Perspektive einer dritten Person
Sie rümpfte die Nase, als sie die unanständigen Essgewohnheiten der anderen Gäste beobachtete.
Sie warf einen Blick auf Velcy und konnte ihren Augen kaum trauen: Die sah total begeistert aus.
Die kleinen Augen des Mädchens huschten neugierig umher und sie schien von dem barbarischen Spektakel, das sich vor ihnen abspielte, völlig unbeeindruckt zu sein.
Virelle konnte nicht verstehen, wie jemand so zart und fröhlich von einer so ungehobelten und ungezähmten Umgebung so angezogen sein konnte.
Sie setzten sich an einen langen, stabilen Holztisch, der direkt neben der Glaswand stand und ihnen einen guten Blick auf den Kochvorgang bot.
Der Tisch war sauber und stand in starkem Kontrast zu der rauen Umgebung.
Er war sogar mit kleinen Zierpflanzen geschmückt, die der ansonsten rustikalen Atmosphäre einen überraschenden Hauch von Eleganz verliehen.
Ethan wandte seine Aufmerksamkeit der Dunkelelfe Aurae zu, schenkte ihr ein warmes, einladendes Lächeln und deutete dann auf den Stuhl ihm gegenüber.
„Ich lade euch ein“, sagte er freundlich.
„Bitte, setzt euch. Betrachtet es als kleines Zeichen meiner Dankbarkeit für all die Hilfe und Unterstützung, die ihr uns heute gegeben habt.
Ihr habt euch mehr als einmal für uns eingesetzt, und jetzt bietest du uns erneut deine Hilfe an.
Lass mich mich mit einem guten Essen revanchieren.“
Aurae lächelte sanft und ihre bläulich-violetten Augen funkelten im schwachen Licht, als sie die Einladung annahm.
Anmutig nahm sie den Platz neben Virelle ein.
Ihre Bewegungen waren mühelos und elegant, trotz des starken Kontrasts zwischen ihrem eleganten Auftreten und der rauen Umgebung, in der sie sich befanden.
Bald näherte sich ein hochgewachsener Ork in einer schlecht sitzenden Kellneruniform, die seinen massigen Körper kaum bedeckte, ihrem Tisch.
Seine mächtigen Arme spannten sich unter dem Stoff und seine schweren Schritte ließen den Holzboden leicht knarren.
Mit rauer, fast kehlig klingender Stimme fragte er:
„Was möchtet ihr bestellen?“
Ethan lehnte sich leicht zurück und deutete auf Velcy, die bereits in die Speisekarte vertieft war, die auf dem Tisch ausgebreitet lag.
Ihre Augen leuchteten vor Aufregung, als sie schnell auf das einschüchternde Bild des blutroten Krokodils auf der Speisekarte zeigte.
Neugierig beugte sich Ethan vor und überflog die Beschreibung, nur um dann überrascht die Augenbrauen hochzuziehen, als er den atemberaubenden Preis sah.
Ein Infernal Blood Crocodile der Stufe 3 Preis:
– 50 Elementarkristalle der hohen Stufe
– 5.000 Elementarkristalle der niedrigen Stufe
– 500 Elementarkristalle der mittleren Stufe
– 5.000 imperiale Infernal-Goldmünzen
Hinweis: Die Zahlung kann in jeder der drei Währungen erfolgen.
Ethans Lippen zuckten leicht bei dem unglaublichen Preis.
Seine Gedanken schweiften zurück zu dem brutalen Dämon Declan, der arrogant damit geprahlt hatte, das Schwarze Drachensäbel für hundert hochwertige Feuerelementarkristalle erworben zu haben.
Doch hier auf diesem geschäftigen Marktplatz kostete ein einfaches Krokodil, wenn auch ein außergewöhnliches, nur die Hälfte davon.
Das war nicht nur eine teure Mahlzeit, sondern auch ein Zeichen von Reichtum und einer Art von Luxus, der den oberen Schichten der Stadtelite vorbehalten war.
Sein anfänglicher Schock ließ jedoch nach, als er sich an die Natur dieser Kreatur erinnerte.
Es war nicht irgendein Tier, sondern hatte die Kristallformation erreicht, was seinen Wert verständlich machte.
Mal sehen … vielleicht hält diese Mahlzeit aus einem magischen Tier der dritten Klasse einige unerwartete Überraschungen bereit.
—
Bald darauf wurde ein riesiges rundes Tablett, das von vier stämmigen Ork-Männern mühsam getragen wurde, an ihren Tisch gebracht.
In dem Moment, als es ankam, erfüllte ein betörender Duft den ganzen Speisesaal, während dichter Dampf aus dem frisch gebratenen Krokodil aufstieg.
Der reichhaltige, berauschende Duft exotischer Gewürze vermischte sich mit der natürlichen Essenz des Höllischen Blutkrokodils und ließ selbst die wildesten und ungebärdigsten Gäste innehalten.
Es wurde still in der ausgelassenen Menge.
Die Dämonen, die zuvor noch hemmungslos geschlemmt hatten, saßen nun wie erstarrt da und starrten auf das extravagante Mahl.
Sie erkannten sofort das Tier, das mit seiner tiefroten, verbrannten Haut und seinen messerscharfen Zähnen, die noch leicht glänzten, auf dem Tablett lag.
Es war eine Kreatur, die viele in Angst und Schrecken versetzt hatte und für die niedrigrangigen Kämpfer eine legendäre Bestie war, doch nun wurde sie auf einem Teller serviert.
Ihre Augen funkelten neugierig, ungläubig und sogar ein bisschen neidisch, als sie sich Ethans Gruppe zuwandten.
Der Preis für eine solche Delikatesse entsprach dem Lebensverdienst vieler Abenteurer des Eisen- und Stahlrangs, und die meisten dieser Dämonen standen finanziell nicht viel besser da als sie.
Velcy sabberte fast bei diesem Anblick, während Ethan das nahende Mahl mit großem Interesse beobachtete und mit seinen scharfen Augen jedes Detail registrierte.
Doch gerade als das riesige Tablett auf ihren Tisch gestellt werden sollte, tauchte die Orkfrau von vorhin wieder auf.
Diesmal wurde sie von einem hochgewachsenen, gepanzerten Ork-Krieger begleitet, dessen bloße Anwesenheit allein schon ausreichte, um geringere Wesen erzittern zu lassen.
Mit einem höflichen, aber bestimmten Lächeln sprach sie mit geübter Leichtigkeit:
„Entschuldigung, aber für eine Mahlzeit dieser Qualität benötigen wir mindestens die Hälfte des Betrags im Voraus.
Den Rest könnt ihr bezahlen, wenn ihr fertig gegessen habt.“
Ethans Blick wanderte zu dem schwer gepanzerten Ork, der neben ihr stand.
Er wirkte wie ein stiller Vollstrecker, der potenzielle Streitigkeiten im Keim ersticken sollte.
Ein leises Lachen grollte in seiner Brust.
Er durchschaute die Taktik, dass es sich hierbei nicht nur um eine Regel handelte, sondern um eine kalkulierte, subtile Einschüchterung.
Ethan blieb still und sah ganz ruhig aus, als er fünfundzwanzig hochwertige Dunkle Elementarkristalle herausholte und auf den Tisch legte.
Die Augen der Orkfrau funkelten beim Anblick der wertvollen Währung und sie konnte ihre Aufregung kaum verbergen.
Obwohl sie die Kristalle mit geduldiger Zurückhaltung einsammelte, bemerkte Ethan leicht die hastige Eile in ihren Bewegungen, da diese Kristalle weitaus wertvoller und begehrter waren als jede andere Form der Bezahlung.
Mit einem scharfen Zeichen ihrer dicken Arme gab sie ihren Arbeitern ein Zeichen, und das massive Tablett wurde vorsichtig auf den langen Tisch vor ihnen gestellt.
Virelle wandte instinktiv den Kopf ab, als das gehäutete und gebratene Wesen abgestellt wurde.