheit. Du würdest super zu uns passen“, sagte sie mit festem, selbstbewusstem Händedruck, doch in ihrem Blick lag unterschwelliger Respekt.
Elara hörte sich jede Vorstellung höflich an und wägte sorgfältig die Vor- und Nachteile ab. Der Elementarforschungsclub sprach ihre intellektuelle Neugier und ihren Wunsch an, die grundlegenden Kräfte der Magie zu verstehen.
Die Alchemistenvereinigung faszinierte sie mit ihrer Mischung aus Wissenschaft und Kreativität, während der Kampfmagie-Club ihr den Nervenkitzel bot, ihre körperlichen und magischen Grenzen auszutesten.
Nach reiflicher Überlegung entschied sich Elara für den Elementarforschungsclub. Das Streben nach Wissen und das Verständnis der Elementarmagie entsprachen genau ihren Zielen. Sie wollte die Feinheiten der Magie meistern, ihre Geheimnisse lüften und dieses Wissen nutzen, um stärker und geschickter zu werden.
Als der Tag zu Ende ging, verspürte Elara ein Gefühl der Erfüllung. Sie hatte die Zeremonie mit Anmut gemeistert, strategische Entscheidungen über ihre Zukunft getroffen und ihr Streben nach Exzellenz bekräftigt. Mit dem Elementarforschungsclub im Blick war sie bereit, sich noch intensiver in ihr Studium zu vertiefen und sich zu einer der mächtigsten Magierinnen ihrer Generation zu entwickeln.
Mit entschlossenem Blick und fester Entschlossenheit im Herzen machte sich Elara auf den Weg zum Hauptquartier des Clubs. Der Weg vor ihr war klar, und sie war bereit, sich allen Herausforderungen zu stellen, die ihr begegnen würden. Die Reise hatte gerade erst begonnen, und Elara war bereit, sie mit all ihrer Kraft und Entschlossenheit anzutreten.