Lex stieg endlich von der Plattform und folgte der Projektion in einen anderen Raum, während er über seine Zukunftspläne nachdachte. Ra zu töten schien ihm das Wichtigste zu sein. Da sie schon eine Fehde hatten, wollte Lex nicht, dass er noch stärker wurde, also schien sein Ziel vorerst mit den Projektionen übereinzustimmen.
Um Ra zu erreichen, musste Lex laut der Projektion etwa acht Prüfungen bestehen, von denen jede ihm Zugang zu tieferen Teilen des Tempels sowie mehr Autorität verschaffte. Die Projektion versprach, den Schwierigkeitsgrad der Prüfungen so weit wie möglich zu reduzieren, um Lex das Erreichen von Ra zu erleichtern.
Aber anscheinend hatte die Gottheit durch die Plünderung der verschiedenen im Tempel versteckten Gottheiten einen Teil ihrer Kraft zurückgewonnen, sodass es für Lex nicht so einfach werden würde wie beim letzten Mal.
Was er tun sollte, nachdem er Ra besiegt hatte … Das schob Lex vorerst beiseite. Stattdessen konzentrierte er sich auf seine unmittelbaren Pläne. Die Projektion hatte ihm Anleitung und Hilfe bei seinem Training angeboten, und Lex konnte keinen Fehler in dem Plan finden, also würde er sich vorerst daran halten.
„Wie heißt du?“, fragte Lex die Projektion. „Ich bin übrigens Lex.“
„Mateo“, antwortete die Projektion knapp. „Ich bin einer der vielen Wächter des Tempels. Leider sind die anderen Wächter in seinem derzeitigen Zustand inaktiv. Selbst ich wäre inaktiv, wenn ihr nicht hereingekommen wärt.“
„Und du kannst mir nicht viel über die Herkunft des Tempels erzählen“,
stellte Lex fest, als hätte er gar nicht erst fragen müssen.
„Manchmal können Informationen mehr schaden als nützen. Da der Tempel versteckt wurde, hatte das ganz sicher einen Grund. Wenn du zu viel über den Tempel weißt, werden seine Feinde das spüren. Und dann … gibt es kein Dann mehr. Du wirst aufhören zu existieren, da der Tempel dich automatisch töten wird, um seine Geheimnisse zu schützen.“
Lex runzelte die Stirn. Es schien, als seien die Dinge komplizierter, als sie schienen, aber das spielte keine Rolle. Lex würde sich schließlich in die Herberge zurückziehen, und selbst wenn er den Tempel danach weiter nutzen wollte, könnte er das einfach tun, ohne sich mit seinen Geheimnissen zu befassen.
Während Lex und Mateo redeten, durchquerten sie unzählige Hallen und Räume. Der Tempel war absolut riesig, und Lex konnte nicht sagen, wie weit er sich erstreckte.
Schließlich erreichten sie eine interne Teleportationsplattform, über die die beiden einen völlig neuen Bereich erreichten. Während der vorherige Teil wie eine Herberge oder ein Wohnbereich aussah, glich der Ort, den sie nun betraten, eher einem Laboratorium von epischen Ausmaßen.
„Es wird einige Zeit dauern, die Entfernung eurer Göttlichkeiten vorzubereiten“, sagte Mateo, während das Labor um sie herum zum Leben erwachte.
Bestimmte Maschinen, die sich seit einer unbekannten Anzahl von Jahren nicht mehr bewegt hatten, begannen endlich zu zittern, und andere setzten mit einem lauten Dröhnen in Gang.
Für einen kurzen Moment spürte Lex, wie sich eine enorme Energie in seiner Umgebung aufbaute, bevor ein Schild den Bereich umhüllte und die Energie unterdrückte.
„Warum erzählst du mir in der Zwischenzeit nicht etwas über deine Bindungen?“
Lex sprang auf einen Tisch, um auf Augenhöhe mit Mateo zu sein, und zog sein kleines Shirt aus. Er zeigte auf seinen Rücken, der ganz normal aussah. Aber dann, nach ein paar Sekunden, tauchte ein Lotus-Tattoo auf.
„Aus bestimmten Gründen begleitet mich der Lotus. Aber ich habe mich nie offiziell mit ihm verbunden, er hat sich einfach an meinen Rücken geheftet. Früher ist das Tattoo nie verschwunden. Gleichzeitig hat es meinen Rücken vor jeglicher Art von Verletzungen geschützt. Aber in letzter Zeit hat es aufgehört, die Verletzungen an meinem Rücken zu heilen, und oft verschwindet das Tattoo.
Im Moment schläft der Lotus. Er hat mir schon oft geholfen, manchmal, um mich zu heilen, und manchmal, um meinen Körper zu verbessern. Aber das kostet ihn Energie, deshalb schläft der Lotus in letzter Zeit viel.“
Mateo schaute sich das Tattoo eine Weile an, als könnten seine Augen allein seine Feinheiten verstehen.
„Auch wenn du den Lotus anfangs nicht an dich gebunden hast, hat er doch eine enge Verbindung zu dir aufgebaut, weil er schon so lange mit dir verbunden ist und dir so sehr geholfen hat, deinen Körper zu verfeinern. Da aber keiner von euch beiden jemals bewusst versucht hat, die Verbindung herzustellen, ist sie nur teilweise vorhanden. Ich empfehle dir, die Verbindung aufzubauen.
Kurzfristig wird das für dich enorm vorteilhaft sein. Aber langfristig wird sogar der Lotus davon profitieren.
Wenn ein Weltensamen-Lotus in einer Welt erblüht, wird sein Bewusstsein einschlafen und schließlich verblassen. Die Welt wird dann ein neues eigenes Bewusstsein erlangen. Aber wenn er mit dir verbunden ist, kann er diese Verbindung nutzen, um zu verhindern, dass er einschläft. Das wird auf natürliche Weise sicherstellen, dass sein Bewusstsein nicht ersetzt wird.“
Lex runzelte die Stirn. Obwohl es noch etwa 499.999 Jahre dauerte, bis der Lotus blühte, hing er bereits sehr an ihm. Der Gedanke, dass er sterben oder sein Bewusstsein verlieren könnte, war ziemlich abschreckend. Aber gleichzeitig wollte er den Lotus nicht zu einer Verbindung zwingen oder ihn dazu bringen, wie er es mit Pelvailin getan hatte.
„Ich werde mit ihm kommunizieren, um zu sehen, ob er bereit ist, eine Verbindung einzugehen“, sagte Lex und teilte der Projektion seine Entscheidung mit.
„Mach das nicht hier. Komm mit mir. Es gibt einen speziellen Raum, der die Verbindung zwischen Menschen und Planeten erleichtert. Auch wenn der Samen noch keine Welt geworden ist, kann er dort behandelt werden.“
„Es gibt einen speziellen Raum dafür? Wie oft verbinden sich Menschen mit Planeten?“, fragte Lex erstaunt.
„Das kommt eigentlich ziemlich oft vor“, sagte Mateo. „Auch wenn die Welt kein Bewusstsein erlangt, werden Menschen, wenn sie höhere Stufen der Unsterblichkeit erreichen, sentimental. Sie verbinden sich oft mit ihren Heimatplaneten und nehmen sie mit sich herum.“
„Klar, natürlich. Warum sollten sie das nicht tun?“, fragte Lex, dessen Kopf bereits voller Ideen war, wie er zum Sonnensystem zurückkehren und sich mit Uranus verbinden könnte, wenn die Zeit gekommen war.
