Die Unsterblichen schauten Lex entsetzt an. Was für ein Monster hatten sie da vor sich? Wie konnte ein einzelner, neuer Unsterblicher gegen die vereinten Kräfte von neun Unsterblichen kämpfen, die ihre Grundsätze für ein gemeinsames Ziel einsetzten?
Wie konnte Lex seinen Grundsatz so einfach verkörpern? Selbst wenn jemand wusste, wie nützlich es war, seine Grundsätze zu verkörpern, war es nicht einfach, das auch wirklich hinzukriegen!
Aber das war in gewisser Weise ein Vorteil eines einzigen, einfachen Grundsatzes. Es war viel einfacher, sich damit zu identifizieren. Dafür fehlte ihm die Vielseitigkeit komplexerer Grundsätze.
Die Unsterblichen waren echt geschockt, aber sie hatten auf Jeffreys Rat gehört und bereits mit einem Scheitern gerechnet. Deshalb arbeiteten nur neun Unsterbliche zusammen, um die Säule zu beschwören, nicht zehn. Der zehnte bereitete den nächsten Angriff vor.
Doch die kurze Verzögerung, die ihre Schockstarre verursachte, raubte ihnen die Möglichkeit, Lex weiter anzugreifen.
Jetzt, da Lex eine neue Methode kennengelernt hatte, Grundsätze anzugreifen, Gesetze anzuwenden und seinen Grundsatz einzusetzen, wollte er sie ausprobieren. Vor allem, da er ein angeborenes Verständnis für etwas namens „Domäne“ entwickelt hatte.
Einfach gesagt war ein Domäne ein Bereich, in dem die Gesetze komplett unter der Kontrolle eines Unsterblichen standen. Das erinnerte Lex an versiegelte Domänen, Bereiche, die komplett von der Welt abgeschnitten waren und manchmal ihre eigenen Gesetze hatten.
Trotzdem fand Lex das Konzept der Domänen echt interessant und konnte aufgrund seiner jüngsten Erfahrungen nachvollziehen, warum ein Bereich, in dem er keinen Zugang zu Gesetzen hatte, gefährlich sein konnte. Einfach gesagt, hatten sich neun Unsterbliche zusammengetan, um Lex in eine Domäne zu sperren.
Lex hatte das Gefühl, dass irdische Unsterbliche normalerweise keine Domänen kontrollieren konnten. Es schien ihm übermächtig, ganz zu schweigen davon, dass er noch nie davon gehört oder eine gesehen hatte.
Er freute sich darauf, zu testen, wie nützlich sie war, obwohl er es für sehr verschwenderisch hielt, sie auf ein einziges Gesetz zu beschränken. Wenn er noch ein paar weitere Gesetze einbauen und vielleicht sogar Elemente seiner Dominanz und seines Goldenen Infernos hinzufügen könnte, wäre das ein unglaublicher Anblick. Aber das war vielleicht leichter gesagt als getan.
Selbst er wusste, dass er seine Domäne im Moment nur wegen des vorübergehenden Boosts durch seinen einen Grundsatz aufrechterhalten konnte. Ohne diesen Boost wäre Lex nicht in der Lage, eine Domäne wieder zu nutzen.
Er hatte auch den leisen Verdacht, dass es für ihn einfacher war, eine Domäne zu nutzen, weil er teilweise den Status eines neugeborenen Reiches hatte, das natürlich Gesetze enthielt.
Lex handelte sofort und brachte drei der Unsterblichen in die Reichweite seines Domänenbereichs, wo die einzigen Gesetze, die existierten, mit Verteidigung zu tun hatten. Er entzog ihnen ihre Kräfte und machte sie genauso schwach, wie Lex kurz zuvor gewesen war.
Sie waren sprachlos und entsetzt, konnten aber aus genau demselben Grund, aus dem Lex nicht entkommen konnte, nicht fliehen. Obwohl sie mit Höchstgeschwindigkeit rannten, legten sie nur eine unbedeutende Strecke zurück.
Lex umklammerte sein Schwert, bereit zum Angriff, entdeckte jedoch einen Fehler in seinem eigenen Bereich. Dieser enthielt nur Verteidigungsgesetze, was bedeutete, dass sogar seine eigenen Angriffe fehlschlagen würden!
Das war egal, er war zufrieden damit, diese Unsterblichen so anzugreifen, wie sie ihn angegriffen hatten. Mit seinem rechten Auge beschwor Lex Schutzschilde um die Unsterblichen und platzierte sie an einem möglichst sicheren Ort.
Dieser war so sicher, dass selbst sie sich nicht bewegen konnten, wenn sie wollten, denn ihre Barrieren ließen ihnen keinen Spielraum – ähnlich wie Lex einst auf Formationen angewiesen war, um den Raum in der Midnight Tavern zu kontrollieren.
Und jetzt konnte er so etwas ganz allein!
Sobald er die drei Unsterblichen mit den Barrieren gefangen hatte, verstärkte er sofort sein Reich so gut er konnte. Dazu verkleinerte er das Reich so weit wie möglich, um weniger Energie zu verbrauchen, während er kontinuierlich die Techniken des standhaften Wächters übte.
Die drei Unsterblichen wurden sofort blass, und einer von ihnen begann zu bluten, als würde sein Körper zusammengedrückt werden.
Die Unsterblichen, die sich außerhalb befanden, erwachten aus ihrer Trance und griffen Lex wütend an, aber ohne Erfolg. Sobald ihre Angriffe sein Gebiet erreichten, verloren sie ihre Kraft und verschwanden.
Jeffrey, der das alles aus der Ferne beobachtete, verzog das Gesicht und begann, in seinem Kopf einen Fluchtplan zu schmieden. Es machte ihm nichts aus, seine Verbündeten im Stich zu lassen.
Auch die anderen begannen endlich, die gleiche Verzweiflung zu spüren, die Jeffrey schon lange erfasst hatte.
Einer der drei Unsterblichen starb, sein Körper explodierte, als wäre eine Bombe in ihm gezündet worden, und die beiden anderen waren nicht weit hinter ihm.
Lex‘ Augen leuchteten auf, als er endlich einen weiteren Weg fand, Unsterbliche zu töten, auch wenn dieser letztendlich ebenfalls auf Grundsätze abzielte.
Seine nächste Idee war, den Verstand zu testen, ihre Persönlichkeiten zu beeinflussen und sie dazu zu bringen, sich entgegen ihrer Grundsätze zu verhalten. Er fragte sich, wie sich das auf sie auswirken würde.
Doch bevor die nächsten beiden Unsterblichen starben, bevor die anderen Unsterblichen einen Weg fanden, die Bedrohung durch Lex zu beseitigen, und bevor Lex seinen nächsten Angriffsplan fertigstellte, gab es eine Veränderung.
Ein Blitz schlug Lex aus seiner vierten Prüfung, aber Lex‘ Domäne blockierte ihn mühelos. Doch unmittelbar danach passierte etwas, das eigentlich unmöglich sein sollte, geschweige denn passieren konnte.
Lex‘ fünfte Prüfung, die erst nach Abschluss der vierten hätte ausgelöst werden sollen, traf ihn mit einem Blitzschlag und hätte beinahe Lex‘ Domäne zerstört!
Alle waren fassungslos, auch Lex!
Wie … wie zum Teufel konnte er zwei Prüfungen gleichzeitig erleben?
Es ergab keinen Sinn, doch die Unsterblichen jubelten und Jeffrey verschob seine Fluchtpläne. Vielleicht gab es doch noch Hoffnung, ihn zu besiegen.
Lex hingegen runzelte die Stirn. Die Dinge gerieten außer Kontrolle. Es war am besten, wenn er seinen Frühjahrsputz beschleunigte.
Er holte tief Luft und ließ sein Reich verblassen. Gerade als die Unsterblichen dachten, er hätte keine Energie mehr, ging eine tiefe und überwältigende Aura von Lex‘ Körper aus, die sogar seine Herrschaft weit übertraf!
Auf Lex‘ nacktem Rücken begann sich ein Lotus-Tattoo zu bilden.
