Perspektive einer dritten Person
Ihre Wärme war ein toller Kontrast zu seiner Kälte und er konnte sie ganz leise schnurren hören.
Genau wie er erwartet hatte, sagte Virelle nichts dagegen.
Aber als er zu ihr rüber sah, bemerkte er, wie sie ihren Kiefer leicht zusammenpresste und ihr Augenwinkel fast unmerklich zuckte.
Obwohl ihr Gesichtsausdruck gelassen blieb, brodelte ihre Unzufriedenheit unter der Oberfläche wie ein Funke unter Eis.
Er sagte nichts und tat so, als sei all dies ganz normal und reine Zuneigung.
Er gab dem alten Kutscher ein einfaches Zeichen, der ohne ein Wort antwortete und die Pferde in Bewegung setzte.
Die Kutsche knarrte und ruckelte vorwärts, und ihr Rahmen ächzte, als sie wie ein Schatten, der ins Licht schlüpfte, aus der Gasse fuhr.
Von den unheimlichen, gespenstischen Pferden gezogen, deren Mähnen in einem blauen, überirdischen Licht schimmerten, veränderte der Anblick der Kutsche sofort die Atmosphäre auf der Straße.
Kopfgeldjäger und Abenteurer, die zuvor untätig oder wachsam gewesen waren, wichen bei ihrer Annäherung zurück.
Selbst die erfahrenen Dämonenjäger, gekleidet in schwarze Rüstungen und umhüllt von kalter Autorität, traten instinktiv beiseite.
Der Anblick solcher Bestien und einer solchen Kutsche konnte nur eines bedeuten: Der Insasse war entweder extrem mächtig oder gehörte zu einem der hochadeligen Clans.
Und niemand war so dumm, das auf die Probe zu stellen.
Im Inneren griff Ethan nach der eleganten Blumenvase, die in der Mitte der Kabine stand.
Es war ein wunderschönes Stück mit blassblauen Runen an den Seiten, und als er es berührte, schimmerte das Artefakt und die Wände der Kutsche wurden durchscheinend und gaben den Blick auf die Außenwelt frei, ohne die Privatsphäre der Kabine zu beeinträchtigen.
Während die Kutsche sanft und gleichmäßig vorwärts rollte, beobachteten die drei schweigend die weitläufige Stadt durch die magisch veränderten Wände.
Majestätische Bögen, hohe Türme, leuchtende Dämonenlaternen und blutrote Banner mit brennenden Totenköpfen zeichneten ein lebhaftes Bild von Opulenz, das von Bedrohung durchzogen war.
Der Wind trug schwache Spuren von gewürztem Fleisch, brennendem Weihrauch und kaltem Eisen mit sich.
Die dunkle Kutsche glitt weiter und nahm Kurs auf die großen Ausfahrtstore dieser berüchtigten Dämonenstadt, die tief in den Wilden Dämonenlanden lag.
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Im prächtigsten Raum des größten Bordells im dekadenten Herzen der Stadt Vord knarrte das verzierte Bett heftig unter dem Gewicht der sündigen Aktivitäten, die sich darauf abspielten.
Ein massiver rothaariger Dämon ritt wütend auf der wertvollsten Prostituierten des Etablissements.
Der Baldachin über ihnen zitterte bei jedem seiner brutalen Stöße, während das knurrende Gesicht des Dämons sich vor einer Mischung aus brodelnder Wut und nagender Zweifel verzerrte, als er mit rücksichtsloser Aggression in sie eindrang.
Die Sonnenelfenfrau unter ihm zuckte bei jeder Bewegung zusammen, während ihr goldenes Haar sich über seidige purpurrote Laken ausbreitete.
Ihre strahlenden und ätherischen Züge, die einst makellos und gelassen waren, waren nun von Schmerz und kaum verhüllter Verbitterung gezeichnet.
Ihre Gedanken waren voller Wut, doch ihre Lippen blieben stumm.
Sie wusste, dass dies keine Leidenschaft war, sondern eine Strafe.
Nachdem sie jahrelang in dieser Stadt versklavt war, hatte sie sich schon an ihr Leben gewöhnt und war dank ihrer Fähigkeiten zur Lustbefriedigung zur besten Prostituierten im größten Bordell dieser riesigen Stadt aufgestiegen.
Aber selbst sie war total genervt von seiner Wut, die in jeder seiner Bewegungen zu spüren war, während er mit seiner Frustration wie mit einem Kriegstrommel auf sie einschlug.
Ihre zarten, blassen Hände krallten sich in die Laken, und ihr Körper spannte sich bei jedem wütenden Stoß an, während sie innerlich kochte.
Wie kann er es wagen, mich so zu benutzen, um seine Wut zu stillen? Ich bin die beste Prostituierte dieser Stadt, um Himmels willen.
Sogar die Herzöge mögen mich so sehr, aber dieser Dämon wagt es! Ich werde ihn dafür bestrafen lassen, dass er mich so leiden lässt.
Aber der Rohling – kein anderer als Declan, der arrogante Dämonenabenteurer, der einst stolz vor Ethan in der Abenteurergilde gestolziert war, bevor er von ihm öffentlich gedemütigt worden war – versank nicht nur in Wut.
In seinem Kopf tobte ein Sturm widersprüchlicher Gedanken.
Er biss die Zähne zusammen, nicht vor Vergnügen, sondern wegen des bitteren Geschmacks der Unentschlossenheit, der wie Galle auf seiner Zunge lag.
Sein verhasster Feind, nein, dieser verdammte Vampir-Bastard, war jetzt mit einem Kopfgeld versehen.
Eine Belohnung von fünfzigtausend höllischen Goldmünzen oder ein gleichwertiges Vermögen in Feuerkristallen erwartete denjenigen, der ihn lebendig auslieferte.
Das war Declans Chance – sein Moment der Erlösung.
Die Schande wegzuwischen, seinen Stolz zurückzugewinnen und zu sehen, wie dieses kalte, ärgerliche Lächeln in Ketten gelegt und durch den Dreck gezogen wurde.
Aber jedes Mal, wenn er sich vorstellte, wie er diesen Jungen in die Enge trieb, erinnerte er sich an den vernichtenden Druck und die seelenzerstörende Aura, die Ethan während des kurzen Willenskampfs ausgestrahlt hatte.
Die Plakate, die in der Stadt hingen und behaupteten, dass die Stärke des Gesuchten an der Spitze des Elementar-Meeresmagierreichs liege, waren voller Lügen.
Declan hätte fast gelacht, als er das las.
Lügen. Alles Lügen.
Er umklammerte die Oberschenkel der Elfe fester und entriss ihr einen leisen Schrei, als Schmerz in ihren Gelenken aufblitzte.
Aber seine Gedanken waren nicht mehr bei ihr.
Niemand, nicht einmal der dümmste Dämon in dieser Hölle, würde glauben, dass Ethan nur so stark war.
Declan hatte diese Kraft am eigenen Leib gespürt – genauer gesagt, sein Handlanger hatte sie gespürt.
Dieser Junge war weit über das Niveau hinaus, das sie ihm zugeschrieben hatten.
Und genau das war das Problem. Diese rohe, unermessliche Kraft war es, die Declan lähmte.
Keine Wut, kein Gold und kein Ruhm der Welt konnten die Erinnerung an diesen erstickenden Druck auslöschen oder ihn davon überzeugen, dass es so einfach sein würde, Ethan zu stellen und lebend zu fangen, wie sie behaupteten.
Plötzlich, gerade als Declan mit dem Strudel der Unentschlossenheit in seinem Kopf rang, hallte ein scharfes Klopfen durch den schwach beleuchteten Raum.
Aber seine Gedanken waren zu laut und seine Frustration zu groß, sodass das Klopfen vom Chaos in seinem Kopf übertönt wurde.
So blieb er in seiner Trance aus Lust und Frustration unbewusst und unbeeindruckt.