Kain dachte, Bea meinte damit, dass sie Gehirne von noch lebenden Menschen essen musste…
Auch wenn es eklig war, musste Kain zugeben, dass das für seine Trainingspläne ziemlich praktisch war. Bea konnte ihre Fähigkeiten trainieren und gleichzeitig ihre SP erhöhen und GP sammeln, um das System zu verbessern.
„Sieht so aus, als würde ich in Zukunft nicht mehr so viel Zeit zu Hause verbringen können“, dachte Kain. Dann fing er an, eine weitere Tasche mit all den Sachen zu packen, die er zuvor verloren hatte.
Zum Glück waren die Blutergüsse um seinen Knöchel fast verheilt und taten nicht mehr weh. „Ah, die Vorteile spiritueller Kräfte. Obwohl es keine tiefe Wunde war, hätte es auf der Erde mindestens eine Woche gedauert, bis sie vollständig verheilt wäre.“
„Ich bin fast fertig. Allerdings möchte ich noch ein paar Dinge in der Stadt kaufen.“
Kain hatte noch nie so viel Geld übrig gehabt, ganze 22.000 CD, wenn man seine bisherigen Einnahmen als Nachhilfelehrer und die 12.000 CD, die er gestern für den Verkauf der Puma-Teile bekommen hatte, zusammenzählte. Bisher hatte er sich nicht einmal die einfachste Rüstung leisten können. Jetzt sollte er sich aber zumindest etwas leisten können.
Vielleicht sogar eine von guter Qualität oder sogar hochwertig, wenn sie schon gebraucht war.
Kain machte sich auf den Weg in die Stadt und ging in Richtung Geschäftsviertel. Wegen seiner knappen Kasse war er selten hierher gekommen, aber jetzt war er erstaunt, wie viele Läden es hier gab, die sich an Bestienbändiger richteten. Apotheken, Waffenläden, Trainingszentren und vieles mehr.
Er ging zu einer örtlichen Waffenschmiede, die unter den lokalen Söldnern den Ruf hatte, die günstigste Ausrüstung zu haben („Danke nochmal, Cherry, für den Tipp!“), und trat zögernd durch die Tür.
Er sah eine Vielzahl von Waffen und Rüstungen in Regalen und entlang der Wände.
„Wo soll ich nur anfangen?“ Er blieb so lange wie ein Fass auf zwei Beinen stehen, bis ein Angestellter Mitleid mit ihm hatte.
„Kann ich dir helfen?“, fragte ein großer älterer Mann mit einem langen, zotteligen grauen Bart. „Er ist wahrscheinlich Schmied“, dachte Kain und betrachtete die rote, wettergegerbte Haut des Mannes.
„J-ja! Ich suche eine geeignete leichte Rüstung.“
„Hmmm …“, sagte er und kniff seine ohnehin schon kleinen Augen zusammen, während er Kain von oben bis unten musterte. „Schüler? 1 Stern? Wie viel hast du drauf?“ Kain nickte, bevor er ihm seine gesamten Ersparnisse nannte – an Sicherheit konnte man nicht sparen.
„Komm mit“, sagte der Mann und führte ihn zu einem Regal mit weichen Rüstungen in der Nähe der Tür.
„Ich nehme an, dass du diese Rüstung benutzen wirst, um die Wildnis hier in der Umgebung zu erkunden. Deshalb brauchst du keine mit Kälteschutz. Andere Besonderheiten wie Blitz- oder Feuerschutz sind auch nicht nötig, da diese Eigenschaften in unserer unmittelbaren Umgebung extrem selten sind.
Ich würde dir empfehlen, eine dieser drei zu kaufen“, sagte der Schmied und hielt eine schwarze, eine braune und eine dunkelblaue Rüstung hoch.
„Diese hier“, sagte der große Mann und hielt die schwarze hoch, „ist aus der Haut eines bronzefarbenen Eisenbären gefertigt und bietet außergewöhnlichen Schutz.
Sie ist zwar ziemlich schwer, aber die meisten Angriffe der weißen Klasse und sogar die der roten Klasse würden sie nur schwer durchdringen können.“ Kain hob die schwarze weiche Rüstung hoch und wäre fast umgefallen, weil sie so schwer war. „Kann das überhaupt jemand tragen?!“ Das könnte wahrscheinlich nur ein Highschool-Schüler von Bridges Größe tragen.
Kain schüttelte den Kopf. „Das ist mir zu schwer. Ich kämpfe eher mit meiner Beweglichkeit als mit roher Kraft.“
„Das habe ich mir gedacht“, sagte er und betrachtete Kains schlanke, muskulöse Arme. „Diese beiden sind vielleicht eher das, was du suchst.“
Dann hielt er die braune Rüstung hoch. Bei genauerem Hinsehen konnte Kain erkennen, dass sie einen leichten Grünstich hatte und mit Schuppen bedeckt war. „Sie ist aus der Haut von Bitter Ground Lizards hergestellt, leicht und strapazierfähig, wenn auch nicht so schützend wie die vorherige, die ich dir gezeigt habe.
Außerdem sind sie, da sie aus Bitter Sand Lizards hergestellt sind, resistent gegen ätzende Gifte.“
Bitter Sand Lizards sind bronzefarbene Echsen, die in unterirdischen Tunneln leben, typischerweise in sandigen Wüstenregionen. Ihre Haut sondert ständig ein leicht ätzendes Gift ab, das dem gesamten Boden in der Umgebung einen leicht bitteren Geschmack verleiht. Allerdings glauben die meisten Leute einfach, was in den Lehrbüchern steht, und haben es nicht selbst probiert.
„Zu guter Letzt“, sagte er und zeigte auf die blaue Rüstung, „ist diese hier aus einem bronzefarbenen Aasfresser-Hai gemacht. Deshalb ist sie genauso robust und leicht wie die braune Rüstung, die ich dir gezeigt habe, und dazu noch super wasserabweisend. Du wirst dich im Wasser genauso leicht fühlen wie an Land.“ Aasfresser-Haie sind ziemlich verbreitete bronzefarbene Bestien.
Außerdem jagen sie, obwohl sie Haie sind, nur selten Beute, sondern suchen lieber am Meeresboden nach Futter.
„Hmmm … Wie viel kosten die braune und die blaue Rüstung jeweils?“
„Die blaue kostet 19.000 CD, die andere, weil Sand-Echsen seltener zu finden sind, 21.000 CD.“
Kain blutete das Herz. Beide würden einen Großteil seiner Ersparnisse verschlingen. Er wurde erneut bewusst, wie teuer der Beruf des Tierbändigers war.
Er quälte sich aber nicht lange mit seiner Entscheidung. Es gab nicht viele Kreaturen mit ätzendem Gift in der Gegend, und angesichts von Beas Eigenschaften plante Kain, den Großteil seiner Jagd im und um den Fluss herum zu machen. Dass es billiger war, war auch ein netter Bonus.
„Ich nehme die weiche Rüstung des Aasfressers!“
