Als Ra seinen Blick auf Lex richtete, legte sich eine bedrückende Stimmung über den Raum und alles wurde still. Dieser Druck war nicht wie eine göttliche Aura oder die Macht der Drachen, die Lex mit purer Willenskraft und Entschlossenheit überwinden konnte.
Der ganze Raum erstarrte unter seinem Einfluss, einschließlich Fenrir und den Händen. Das Einzige, was noch funktionierte, war Lex‘ Verstand – er konnte in diesem Moment nicht einmal seine Energie einsetzen. Lex geriet nicht in Panik, aber er war sich der Tatsache bewusst, dass er in einer schwierigen Situation steckte.
Wenn Ra so mächtig war, hätte er sie alle sofort einfrieren können, und dann hätte es keinen Grund gegeben, sich ihre vorherige Farce anzutun. Aber das hatte er nicht getan und sogar die Demütigung ertragen, gleichzeitig von Lex und Fenrir angegriffen zu werden. Er hatte sogar viele Wunden von Fenrir davongetragen, obwohl er den Hass dafür aus irgendeinem Grund ebenfalls Lex zuschrieb.
Der Punkt war, dass Ras Ego es ihm nicht erlaubte, so etwas zu tolerieren, es sei denn, es war absolut notwendig.
Die einzige Erklärung war, dass dies Teil seiner Technik war und der Grund, warum Cassandra ihm speziell beigebracht hatte, göttliche Techniken zu stören. Aber sie hatte ihm nicht beigebracht, wie man korrupte Göttlichkeit effektiv stört, mit der er nun konfrontiert war. Entweder hatte sie ihm das einfach vorenthalten, oder der Tempel hatte keine Möglichkeit, ihn im Umgang mit korrupter Göttlichkeit zu trainieren.
Zumindest hatte sie ihm alle Eigenschaften der verdorbenen Göttlichkeit beigebracht, sodass er nicht unvorbereitet war.
„DU UNERTRÄGLICHE KAKERLAKE“, dröhnte Ras Stimme, obwohl er nicht mehr frustriert schrie. „DEINE VERBRECHEN SIND ZAHLREICH, UND DAFÜR VERURTEILE ICH DICH ZU EWIGEM LEIDEN!“
Lex beobachtete alles mit seinem linken Auge und sah, wie riesige Energiemengen zu fließen begannen, sobald Ra gesprochen hatte. Wie er vermutet hatte, handelte es sich um eine Art Technik. Als wäre er nicht derjenige, der vor Gericht stand, ging Lex ruhig, aber schnell alles durch, was er über Gottheiten wusste.
Ob sie nun gefallen sind oder nicht, die Natur der Macht einer Gottheit hängt von ihrem Glauben ab. Wenn sie ihre Fähigkeiten erweitern wollen, müssen sie das entweder in ihren Glauben integrieren oder die Domäne einer anderen Gottheit stehlen, was natürlich beides zu ihrem Glauben und ihren Fähigkeiten hinzufügt.
Lex hatte sich leider nicht intensiv mit Ras Glauben beschäftigt, aber er erinnerte sich vage an ein paar Sachen von seiner Zeit auf der Erde, als er Ägypten besucht hatte. Mal sehen, da war irgendwas mit dem obersten Gott, dem Schöpfer von allem. Er erinnerte sich vage daran, dass er die Seelen der Verstorbenen richtete. Oder war das jemand anderes?
Aber wenn er Ra auf seinem Thron sitzen sah, sah es wirklich so aus, als würde er Lex richten. Wenn das der Fall war …
Lex holte sofort seine neue Maske „Invincible Tyrant“ und das Buttermesser hervor. Obwohl er seinen Körper nicht bewegen konnte, war sein Geist frei. Er nutzte diese Fähigkeit, um einen Teil der göttlichen Energie um sie herum zu manipulieren und die Maske und das Messer damit zu erfüllen.
Ra spürte sofort, was Lex vorhatte, und grinste höhnisch.
„DUMME VERSUCHE!“, brüllte er, und Lex‘ Umgebung veränderte sich. Anstelle einer Bühne befand sich Lex in einer …
Trotz der ernsten Lage musste Lex lachen, weil die Situation so unerwartet und doch irgendwie zu erwarten war. Er befand sich in einer Lavagrube.
Jetzt, wo sich seine Umgebung verändert hatte, war der Druck, der ihn festhielt, verschwunden, aber die Arme aus Stein hielten ihn immer noch fest. Lex ignorierte seine Umgebung komplett und begann, den Imbuing-Prozess zu beschleunigen. Es gab zwar mehrere Möglichkeiten, die Techniken und Fähigkeiten von Gottheiten zu neutralisieren, aber der einfachste Weg war, einzugreifen, bevor sie etabliert waren.
Da Lex das nicht geschafft hatte, war sein nächster Schritt, göttliche Energie selbst oder Gegenstände, die göttliche Energie enthielten, zu nutzen, um sich zu wehren.
Außerdem begann er, anstatt die Steinarme zu zerbrechen, seine Kultivierungstechnik anzuwenden und die göttliche Energie aus den Armen zu absorbieren. Aber Lex hörte damit fast sofort auf. Obwohl seine Kultivierungstechnik ihn irgendwann daran gewöhnen würde, korrupte göttliche Energie zu tolerieren, konnte er im Moment nicht damit umgehen, und genau das füllte seine Hände.
Als wäre er völlig wütend darüber, dass Lex seine Situation ignorierte, beugte sich Ra vor, um ihn anzustarren, während er sich beeilte, die Grube mit Lava zu füllen. Er freute sich darauf, Lex schreien und flehen zu sehen, wenn die Lava ihn verbrennen würde. Das war natürlich keine gewöhnliche Lava, sondern eine spezielle Art, die direkt die Seele verbrannte, statt den Körper!
Doch Lex schien die Lava völlig zu ignorieren, selbst als sie immer näher kam. Ra spottete über seine Versuche, sich tapfer zu geben, aber selbst als die Lava endlich seine Füße berührte und begann, seinen Körper zu umgeben, zuckte Lex nicht einmal mit der Wimper.
Überzeugt davon, dass er sich nur gegen das Unvermeidliche wehrte, beugte sich Ra noch weiter vor, in Erwartung seiner unvermeidlichen Schreie. Aber sie kamen nicht.
Lex war unterdessen neugierig, warum Ra Fenrir ständig vergaß. War das die neue Fähigkeit des Welpen?
Das Buttermesser war vollständig durchdrungen, und Lex‘ Augen blitzten, als er seine Vergeltung begann. Er schlug mit dem Messer auf die vielen Hände, die ihn festhielten, und schnitt durch sie hindurch wie … wie ein heißes Messer durch Butter.
Befreit von seinen Fesseln rannte Lex los, aber nicht weg von der Lava, sondern hinein. Sein Auge hatte bereits die Schwachstelle dieser Technik entdeckt, und er wollte sie treffen. Entgegen seiner Erwartungen war die Lava tatsächlich heiß und verbrannte ihn. Aber das Ausmaß der Verbrennungen war für Lex im Moment völlig vernachlässigbar.
Ra war so fassungslos von dem, was er sah, dass ihm fast die Kinnlade herunterfiel – oder besser gesagt, sein unterer Schnabel. Da er aber total auf Lex fixiert war, schien er Fenrir wieder mal vergessen zu haben. Er bemerkte nicht mal, dass der Welpe sich aus seinen Fesseln befreit hatte, und wurde erst wieder daran erinnert, als er erneut Zähne in seinem Nacken spürte.
